Sacherschließung
01. Rom: Feierliche Inthronisierung von Papst Johannes XXIII.
Zeitungsschlagzeilen von dem Ereignis. Ehrenkompanien der italienischen Streitkräfte marschieren auf. Der Petersplatz voller Menschen. Hunderttausende warten. Menschen bildfüllend. Nonne, groß, betet Rosenkranz. Gesichter alter und junger Menschen, groß. Papst Johannes Xxiii. erscheint auf Loggia und setzt sich auf Thron. Leute winken und knien nieder. Johannes Xxiii. segnet die Menge.
(40 m)
02. London: Parlamentseröffnung durch Königin Elizabeth (zum 1. Mal gefilmt)
Aufschlüsselung aus NDW 458/5: In Kutsche fährt Königin Elizabeth zum Parlamentsgebäude. Saaldiener durchsuchen symbolisch das Gebäude nach Sprengkörpern und Attentätern. Tür öffnet sich, Elizabeth betritt neben Philip den Saal. Abgeordnete erheben sich. Elizabeth setzt sich auf Thron und verliest Thronrede O-Ton.
(34 m)
03. Moskau: Besuch des ägyptischen Verteidigungsministers Abdel Amer
Chruschtschow begrüßt Abdel Amer herzlich. Gewährung eines 400 Millionen Rubel Kredites zum Ausbau des Assuan Staudammes.
(32 m)
04. Moskau: Komsomol Gemälde Ausstellung
Boris Pasternak im Kesseltreiben der russischen Parteidoktrin. Gemälde der Ausstellung mit Motiven der Sowjetmenschen im Kampf, bei der Arbeit. Lenin-Bild. Riesengemälde.
(32 m)
05. Berlin: Besuch des Bundespräsidenten Heuss
Schloß Bellevue, der Amtssitz des Bundespräsidenten. Heuss besucht Flüchtlingslager und spricht mit Flüchtlingskindern und Erwachsenen. Festakt der Freien Universität zu ihrem 10jährigen Bestehen. Die Professoren marschieren ein. Heuss spricht. O-Ton: "Gewiss, es wäre Snobismus, von Herrn Pieck, Herrn Ulbricht und seinen Gefährten zu erwarten, dass sie mit Wilhelm von Humboldt sich einmal beschäftigt hätten. Aber es klingt wie ein Hohn, dass dieser Name eine Anstalt zu decken hat, in der die Autonomie des Geistes und der Forschung in ein dumpfes Kellergeschoß verbannt wurde".
(42 m)
06. Berlin mit französischen Augen gesehen
Zwei französische Wochenschaujournalisten in Berlin mit Kamera. Die Gedächtniskirche. Lebhafter Verkehr auf dem Kurfürstendamm. Verkehrspolizist regelt den Verkehr. Hansaviertel. Schild: Achtung Sie verlassen jetzt Westberlin. Trümmerhäuser. Werksoldaten bei Exerzierübung. Straßenschild Unter den Linden. Frau geht in Kellerwohnung. Trümmerfrauen schippen Schutt. Prachtbauten der Stalinallee. Sowjetdenkmal in Westberlin im gleichen Alter wie der Junge, der dieses Denkmal betrachtet.
(47 m)
07. Österreich: Skitraining am Weissensee
Schneeberge. Skinachwuchs trainiert mit dem Kandahar-Sieger von 1952 Fritz Huber. Abfahrt im Slalom. Sprünge.
(31 m)
08. Harlem: Japanische Judokaschule in Holland
Der japanische Botschafter in Holland eröffnet die 1. Akademie für Judoka, kniet nieder und verbeugt sich. Schaukämpfe. Junge kämpft gegen Mann und wirft ihn zu Boden. Schaukämpfe. Verteidigung gegen Mann mit Stock.
(21 m)
09. Zirkusartisten
Artisten bauen Stuhlpyramide. Gummimenschen verrenken sich. Jongleure. Salto auf Seil. Fahrradartisten. Sprung aus Zirkuskuppel auf Schulter von Drahtseilläufer.
(30 m)
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Berichte a. 4 Hauptstdt. Bln. Lond. Mosk.
Herkunft: Archiv
Krönung Papst Johannes XXIII
Kamera: Seib, Schüler
Parlamentseröffnung d. Queen i. Engld.
Herkunft: Pathe News
Abdel Amer (Ägypt.) i. Kreml
Herkunft: DEFA
Komsomol-Ausstellung in Moskau
Herkunft: DEFA
Reproduktion Pasternak
Kamera: Schüler
Heuss in Berlin (Bellvue, Flüchtlingslager, Anspr.: Freie Universit.)
Kamera: Pahl
Die geteilte Stadt, franz. Ber. ü. Bln.
Herkunft: Pathé Journal
Skitraining am Weißensee i. Österreich
Kamera: Grund, Hafner
Erste japan. Judoschule i. Holland
Herkunft: Polygoon
Chines. Zirkus i. Budapest
Herkunft: Hungaro
Moskauer Zirkus
Herkunft: DEFA
Schlussmarke
Sprechertext
Berichte Aus Vier Hauptstädten
Vier Hauptstädte stehen in der Berichtswoche im Blickpunkt unserer Kamera:
Berlin London Moskau und Rom
Mit den Augen der Welt:
Ein Festtag in London
Die ganze Welt nimmt in diesen Tagen an einem Ereignis teil, das in diesem Jahr zum ersten Mal aus dem Rahmen der exklusiven Tradition an die Öffentlichkeit getreten ist: die Eröffnung des englischen Parlaments durch Königin Elisabeth.
Während der Großlord die mit dreitausend Diamanten besetzte Krone bereitstellt, werden die Kellergewölbe des Parlaments symbolisch nach Sprengkörpern und Attentätern durchsucht. Dann erscheint die Königin.
Die englische Parlamentseröffnung zählt zu den prunkvollsten Zeremonien unseres modernen Zeitalters. Daß sie zum erstenmal gefilmt wurde, entspricht dem Willen zur Erneuerung des parlamentarischen Lebens in England ebenso wie der Absicht den Geist und das Ansehen eines freiheitlichen Parlaments in aller Welt zu verbreiten.
Mit Sowjetischen Augen:
Der Kurs des Kreml
Nicht nur in den Augen der Sowjets bedeutet der Besuch des ägyptischen Verteidigungsministers Abdel Amer einen Trumpf gegen den Westen, Mit einem selbstzufriedenen Lächeln gewährte der allgewaltige Chruschtschow einen 400 Millionen Rubel-Kredit zur Finanzierung des Assuan-Damms. Das amerikanische Nein vor zwei Jahren war der indirekte Anlaß zum Suezkrieg,
Im Kesseltreiben gegen den Dichter Boris Pasternak spiegelt sich die Unerbittlichkeit der sowjetischen Parteidoktrin. Kunst ist, was dem Kommunismus zu höherem Ruhm verhilft. In diesem Zusammenhang erscheint die gegenwärtige Komsomol-Ausstellung in Moskau fast wie eine bezeichnende Sammlung sowjetischer Argumente gegen den Künstler Pasternak und gegen die Kunst schlechthin.
Mit Unseren Augen:
Lebendiges Berlin
Schloß Bellevue, der künftige Amtssitz des Bundespräsidenten, war unter anderem das Ziel eines dreitägigen Besuches, der Professor Heuss nach Berlin führte. Es ist ein Besuch, dem gerade im Augenblick der von den Kommunisten aufgezäumten Wahloffensive eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Die Rundreise führte den Bundespräsidenten auch in die überfüllten Lager der Zonenflüchtlinge.
Der eigentliche Anlaß für den Berliner Aufenthalt war die Feier zum zehnjährigen Bestehen der Freien Universität. In seiner Ansprache erinnerte Professor Heuss an die große Tradition der ehemals freien Humboldt-Universitat, die heute in Ostberlin liegt.
"Gewiß, es wäre Snobismus, von Herrn Pieck, Herrn Ulbricht und seinen Gefährten zu erwarten daß sie mit Wilhelm von Humboldt sich einmal beschäftigt hätten, Aber es klingt wie ein Hohn, daß dieser Name eine Anstalt zu decken hat, in der die Autonomie des Geistes und der Forschung in ein dumpfes Kellergeschoß verbannt wurde."
Mit Französischen Augen:
Die geteilte Stadt
Mit französischen Augen gesehen, bekommt Berlin völlig neue Aspekte, Zwei Wochenschaukollegen aus Paris haben sich die geteilte Stadt vor die Linse genommen, und hier sind ihre mit gallischem Temperament durchsetzten Beobachtungen.
Die Bilder, denen wir in Westberlin begegneten, erscheinen fast wie ein verlockendes Werbeplakat für Lebendigkeit und Luxus. Der Akzent liegt auf dem Berliner Sprichwort: Uns kann keener - oder so ähnlich.
Westberlin ist geradezu ein Musterbeispiel für phantasievollen Urbanismus.
Ein plötzlicher Szenenwechsel bringt die Kehrseite der Medaille. Es ist ein messerscharfer Kontrast. Man sieht ihn, aber man begreift ihn nicht.
Man ist unter den Linden, und ein Franzose ist versucht zu sagen: Bonjour tristesse.
Das sind ebenfalls Berliner - Ostberliner - sie arbeiten schwer. Neben dem Muß regiert das Soll, und die Frau wird als Gewürz über dem staatlichen Eintopf einer salzlosen Planwirtschaft ausgestreut.
Wer gerne hinter die Dinge blickt, dem offeriert man die Straße der Privilegierten, die Stalinallee.
Und wenn man über eine einsame. Straße zurück in den Westen kehrt, erfährt man ganz beiläufig, daß dieses Sowjetdenkmal genau so alt ist wie dieser Junge, der es betrachtet,
Premierenstimmung
Im Schnee:
Deutschlands Wintersportler - oder zumindest ein beträchtlicher Teil davon - feierten Premiere, Am Weißensee in Österreich gingen sie ins Trainingslager, und der Kandahar-Sieger von 1952, Fritz Huber, übernahm die verantwortungsvolle Aufgabe, seine Schützlinge in Hochform zu bringen.
Im wesentlichen ist es der Nachwuchs, dem hier auf die Sprünge geholfen wird, denn neben den altvertrauten Skikanonen wie Lanig, Behr und Obermüller werden die kleineren Kaliber aus den Reihen der Jugend trainiert und ausprobiert.
Als Novemberbeitrag erfordert diese Premiere auf den Brettern zumindest unsere Anerkennung und ein achtunggebietendes "Imrnerhin".
Auf der Matte:
Premiere Nr. 2 startete Japans Botschafter in Holland. In der Nähe von Haarlem eröffnete er die erste Akademie für Judokas. Die edle Kunst, den Gegner mit seiner eigenen Kraft zu schlagen, wird hier bis zur höchsten Meisterschaft entwickelt Bei dieser Gelegenheit erfuhren wir auch, daß sich der Gegner nicht so sehr durch die körperliche als vielmehr durch die Lautstarke zu seinem Nachteil beeindrucken läßt.
In der Manege:
Premiere Nr. 3 fand in der Manege statt. Zusammen mit dem Winter kommen die Zirkusse ins Land. Und da den Sommer über wieder eine ganze Menge Sensationen reif geworden sind, haben wir es bei diesen Attraktionen mit einer Welturaufführung zu tun, mit brandneuen Nummern frisch aus dem Zirkuszelt.
Personen im Film
Abdel, Hakim Amer ; Chruschtschow, Nikita ; Elisabeth II. von England ; Heuss, Theodor ; Johannes XXIII. ; Lenin, Wladimir ; Pasternak, Boris ; Philip Mountbatten von Edinboroug ; Huber, Fritz
Orte
Moskau ; Berlin ; Ostberlin ; Rom ; London ; Haarlem ; Österreich
Themen
Sachindex Wochenschauen ; DDR ; Grenze DDR/BRD, Grenzen ; Hochschulwesen ; Judo ; Flüchtlinge ; Politische Veranstaltungen ; Religiöse Veranstaltungen ; Ski, Skilauf, Skispringen ; Skibob ; Skijöring ; Staatliche Besuche (innen) ; Städtebilder: Deutschland ; Trümmer ; Bauwerke ; Kunst ; Menschen ; Außenpolitische Veranstaltungen ; Architektur ; Ausstellungen ; Gedenktage, Jubiläen, Geburtstage ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
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