UFA-Wochenschau 340/1963 01.02.1963

01. Rückblick auf Machtergreifung d. Adolf Hitler am 30.1.33
Rotierd. Maschinen in Maschinenraum', bildf., leere Drehbänke. - Arbeitslose beim Stempeln, auf der Straße, u.a. ält. Mann m. Schild vor Brust "übernehme jede Arbt. " nah, 2 jg. Männer musiz. mit Seiteninstr. Riesige Demonstr. mit Transparenten ("Kriegsopfer all. Länder, vereinigt Euch" -"Kriegsbeschädigten, Hinterbliebenen, Gefangenen"). Offener Polizeiwagen, fahrend, kurz, durch Straßen rennende Mensch.-Scharen. Propaganda-Plakat m. Rußland-Umriß "Nieder m. den Kriegshetzern - Kämpft für die Sowjet-Union". - Arbeitergruppe mit Wahlplakaten vor Brust. - Hindenburg steigt aus Wagen, nimmt vor umstehe. Menge grüßend Hut ab u. geht auf Eingang zu. - Von riesiger Menge m. erhob. Armen umjubelter off. Wagen. Div. Einst. Fackelzug m. Hakenkreuz-Fahnen darunter, von Menge m. erhob. Armen flankiert, Menge auf Stufen vor Gebäude, Hindenburg begrüßt i. d. Menge einen Geistlichen (?), nah. Aufmarsch und Formierung der Menge + Soldaten und Hitlers Einzug. Maueraufschrift:"Mit dem Führer zum Sieg!" nah. Zerstörtes Stadtviertel, bombardierte Gegend an Fluß. -

02. Brüssel. Verhandlungen üb. Englands EWG-Beitritt am franz. Widerstand gescheitert. - (siehe NDW 679) Zusätzl.: Ein Minister b. Betreten der Vorhalle und durch Spalier von Kameraleuten u. Reportern weitergehend, seitl. nah. - Erhard, + Schröder betreten zus. Vorraum m. wegwerfenden Handbewegungen, kommen frontal nah heran, wenden sich zur Saaltür. - Gruppe Fotoreporter u. Kameraleute hint. noch unbesetztem Konferenztisch stehend, halbnah. - 2 Herren treten an sitzendenden frz. Außenmin. Couve de Murville heran, frontal, der eine setzt sich neb. ihn, mit dem and. spricht M., halbnah. Weiteres wie NDW. -

03. Paris. Unterzeichnung des Regierungs-Protokolls - dtsch.-frz. Verbrüderung. - Fast gleicher Schnitt wie NDW 679. -

04. New York. Flughafen Idlewild. - Vorbeifahrt an Oberteil Freiheitsstatue, nah. Luftaufnahme Stadtteil m. Autostraßen, kurz. - Flugaufnahmen Flugh. Idlewild, total und im Schwenk darüber, hint. Flügel eines ausrolld. Flugzeugs, nah, Gehäuse schiebt sich automatisch an Flugzeug heran, Herren verlass. Flugzeug durch dies Gehäuse hindurch, front. nah, v. innen gesehen. - Div. Einst, der Hallen, innen; einzl. Menschen nehmen Koffer von Fließband, nah, kurz, auf Fließband aus einer Luke hervorwandernd. Koffer, Tasche und - Katze - je groß; Blick aus auf breiter Straße an Flughafengebäude heranfahrd. Auto. - Flugaufnahme Stadtteil mit Hochbrükken + Hubschrauber in d. Luft, Wolkenkratzer-Viertel. -

05. Hamburg. Maßnahmen gegen den "wilden Müll". - Schwenk von Hochhausfassade auf Gerümpel. Hand hebt die Deckel dreier Mülleimer, Kiste m. Abfall wird auf einen der Eimer gestellt. - Pappkartons mit Gerümpel. Rattenkopf blickt aus Blechbüchse, groß, Pappkartons werden von Riesenhaufen in Wagen der Müllabfuhr verstaut, nah + total, Fachmann der Stadtreinigung gibt Interview (front., gr.): "Wenn wir nicht im eig. Dreck umkommen wollen, müssen wir den Müll in festen Behältern sammeln." Aus off. Mülleimer hervorlugende Ratte, nah, Trickaufnahme sukzessiv verschwindende Kartons auf u. neb. Mülleimer-Reihe, nah. - Müllhalde, div. Einst, sich entladende Bagger, nah + groß. - Luke in Verbrennungsanlage wird geöffnet, Arbeiter stochert mit Feuerhaken durch Ofenöffnung, nah, Maschine mit aus Kanüle kommd. brennendem Gasstrahl, nah. - Montage: Geldstückübergabe - Papiersäcke werden zu Mülleimern gestellt. - Interviews m. Herrn u. ält. Frau ("Ja, die Stadtreiniger wollen ja schließlich nur Geld reinholen" - "1.50 ... ich finde, das ist Wucher!") Regal m. Antiquitäten, nah, Abw.-Schwenk auf Antiquitätenhändler, der Interview gibt, nah: - "Der Müll ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Wohlstandsbarometer. Früher, als es uns noch schlecht ging, wurden alle Hausabfälle, bes. nach dem Kriege, gesammelt, u. die Lumpenhändler ging. v. Haus zu Haus, sammelten Flaschen usw. ... Heute wandern diese Sachen in Müllkästen, weil es s. einf. n. mehr lohnt ... " Unterlegt: Lumpensammler m. Babywagen a. Straße, front.; Div. Gerümpel-Haufen, u.a. Flaschen, Lampen, je nah. - Arbeiter packen Kartons + Müllsäcke in Müllauto. - Div. Aufn. Antiquitäten, u.a. Porzellan, Kannen, Lampen. Hand setzt einen Deckel in der Form eines Katzenkopfes auf antike Kanne, nah. Unter Ascheimer, der im Schnee fortgerollt wird, erscheint eine Ratte und läuft davon, nah. -

06. Der Tip der Woche - siehe NDW 679

07. Garmisch. 3. Wettbewerb im Moto-Ski-Jöring. - Oberkörper Motorradfahrer m. Schutzhelm + Brille vor Schneegelände, seitl. groß. Fahrer betätigt Anlasser (sitzt nicht auf - Kopf nicht sichtbar), nah, Skifahrerin hint. Fahrer, nah. - Div. Einst. d. Wettfahrt. Fahrer stürzt, rappelt sich auf u. fährt weiter, nah. Skifahrer b. Sturz, halbnah. Mann m. d. Zielfahne, nah. Zuschauende Sportler m. Schutzhelmen, nah. Sieger-Paar: Peter Reingruber und Toni Sand. -

08. Megève. Abfahrtsrennen um den Emile-Allais-Pokal
Willkommensgrüß an Jacquie Kennedy u. Frauenskizze in Schneelandschaft. Hang erkletternder Skisportler (m. Skiern), von oben gesehen, nah. - Zuschauer, nah vor Bergen i. Hintergrund. Div. Einst, von der Ski-Abfahrt. Verfolgung der Abfahrt des Siegers Egon Zimmermann aus der Luft. Zimmermann am Ziel, halbnah.

09. Innsbruck. Zweierbob-Weltmeisterschaft in Igls
(siehe NDW 679)Auf der Seite rutschender Bob, nah. 2. Platz: Zardini. Start + Verfolgung des Siegerbobs mit Eugenio Monti. Schwenk über Monti + Beifahrer, groß.

Titelmarke 7, 6 m

Adolf Hitler - 30. Jan. 1963
Kamera: Haceko
Herkunft: Pathé Journal, Gaumont, WiF

EWG-Ministerkonferenz i. Brüssel
Herkunft: Belgavox

Deutsch-Franz. -Verbrüderung (Adenauer- de Gaulle)
Herkunft: Eclair

Flughafen Idlewild
Herkunft: Pathé Journal

Maßnahmen gegen "wilden Müll"
Kamera: Brandes, Seib, Jürgens

Unfallserie (11): Ordnung am Arbeitsplatz
Herkunft: Jupiter-Film

Moto-Ski-Jöring in Garmisch
Kamera: Vlasdeck, Rau

Abfahrtslauf in Megeve (Emile-All[...]is-Pokal)
Herkunft: Pathé Journal, Gaumont

Zweierbob-Weltmeisterschaft für Rodler
Herkunft: Austria

Schlußmarke 3, 1 m

Vor 30 Jahren
In dieser Woche erinnern sich nicht nur die Historiker an eine Zeitspanne, von der uns nunmehr 30 Jahre trennen. Diese Bilder zeigen das Deutschland des Jahres 1933. Als Folge der Weltwirtschaftskrise belasten sechs Millionen Arbeitslose das Vertrauen in die Weimarer Republik.
Das Elend radikalisiert das politische Leben. Die Machtkämpfe der Links- und Rechtsextremen bringen den Staat an den Rand der Anarchie. An den Wahlurnen setzen immer mehr Menschen auf die Versprechungen der NSDAP. Nur Reichspräsident von Hindenburg stützt noch die wankende Demokratie - allerdings ohne grosse politische Leidenschaft.
Eine politische Blindheit, an der heute noch die Geschichtsschreiber herumrätseln, führt schliesslich dazu, dass Adolf Hitler auf scheinbar legalem Wege das Amt des Reichskanzlers erhält. Es sind die Enttäuschten, die Unzufriedenen und der grosse Teil einer begeisterungsfähigen Jugend, die ihre Hoffnungen in die Ereignisse dieser Nacht legen. Sie erkannten nicht, dass sie den Anfang einer künftigen Katastrophe verbarg.
Als sich am Tag von Potsdam der preussische Feldmarschall von Hindenburg und andere Repräsentanten des konservativen Geistes mit den neuen Machthabern zu einem Staatsakt vereinen, bietet sich der Welt das Bild eines Bündnisses, dem ein tragischer Irrtum zu Grunde liegt. Am 30. Januar 1933 ergriffen jene die Macht, in deren sittlicher und geistiger Maßstablosigkeit es beschlossen lag, sie zu missbrauchen. Zwölf Jahre später lag Europa in Trümmern.

Kampf für Europe
Wiederum 15 Jahre später ringt Europa um seine politische und wirtschaftliche Zukunft, Wohl selten zuvor wurde auf diesem Kontinent etwas mit so grosser Spannung erwartet wie das Ergebnis der Ministerkonferenz in Brüssel, auf der über den Beitritt Englands zur EWG entschieden werden sollte.
Bundesaussenminister Schröder und Bundeswirtschaftsminister Erhard versuchten, die Verhandlungen durch Kompromiss-Vorschläge zu retten. Frankreichs Aussenminister Couve de Murville jedoch lehnte ab. Die unnachgiebige Haltung der Franzosen brachte die Bemühungen um einem Beitritt Englands zum scheitern.
Nach dem Urteil von Brüssel konzentriert sich nun das Interesse der gesamten Welt auf Frankreich, mit dem die Bundesrepublik Deutschland kurz zuvor ein Regierungs-Protokoll unterzeichnet hat, das eine enge Zusammenarbeit der beiden Länder vorsieht. Bei dieser Gelegenheit bot sich den Kameras jenes überraschende und bewegende Bild, das seitdem Anlass zu vielen Deutungen gegeben hat, anlass aber auch zu der Frage "Wie stark ist de Gaulle?"

Licht und Schatten der Großstadt
Die Freiheitsstatue, das 77 Jahre alte Geschenk der Franzosen an die Amerikaner, empfängt alle Besucher, die auf dem Seeweg die Millionenstadt New York besuchen. Diejenigen, die mit dem Flugzeuge kommen, erwartet eine andere Sehenswürdigkeit, der technisch und architektonisch vollendete Betrieb des neuen Flughafens Idlewild.
Es war allerdings kein Amerikaner, sondern der finnische Architekt Eero Saarinen, der die riesigen, ineinander greifenden, schwebenden Hallen entworfen hat, in denen fast alles über Fliessbänder wandert. Zukunftsvision einer Großstadt von morgen.
Aber Großstädte haben hier wie überall auch eine andere Seite - die man getrost die Kehrichtseite der Zivilisation nennen darf. In Deutschland zum Beispiel hat sich die Menge des Abfalls in 10 Jahren nahezu vervierfacht. Wirtschaftliche Produktivität und Müllhaufan wachsen im gleichen Verhältnis zueinander. Die Produkte, die erzeugt werden, werden rascher verbraucht als früher. Ein Fachmann für Stadtreinigung sagte uns dazu: (Original Ton)
Noch vor nicht allzu langer Zeit galten die Müllhalden an der Peripherie der Städte als unvermeidbare Endstationen menschlicher Konsumtätigkeit. Heute versucht man, mit Verbrennungsanlagen den Müll möglichst spurlos zu beseitigen. Um jedoch erst einmal die Strassen von den sogenannten "wilden Müllkästen" zu befreien, hat Hamburg neuerdings die Benutzung von zusätzlichen Papiersäcken vorgeschrieben. Über die dadurch entstehenden Kosten wurde viel diskutiert.
Je grösser die Menge des Abfalls wird, desto kleiner wird neuerdings die Zahl der Altwarenhändler. (Original Ton)
Dennoch kann jeder grosse Müllhaufen auch positiv gedeutet werden. Er zeigt, dass es uns gut geht.

Der Tip der Woche
Das - verehrte Zuschauer - ist Ehrgeiz auf dem Sportplatz. Und das - ist falscher Ehrgeiz - am Arbeitsplatz. Defektes Werkzeug nachlässig repariert, verwandelt sich nur zu leicht in eine lebensgefährliche Waffe.
Und genauso gefährlich kann auch diese harmlose Beschäftigung enden. Unordnung und Zeitmangel sind schlechte Arbeitskameraden, aber wer nur ein bisschen nachdenkt, biegt der Gefahr rechtzeitig die Spitze ab.
Selbst in der harmlos erscheinenden Umgebung eines schlichten Büros kann Gedankenlosigkeit zu einer Gefahr für die Mitarbeiter werden. "Morgen!" - "Mogen, - Morgen, - Morgen!" - "Ja, geht in Ordnung, ja, geht heute noch ab." - "Keine Privatgespräche, Otto?" - "Na, Otto, wie hab' ich das gemacht?" - "Prims, Könnte fast von mir sein!" - "Na also!"
Eine Papierschere mag noch so nützlich sein, am falschen Platz kann sie folgenschweres Unheil anrichten, und täglich sind es Tausende, die nicht daran denken.

Wintersportliche Höhepunkte
Gefahr witterten wohl auch die Anhänger des immer populärer werdenden Moto-Ski-Jöring, als sie sich sturzhelmbewehrt zum III. Wettbewerb dieser phantasiereichen Sportkombination auf das Garmisch-Partenkirchener Glatteis begaben. Die Flachland-Skiläufer lös en das Problem ihrer Fortbewegung früher mit Pferden, neuerdings jedoch benutzen sie motorisierte Pferdestärken.
Noch unentschieden ist der Streit der Experten, ob es schwieriger ist, sich auf zwei Rädern oder auf zwei Skier zu halten. Der Streit erscheint jedoch überflüssig, da für einen Sieg beide gleichzeitig und aufrecht das Ziel passieren müssen. Das schafften in der schnellsten Zeit Peter Reingruber und Toni Sand.
Ein Willkommensgruss an die Frist Lady der Vereinigten Staaten, Jacky Kennedy, gab der Landschaft ein neues Gesicht, als sich im französischen Megève die besten europäischen Abfahrtsläufer zum Rennen um den Emile-Allais-Pokal in die Tiefe stürzten. Der 3,2 Kilometer lange Kurs mit 812 Meter Höhenunterschied war wegen zahlreicher, vereister Waldkurven äusserst gefährlich.
Unsere Kamera verfolgte den Siegeslauf des österreichischen Weltmeisters im Riesenslalom, Egon Zimmermann. Mit einem Vorsprung von 4,3 Sekunden fuhr er durchs Ziel. Im Zeitalter der sportlichen Hundertstelsekunde ein wahrhaft überlegener Sieg.
Um Hundertstelsekunden ging es auch bei den Zweierbob-Weltmeisterschaften auf der Olympia-Bahn in Igls bei Innsbruck. Der Bob Deutschland II landete auf dem 9. Platz.
Der zweite Tag der Konkurrenz brachte schwere Stürze und Proteste der beteiligten Mannschaften gegen die Bahnkonstrukteure.
Italien II mit Zardini am Steuer und Bonagura an der Bremse holte sich auf der 1.500-Meter-Bahn den zweiten Platz.
Durch Bremser Siorpaes spurtkräftig gestartet wurde Italiens Bob I mit dem 7-fachen Weltmeister Eugenio Monti am Steuer. Auf seinem Podarschlitten bewies der 35-jährige Bob-Professor, dass er wie kein anderer Instinkt und Gespür für die Fliehkraft besitzt. Monti holte sich seinen achten Weltmeistertitel und festigte damit Italiens Bob-Vorherrschaft.

Veröffentlichungsdatum:

01.02.1963

Produktionsjahr:

1963

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Rau, Kurt; Seib, Gerhard; Vlasdeck, Willy; Haceko

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Belgavox; Pathé Journal; Eclair; Austria; Gaumont; Jupiter-Film

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch