Kinowochenschauen und Auftragsproduktionen des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung 1945-1999
Inhaltliche Charakterisierung
Die Geschichte der Kinowochenschauen geht auf die Anfänge des Bewegtbildes zurück. Als wöchentliche Aktualitätenschau etablierten sie sich in den 1920er Jahren als festes Beiprogramm in den europäischen Kinos, wo sie vor dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt wurden. Im Zuge der Durchsetzung von Fernsehgeräten und mit ihnen der täglichen Fernsehnachrichten wurden die Kinowochenschauen in den 1970er Jahren obsolet. Weitere Informationen zur Geschichte der (Kino-)Wochenschauen erhalten Sie hier.
Die Digitale Filmothek des Bundesarchivs präsentiert Kinowochenschauen der Bundesrepublik Deutschland seit 1945 bis in die 1970er Jahre sowie Auftragsproduktionen des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung aus der Zeit zwischen 1945 und 1999 und stellt sie für die gewinnorientierte Auswertung sowie für die nicht gewinnorientierte Nutzung zu Bildungszwecken zur Verfügung.
Sie enthält im Einzelnen
die Kinowochenschauen:
- Welt im Film (369 Ausgaben, 1945-52)
- Welt im Bild (213 Ausgaben, 1952-56)
- UFA-Wochenschau / UFA-Dabei (1092 Ausgaben, 1956-68/1968-77)
- Neue Deutsche Wochenschau / Die Zeit unter der Lupe (kurz: Zeitlupe) (1022 Ausgaben, 1950-69)
sowie die für das Ausland produzierten Periodika:
- Deutschlandspiegel (1954-99)
- El Mundo al Instante (1962-92)
- O Mundo em Noticias (1965-79).
Darüber hinaus enthält sie ca. 400 Kultur- und Sonderfilme sowie in vorstehenden Filmen nicht verwendetes, zum Teil bereits gekoppeltes Restmaterial aus der (Auftrags-)Produktion des Bundespresseamtes.
Welt im Film / Welt im Bild
Die Welt im Film wurde noch vor der Kapitulation 1945 für den amerikanischen und britischen Sektor in London produziert (siehe auch Kapitel Entwicklung der Wochenschauen). Sie wurde zunächst nur in der amerikanischen Besatzungszone verbreitet, ab 1. August 1945 dann auch in der britischen Zone. Im September 1945 zog die Produktion in die von den Amerikanern besetzten Bavaria-Filmstudios in München um. Sam Winston, US-Filmoffizier, war zusammen mit britischen Filmoffizieren für die Wochenschau zuständig. Die British Film-Section in Hamburg mit Zweigstelle Düsseldorf lieferte Material aus der britischen Zone. Deutsche Kameraleute drehten unter anglo-amerikanischer Kontrolle.Nachdem die britische Seite nach und nach ihre Berichterstattung nach Hamburg verlegte, stellte sie ihre Arbeit an der Wochenschau am 1. Juni 1950 mit der 260. Folge komplett ein. Der Titel „Welt im Film“ wurde von den Amerikanern ab diesem Zeitpunkt für ihre in Deutschland stationierten Soldaten weiterverwendet. Diese Wochenschau lief bis 1951.
Da für 1952 kein Geld mehr im US-Außenministerium für die Produktion einer Wochenschau vorgesehen war, wurde ein neuer Produzent gesucht (Der Spiegel 27/1952). Ab August 1952 wurde stattdessen für das deutsche Publikum eine neue Wochenschau „Welt im Bild“ herausgegeben, welche durch die Neue Deutsche Wochenschau GmbH produziert und bis 1956 weitergeführt wurde. Der Nachfolger ist die „UFA-Wochenschau“, nachdem die Anteile daran vom Allianz-Verleih an die UFA (neu) gegangen waren.
Neue Deutsche Wochenschau / Zeitlupe
Nachdem die britische Besatzungsmacht 1949 aus der Wochenschau-Produktion ausgestiegen und das Wochenschau-Monopol der Alliierten zum Januar 1950 aufgehoben war, trat in diese Lücke die Neue Deutsche Wochenschau GmbH in Hamburg mit der eigenen Produktion die „Neue Deutsche Wochenschau“. Sie fusionierte 1951 mit der „Welt im Film“. Die Hauptthemen waren in den Gründungsjahren z.B. der Wiederaufbau, die Nürnberger Prozesse, der ´Kalte Krieg´, aber auch Alltag, Sport und Unterhaltung sorgten für das übergreifende Ziel der neuen Identitätsfindung nach dem 2. Weltkrieg (siehe auch Kapitel Entwicklung der Wochenschauen).In der Fachzeitschrift Film-Echo erschienen mehrmals Kritiken über die vier in Deutschland laufenden Wochenschauen. Die „Neue Deutsche Wochenschau“ bot demnach das breiteste und innovativste Spektrum mit stark innerdeutschen Themen (Situation im Ruhrgebiet, Flutkatastrophe in Hamburg, die Grenze zum Ostsektor, Streiks, Studentenrevolte etc.). Die Berichterstattung fokussierte aber auch über die Landesgrenzen hinaus und beleuchtete das Geschehen in Europa und der ganzen Welt (Atom-Versuche, Krise in Ungarn, Erkundung des Weltraums etc.).
Nachdem 1962/63 der Bavaria Filmverleih seinen Betrieb einstellte, der zuvor die „Neue Deutsche Wochenschau“ vertrieben hatte, ging der Verleih wieder auf die inzwischen neu gegründeten Schorcht Filmverleih über und erhielt den neuen Namen „Die Zeit unter der Lupe“ (kurz: Zeitlupe). 1969 wurde die Produktion der „Zeitlupe“ eingestellt, nachdem der Nora Filmverleih, der diese Wochenschau weiter vertrieben hatte, zusammengebrochen war.
UFA-Wochenschau / UFA-Dabei
Die UFA-Wochenschau wurde ab 1956 bei der Deutschen Wochenschau GmbH in Hamburg produziert und löste die „Welt im Bild“ ab (siehe Kapitel „Welt im Film/Welt im Bild“). Sie sollte sich durch eine nüchterne Berichterstattung sowohl von den Vorgängern der Einflussnahme der „Besatzungs-Wochenschau“ als auch von den effektheischenden „Reportage-Illustrierten“ abgrenzen. Der Name sollte außerdem an die goldenen 1920er Jahre anknüpfen, dem Ursprung der UFA.Mit der Wochenschau Nr. 600 am 23. Januar 1968 war die „UFA-Wochenschau“ noch ein letztes Mal umbenannt worden, in der Hoffnung sowohl die Kinobesitzer zum Abonnement als auch die Kinogänger zurück in die Vorführsäle zu locken. Sie erhielt den Namen „UFA-Dabei“ und richtete sich vorwiegend an die junge Generation. Musik, Stars, Mode, Freizeit, Kriminalberichte und alle Themen, die für junge Menschen interessant sein könnten, waren die neuen Inhalte dieser Wochenschau. Somit wurde auch über die 1968er Revolution intensiv berichtet. Aber auch Themengebiete wie der Contergan Prozess, die deutsche Entwicklungshilfe und die Mondlandung 1969 wurden zugeschnitten auf das junge Publikum produziert. Trotz der Vielfalt der Themen in den letzten Jahren und den immensen Bemühungen konnte die Wochenschau „UFA-Dabei“ dem Wandel der Medien und der Erwartung des Publikums nicht standhalten. Ende 1977 wurde die „UFA-Dabei“ endgültig eingestellt.
Deutschlandspiegel
Das Monatsmagazin „Deutschlandspiegel“ wurde von 1954 von 1999 vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (siehe Kapitel zum BPA) bei der Deutschen Wochenschau GmbH in Auftrag gegeben. Es diente vorrangig der Selbstdarstellung der Bundesrepublik im Ausland. Ab 1970 wurde diese Reihe in Farbe produziert.El Mundo al Instante / O Mundo em Noticias
Ebenfalls von der Deutschen Wochenschau GmbH produziert wurden die Auslandswochenschauen El Mundo al Instante (spanisch) und O Mundo em Noticias (portugiesisch). Der Bestand reicht von 1962 bis 1992 für El Mundo und von 1965 bis 1979 für O Mundo.Dokumentationen / Kulturfilme
Im Auftrag des Bundespresseamtes wurden zahlreiche Dokumentarfilme zu politischen und gesellschaftlichen Themen speziell für die Selbstdarstellung der Bundesrepublik im Ausland hergestellt. Insbesondere wurden die deutschen Bundeskanzler auf Reisen ins In- und Ausland begleitet, z.B. „Adenauer bei Kennedy“ 1961. Aber auch gesellschaftliche Themen wie „Bundeswehr zwischen Auftrag und Gesellschaft“ oder „Computer in der Medizin“ wurden in eigenen Filmen beleuchtet.Bestandsgeschichte
Die Kinowochenschauen und die Auftragsproduktionen des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung aus der Zeit von 1945 bis 1999 gelten als amtliche Überlieferung, da sie von der Deutschen Wochenschau GmbH als einem bundeseigenen Unternehmen sowie teils im Auftrag des Presse- und Informationsamts der Bundesregierung als Bundesbehörde hergestellt worden sind. Sie zählen daher auch in urheberrechtlicher Hinsicht zum Rechtebestand des Bundes.
Mit der gewerblichen Auswertung des Bestands war von 1990 bis 2013 die Deutschen Wochenschau GmbH Hamburg beauftragt. Seit Januar 2014 wird die gewinnorientierte Auswertung des Bestands durch die Transit Film GmbH in München wahrgenommen. Alle nichtgewinnorientiertes Auswertungsformen liegen beim Bundesarchiv.Erschließungsangaben
Die Grundlage für die unter Inhalte bereitgestellten Erschließungen bilden Werbematerialien der Deutschen Wochenschau GmbH. Sie enthalten in der Regel eine kurze Inhaltsangabe – für die Kinowochenschauen auf Beitragsebene –, zum Teil darüber hinaus zusätzlich Sprechertexte sowie Beschreibungen der Bildinhalte.
Für die Kinowochenschau Welt im Film (WIF) liegen zusätzlich auch englische Sprechertexte vor. Für El Mundo al instante und O Mundo em Noticias finden sich neben den spanischen bzw. portugiesischen Sprechertexten nur kurze Inhaltsangaben in deutscher Sprache.
Da es sich um zeitgenössische Texte handelt, enthalten sie teilweise heute nicht mehr gebräuchliche Begrifflichkeiten.
Der Gesamtbestand ist darüber hinaus durch Personen-, Orts- und Sachregister erschlossen.
Zitierweise
a) Zitierregel für Streaming-Dateien
[Titel des Filmwerks], Bundesarchiv, Bestand Film: [Videolink]
Beispiel:
Die Streaming-Datei der UFA-Wochenschau 414/1964 wird zitiert:
UFA-Wochenschau 414/1964, Bundesarchiv, Bestand Film:
http://www.filmothek.bundesarchiv.de/video/584604b) Zitierregel für Kopien (Filme, Ausschnitte, Standbilder)
Die für das Zitieren von Kopien maßgebliche Signatur wird bei der Auslieferung der Datei im Vorspann bzw. bei Standbildern im Bildrand angezeigt.
Beispiele:
Die Kopie des Films/eines Filmausschnittes/eines Standbildes aus der UFA-Wochenschau 414/1964 oder dem Film „Der 85. Geburtstag des Bundeskanzlers“ (1961) wird zitiert:
UFA-Wochenschau 414/1964, Quelle: Bundesarchiv, Bestand Film: F 001711
Der 85. Geburtstag des Bundeskanzlers, 1961, Quelle: Bundesarchiv, Bestand Film: F 002654Auswahlbibliographie
FUHRMANN, Hans-Peter, Ähnlichkeiten in der Form, aber Brüche bei den Konzeptionen. Die Wochenschauen in Deutschland 1939-1950, in: Johannes Roschlau (Hg.), Träume in Trümmern. Film-Produktion und Propaganda in Europa 1940-1950, München 2009, 23-34.
HOFFMANN, Kay, Wochenschau, in: HISTORISCHES LEXIKON BAYERNS, URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/artikel_46365 (Zugriff am 19.3.2014)
LEHNERT, Sigrun, Wochenschau und Tagesschau in den 1950er Jahren, Konstanz 2013.
ROEBER, Georg / JACOBY, Gerhard, Handbuch der filmwirtschaftlichen Medienbereiche, Pullach 1973.
SCHWARZ, Uta, Wochenschau, westdeutsche Identität und Geschlecht in den fünfziger Jahren, Frankfurt am Main 2002.
ZIMMERMANN, Peter (Hrsg.), Geschichte des dokumentarischen Films in Deutschland. 3 Bände, Stuttgart 2005.
Überlieferungsverweise
a) verwandte Schriftgutbestände im Bundesarchiv
B 145 Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Bundespresseamt / BPA)
(u.a. Akten über in Zusammenarbeit mit deutschen Wochenschauproduzenten hergestellte Informationsfilme 1950er bis 1970er Jahre, Akten zu der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland, Planung und Produktionskosten „Deutschlandspiegel“)B 106 Bundesministerium des Innern
(u.a. Besitzanteile an der Deutsche Wochenschau GmbH, aber auch Personalangelegenheiten, Wirtschaftsprüfung, Gründung, Rechtsfragen DW und NDW, Rückführung deutscher Wochenschauen und Filme aus den USA, Übertragung der Filmrechte der alten Deutschen Wochenschau GmbH i.L. und andere Filmrechte auf den Bund 1959-1969, Förderung der deutschen Wochenschauen (Entschließung des Dt. Bundestages vom 1.12.1967)B 126 Bundesministerium für Finanzen
(u.a. nationale Beteiligungen an der Deutsche Wochenschau GmbH und Rückerwerb von Anteilen durch den Bund)B 326 Abwicklungsstellen für Reichs- und Staatsvermögen
(u.a. Neue Deutsche Wochenschau GmbH, Hamburg, 1950-1954)B 115 Bundesvermögensverwaltung
(u.a. Deutsche Wochenschau GmbH Teilprivatisierung.- Veräußerung einer Beteiligung des Bundes an die UFA und die BAVARIA)B 136 Bundeskanzleramt
(u.a. Neue Deutsche Wochenschau GmbH.- Kapitalverhältnisse, Stützung durch Bundesmittel, Übertragung der Filmrechte der Deutschen Wochenschau GmbH, UFA-Entflechtung u.a. Deutsche Wochenschau GmbH, Hamburg, Liste der Aufsichtsrats- und Verwaltungsratsmitglieder in B 136/5904)B 102 Bundesministerium für Wirtschaft
(u.a. Abwicklung und Entflechtung des ehemaligen reichseigenen Filmvermögens, u.a. zu UFA-Wochenschau, Aufsichtsratsunterlagen Deutsche Wochenschau GmbH)b) weitere audiovisuelle Überlieferung
Bildarchiv/Digitales Bildarchiv des Bundesarchivs
Das Bundesarchiv verwahrt ca. 11 Millionen Bilder, Luftbilder und Plakate zur deutschen Geschichte. Erste Fotografien stammen aus dem Jahr 1860. Schwerpunkte der Überlieferung sind Bilddokumente zu Ereignissen und Personen. Im Digitalen Bildarchiv (https://www.bild.bundesarchiv.de/dba/de/) des Bundesarchivs befindet sich ein repräsentativer Querschnitt von über 200.000 Bildern. Fotos des Bundespresseamts sind hier ebenfalls enthalten.
