Sacherschließung
01. Streiflichter aus Deutschland
a. Lübeck: Marienkirche
Schwenk über Lübeck, total. Schwenk über die beschädigte Marienkirche. Beschädigtes Fundament. Pfeiler bröckelt ab. Sammlung für Hilfsfond für Wiederaufbau. Das Lübecker Holstentor.
(28 m)
b. München: Gewerkschaftler gegen Schwarzmarkt
Junge Leute kommen aus Gewerkschaftshaus. Schwarzer Markt. Junge Leute kleben Plakate an. Tod der Währung und verteilen Handzettel. Tätliche Auseinandersetzung mit Schwarzhändlern, die das Feld räumen.
(25 m)
02. Japan: Erdbeben zerstört fünf Städte
Luftaufnahmen der Zerstörung auf der Insel Hondo. Zerstörte Häuser in der Stadt Fukui. Bergung von Opfern. Verwundete auf Wagen. Obdachlose suchen in Trümmern.
(30 m)
03. Bilder aus aller Welt
a. Österreich: Bekämpfung von Pflanzenschädlingen mit DDT
Mit DDT gefüllte Bombe explodiert und verstreut DDT. DDT Bomben auf Kartoffelfeld vernichten Kartoffelkäfer. DDT auf Pflanzen.
(25 m)
b. USA: Schlauchrettungsboot
Schlauchboot pumpt sich automatisch auf. Boot wird zu Wasser getragen. Zwei Außenmotoren. Schlauchboot bei Probefahrt auf dem Michigansee.
(27 m)
c. Australien: Kängurus
Kängurus laufen und springen über Zäune.
(17 m)
04. Munsterlager: Die letzten Heimkehrer aus England
Heimkehrer steigen aus Zug. Sie gehen mit Pappkartons ins Lager. Ausstellung der Entlassungspapieren. Heimkehrer in Baracken. Heimkehrer besteigen LKW und fahren aus Lager.
(25 m)
05. Berlin antwortet
Flugzeuge auf dem Rhein Main Flughafen. Säcke werden verladen. Startendes Flugzeug. Zeitungsseite Tägliche Rundschau - "Sowjetunion übernimmt Versorgung der Bevölkerung ganz Berlins". Verschiedene Zeitungsausschnitte. "Beispiellose Großherzigkeit und Humanität". Stadtplan Berlin mit Zonen. Flugzeuge in Gatow. Transport von Bewohnern der Westsektoren aus Berlin bei Rückflug. Leute steigen in Flugzeug. Ankunft des Chefs der Royal Air Force, Luftmarschall Tedder in Berlin, halbnah. Englischer Pilot erhält von Berlinerin Blumenstrauß und Kuß. Kinder spielen im Olympia Stadion im Kreis und im Sand. Kinder beim gemeinsamen Essen. Versammlung auf dem Rudolf Wilde Platz. Menschen, bildfüllend. Es spricht Professor Edwin Redslob, O-Ton: "Es geht um geistige Freiheit, um persönliche Freiheit. Es geht um das Schicksal unserer Stadt, die wir lieben, weil sie sich behauptet, trotz all der vielen Formen, der wirklichen und der geistigen Lichtsperre, die uns bereitet werden, heißt unsere Antwort: Berlin bleibt hell." Es spricht der Schriftsteller Gerd Theunyssen, O-Ton: "Unsere Gegner haben sich als Feinde demaskiert und werden Feinde bleiben, solange sie die Vergewaltigungen des Leibes, des Geistes und der Seele mit einem Sozialismus rechtfertigen, der ein Hohn ist. Nieder mit der Volksdemokratie, es lebe die Demokratie." Verschiedene Redner; Hans Söhnker, Otto Stolz, Sprecher der Freien Berliner Studenten, Hertha von Gebhardt, Schriftstellerin, Heinrich Graf Luckner, Maler, Walter Karsch, Redakteur, Victor de Kowa, Günther Birkenfeldt, Schriftsteller, Reinhardt Hildebrandt, Vertreter der deutschen Widerstandsbewegung. Sprecher, O-Ton: "Ich bin glücklich, eben zu hören, daß die im Referat von Professor Redslob gehuldigte Luise Schröder drüben an der Ecke als Zaungast steht. Ich bitte nun, meine Verehrtesten, bahnen Sie ihr in der Mitte zur Straßenecke rüber eine Gasse für Luise Schröder." Luise Schröder geht durch Menschenmasse. Luise Schröder spricht, O-Ton: "Meine lieben Berliner und Berlinerinnen. Wie selten eine Stadt und selten ein Volk in der Geschichte, befindet sich heute Berlin in der Not. Ihnen, meine lieben Berliner und Berlinerinnen, danke ich, daß Sie alles, was in diesen Wochen über Sie verhängt wird, hinnehmen in dem Bewußtsein: Berlin kämpft für Deutschland, Deutschland verläßt Berlin nicht und Berlins und Deutschlands Demokratie kämpft für die Welt."
(184 m)
Sprechertext
01. Streiflichter aus Deutschland:
a. Marienkirche, Lübeck
Lübeck kämpft um sein ehrwürdiges Wahrzeichen, die St. Marienkirche.
Vor 700 Jahren erbaut, wurde das berühmte Denkmal nordischer Backsteingotik im Krieg durch Brand verwüstet. Das kostbarste Kunstwerk, der Memling-Altar, blieb erhalten.
Die 40 Meter hohen Gewölbe gerieten in Bewegung. Regenwasser drang durch die Gruften der Kirche bis unter die Fundamente, die Pfeiler sind brüchig oder geborsten, St. Marien droht einzustürzen. Mit Sammlungen und dem Verkauf von Medaillen aus dem Schrott der abgestürzten Glocken versucht Lübeck, Geldmittel für die Rettung des gewaltigen Bauwerkes zu erzielen. Lübecks grösster Sohn, Thomas Mann, stellte bereits seine Einnahmen aus Deutschland dem Hilfsfond zur Verfügung.
b. Schwarzmarkt, München
"Schluss mit dem Schwarzen Markt" - nach dieser Parole handelte eine Gruppe Münchner Gewerkschaftler. Durch eine freiwillige Aktion-gegen Schwarzhändler wollen sie ihre neue Währung schützen. Hier wird noch schwarz gehandelt. Und hier greifen auch die Gewerkschaftler ein. Zunächst mit wirkungsvollen Plakaten und Handzetteln. Manche Schwarzhändler nehmen diese Aktion auf die leichte Schulter- andere erkennen den Ernst der Lage ... denn es gibt auch handfestere Argumente.
Schliesslich räumen die Schwarzhändler das Feld.
Gewerkschaft gegen Schwarzmarkt - 1 : 0 für die Arbeitenden.
02. Japan:
Erdbeben zerstört fünf Städte
Die japanische Insel Hondo wurde von einer schweren Erdbeben-Katastrophe heimgesucht. Fünf Städte, darunter Fukui, das Zentrum der Seidenindustrie, wurden fast völlig zerstört. Spring-fluten und Brände folgten dem Beben. Über 5.000 Tote und etwa 8.000 Schwerverletzte konnten bisher geborgen werden. Zahllose Opfer liegen noch unter den Trümmern begraben. Ein erheblicher Teil der Seidenproduktion wurde vernichtet.
Eingestürzte Brücken und Tunnels, zerstörte Elektrizitäts- und Wasserzufuhr erschwerten die Rettungsarbeiten, die von amerikanischen und japanischen Hilfsabteilungen sofort begonnen wurden. Tausende von Obdachlosen suchen in den Trümmern der verwüsteten Stadt nach vermissten Angehörigen und den Resten ihrer Habe.
03. Bilder aus aller Welt:
a. DDT Bomben
In Österreich wurde ein neues Verfahren gegen Pflanzenschädlinge ausprobiert. Raketen werden mit dem berühmten Desinfektionsmittel DDT gefüllt und je nach Bedarf am Boden oder in der Luft zur Explosion gebracht. Das Desinfektionsmittel verteilt sich auf diese Weise gleichmässig über die von Schädlingen befallenen Pflanzen.
In Obst- und Gemüsegärten und auch im Kampf gegen den Kartoffelkäfer wird diese Methode mit Erfolg angewendet.
Kleinraketen nach Art der Feuerwerk-Frösche bewirken eine vollkommene Desinfektion der befallenen Felder.
b. Schlauch-Rettungsboot, USA
In Amerika wurde ein neuartiges Rettungsboot erprobt. Ein Rück an der Reissleine, und das Schlauchboot pumpt sich mit Hilfe eines eingebauten Motors automatisch auf.
In wenigen Minuten wird aus der Hülle ein seetüchtiges Boot. Es soll vor allem bei Notlandungen von Flugzeugen auf dem Wasser Verwendung finden. Man kann es auch von Flugzeugen aus abwerfen, um im Wasser treibende Schiffbrüchige zu retten.
Zwei Aussenbordmotoren geben dem Boot die nötige Geschwindigkeit, eine Navigationsanlage macht es seetüchtig.
Das Rettungsboot bietet 20 Mann eine sichere Zuflucht.
Die erste Probefahrt auf dem Michigan-See verläuft zur vollsten Zufriedenheit.
c. Kängurus, Australien
Am Vorabend der Olympiade zeigen australische Kängurus, wie man als Zweibeiner die schwierigsten Hindernisse in vollendeter Form nimmt.
In freier Wildbahn lassen die Kängurus ehren enormen Sprungtalenten freien Lauf.
Hoppla ...
Eine bisher ungeschlagene Rettungsmannschaft im Massensprung über die Hürden.
Schade, dass es keine Känguru-Olympiade gibt.
04. Die letzten Heimkehrer aus England
Die letzten 450 Heimkehrer aus britischer Kriegsgefangenschaft haben England verlassen und treffen in Munsterlager in Westfalen ein.
Das kleine Gepäck - alleswährend der Gefangenschaft ersparte und erworbene Sachen - haben sie bei sich. Das grosse wird auf Lastwagen zum Entlassungslager befördert.
Und dann werden die letzten Formalitäten erfüllt. Einige kauften sich von ihrem ersparten Geld Flugkarten und flogen in ihre blockierte Heimatstadt Berlin. Viel Glück zur Fahrt in die Heimat.
20.000 Kriegsgefangene sind freiwillig als Arbeiter in England geblieben, alle anderen befinden sich jetzt auf deutschem Boden. England hat keine deutschen Kriegsgefangenen mehr.
06. Berlin, steht nach wie vor im Mittelpunkt des Weltinteresses. Hier der neueste Bildbericht direkt aus Berlin
Berlin antwortet
Der 26. Tag der Blockade Berlins war für die Männer und Maschinen, die die Luftbrücke nach Berlin befliegen, wie jeder andere. Auf dem Frankfurter Rhein-Main-Flughafen herrschte, wie auf den anderen Landeplätzen der Westzonen, wie gewöhnlich ein reger Betrieb. Dann kam eine höchst ungewöhnliche Ankündigung: Moskau hatte sich nach 26 Tagen endlich an Berlin erinnert. Die Russen bezeichneten ihr Angebot als einen Akt beispielloser Humanität und Grossherzigkeit. Die Berliner kalkulierten: 100.000 Tonnen Lebensmittel versprechen uns die Russen, 75.000 Tonnen schulden sie uns aber noch, Ergebnis ganze 25.000 Tonnen - und nur im russischen Sektor zu kaufen. Die ohnehin schon müden Hausfrauen machten sich die seltsamsten Vorstellungen von ihren zukünftigen Einkaufswegen: von Charlottenburg nach Lichtenberg, von Zehlendorf nach Pankow und von Reinickendorf nach Treptow. Und sie hielten es nach wie vor mit der Luftbrücke, die ihre täglichen Rationen näher an die Haustür brachte. Denn eins ist den Berlinern klar: die westlichen Alliierten und ihre Flugzeuge sind die beste Garantie gegen den Hunger. Keine Geste der Sowjets konnte z.B. mit Gatow wetteifern, als dieses englische Flugfeld seine bisher arbeitsreichste Woche begann. Die Engländer verliehen der Luftbrücke eine neue Note: sie begannen, tausende der Einwohner der Westzonen, die durch die russische Blockade in Berlin gestrandet waren, nach Hause zu fliegen. Interzonenpässe sind in jeder Höhe gültig. Die sogenannten Rosinenbomber werden auf dem Rückflug nach Hannover zu Passagierflugzeugen.
Eine der Maschinen bringt den Chef der Royal Airforce, Luftmarschall Tedder zu Besprechungen mit der britischen Militär-Regierung nach Berlin.
Und dann eine kurze Pause in der täglichen Arbeit für einen der englischen Piloten ein Blumenstrauss und ein Kuss, beides überreicht von einer jungen Wilmersdorferin als Zeichen des Dankes an alle die Männer, die der Stadt Hilfe bringen. Endlich hielt auch der Sommer seinen Einzug in Berlin und weder Blockade noch politische Krise können diese Kinder der Westsektoren davon abhalten, ihn zu geniessen. Im Olympia-Stadion begannen 800 Charlottenburger Kinder ihre grossen Ferien. Sonne, Spiele und ein warmes Mittagessen. Ein kleiner willkommener Ausgleich für diese von sowjetischen Sanktionen gequälte Stadt.
Und nun die Erwachsenen: sie erheben immer wieder ihre Stimme für die Freiheit. Die grösste Versammlung der Woche überfüllte den weiten Rudolf-Wilde-Platz vor dem Schöneberger Rathaus. Eine Protestkundgebung des geistigen Berlin unter dem Motto "Geistige Freiheit - persönliche Freiheit". Der Verleger Lothar Blanvalet eröffnete die Kundgebung und führte den ersten Redner, Professor Edwin Redslob, ein
Ton Redslob "Es geht um geistige Freiheit, persönliche Freiheit, Es geht um das Schicksal unserer Stadt, die wir lieben, weil sie sich behauptet, trotz all der vielen Formen, der wirklichen und der geistigen Lichtsperre, die uns bereitet werden, heisst unsere Antwort: Berlin bleibt hell".
Danach sprach der Schriftsteller Gerd Theunyssen:
"Unsere Gegner haben sich als Feinde demaskiert und werden Feinde bleiben, solange sie die Vergewaltigungen des Leibes, des Geistes und der Seele mit einem Sozialismus rechtfertigen, der ein Hohn ist. Nieder mit der Volksdemokratie, es lebe die Demokratie"
Andere, die für Berlin antworteten, waren der Schauspieler Hans Söhnker, Otto Stolz, Sprecher der freien Berliner Studenten, die Schriftstellerin Hertha von Gebhardt, der Maler Heinrich Graf Luckner, der Redakteur Walter Karsch, der Schauspieler Viktor de Kowa, der Schriftsteller und Redakteur Günther Birkenfeldt und Reinhardt Hildebrandt als Vertreter der deutschen Widerstandsbewegung. Und plötzlich eine Unterbrechung im Programm:
Ton Blanvalet "Ich bin glücklich, eben zu hören, dass die im Referat von Professor Redslob gehuldigte Luise Schröder drüben an der Ecke als Zaungast steht. Ich bitte nun, meine Verehrtesten, bahnen Sie ihr in der Mitte zur Strassenecke rüber eine Gasse für Luise Schröder."
Ton Luise Schröder
"Meine lieben Berliner und Berlinerinnen. Wie selten eine Stadt und selten ein Volk in der Geschichte befindet sich heute Berlin in der Not. Ihnen, meine lieben Berliner und Berlinerinnen danke ich, dass Sie alles, was in diesen Wochen über sie verhängt wird, hinnehmen in dem Bewusstsein: Berlin kämpft für Deutschland, Deutschland verlässt Berlin nicht und Berlins und Deutschlands Demokratie kämpft für die Welt".
Personen im Film
Birkenfeldt, Günther ; Gebhardt von, Hertha ; Hildebrandt, Reinhardt ; Karsch, Walter ; Kowa de, Victor ; Luckner, Heinrich ; Redslob, Edwin ; Söhnker, Hans ; Schröder, Luise ; Stolz, Otto ; Tedder ; Theunyssen, Gerd
Orte
Lübeck ; Berlin ; Munsterlager ; München ; Japan ; Österreich ; USA
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bahnhöfe ; Heimkehrer, Umsiedler, Aussiedler ; Katastrophen ; Kinder ; Nachrichten, Nachrichtenwesen ; Schädlinge und Schädlingsbekämpfung ; Schiffahrt ; Städte ; Tiere (außer Hunde) ; Bauwerke ; Krieg, Kriegsgefangene ; Küsse, Kussszenen ; Landkarten ; Währung ; Flugzeugwesen, Flugwesen ; Luftaufnahmen ; Aufbau ; Gedenktage, Jubiläen, Geburtstage ; Gewerkschaften ; Berlin-Blockade ; 19 Findbuch Welt im Film
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