UFA-Wochenschau 253/1961 30.05.1961

01. Porträt Prinz Louis Ferdinand von Preußen
Ein Exclusiv-Interview anlässlich des 900jährigen Bestehens des Hauses Hohenzollern. Blick auf die Türme der Burg Hohenzollern bei Hechingen, Standbilder und Köpfe des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelms I. und Kaiser Wilhelms I., Besucher innen, Vitrine mit Leuchtern und Silberschmuck, Einzelteil, die preußische Königskrone wird aus einem Safe genommen und Prinz Louis Ferdinand gegeben. Interview Wolfgang Esterer mit Prinz Louis Ferdinand: "Kaiserliche Hoheit, wo liegen Ihrer Meinung nach Traditionen, die es wert sind, auch heute noch gepflegt zu werden, wie z.B. die preußische Idee?" "Sie haben sich sicherlich inzwischen etwas auf der Burg Hohenzollern umgesehen und waren wohl auch schon an den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs des Großen. Diese beiden Preußenkönige, die hier auf ihre Rückkehr in ein freies Potsdam warten, sie verkörpern wohl am klarsten die preußische Idee. Und diese Idee kommt in zwei Aussprüchen Friedrichs des Großen zum Ausdruck. Der eine lautet: Ich bin der erste Diener meines Staates und der zweite: Jeder soll nach seiner Fasson selig werden. Heute würde man das vielleicht so nennen: Dienst an der Gemeinschaft und Achtung vor dem Nächsten. Und gerade diese beiden Begriffe, besonders auch der der Toleranz, sind bestimmt würdig, dass sie wieder heute und gerade heute zur Geltung kommen." "Kaiserliche Hoheit, halten Sie es für möglich, dass sich die Monarchie in Deutschland, in Gesamtdeutschland eines Tages noch einmal restaurieren ließe?" "Ich halte das nicht für unmöglich, aber darüber muss das deutsche Volk selbst entscheiden. Mein Haus würde sich für diesen Fall bereithalten." "Worin würden Sie die Vorteile einer Monarchie in Deutschland sehen?" "Hauptsächlich in der völligen Überparteilichkeit und Kontinuierlichkeit der Staatsspitze, wodurch unter Umständen die persönliche Freiheit am besten garantiert werden könnte." Das Interview wurde unterschnitten mit: Besucher in der Kapelle mit den Särgen, Sarg mit Fahnen, Tulpenstrauß auf einem Sarg, Schwenk in der Kapelle - Kopf und Hand mit Krückstock Friedrichs des Großen - Totale der Burg Hohenzollern.
(10:00:17 - 10:03:01)

02. Flüge New York - Paris
1927 benötigte Lindbergh 33 Stunden, 1961 eine B 58 der US-Air-Force 3 Stunden und 20 Minuten zur Atlantik-Überquerung. Charles Lindbergh 1927: Die "Spirit of St. Louis", Lindbergh steigt in seinen Overall, Start und 2 Szenen seines Fluges, Konfettiparade für Lindbergh in New York, Lindbergh, Schwenk über Wolkenkratzer, Luftaufnahme von Manhattan. Ein Düsenjäger 1961: Kopf des Piloten, Tankrüssel zum Auftanken während des Fluges, Kondenzstreifen, Flug über die Seine, Landung, Reporter, die B 58 ausrollend, die Besatzung auf der Gangway, der Pilot, Schwenk vom Fahrgestell auf die Spitze der B 58.
(10:03:01 - 10:03:54)

03. Flug nach Tahiti
Start einer Düsenverkehrsmaschine, Düsen groß, Instrumente im Cockpit, Landung in Tahiti, die Passagiere werden mit Blumenketten empfangen, Tanz einheimischer Mädchen in Baströcken, Landschaft, Hafen, Straße in Papeete, Fußgänger, Radfahrer, Mönch auf einem Fahrrad mit Hilfsmotor, Fischer, Badeszenen mit Bikini-Mädchen, einheimische Frauen mit Blumen im Haar, Schwenk über Küste, Schwenk von einem Mandolinenspieler auf einen Nachbau der "Bounty", nächtlicher Tanz.
(10:03:54 - 10:05:14)

04. Indien
Pooram-Fest in Trichur: Feuerwerk, reich geschmückte Elefanten in einer Reihe und einzeln, Musikgruppe aus Trommlern und Bläsern Zuschauer auf einer Mauer. Tempel der 7 Berge bei Madras: Gruppe von Indern und einzelne auf einem Weg zu den Tempeln, Totale der Tempelanlage, einzelner Tempel, einem Kind werden aus rituellen Gründen die Haare abrasiert, glatzköpfige Zuschauer, Besucher der Tempelanlage, einige fallen bei jedem 2. Schritt auf die Knie, andere rollen sich über den Boden.
(10:05:14 - 10:06:11)

05. Japanisches Reiterfest
Am Tag ihrer "Mannbarwerdung" reiten 16jährige Japaner in der Präfektur Mie einen steilen Hanghinauf, ein ziemlich wüstes Unterfangen! Ein Reiter wird zum Ort des Geschehens geführt, viele Japanern wühlen mit Stöcken im Erdreich, total und 2 x groß, ein Reiter schafft fast den steilen Hang, ein anderer stürzt mit seinem Pferd den Hang hinunter in die Zuschauer, ein Dritter schafft es.
(10:06:11 - 10:06:51)

06. Auto-Rodeo in Australien
Ein Fahrer steigt durch das Dach in sein Auto, Autos beim Rennen in einer Kurve, in einer anderen bleibt ein Wagen nach einem Rammstoß auf dem Dach liegen, weitere Szenen mit Rammstößen und Querstellen der Autos, auf einem Schrottplatz lässt ein Kran ein Auto fallen, 2 Totalen des Schrottplatzes.
(10:06:51 - 10:07:22)

07. 1. FC Nürnberg gegen 1. FC Köln
5 gute Zuschauertypen, wie auch sonst während des ganzen Spiels ausgezeichnete Zuschauerzwischenschnitte! Anstoß, kurzes Spiel, Max Morlock erzielt das 1:0 für Nürnberg, Spiel, Tor zum 1:1 durch Müller, in der 2. Halbzeit nach einer Ecke für Nürnberg Handspiel des Kölner Breuer, der folgende Elfmeter wird aber vom Kölner Torhüter Evert gehalten, kurz darauf aber das 2:1 durch Morlock, dann das 2:2 durch Thielen, Szenen auf dem Feld und am Tor, dann schießt Morlock sein drittes Tor, aber Köln erzielt am Ende durch ein weiteres Tor von Thielen den Ausgleich.
(10:07:22 - 10:09:21)

Titelmarke 7, 6 m

Prinz Louis Ferdinand von Preussen

Spirit of St. Louis
Herkunft: Archiv

Flug New-York/Paris in 3 Stunden
Herkunft: Eclair

Düsenverkehr
Herkunft: Eclair

Tahiti
Herkunft: Pathé Journal, Cine Sound

Tempel der 7 Berge, Madras
Kamera: Parkash

Pooram-Fest in Trichur/Indien
Herkunft: Asian

Japan. Reiterfest
Herkunft: Asahi News

Auto-Rodeo, Australien
Herkunft: Cine Sound

Fussball 1. FC Köln/1. FC Nürnberg in Nbg.
Kamera: Starke, Seib, Hafner, Zimpel

Schlussmarke 3, 1 m

Für unsere Fußballfreunde
Für die Freunde des Fußballs gab es am zweiten Tag der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft im Nürnberger Stadion ein Spiel voller Dramatik zwischen dem 1. FC Nürnberg und dem Westmeister 1. FC Köln. Köln in dunklen Hosen. 45tausend Zuschauer jubeln, als Fußballveteran Max Morlock die Nürnberger Elf schon in der 6. Minute mit 1:0 in Führung bringt.
Dann legen die Kölner los; ihre Feldüberlegenheit führt zum verdienten Ausgleich. Eine Minute vor Halbzeit heißt es 1:1 durch Mittelstürmer Müller.
Nach der Pause verhindert der Kölner Breuer durch Handspiel ein sicheres Nürnberger Tor. Den fälligen Elfmeter pariert Torhüter Ewert.
Aber Sekunden später ist Morlock wieder vor dem Tor der Gäste. Er schießt und Ewert streckt sich vergebens: 2:1 für Nürnberg.
Köln revanchiert sich durch einen prompten Gegenzug. Eine weite Flanke verwandelt Thielen zum 2 : 2.
In der 77. Minute ist es noch einmal Max Morlock, der dem Club die Chance des Sieges verschafft; er schießt sein drittes Tor.
Die Freude der Nürnberger ist nicht von langer Dauer. Rechtsaußen Thielen erzielt abermals den Ausgleich. Das dramatische Spiel endet 3:3.

Indien:
Einen Düsensprung weiter, und wir können das große Feuerwerk beim Purimfest im südindischen Trichur bestaunen, das alljährlich von etwa einer Million Inder gefeiert wird. Von mehr als tausend Musikanten begleitet, tragen 100 Elefanten Götterbilder durch die Straßen der Stadt. Zur gleichen Zeit sahen wir Tausende von Indern zum Tripudi-Tempel in der Nähe von Madras pilgern. Jedes Kind gläubiger Hindus erhält hier seinen ersten rituellen Haarschnitt.
Im ganzen Bezirk des 1000jährigen Tempels, der auch der "Tempel der sieben Berge" genannt wird, begegnen wir eindrucksvollen Bildern religiöser Hingabe. Zahlreiche Pilger legen den beschwerlichen Weg bis zum letzten der sieben Hügel sich über den Boden rollend zurück. Sie suchen die Erlösung aus dem verhängnisvollen Kreis von Geburt und Wiedergeburt.

Japan:
In der japanischen Präfektur Mie waren wir dabei, als das "Fest der springenden Pferde" gefeiert wurde. Nach jahrhundertealten Vorschriften reiten 16jährige Jünglinge am Tag ihrer Mannbarwerdung einen steilen Hang hinaus - ein Brauch, der dem Mut dieser Japaner mehr schmeichelt als ihrer Tierliebe.

Australien:
Moderne Mannbarkeitsproben, bei denen lediglich der Mannbare bzw. altes Blech zu Schaden kommen, liefern keine Düsenflugstunde entfernt diese jugendliche Australier beim sogenannten Auto-Rodeo. Einmal im Jahr haben sie hier die Gelegenheit, sich im Sinne der Straßenverkehrsordnung gründlich daneben zu benehmen; denn für die Art von Rennwagen, die sie fahren, ist diese Konkurrenz ohnehin nur ein Umweg vom Autofriedhof zum Sportplatz und wieder zurück.

In 24 Stunden um die Erde
In 24 Stunden um die Erde - das hatte sich-niemand träumen lassen, als Lindberg. mit der "Spirit of St. Louis" vor 34 Jahren den Atlantik überflog. Er brauchte dazu rund 33 Stunden. Amerika feierte ihn als Helden, und der Tag seiner Rückkehr war einer der tollsten Tage, die New York je erlebt hatte. Jetzt startete eine B 58 der US-Air-Force ebenfalls von New York nach Paris.
In einem Zehntel der Zeit, die Lindbergh benötigt hatte, nach 3 Stunden und 20 Minuten sah der Pilot Frankreichs Metropole an der Seine unter sich. Die moderne Technik läßt die Entfernungen schrumpfen, sie hat die weite Welt klein gekriegt.

Tahiti:
In Düsenverkehrsmaschinen serienmäßiger Herstellung erreicht man in wenigen Stunden Länder und Menschen, von denen unsere Eltern nur lesen konnten. In Tahiti landete die erste planmäßige Düsenmaschine, und ob wir es schön finden oder nicht: das romantische Paradies seetüchtiger Urgroßväter im Pazifik - wurde damit zum Wochenendziel für jedermann, der Geld hat.
In der Hauptstadt Papiti auf Tahiti leben 15tausend Menschen europäischer und asiatischer Abkunft glücklich und zufrieden nebeneinander.
Auf diesem idyllischen Eiland ist es jedem erlaubt, soviel oder so wenig auszuziehen, wie er will, und nicht zuletzt darum ist Tahiti die Sehnsucht aller Jünglinge zwischen 17 und 70.
Vorbei an der Neuauflage des berühmten Meutererschiffes "Bounty" bringt ein Kanu den Luft- und Lustreisenden zur Insel Moorea, wo er für harte Währung noch echten, nächtlichen Südseezauber erleben darf.

Das Portrait

Prinz Louis Ferdinand von Preußen
Unser erstes UFA-Portrait beginnt mit einem Besuch auf der Burg Hohenzollern bei Hechingen. Die Standbilder des großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelms Kaiser Wilhelms I. und anderer preußischer Monarchen sind seit wenigen Tagen hier wieder vollzählig versammelt. Ihre Aufstellung war der Auftakt zum 900jährigen Jubiläum des Hauses Hohenzollern. Auf der Burg werden zahlreiche Zeugnisse deutscher Vergangenheit aufbewahrt. Mit Prinz Louis Ferdinand, dem heutigen Chef des Hauses Hohenzollern, führten wir ein Besprach, in dem er uns seine Meinung über Tradition und Monarchie sagte.
"Kaiserliche Hoheit, wo liegen Ihrer Meinung nach Traditionen, die es wert sind, auch heute noch gepflegt zu werden, wie z.B. die preußische. Idee?"
"Sie haben sich sicherlich inzwischen etwas auf der Burg Hohenzollern umgesehen und waren wohl auch schon an den Särgen Friedrich Wilhelms I. und Friedrich des Großen. Diese beiden Preußen-Könige, die hier auf ihre Rückkehr in ein freies Potsdam warten, sie verkörpern wohl am klarsten die preußische Idee, und diese Idee kommt in zwei Aussprüchen Friedrich des Großen zum Ausdruck. Der eine lautet: 'Ich bin der erste Diener meines Staates', und der zweite: 'Jeder soll nach seiner Façon selig werden'. Heute würde man das vielleicht so nennen: Dienst an der Gemeinschaft und Achtung vor dem Nächsten. Und gerade diese beiden Begriffe, besonders auch der der Toleranz, sind bestimmt würdig, daß sie wieder heute und gerade heute z zur Geltung kommen."
"Kaiserliche Hoheit, halten Sie es für möglich, daß sich die Monarchie in Deutschland, in Gesamtdeutschland, eines Tages noch einmal restaurieren ließe?"
"Ich halte das nicht für unmöglich, aber darüber muß das deutsche Volk selbst entscheiden. Mein Haus würde sich für diesen Fall bereit halten."
"Worin würden Sie die Vorteile einer Monarchie in Deutschland sehen?"
"Hauptsächlich in der völligen Überparteilichkeit und Kontinuierlichkeit der Staatsspitze, wodurch unter Umständen die persönliche Freiheit am besten garantiert werden könnte."

Veröffentlichungsdatum:

30.05.1961

Produktionsjahr:

1961

Kameraführung:

Hafner, Anton; Seib, Gerhard; Starke, Rainer; Zimpel, Werner; Parkash

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; Eclair; Asahi News; Asian; Cine Sound

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch