UFA-Wochenschau 240/1961 28.02.1961

01. Uhren-Museum
Nach Beispielen der Zeitmessung vor der Erfindung der Uhr werden Uhren in einem holländischen Museum in Bussum gezeigt. Alte Zeitmessung: Fuß vor Fuß, kleiner Stock in der Hand wirft Schatten, brennende Kerze in Abschnitte eingeteilt und eine Öllampe mit Skala. Uhrenmuseum: Trafo in das Museum, Schwenk über einen Raum voller Uhren, Spieluhrinneres, Spieluhr mit Windmühlen und Segelschiffen, Schlagwerke, Schwarzwälder Uhren in Figuren, Panorama mit einer fahrenden Eisenbahn in einem Rahmen, eine moderne Bahnhofsuhr und Eisenbahner hebt Kelle.
(10:00:18 - 10:01:12)

02. Mercury-Kapsel
Cape Canaveral: Sekundenzeiger läuft groß auf "Null", Start einer Mercury-Rakete, Vorstelllung von 7 amerikanischen Astronauten, darunter John Glenn, Training von Froschmännern zur Bergung der Kapsel aus dem Atlantik: Sie springen aus einem Boot, hantieren unter Wasser an der Kapsel und bringen einen Rettungsring an.
(10:01:12 - 10:01:50)

03. Entschärfung einer Luftmine in Berlin-Moabit
Archiv: Lancaster-Bomber wirft eine Bombe und nächtliche Totale von Einschlägen. Ein Lautsprecherwagen der Polizei fährt durch Moabit und fordert die Einwohner zum Verlassen ihrer Häuser auf, Schwenk über die freigelegte 40 Zentner-Luftmine, Rolladen wird heruntergelassen, Leute verlassen ihr Haus, Beobachtungen von Leuten auf der Straße, darunter ein kleines Mädchen mit Puppe, alte Frau mit kleinem Hund, Frauen mit Kinderwagen, eine alte Frau wird auf einer Trage in einen Krankenwagen geschoben und abgefahren und eine junge Frau im Rollstuhl, Straßenschild, Verkehrsampel, menschenleere Straßen, die beiden Sprengmeister, die Luftmine, Hausfassade mit geöffneten Fenstern, die Sprengmeister an der Mine und mit den ausgebauten Zündern, Lautsprecher groß, Georg Pahl sen. an der Kamera. Interview Hans-Joachim Peters mit dem Sprengmeister: "Wie holt man so einen Zünder heraus?" "Also, diese 3 haben wir hier mittels einer Rohrzange herausgeholt und die Detonation mit einer Bohrung mit einer Spezialzange." "Und wie lange haben Sie dazu gebraucht?" "Im Ganzen 30 Minuten." "Danke schön." Schaulustige sehen zu wie die Mine mit einem Tieflader abtransportiert wird.
(10:01:50 - 10:03:50)

04. Klosterneubau von Le Corbusier bei Lyon, Kloster des Ignatius von Loyola
Zwei Totalen und ein Detail des Klosterneubaus von Le Corbusier, einer Betonkonstruktion, dagegen Totalen des historischen Klosters, Kreuzgang, Mönche gehen zur Messe im neuen Kloster, Messe, Mönche bei der Messe im alten Kloster, Glasbild, Mönche im Wandelgang des neuen Klosters, Fassade und Kirchturm.
(10:03:50 - 10:04:38)

05. Studenten-Demonstration in Brüssel
Demonstrationszug mit Transparenten, die Studenten demonstrieren gegen die Politik der UNO. Wasserwerfer im Einsatz, berittene Polizei reitet "Attacke", ein Demonstrant wird abgeführt, Polizisten laufen in einem Park hinter Flüchtenden her, die Polizei schießt mit Tränengas, die Studenten werfen die Granaten zurück.
(10:04:38 - 10:05:35)

06. Neujahrsfeiern in Hongkong
Explodierende Feuerwerke und Knallfrösche in den Straßen Hongkongs, ein kleiner Junge zündet einen Knallfrosch, Kinder wühlen in den Überresten des Feuerwerks, brennende Laternen, Straßenmusiker, Drachentanz, Kinder, ein Mann ißt in einer Garküche, ein Huhn auf einem Stuhl, ein Polizist regelt den Verkehr, nächtliche Straßenszene und Leuchtreklamen.
(10:05:35 - 10:06:13)

07. Dior-Moden
Dior stellt den sogenannten "Slim-Look" vor. Gezeigt werden sechs ein- und mehrteilige Tageskleider und Kostüme und drei Abendkleider mit viel Strassbesatz.
(10:06:13 - 10:07:00)

08. Schönheitssalon in Australien
Es werden neue "Fettvernichter" vorgestellt: Frauen stehen an rotierenden Walzen, die überflüssige Pfunde am Po abbauen sollen, andere radeln auf Hometrainern, ein junges Mädchen beim Hantelstemmen, zwei Frauen in vibrierenden Massagebändern.
(10:07:00 - 10:07:32)

09. Skiflugwoche in Oberstdorf
Ein Alphornbläser vor der Bergkulisse, Straße mit Oberstdorf im Hintergrund, Verkehrspolizist, Zuschauer strömen zur Schanze, Parkplatz, Zuschauer in einem Baum, Rauchpatrone zur Windmessung wird entzündet, Montage aus Starts, Kameramännern, Sprüngen und einem Sturz. Weltrekordsprung mit 141 m von Jose Slibars, Jugoslawien, Slibars groß, in der Konkurrenz wird er aber nur 6. Wolfgang Happle, Deutschland, am Start, Willy Millowitsch fotografiert, Sprung von Happle, er wird 3., Sprung des 2. Otto Leodolter, Österreich, gefährlich aussehender Sturz von Helmut Wegscheider, Siegessprung von Helmut Recknagel, DDR.
(10:07:32 - 10:09:30)

Titelmarke 7, 6 m

Uhren-Museum
Herkunft: Polygoon, Sucesos

Mercury-Kapsel
Herkunft: Metro

Entschärfg. einer Luftmine, Bln.-Moabit
Kamera: Pahl, Jürgens

Kloster des Ignatius v. Loyola + Dominikaner-Klost. v. Corbusier b. Lyon
Herkunft: Pathé Journal, No-Do

Studt.-Demonstr. weg. Kongo in Brüssel
Herkunft: Belgavox

Neujahrsfeiern in Hongkong

Dior-Moden
Herkunft: Pathé Journal

Schönheitssalon in Australien
Herkunft: Cine Sound

Int. Skiflugwoche in Oberstdorf
Kamera: Vlasdeck, Hafner

Schlußmarke 3, 1 m

Das Maß, der Zeit
Seit jeher bemüht sich der Mensch darum, die Zeit in meßbare Abschnitte aufzuteilen. Er wollte zum Herrn über die Zeit werden und dazu erfand er die Uhr, die den Ablauf seiner Tage ordnen sollte.
Der Faszination durch spätere kunstreiche Gebilde zur Zeitmessung erlag ein holländischer Uhrenfanatiker. In Bussum schuf er ein einzigartiges Museum.
In ihrer äußeren Form hat sich die Uhr immer der Zeit angepaßt, in der sie die Zeit zu messen hatte. Ehemals waren es verspielte Chronometer, heute sind es nüchterne Zeitautomaten, von denen insbesondere die Uhren in Cape Canaveral darauf warten, eine historische Sekunde anzuzeigen.

Wohin der Zeiger zeigt
In der Mercury-Kapsel einer solchen Rakete wird vielleicht schon morgen einer der drei amerikanischen Offiziere sitzen, die für den Weltraumflug trainiert und bereit sind. Trainiert und bereit werden dann auch Amerikas Froschmänner sein, die hier die Bergung einer Weltraumkapsel aus dem Atlantik üben. Der Zeitpunkt für den bemannten Raumflug steht unmittelbar bevor.

Gefährliche Minuten
Durch eine Reminiszenz an die bitterste Zeit unserer jüngsten Vergangenheit wurden dieser Tage die Einwohner des Berliner Stadtteils Moabit aufgeschreckt.
(Original-Ton)
Nach dem Fund einer 40-Zentner-Luftmine mußten mehr als 13.500 Personen vorübergehend ihre Wohnungen verlassen.
(Original-Ton)
Pünktlich um 3 Uhr nachmittags begannen für die Moabiter bange Minuten. Zur Entschärfung waren zwei der erfahrensten Sprengmeister, die Polizeifeuerwerker Räbiger und Braun, eingesetzt.
(Original-Ton)
30 Minuten lang war es in Moabit wie in jenen Tagen. Dann wich die allgemeine Bangigkeit dem neugierigen Interesse an dem glücklich entschärften Anlaß einer schrecklichen Erinnerung.

Klöster von gestern und - für morgen
Auch die Uhren der Kirchen gehen mit der Zeit, Le Corbusier schuf dieses Dominikaner-Kloster bei Lyon. Der Kontrast zu dem alten Kloster des Ignatius von Loyola, der im 16. Jahrhundert den Jesuitenorden gründete, ist freilich groß.
Vergangene Epochen bedurften zur mystischen Versenkung noch starker sinnlicher Eindrücke. Die Notwendigkeit der bildlichen Anschauung ist in unseren Tagen jedoch weitgehend ersetzt durch abstraktes Denken, dem auch die schmucklose Linienführung im Dominikaner-Kloster Corbusiers entspricht.

Gehen Belgiens Uhren nach?
Gegen die Politik der UNO, aber auch Moskaus und Kairos wurde in Brüssel von belgischen Studenten demonstriert. Selbst unter dem Strahl der Wasserwerfer hielten sie das Banner jener neu-akademischen Weltanschauung hoch, die darin besteht, gegen alles zu sein.
Übrig blieben Schwerverletzte auf beiden Seiten und die Frage, warum gerade die junge Generation Belgiens das Rad der Zeit bis zum Kolonialismus zurückdrehen will.

Nach chinesischer Zeitrechnung
Mit ausgeklügelten Feuerwerkskombinationen empfing Hongkong, dessen Uhren anders gehen als bei uns, das neue Jahr, das nach dem chinesischen Kalender Ende Februar beginnt.
Für drei Tage Spiel und Ausgelassenheit spart auch der ärmste Chinese ein ganzes Jahr lang.
In der vom Flüchtlingselend gezeichneten Stadt europäischer Sehnsucht nach fernöstlicher Romantik bedeutet dieser Tag alle Herrlichkeit auf Erden.

Die Stunde O des "slim look"
Für Sie, meine Damen, wurden im Pariser Haus Dior die Uhren auf den "slim look", die schlanke, weibliche Linie, gestellt. Der amtierende Chefcouturier des renommierten Hauses an der Seine, Marc Bohan, schuf mit seiner Frühjahrs- und Sommerkollektion insofern eine Sensation, als jede sensationelle Extravaganz diesmal fehlt.

Gegen den Zahn der Zeit
Diese Dior-Modelle sind für jede Frau tragbar, die slim oder schlank ist. Jenen Damen jedoch, die ihre Figur mehr schlimm als slim finden, empfehlen wir das Beispiel dieser Australierinnen. In ihren Mußestunden besuchen sie einen Schönheitssalon. Dort werden ohne Hungerkur im rollenden Einsatz durch sinnreich erdachte Maschinen mit mehr Zittern als Zagen jene Partien eingeebnet, die dem "slim look" der Mode oder demschlimmen Blick der Männer im Wege sind.

Die schönsten Sekunden
Das allgäuer Alphorn, das sonst nur zur Herbstzeit zu hören ist, lockte 35.000 Zuschauer zur 6. Internationalen Skiflugwoche nach Oberstdorf. 32 Teilnehmer aus 9 Ländern starteten auf einer Schanze, mit der sie einen Höhenunterschied von 168 Metern bewältigen mußten.
Trotz vieler Stürze bemühten sich die Teilnehmer unbeirrt, den bestehenden Schanzen-Welt-Rekord zu Fall zu bringen. Und er wurde zu Fall gebracht. Der 27jährige Jugoslawe Joze Slibar erreichte in der Gesamtwertung nur den 6. Platz.
2 Tage vor der Entscheidung jedoch glückte ihm der von allen erwartete Weltrekord mit 141 Metern.
Wolfgang Happle, der deutsche Nachwuchsspringer aus dem Schwarzwald, belegte den 3. Platz. Seine größte Weite: 134 Meter.
Otto Leodolter aus Salzburg, am ersten Wertungstag noch knapp in Führung, brachte es auf 138 Meter und den zweiten Platz.
Kopfüber stürzte der Deutsche Wegscheider, als er beim Absprung die Balance verlor. Trotzdem kam er mit dem Schrecken davon.
Unübertroffen in Haltung und Stil blieb Helmut Recknagel aus Thüringen. Zweimal hintereinander sprang er 132 Meter und sicherte sich damit den Sieg von Oberstdorf.

Veröffentlichungsdatum:

28.02.1961

Produktionsjahr:

1961

Kameraführung:

Hafner, Anton; Jürgens; Pahl, Georg; Vlasdeck, Willy

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Belgavox; Polygon; Pathé Journal; No-Do; Cine Sound; Sucesos; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch