UFA-Wochenschau 222/1960 25.10.1960

01. Beisetzung und Rückblick Henny Porten
Trauerfeier für Henny Porten in Berlin-Wilmersdorf: Viele Menschen, überwiegend Frauen, auf dem Friedhof, Kollegen, der blumengeschmückte Sarg, ihr Photo wird verteilt. Rückblick: Auf einem Film-Festival wird sie von Hans Albers geküßt, Ausschnitte aus dem Film "Familie Buchholz".
(1:24 min)

02. König Mahendra von Nepal in London
Der König wird auf dem Bahnsteig von Königin Elizabeth und Prinzessin Margaret begrüßt, fährt mit Elizabeth in der Königskutsche.
(0:21 min)

03. Fabiola in Madrid
Motorrad-Eskorte, Jubelnde, Fabiola gibt von Balkon Kußhändchen. (nachts)
(0:12 min)

04. Treffen Charles de Gaulle / Winston Churchill
Viele Jubelnde, de Gaulle groß, geht ans Rednerpult, Churchill wird gestützt, Familienphoto mit de Gaulle und Frau Churchill.
(0:20 min)

05. Afrika-Woche in Bonn
Palais Schaumburg: Soldat präsentiert das Gewehr, Adenauer und der Präsident von Kamerun Charles Assole auf der Terrasse. Ausstellung "Afrikas Menschen heute", Plakate und Photos. Rede von Ludwig Erhard in der Beethoven-Halle (stumm): Totale, Zuhörer, darunter Gerhard Schröder, Erhard groß am Rednerpult, Sowjet- Botschafter Smirnow, Photo vom Verlassen des Saals von Smirnow.
(0:46 min)

06. Südafrika-Union - selbständige Republik
Militärkapelle spielt, Ministerpräsident Verwoerd kommt ins Stadion, redet (stumm).
(0:13 min)

07. Hunger-Story
Bericht mit vielen Beispielen von Hunger und Überfluß in der Welt. Montage von Erntebildern. Deutsches Brotmuseum in Ulm: Schwenk vom Tor mit schmiedeeiserner Ähre auf das Museum, Schild "Deutsches Brotmuseum", Museum innen: Besucher, alte Brotkörbe und Brotschneidemaschinen, Oblaten- und Spekulatius-Formen, Brotmarken von 1921/22 und aus dem 1. Weltkrieg. Weltkarte mit Einzeichnung der Hungergebiete, Menschenmasse. Bananenernte, Weinlese, Fischfang. Beispiele des Überflusses: Frösche und Froschschenkel in Dosen. Köche, kalte Platten, Riesensteaks, Hähnchen am Spieß, dicke, essende Menschen. Gegenschnitte essender Menschen und hungernder Kinder. Weggeworfenes Brot auf einem Laufband, Reisverteilung an hungernde Asiaten und Kampf um einen Sack Mehl im chinesischen Bürgerkrieg. Weitere Gegenschnitte: Biertrinker und hungernde Kinder. Wasserräder in Ägypten, von Kamelen gezogen, Pflanzenversuch im Wüstensand. Überschwemmung, Steppenbrand, Heuschreckenschwarm, durch Dürre aufgesprungene Erde. Araber pflügt mit einfachem Holzpflug, dagegen Satellit und Raketenstart. Photo der Erde aus dem Weltraum, H- Bomben-Explosion, Tierskelette in der Wüste, Schwenk über eine Wüste, weinendes Kind und Großaufnahmen essender alter Leute und Kinder.
(114,1 m = 4:00 min)

08. Fußball Nordirland: Deutschland
Zum ersten Mal gewann die deutsche Nationalmannschaft auf britischem Boden. Verschiedene Spielszenen, 0:1 durch Brülls, Abwehr Tilkowski, 1:1 durch Mc Adam, Sepp Herberger schaut zu, 2:1 wieder durch Mc Adam, Uwe Seeler zum 2:2, Charly Dörfel zum 2:3, Spielszenen, Dörfel zum 2:4, Ball am deutschen Tor vorbei, Mc Adam erzielt in der letzten Minute das 3:4, Jubel, die Mannschaft geht vom Feld.
(73,9 m = 2:35 min)

Titelmarke 7, 6 m

Beisetzg. von Henny Porten
Kamera: Pahl

Filmfest
Herkunft: Archiv

"Familie Buchholtz"

Kön. Mahendra v. Nepal in London
Herkunft: Pathe News

Fabiola in Madrid
Herkunft: No-Do

Treffen de Gaulle/Winston Churchill
Herkunft: Pathé Journal

Afrika-Woche, Bonn
Kamera: Grund

Südafrik. Union - selbständige Republik
Kamera: Grünbauer

Hunger-Story
Herkunft: Pathé Journal, Archiv

Fußball-Ländersp. Nordirland/Dtld. in Belfast
Kamera: Grund, Luppa, Starke

Schlußmarke 3, 1 m

Henny Porten +
Berlin und das ganze deutsche Filmpublikum nahm in dieser Woche Abschied von Henny Porten. Vielen der Trauernden in Berlin-Wilmersdorf bedeutete das Bild der populären Schauspielerin eine Erinnerung an die großen Tage des Stummfilms.
Für die ältere Generation war Henny Porten der Inbegriff einer guten, alten Zeit. In der guten, alten Zeit spielt auch der Film "Familie Buchholz", in dem die unvergeßliche Künstlerin einen ihrer letzten Triumphe feierte.
(Original-Ton)

Die aktuelle Auslese

London:
In London traf König Mahendra von Nepal zu einem Staatsbesuch ein. Dem Gott aller Schöpfungen und Heiligen Quell aller Ehren, wie der Herrscher des Himalaya-Staates auch genannt wird, wurde an der Seite der Königin ein prächtiger Empfang zuteil.

Madrid:
Südlich-stürmischer Jubel herrschte in den Straßen von Madrid. Donna Fabiola, Braut Baudouins und damit künftige Königin der Belgier, kehrte aus Brüssel vorübergehend in ihre Heimat zurück.

Nizza:
Frenetischer Jubel begleitete auch General de Gaulle auf seiner Reise durch die Süd-Ost-Provinz. Der zum neugallischen Mythos gewordene General traf sich in Nizza mit seinem alten Waffengefährten Sir Winston Churchill.

Bonn:
Posten präsentierten, als der Ministerpräsident von Kamerun mit Dr. Adenauer zur Eröffnung der Deutschen Afrika-Woche in Bonn erschien. In Ausstellung und Referaten wird ein Überblick über die Beziehungen der Bundesrepublik zu den afrikanischen Staaten gegeben.
Während einer Rede des Bundeswirtschaftsministers Professor Erhard in der Beethovenhalle kam es zu einem peinlichen Zwischenfall. Sowjetbotschafter Smirnow verließ unter Verwünschungen und Drohungen den Saal.

Pretoria:
In Pretoria feierte sich die Südafrikanische Union als selbständige Republik. Ministerpräsident Dr. Verwoerd bekräftigte in seiner Festansprache noch einmal seine Politik der Rassentrennung.

Des Lebens Überfluß
Unser tägliches Brot hat im Laufe der Jahrtausende bei allen Völkern eine fast mythische Bedeutung erlangt und die volle Ähre ist zu einem Symbol des Wohlstandes und der Fruchtbarkeit geworden.
Im Zeichen der Kornähre wurde nun in Ulm das Deutsche Brotmuseum eröffnet. An alten Backformen, Mehltöpfen und Brotschneidegeräten wird hier die Bedeutung des Brotes als Nahrungsmittel sichtbar.
An Zeiten, als das tägliche Brot auch bei uns keine Selbstverständlichkeit mehr war, erinnern die Brotmarken aus der Vorwährungszeit. Aber auch heute gibt es Hunger in der Welt. Ein Drittel der Erdoberfläche ist unkultiviert und unerschlossen.
Das heißt fast 62 Prozent aller Menschen müssen hungern. Nur jeder Dritte wird satt.
Des Lebens Überfluß, an dem wir alle so gern teilhaben, bleibt nur einem Drittel der Menschheit vorbehalten. Wir sind verwöhnt durch das Glück des Reichtums und durch die Fülle der Ernte. Die Sattheit verführt uns zu immer höheren Ansprüchen, und der verwöhnte Gaumen läßt es auch mit einfachen Delikatessen nicht genug sein.
Jede dieser Aufnahmen ist ein Dokument aus unseren Tagen. Sie zeigen, daß des Lebens Überfluß bis zu Vielfraßkonkurrenzen entartet ist. Und wenn wir die Bilder unserer Sattheit dem Hunger der anderen hart gegenüberstellen, dann bieten sich erschreckende Kontraste.
Das Brot, das in unseren Großstädten täglich tonnenweise in der Müllvernichtung landet, wäre Reichtum für die Millionen, die täglich um jede Handvoll Korn oder Reis kämpfen müssen.
Szenen wie diese ereignen sich Tag für Tag, und diese Bilder vom haßerfüllten Kampf um einen Sack Mehl im chinesischen Bürgerkrieg sind ein erschütterndes Dokument menschlicher Entwürdigung.
Es scheint das Vorrecht des Reichtums zu sein, daß er kaum an die Not denkt und der Mensch, der sich im Überfluß verliert, denkt sicher nicht sehr oft daran, daß hier jeder Tropfen Wasser ein Geschenk des Himmels ist.
Es gibt Länder und Gebiete, in denen der Erfolg jeder Arbeit durch die Laune einer grausamen Natur vereitelt wird. Überschwemmungen, Steppen-Brände, Heuschreckenplagen und Dürre-Katastrophen verurteilen den Kampf um die materielle Existenz zur Hoffnungslosigkeit.
Mit dem arabischen Bauern, der unter primitivsten Umständen seinen Acker bestellt und mit dem kostspieligen Satelliten, der seine Kreisbahn um die Erde sucht, begegnen sich zwei Tatsachen, die eine entscheidende Frage offenlassen.
Das 20. Jahrhundert schickt sich an, den Raum zu erobern. Es hat, getrieben von militärischen Erfordernissen, die Kraft des Atomkerns gebändigt - das alles, noch ehe es gelungen ist, den Hunger zu besiegen. Der Kampf gegen die Wüste hat noch nicht begonnen.

Um das runde Leder
Der UFA-Zeitlupen-Bericht vom Fußball-Länderspiel Deutschland - Nordirland in Belfast (Nachlieferung)

Veröffentlichungsdatum:

25.10.1960

Produktionsjahr:

1960

Kameraführung:

Grund; Luppa; Pahl, Georg; Starke, Rainer; Grünbauer

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; No-Do; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch