01. Frankreich. Anti-OAS-Demonstrationen. - Div. Einstellungen Bombenzerstörungen an Fenstern, beschädigtes Auto. Autoräder rollen über Glasscherben, nah, Demonstrationszug anmarschierende Polizei mit Knüppeln, rennende Demonstranten und Polizisten. 2 Helfer des "Roten Kreuzes" ziehen an Kantstein sitzenden älteren Mann hoch und führen ihn, nah, Gruppe Menschen versucht. Mann auf die Beine zu bekommen. nah, sich geg. etwas wehrende Kann mit blutend. Kopfwunde, nah.
02. Berlin. Austausch Iwanowitsch Abel gegen Francis Gary Powers,- Zeitungsausschnitt mit entspr. Schlagzeile, bildf., div. Standkopien m. Aufnahmen von Abel, Schwenk von Zeitungsfoto Abels auf das von Powers, Bild v. Powers als Pilot, Bild von der U-2, Trick-Markierung der Flugroute auf Karte, Powers v Gericht (Arch)
03. Corbeil bei Paris. Nathalie Trotzky gestorben. - Div. Einst. Totenzimmer, die Tote im Bett, an Wand darüber Fahne" mit Kammer u. Sichel und Fotoportrait s. nah u. groß, div. Archivaufnahmen mit Lew Davidowitsch Trotzky.
04. Worms. Ikonenmaler Fürst Sergej Juriewicz - J. bei der Arbeit an fast vollendeter Ikone, nah, Blick durch Lupe auf Heiligenantlitz, J. groß, Schwenk über Ikone, bildfüllend, kl. Kruzifix mit davorhängender brennender Spritlampe, nah. Erinnerungsbilder und Heiligenbild an Wand, nah, Schwenk von Selbstportrait, groß, auf den in s. Arbeitsraum zur Gitarre singenden Fürst J. (O-Ton). Div. Großaufnahmen Ikonen an der Wand.
05. Völklingen. Grubenunglück
Flugaufnahme der Stadt, Schild "Stadt Völklingen - Stadtteil Luisenthal", nah, div. Ansichten der Straßen in Trauerflor (Fahnen), Männer beim Lesen der angeschlagenen Zeitungsmeldungen, nah, Schlagzeilen i. d. Bildzeitung, Esterer auf dem Zechengelände stehend, reportiert üb. das Geschehene (O-Ton), Heranfahrt an Schachtturm, Esterer vor Schachttor (O-Ton), Krankenwagen fortfahrend, div. Einstellungen wartende Menschenmenge, Tafel "Denke zuerst an Deine Sicherheit", nah + einige umherstehd. Polizisten, eine Anzahl Kumpels, gehend, frontal, nah, Menschen, nah, lesen angeschlagene Namenstafeln, nah, einige Kumpels in der Menge. nah, lassen sich Feuer für ihre Zigaretten geben, div. Einstellungen schmerzerfüllte Menschen werden von ihren Angehörigen durch die Menge geführt, nah, Esterer interviewt einen Geretteten (O-Ton), Zechengelände total.
Div. Einstellungen der in Park aufgestellten Särge und zahlreichen Trauergäste, Lübke hält Rede (O-Ton), Heranfahrt an div. geschlossene Fenster, Totenwagen fährt Straße hinunter, div. Einstellungen Kirchtürme, halbnah hinter Häusern und nah.
Trauer-Zeremonie an den Gemeinschaftsgräbern, hochgehaltenes Kruzifix in der Menschenmenge, nah, brennende Grubenlampe, groß, Lübke(O-Ton), Schachttürm, nah, total, einige Kumpels auf dem Weg zum und in den Schacht.
Titelmarke 7, 6 m
OAS
Herkunft: Pathé Journal
Austausch d. "Spione" Abels/Powers
Herkunft: DPA, Archiv
Trotzki-Witwe in Frankr. Gestorben
Herkunft: Gaumont
Russ. Ikonenmaler Juriewiczm Worms
Kamera: Luppa
Grubenunglück an der Saar + Endetitel
Kamera: Luppa, Grund, Seib
Der Zeitraffer (OAS bis Trotzky)
Die französische Innenpolitik besteht zur Zeit aus Bomben-Explosionen und ihren Spuren. Mit der Ausdauer der OAS, zu terrorisieren, verbündet sich die Hilflosigkeit der Polizei, des Terrors Herr zu werden.
Neuerdings geht Frankreichs Linke auf die Straße, um gegen die illegale Gewaltherrschaft der OAS zu demonstrieren, Aber im Sturmschritt ging die Pariser Polizei gegen die Demonstranten vor und schaffte Ordnung um jeden Preis. Der Charme von Paris siecht unter Gummiknüppeln dahin.
Während Frankreichs Innenpolitik sich dem demonstrativen Rückschritt verschreibt, versuchte der Westen einen außenpolitischen Fortschritt mit einem Ost-West-Tauschgeschäft zu erzielen. Der wegen Spionage gegen Amerika und für Rußland zu 30 Jahren Zuchthaus verurteilte Spion Iwanowitsch Abel wurde in Berlin gegen Francis Gary Powers ausgetauscht. Powers hatte durch einen mißglückten Spionage-Flug in einer U-2 vor fast zwei Jahren die Weltpolitik erheblich durcheinandergebracht. Ein sowjetisches Gericht hatte ihn damals zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
Die kommunistischen Embleme zu ihren Häupten, starb Nathalie Trotzky in Corbeil bei Paris. An der Seite von Lew Davidowitsch Trotzky, dem Freunde Lenins, hatte sie die Flucht vor Stalin in den Westen mitgemacht. 1940 gelang es Stalin, Trotzky töten zu lassen und damit seinen prominentesten Mord zu fabrizieren. Mit Trotzky starb einer der intimen Zeugen frühkommunistischer Machtkämpfe in Rußland.
Bilder aus einem gewiß liebenswürdigeren Rußland entdeckten wir in einem Wormser Maler-Atelier. Fürst Sergej Juriewicz, Träger eines uralten russischen Adelsnamens, malt mit Perfektion und Akuratesse Ikonen.
Die Fertigkeit, diese im Mittelalter zu hoher Blüte entwickelten Heiligenbilder zu malen, ist heute selten geworden. Und Fürst Sergej mag einer der Letzten sein, die dazu bestimmt sind, das ewige Licht der sakralen Ikonenkunst zu hüten. Ab und zu greift Fürst Sergej zur Gitarre. Und aus seinen Liedern klingt die melancholische Erinnerung an eine Zeit, als er noch Fürst im zaristischen Rußland sein durfte und die berühmtesten Ikonenmaler der Zeit zu seinen Lehrern zählten.
Die Grosse Reportage
Das ist Völklingen, ein kleiner Ort am Rande Saarbrückens. Eisenwerke und Fördertürme bestimmen die Silhouette der Stadt. Viele ihrer Einwohner leben von der Kohle. Allein 5.000 Männer arbeiten in der Grube Luisenthal. Ihre Arbeit ist hart. Aber die Kohle ernährt sie, und sie lebten in Frieden. Bis das Unglück in der Grube geschah.
( Original - Ton )
Als die ersten Krankenwagen das Zechengelände verlassen, glaubt die rasch wachsende Menschenmenge vor den Toren an ein Grubenunglück von begrenztem Umfang. Nichts deutet auf eine Katastrophe hin.
Abgekämpft und resigniert kehren die ersten Bergungstrupps aus den gasverseuchten Unglücksstollen zurück. Für die Angehörigen werden die ersten Nachrichten bekanntgegeben. Und langsam wird die Zahl der Opfer sichtbar. Die Rettungsmannschaften bergen immer weniger Überlebende - und immer mehr Tote.
Draußen warten die Menschen weiter. Immer mehr erhalten Gewißheit. Dann warten sie nicht mehr.
Nur wenige hatten die Schlagwetter-Explosion in 600 Metern Tiefe überlebt. Ein Augenzeuge, dem die Flueht aus dem Inferno gelungen war, berichtete uns:
(Original-Ton)
Im Schatten der beiden Schachttürme auf Luisenthal, in einer Parkanlage am Rande der Zeche, stehen drei Tage später 287 Särge. Ihre endlosen Reihen verschwinden unter einem Meer von Kränzen und Blumen. Um sie herum versammeln sich die Trauergäste, um zusammen mit den Angehörigen Abschied von den toten Bergleuten zu nehmen.
(Original-Ton)
Allein in diesen Häusern einer Luisenthaler Siedlung wurden 15 Fenster zum Zeichen des Todes geschlossen.
(Original-Ton)
Einen Tag später. Die Glocken des Saarlandes läuten die Beerdigung in den Heimatgemeinden ein.
(Original-Ton)
In Gemeinschaftsgräbern finden die Opfer der Grubenkatastrophe ihre letzte Ruhestätte. Die Angehörigen nehmen. Abschied von ihren Vätern, Männern und Söhnen: unter ihnen viele junge Menschen. Die Steiger- und Hauer-Elite der Grube Luisenthal wird hier zu Grabe getragen.
Während die Worte "Vom Staube bist Du genommen, zu. Staub sollst Du wieder werden" über die Gräber fielen, dachten wir an die Gefahren und Gewalten in den Schächten und Strebs, welche die Leute hier "die Hölle" nennen:
(Original-Ton)
Die Kumpels fahren wieder ein. Vorerst zu Rettungs- und Aufräumungsarbeiten Ihre Arbeit geht weiter.
