UFA-Werbespot: Kellner serviert Kinokarten
Titelmarke 6, 7
Berlin-Bericht
Hausputz im Bundestag-Plenarsaal
Kamera: Luppa, Starke, Jürgens
Herkunft: Welt im Film-Mater.
Fahrbare Wanderausstellung f. Afrika
Kamera: Grund
Fahrbare Zahlklinik in Liberia
Herkunft: Usis
Äthiopischer Bauer
Herkunft: Usis
Unabhängigkeitstag in Ghana
Herkunft: Usis
Schwarzer Kardinal Rugambwa
Herkunft: Usis
Totenfest auf Madagaskar
Herkunft: Gaumont
Jazz und Jazzer (Johnny Halliday)
Herkunft: Pathé Journal, Pathe News, Belgavox
Eiskunstlauf Berlin
Kamera: Pahl
Military z. "Tag des Pferdes" + Endemarke
Kamera: Brandes, Rieck, Seib
Herkunft: Archiv
Das Thema der Woche
Berlin, Bernauer Straße - an diesem neuralgischen Punkt in der deutschen Hauptstadt sieht der Alltag immer noch so aus:
In Bonn, in der 12 Jahre alten Bundeshauptstadt wurde in diesen Tagen der Alltag durch ein anderes Ereignis bestimmt. Auf der Tagesordnung standen die Vorbereitungen für die konstituierende Sitzung des vierten deutschen Bundestages. Die unermüdlichen Helferinnen regierten und bemühten sich offensichtlich, für die nächsten vier Jahre einen glänzenden Eindruck zu hinterlassen.
Damit die vielen neuen Abgeordneten richtig zu Stuhle kommen, mußte linksaußen angebaut werden. Eine lockere Schraube könnte den Sitz leicht gefährden und auf die richtige Lage kommt es natürlich auch an.
Wer sitzt wo? Bei dieser Strategie der Sitzverteilung ist jede Verwechslung ausgeschlossen.
Vielgestaltig sind die Requisiten, und die Vorbereitungen zur Eröffnung der neuen Legislatur-Periode. Die Abgeordneten, die hier vier Jahre lang das Gesicht der deutschen Politik bestimmen werden, stehen vor schwierigen Aufgaben.
Angesichts der nunmehr zwölf Jahre währenden parlamentarischen Tradition in Bonn erinnerten wir uns an die allererste Sitzung des deutschen Bundestages, als Professor Carlo Schmid und Kurt Schumacher im Blickpunkt der Öffentlichkeit standen. Vieles hat sich geändert, vieles ist beim Alten geblieben.
Vor zwölf Jahren, am 15. September 49, ließen sich in dem feierlichen Akt zur Gründung des ersten deutschen Bundestages die Abgeordneten zu ihrer ersten Sitzung nieder.
Das Zeitbild
Unser Zeitbild wird mitgeprägt von den jungen Staaten des schwarzen Kontinents. Die Bundesrepublik hat daher eine mobile Wanderausstellung geschaffen, die unsere afrikanischen Freunde mit dem Leben in Deutschland bekannt machen soll. Ein sogenannter Cinecar gehört zu den wichtigsten Einheiten dieses bedeutsamen Unternehmens, das zu einer siebenmonatigen Expedition durch neun Länder des dunklen Erdteils gestartet ist.- Die Wagen der Wanderausstellung erprobten in der Nähe des niedersächsischen Hittfeld ihre Geländegängigkeit.
Die Klinomobile, Geschenke der Bundesrepublik an junge afrikanische Staaten, haben ihre Bewährungsprobe bereits bestanden. In Liberia läßt sich die Bevölkerung gern kostenlos auf den Zahn fühlen.
Den noch mit Ochsen und Holzpflug ackernden Bauern Afrikas soll die landwirtschaftliche Abteilung der Informationsschau neue Wege zu größeren Erträgen weisen.
Die Feiern zum ersten Jahrestag der Unabhängigkeit Ghanas ließen erkennen, daß hinter der farbenfreudigen Kulisse der Repräsentation das Streben des Präsidenten Kwame Nkruma steht, den jungen Staat zu industrialisieren. Afrika sucht nach einer Synthese aus moderner Zivilisation und altem Brauchtum.
Ein Symbol des Sieges über die rassische Diskriminierung ist Laurian Kardinal Rugambwa, Bischof von Tanganjika und erstes afrikanisches Mitglied der Kurie.
In New York empfing der schwarze Kirchenfürst die Würde eines Ehrendoktors.- Wie sehr die Völker Afrikas zum Teil noch ihren alten heidnischen Bräuchen anhängen, zeigt dieses Fest auf Madagaskar. Hier ist der Tod keine traurige Erscheinung. Alle fünf Jahre gräbt ein Eingeborenenstamm die Leichname von Eltern und Freunden aus, um mit ihnen ein Fest zu feiern.
Drei Tage. lang nehmen die Toten an den Gelagen und Tänzen der Lebenden teil, bis man sie mit Lebensmitteln für die nächsten fünf Jahre versehen und in neue Matten gehüllt, lachend und tanzend erneut zu Grabe trägt.
Die kritische Kamera
Der Jazz ist tot. Das ist eine allgemeine Feststellung, die sich beileibe nicht gegen den Jazz, sondern gegen alle jene richtet, die angeführt von geschäftstüchtigen Funktionären dem Jazz eine Art modernes Lebensgefühl unterlegen. Mehr und mehr gewinnt man den Eindruck, daß der Jazz, wie er in unseren Breiten verkauft wird, nur ein Vorwand ist. Ein Vorwand auch für den Drang, einem magischen Zwang zu erliegen.
Paradoxerweise verfallen junge Leute, die sich sonst so gern modern geben, in die Lebensweise ihrer Väter. Sie sindhemmungslos altmodisch.
Bei all diesen modischen Rückgriffen auf das Inventar der zwanziger Jahre bleibt das säuerliche Gefühl, daß sich der Jazz in Europa nur noch behaupten kann, wenn er sich an Mätzchen und Albernheiten verschenkt.
Jazz 61, das ist bar jeder Ursprünglichkeit und im Gegensatz zu dem, was wirkliche Jazzliebhaber bevorzugen: erschreckend mondän.
Selbst die ureigensten Interpreten des Jazz haben sich mittlerweile dazu überreden lassen, kommerziellen Jazz zu machen. Und auch hier läßt sich feststellen, daß das, was ehemals Lebendigkeit und unmittelbarer Abklang des Lebens war, wiederum nur als Vorwand für müde Ekstasen dient.
Johnny Halliday heißt der letzte Heuler auf dem Musikmarkt, der es in Paris ausgezeichnet versteht, das zur Leblosigkeit verdammte öffentliche Geschäft mit dem Jazz wieder auf Touren zu bringen. Kaltberechnend hat er es auf jene Instinkte abgesehen, die man sonst - wenn überhaupt - nur hinter geschlossenen Türen zu offenbaren pflegt.
Die Sportreportage
Die Sportreportage berichtet Ihnen von der Eröffnung der Eiskunstlauf-Saison im Berliner Sportpalast. Es war ein Schaulauf der Weltelite, die sich - wie Sjoukje Dijkstra - erst einmal wieder mit dem Eis näher vertraut machen mußte. Die holländische Europameisterin begeisterte ihre Freunde durch eine Vorstellung von seltenem sportlichen Schwung.
Leicht, selbstverständlich und taktsicher zeichnete das kanadische Meisterpaar Maria und Otto Jelinek seine Figuren auf das kalte, glatte Parkett. In Berlin kündigte der weiße Sport seine baldige Regierungsübernahme mit einer fast höfischen Reverenz an.
Zum "Tag des Pferdes" wurde am Dorbaum bei Münster Military geritten. Der große Geländeritt umschließt im Kontrast von Härte und Poesie alles, was die Reiterei mehr als nur Sport sein läßt.
Das Baden auf der Strecke kostet Minuspunkte. Viele unserer Pferde kommen am Wasser häufig in Schwierigkeiten, die Spiegelung irritiert sie und sie können die Wassertiefe nicht sofort richtig taxieren.
In schneller Fahrt genommene Tiefsprünge verlangen stahlharte Vorderbeine. Die edle Verwandtschaft unserer Arbeitsschläge muß zäh und schnell, mutig und gewandt sein, um mehr als 30 Kilometer schweres Gelände mit 46 Sprüngen zu überwinden.
"Hanke" und Otto Ammermann, Sieger in der Gesamtwertung von Münster. "Kordonas" unter Helmut Grimm galoppiert zum zweiten Platz. - Klaus Wagner auf "Aacos", der sich drei Sprünge später zu Tode stürzte.- Auf "Piqueur" war Wagner der Schnellste auf der Querfeldeinstrecke. - Fritz Ligges auf "Föhn" gewann die Meisterschaft, mit der die grüne Saison des Turniersports ausklang.