UFA-Wochenschau 206/1960 06.07.1960

01. Leopoldville: König Baudouin nimmt Abschied vom Kongo
Propellerflugzeug rollt aus. Afrikanische Soldaten präsentieren das Gewehr. Baudouin wird begrüßt. Afrikaner jubeln und winken. Baudouin fährt stehend in Wagen durch die Stadt. Baudouin an Rednerpult. Zuhörer stehen auf und klatschen.
(10 m)

02. London: Offizielles Debut des Ehepaares Armstrong - Jones
Das Royal Tournament Aufmarsch von Soldaten und Pferdewagen. Parade. Als Zuschauer Königinmutter Elizabeth und Prinzessin Margaret mit Anthony Armstrong-Jones.
(16 m)

03. Washington: Besuch des thailändischen Königspaares
König Bhumiphol und Königin Sirikit und Eisenhower steigen aus dem Wagen und stehen auf der Treppe des Weißen Hauses. Leute winken.
(5 m)

04. Eisenhower gibt Erfahrungsbericht seiner Fernostreise
Wagen fahren vor. Kameramann. Eisenhower O-Ton (Kommunist wird immer wie ein Kommunist handeln, ob er sich freundlich gibt oder feindlich).
(10 m)

05. Wien: Besuch Chruschtschow
Stadtbilder Wien, Fiakerkutschen. Der österreichische Adler. Rückblick: Chruschtschow wird in Ostberlin mit frenetischem Beifall gefeiert. Chruschtschow drohend an Rednerpult. Zeitungsleser in Wien. Kameramänner stehend auf Autodächern. Wolfgang Esterer interviewt Wiener: "Was denken Sie über den Chruschtschow-Besuch in Wien?" Verkehrspolizist: "I woas a net." Mann: "Ich muß meinen Autobus nehmen." Krankenschwester: "Mir sein jetzt international berühmt als Fremdenverkehrsstadt. Also müssen se alle herkommen." Kaffehausbesucher: "Man müßte eigentlich österreichisch sagen: Uns bleibt auch gar nichts erspart". Straßenbahnschaffner: "Da kann i gar nichts sagen." Anstreicher: "Dass er nicht einen Krieg bringen tut, sonst möcht ich gar nichts hör'n von ihm". Straßenbauarbeiter: "Am besten soll er hamfahrn". Junge Frau: "Soll lieber daham bleibn". Fiakerkutscher: "Für uns ist es ja kein Geschäft". Alte Frau: "Ich bin auf Besuch hier aus Ostdeutschland. Hoffentlich wird's was Gutes, dass er hier ist." Flughafen Wien. Roter Teppich wird ausgerollt. Ehrenformation tritt an. Flugzeug rollt aus. Salut. Ehrenformation präsentiert. Begrüßung durch Bundespräsident Scherf. Abschreiten der Front der Ehrenformation. Fahrt durch die Stadt. Vor der Gesellschaft für österreichisch-russische Freundschaft spricht Chruschtschow. Nina Chruschtschowa als Zuhörerin, groß. Chruschtschow spricht O-Ton. Großaufnahme. Angriffe gegen den Westen. Dolmetscher O-Ton: "Man hat mich schon so oft aufgenommen, dass wohl nicht viel Neues dabei herauskommt." Chruschtschow überreicht als Gastgeschenk Sputnik-Modell. In der Loge der Staatsoper "Die Zauberflöte". Chruschtschow begrüßt die Künstler auf der Bühne. Galaabend auf Schloß Schönbrunn. Bundespräsident Schärf begrüßt. Besuch bei Arbeitern in Florizdorf. Transparent: Herzlich Willkommen in deutsch und russisch. Begrüßung O-Ton: "Als Vertreter der Automobilfabrik erlaube ich mir, Sie, Ihre Gemahlin Frau Nina Chruschtschowa und alle Damen und Herren Ihrer Begleitung auf das herzlichste in unserem Betrieb zu begrüßen." Chruschtschow in der Menge der Arbeiter und an Rednerpult O-Ton: "Auf Wiedersehen! Freundschaft!"
(155 m)

06. Prag: Spartakiade
Stadtbild Prag. Massenvorführungen der Turnerinnen und Turner.
(20 m)

07. Bad Kissingen: Internationaler Lehrgang für Turmspringer
Turmspringer üben auf Trampolin und vom Turm, teils ZL.
(26 m)

08. Hamburg: Deutsches Galopp-Derby
Rennprogramm, groß. Start. Zuschauer mit Fernglas. Rennen. Horner Bogen. Einbiegen in die Zielgerade. Es führt Wicht. Plötzlich bricht das Pferd nach innen aus und verläßt die Bahn. Jockey Albert Klimscha kreuzt nach innen mit Ares. Ares stürzt. Rennen ZL. Alarich unter Jockey Paul Fuchs, Gestüt Röttgen, rennt als Sieger durchs Ziel. Zuschauerin lächelt, groß. Alarich erhält Siegerkranz, neben ihm Jockey Paul Fuchs, groß.
(33 m)

Titelmarke 7, 6

Kongo Unabhängigkeitsfeiern
Herkunft: Belgavox

Royal Tournament, London, mit Margaret + Mr. Armstrong Jones
Herkunft: Pathe News

Königspaar von Thailand in USA
Herkunft: Metro

Eisenh. spricht zu seiner Fernostreise
Herkunft: Metro

Chruschtschow in Wien
Kamera: Seib, Sprinzl
Herkunft: Austria

Spartakiade in Prag
Herkunft: State

Turmspringer-Lehrgang, B. Kissingen
Kamera: Vlasdeck

Deutsches Derby in Hamburg
Kamera: Rau, Stoll, Oelsner, Grund

Endetitel 3, 1

Aus der Wochenchronik

Léopoldville:
Léopoldville feierte in dieser Woche die Unabhängigkeit der Kongo-Republik. König Baudouin von Belgien nahm an den Feierlichkeiten teil. Das besondere Merkmal dieses Tages waren die begeisterten Huldigungen, die das schwarze Volk jenem König bereitete, von dem es sich eben erst losgesagt hat.

London:
In London bot das Royal Tournament wieder das übliche Bild militärischer Prachtentfaltung. - Bei dieser Gelegenheit traten Prinzessin Margaret und ihr Gatte zum erstenmal offiziell als Mr. und Mrs. Armstrong-Jones auf.

Washington:
In Washington empfing Präsident Eisenhower König Pumiphon von Thailand. Von der galanten New Yorker Presse wurde der Königin Sirikit das Prädikat "hübscheste erste Dame der Welt" zuerkannt.

Weißes Haus:
Im Weißen Haus gab Präsident Eisenhower in einer Rede an die Nation seinen Erfahrungsbericht über die Fernostreise. Dabei erklärte er: Ein Kommunist kann sich feindlich oder freundlich geben, er wird immer wie ein Kommunist handeln.

Blaue Donau - rote Gäste
Diese Feststellung begleitete uns nach Wien, wo die Stadt an der schönen blauen Donau roten Besuch erhielt. Die alte Metropole der verblichenen K. und K.-Monarchie wird heute oft als Hauptstadt jener Weltanschauung bezeichnet, die man neutralistisch nennt. Diese Meinung ist wohl auf den Österreichischen Staatsvertrag zurückzuführen, der die junge Republik vor 5 Jahren von der Besatzung der großen Vier befreite. Trotzdem haben sich die Österreicher damals geschworen:
(O-Ton)
Der österreichische Adler, der so konstant nach beiden Seiten blickt, erwartete zusammen mit der sowjetischen Botschaft hinter der russisch -orthodoxen Kirche jenen Mann, der noch vor kurzem in Ostberlin emphatisch gefeiert wurde.
In kahlen Worten gesprochen; Wien erwartete den Mann, der die Pariser Gipfelkonferenz zum Scheitern gebracht hat.
(O-Ton)
Nikita Chruschtschow verließ den Kreml, um zum ersten Mal seit dem Fiasko von Paris ein Gastspiel in der freien Welt zu geben.
Wie würde man ihn in Wien empfangen? Mit zeremonieller Höflichkeit, wie es ihm als Regierungschef gebührt oder mit der Skepsis, die er sich in Paris verdient hat?
Nun, wir haben uns auf den Weg gemacht und die Wiener um ihre Meinung gebeten. Dabei haben wir ihnen allen die gleiche Frage gestellt:
(O-Ton)
Auf dem Flughafen Schwechat wurde also der rote Teppich für den - wie geschrieben wurde - "Gefährlichsten Besucher seit Adolf Hitler" - ausgelegt.
Die Wiener Regierung war auf peinlichste Einhaltung des Protokolls bedacht und als die Stunde gekommen war, zeigte man sich ihr durchaus gewachsen. Man war auf alles vorbereitet.
Ein starkes Polizeiaufgebot geleitete den russischen Gast in einem amerikanischen Chrysler in die Stadt, wo die Bevölkerung sein Eintreffen höflich reserviert zur Kenntnis nahm.
Vor der Gesellschaft für Österreichisch-sowjetische Freundschaft hatte Chruschtschow erstmalig seit Paris wieder Gelegenheit,' seine Thesen zur Weltpolitik einem nicht ausschließlich kommunistischen Publikum anzubieten. Zeitweise mied er dabei das harte Scheinwerferlicht der Reporter.
Das Auftreten Chruschtschows gab wieder einmal die Gelegenheit, das Mienenspiel dieses Mannes zu studieren, das sich in Sekundenschnelle von lächelnder Leutseligkeit in drohenden Zorn verwandeln kann. Anfangs bemerkenswert maßvoll, richtete er schließlich erneute Angriffe gegen den Westen und die Bundesrepublik.
(O-Ton)
Chruschtschow sollte Recht behalten, sein Besuch brachte nichts Neues. Der ehemaligen Hauptstadt des Habsburgischen Vielvölkerstaates bedeutete er keine Sensation. Der sowjetische Premier überreicht die obligaten sowjetischen Sphären-Geschenke und versuchte im übrigen vergessen zu lassen, was in Paris geschah.
Ein Besuch in der Wiener Staatsoper ... Ein Händedruck mit den Künstlern ...
Und ein großer Gala-Abend in Schönbrunn eröffneten einen Staatsbesuch von insgesamt neun Tagen Dauer.
Bundespräsident Schärf bemühte sich höflich um seinen Gast, dessen Wunsch, vor werktätigen Arbeitern zu sprechen, in Florizdorf prompt erfüllt wurde.
Ein Viertel der Betriebsangehörigen wählt hier kommunistisch und so konnte sich Nikita Sergejewitsch hier wenigstens zu einem Viertel wie zu Hause fühlen.

Sport:

Gymnastik:
Im ehemals Goldenen Prag wurde die in den Ostblockstaaten obligate Spartakiade abgehalten. Über 25 tausend Menschen treffen sich dabei zu Freiluftübungen, die sich unter der Bezeichnung "Geturnter Kommunismus" immerhin als Meisterleistung der Massenregie erweisen.
Wir könnten diese perfekte Inszenierung ohne weiteres als optisches Vergnügen gelten lassen. Lediglich der Gedanke, daß uniforme Veranstaltungen auch einen uniformen Geist voraussetzen, wirkt auf individualistisch veranlagte Gemüter etwas störend.

Turmspringen:
Mit einem eleganten Luftsprung landen wir schließlich beim. 6. Internationalen Lehrgang der Turmspringer in Bad Kissingen. Die besten Springer aus neun Nationen versuchen sich hier auf dem Trampolin.
Nach dem Trockenkurs geht es in Hechten, Rollen, Schrauben oder Saltos abwärts ins feuchte Element. In dem Sekundenbruchteil zwischen Absprung und Eintauchen ist die saubere Haltung entscheidend für die Bewertung der Sprünge.
In Bad Kissingen ging es vor allem um die Olympiareife in den letzten Wochen vor der großen Auseinandersetzung in Rom.

Derby der Zwischenfälle
Die Startbänder flogen hoch zum Deutschen Derby in Hamburg-Horn. 14 dreijährige Vollblüter kämpften hier um das Blaue Band des deutschen Galoppsports.

Veröffentlichungsdatum:

06.07.1960

Produktionsjahr:

1960

Kameraführung:

Grund; Oelsner; Rau, Kurt; Seib, Gerhard; Stoll, Erich; Vlasdeck, Willy; Sprinzl

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Belgavox; State; Austria; Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch