UFA-Wochenschau 183/1960 26.01.1960

01. London: Demonstrationen vor der deutschen Botschaft gegen antisemitische Ausschreitungen in der Bundesrepublik
Umzug mit Transparenten: Nazi Camp Survivors. 50000 Menschen, unter ihnen der Bischof von Southwark, ziehen an der deutschen Botschaft vorbei. Judenstern an Mantel.
(8 m)

02. Bonn: Carlo Schmid nimmt Stellung zur Judenhetze in Deutschland
Hakenkreuze an Wänden. Demonstration mit Transparent: Gegen den Rassenhass. An Denkmal "Den Opfern des Nationalsozialismus" Jugendliche mit Fackeln. Carlo Schmid O-Ton: "Nur indem wir jenes Finstere, das da und dort in unserem Volke noch sein Unwesen treibt, auflösen, werden wir es bannen. Freilich sollte man uns dabei auch von außen helfen: man sollte draußen nicht nur die Sudeleien sehen, sondern auch die Reaktionen der unzähligen Menschen, vor allen Dingen der unzähligen jugendlichen Menschen unseres Volkes. Diesen gilt es Mut zu machen; man darf diesen jungen Menschen nicht das Gefühl lassen, sie seien allein oder sie gehörten gar auch zu den Verfemten. Man sollte sich ihnen brüderlich gesellen. Geschieht dieses, dann werden auch bei uns die Gespenster weichen."
(27 m)

03. Vatikan: Adenauer bei Seiner Heiligkeit Papst Johannes XXIII
Adenauer wird zu Papst Johannes XXIII geleitet. Gespräche. Papst überreicht als Gastgeschenk Bild mit persönlicher Widmung. Adenauer küßt dem Papst beim Abschied die Hand. Gespräche in Rom mit dem italienischen Ministerpräsidenten Segni. (Themen: Abrüstung, west-östliche Gipfelkonferenz.) Adenauer verläßt das Haus. Wachsoldat grüßt.
(8 m)

04. Algerien: Schwere Unruhen gegen die französische Regierung
De Gaulle entläßt Fallschirmjägergeneral Massus. Massenunruhen in Algier als Folge der Maßregelung des Volkshelden Massus. "Hängt De Gaulle". Ausnahmezustand. Militär in den Straßen. 20 Tote und über 100 Verletzte des Aufstandes.
(21 m)

05. Washington: Unterzeichnung eines Sicherheitsvertrages zwischen USA und Japan
Eisenhower und der japanische Ministerpräsident Kishi und US-Außenminister Herter unterzeichnen Sicherheitsvertrag. Händedruck Eisenhower - Kishi.
(10 m)

06. Tokio: Demonstranten wollen Abreise Kishi nach den USA verhindern
Massengedränge auf dem Flugplatz. Kommunistische Studenten versuchen die Abreise von Ministerpräsident Kishi nach Washington zu verhindern. Flughafenrestaurant wird demoliert. Polizei greift ein. Handgemenge. Demonstranten werden festgenommen. Abreise Kishi.
(26 m)

07. Clever und Schussel: Keiltreibereien
Schussel nagelt Kiste zu mit einem nicht verkeilten Hammer. Clever macht darauf aufmerksam. Schussel hört nicht und holt weit aus zum Hämmern. Hammerkopf fliegt durch Fenster.
(26 m)

08. Faschingsvorbereitungen

a. Scherzartikel
Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen fertigen Scherzartikel. Klopapier wird genäht. Fliege aus Papier. Schneiden und Verpacken von Artikeln. Maskenherstellung in Lübeck. Glatzen. Ausweis mit Spiegel, Bierglas ohne Füllung, Lorgnon Ansteckblume.
(45 m)

b. Italien: Sexbombe Rosalina Neri
Rosaline Neri bei Phototermin mit tiefem Dekolleté.
(11 m)

c. Hamburg: Modeschülerinnen entwerfen Faschingsmode
Vorführung der Kostüme: Prinz, Pferd, Hummel, Sterntaler, Gespenster, Eule, Papagei, Spinnenfrau, Amor.
(36 m)

09. Inzell: Deutsche Meisterschaften im Eisschnelllauf auf dem Frillensee
Rennen im Nebel. Läufer stürzt in Kurve. Zielrichter mit Fahne. Es siegt Josef Biebl, München. Großaufnahme.
(20 m)

10. Cortina d'Ampezzo: Weltmeisterschaft im Zweierbob
Schlagbaum am Start geht hoch. Start und Rennen. Bob Deutschland I mit Franz Schelle und Otto Göbel gewinnen die Silbermedaille. Gold gewinnen die Titelverteidiger Monti/Alvera, Italien II.
(28 m)

11. Monte Carlo: Langstreckenrallye nach Monte Carlo von Madrid, Oslo, Warschau und Athen
Autoschild Rallye Monte Carlo. Startfahne senkt sich. Wagen fahren Tag und Nacht, durch Eis und Schnee, 3500 km. Fahrt durch Tunnel. Walter Schock und Beifahrer Rolf Moll auf Mercedes 220 Se bei Fahrt durch Bergpässe in Bergkurven Südfrankreichs. Arrivee. Dreifacher Sieg für Mercedes.
(41 m)

Titelmarke 7, 6

Demonstration vor d. Dt. Botschaft, London
Herkunft: Pathe News

Carlo Schmid spricht zur Judenhetze
Kamera: Starke

Adenauer b. Joh. XXIII, Rom
Herkunft: Attualita Cathol.

Unruhen in Algerien
Herkunft: Pathé Journal

Sicherheitsvertrag USA/Japan, Kishi in Washington
Herkunft: Metro

Demonstration geg. Abreise Kishis nach USA in Japan
Herkunft: Asahi News

"Keiltreibereien" m. Clev. u. Schussel

Scherzartikelherstellung und Verkauf
Kamera: Schüler

Sexbombe Roslina Neri
Herkunft: Sedi

Faschingskostüme d. Meisterschule f. Mode, Hamburg
Kamera: Schüler

Dt. Eislaufmeisterschaft, Frillensee b. Inzell
Kamera: Oelsner

Zweier-Bob-Weltmeisterschaft, Cortina d'Ampezzo
Kamera: Vlasdeck, Hafner

Monte-Carlo Rallye
Herkunft: Pathé Journal, Eclair

Schlussmarke 3, 1

Pakte und Proteste

London:
In London kam es zu neuen Protesten gegen die antisemitischen Ausschreitungen in der Bundesrepublik. An die 50tausend Menschen, unter ihnen der Bischof von Southwark, zogen schweigend an der Botschaft der Bundesrepublik vorbei.

Bonn:
In Bonn nahm Professor Carlo Schmid, der Vizepräsident des Bundestages zu den jüngsten Ereignissen Stellung:
"Nur indem wir jenes Finstere, das da und dort in unserem Volke noch sein Unwesen treibt, auflösen, werden wir es bannen. Freilich sollte man uns dabei auch von außen helfen: man sollte draußen nicht nur die Sudeleien sehen, sondern auch die Reaktionen der unzähligen Menschen, vor allen Dingen der unzähligen jugendlichen Menschen unseres Volkes. Diesen gilt es Mut zu machen; man darf diesen jungen Menschen nicht, das Gefühl lassen, sie seien allein oder gehörten gar auch zu den Verfemten. Man sollte sich ihnen brüderlich gesellen. Geschieht dieses, dann werden auch bei uns die Gespenster weichen."

Rom:
Im Vatikan kam es zur ersten Begegnung zwischen Bundeskanzler Adenauer und Papst Johannes XXIII. Als Erinnerung an diese über 40 Minuten dauernde Audienz überreichte der Heilige Vater dem Kanzler ein Bild mit persönlicher Widmung.

Algier:
Unmittelbar nachdem Staatspräsident de Gaulle den Fallschirmjägergeneral Massu seines algerischen Postens enthoben hatte, brachen in Algier blutige Unruhen aus.
Mit dem Schlachtruf "Hängt de Gaulle!" protestierten tausende gegen die Algerienpolitik der Regierung in Paris. Die Maßregelung des Volkshelden Massu zündete die Lunte am Pulverfaß, die erste Explosion kostete 24 Menschen das Leben, Militär wurde eingesetzt und der Ausnahmezustand verhängt.

Washington:
In Washington unterzeichneten der japanische Ministerpräsident Kishi, der amerikanische Präsident Eisenhower und sein Außenminister Heter einen Sicherheitsvertrag zwischen Japan und den USA.

Tokio:
So freundlich der Empfang in Washington war, so unfreundlich war einige Tage vorher die Verabschiedung in Japan. Auf dem Flugplatz von Tokio versuchten kommunistische Studenten, den Regierungschef an seiner Abreise zu hindern. Sie verbarrikadierten die Eingänge und demolierten das Flughafenrestaurant.
Die Kundgebungen im neujapanischen Demonstrationsstil konnten den Ministerpräsidenten jedoch nicht aufhalten. Er flog ungerührt ab.

Clever und Schussel
Ganz gefährliche Keiltreibereien

Vorbereitung zum Faschings-Endspurt
Ein Fasching oder Karneval ohne Masken und Scherzartikel? - Sie haben, recht, das ist kaum vorstellbar. Also lassen Sie uns einmal sehen, was uns dieses Jahr geboten wird.
Am besten gehen wir dazu nach Lübeck, das als Fabrikationsort von Scherzartikeln fast genauso bekannt geworden ist, wie als Marzipanstadt. In ernsthafter Heimarbeit werden hier jene Dinge hergestellt, die der Mensch im Fasching komisch findet und das nicht nur bei uns, sondern auch im Ausland. Hinein also ins nächste Fach- und Lachgeschäft. Es gibt tausend und eine Möglichkeit. Sie sind "Herzlich willkommen".
Das Angebot an Scherzen ist wirklich überwältigend und wie immer im Karneval stellt sich wieder einmal heraus, daß der Humor eine todernste Sache ist. Als lebendiger Scherzartikel machte Italiens Karnevalsbeitrag, Rosalina Neri, von sich reden.
Dabei wollte die plastische Rosalina nur zeigen, daß sie - physisch jedenfalls das Zeug zur Sängerin hat. Sie hat es, und sie hat mehr als das. Warum denn noch singen?
Nicht nur in den Kurven, sondern auch im Köpfchen haben es dagegen die Schülerinnen der Meisterschule für Mode in Hamburg. Beim Entwerfen und Schneidern von Faschingskostümen dürfen sie ihrer Phantasie einmal die Zügel schießen lassen. Wer sich so frei entfalten darf, fühlt sich natürlich pudelwohl.
Stilgefühl, guter Geschmack und Humor geben hier den Ausschlag, und wer etwa denkt. es sei nicht viel dahinter, der irrt sich. Manche dieser Schöpfungen sind für ihren bescheidenen Zweck eher zu anspruchsvoll.
Wie originell diese alte Eule auch ist, nicht jeder kann sich einen so großen Vogel leisten. Trotzdem: hier sind Anregungen in Hülle und Fülle und vielleicht ist auch speziell für Sie etwas dabei.

Sport der Woche

Inzell:
Auf dem nebelverhangenen Frillensee bei Inzell ging es um die Deutsche Meisterschaft im Eisschnellauf. Der entscheidende Vorsprung wird bei dieser Konkurrenz in den Kurven erzielt. Wer hier aus dem Tritt kommt, für den ist auch auf der Geraden nicht mehr viel zu holen.
Sicher und schwungvoll fegte der Münchener Josef Biebl über die Bahn. In drei von vier Läufen kam er zu deutschen Meisterehren und damit auf einen sicheren Platz in der Liste für Squaw Valley,

Cortina d'Ampezzo:
In Cortina d'Ampezzo hieß es "Schlagbaum hoch!" für die Weltmeisterschaft im Zweierbob. Auf einer ausgezeichnet vorbereiteten Bahn starteten 22 tollkühne Kufenritter zum Kampf um Zehntelsekunden.
Zum ersten Mal seit Jahren stieß ein deutscher Bob wieder zur Spitzengruppe vor. Deutschland I mit Schelle und Göbel belegte den zweiten Platz.
Unschlagbar waren auch diesmal wieder die italienischen Titelverteidiger Monti/ Alvera. Sie wurden zum vierten Mal Weltmeister im Zweierbob.

Monte Carlo:
In Madrid, Oslo, Warschau und Athen senkten sich die Startflaggen zur Internationalen Autorallye nach Monte Carlo. Über durchschnittlich 3 1/2 tausend Kilometer ging die Fahrt durch Eis, Schnee, Sturm und Regen, bei Tag und bei Nacht, bei Nacht und Nebel, über spiegelglatte und verwehte Straßen, durch Dörfer und Städte in Ost-West-Nord- und Südeuropa.
Die deutschen Fabrikate lagen durchweg gut im Rennen und für die Marke Mercedes wurde die Rallye ein triumphaler Erfolg. Walter Schock und sein Beifahrer Rolf Moll steuerten ihren 22.0 SE traumhaft sicher über die Bergpässe Südfrankreichs.
Von 298 gestarteten Wagen erreichten nur 148 das Ziel. Die schwerste Langstreckenprüfung der Welt endete mit einem dreifachen Sieg für das deutsche Mercedesteam.

Veröffentlichungsdatum:

26.01.1960

Produktionsjahr:

1960

Kameraführung:

Hafner, Anton; Oelsner; Schüler, Richard; Starke, Rainer; Vlasdeck, Willy

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; Eclair; Asahi News; Sedi; Attualita Cathol.; Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch