UFA-Wochenschau 357/1963 31.05.1963

01. Der Tip der Woche (Schlechtes Verladen von Milchkannen +r Transportkisten). - Milchmann legt Milchkannen b. Verladen quer auf, üb. Rand d. schunkelnd. Wagens ragende Kannen. gr., Fahrer steigt aus dem auf Werkshof stehd. Transportwagen, klappt Seitenklappe d. Ladefläche hoch, kratzt s. b. Blick über d. Ladung am Kopf, nimmt Kannen wieder herunter, wobei ihm ein hinzukommd. Mann hilft (O-Ton). - Lagerhof m. Kistentransportern, kl. Transporter wird übervoll bepackt, ein Mann steigt hint. drauf, bei Einfahrt in Fabriktor fallen d. Kisten z. Seite herab. -

02. "Näher zu Dir, Italien!" Europabrücke zw. Innsbruck u. dem Brenner im letzten Bauabschnitt. - Arch. -Aufnahmen: Jg. Damen blicken von Terrasse auf Mittelmeerstrand, seitl. nah, kurz. Sonniger Küstenfelsen, von gleißend. Wasser umgeben. Autoschlange auf Paßstraße. Straße voll. Autos in Gebirgsort. Staatl. Taubenfütterung am Markusplatz. Gondeln v. Venedig. 2 Pferde auf Droschkenplatz beschnüff. s. Rückseite eines aus Bild fahrd. HH-DW-Wagens. - Aufwärtsschwenk üb. Pfeiler auf noch nicht geschloss. Brückenstränge. Div. Einst. Bauarbeiten aus versch. Perspektiven, Schweißer nah. Gondel m. 2 Arbeitern kommt zw. den Brückenteilen hoch u. wird dirigiert. Arbeiter guckt um sich u. lüftet den Helm. Seitschwenk v. Bauarbeitern ergibt Blick ins Tal. Div. Einst. Brücke total. Detail- u. Naheinst. vom Verschieben d. Brückenplatten. - Paßstraße, frontal, m. PkW-Verkehr mit Brücke darüber. - Ingenieure messen Abstand d. letzten Lücke, nah, stehen beieinand. und beraten anhand eines Buches, nah. Brückenplatte wird (m. Kran) gehoben, eingesenkt, 2 Einst. Hände des Kranführers an d. Steuerung, nah. Arbeiten an der Nahtstelle, nah. Brücke total bei Dämmerung (noch mit Baustelle).

03. Spanien. Sophia Loren bei Dreharbeiten zu dem Film "D. Untergang d. röm. Imperiums". Kostümierte Darsteller b. d. Pause vor Kulisse einer röm. Festung. Männl. Hauptdarsteller m. Zigarette im Mund, groß, Sophia in Kostüm sitzend, wird frisiert, nah. Abw. -Schwenk von Kamera-Team auf Szene (Gewimmel v. Sklaven in Ketten). Regisseur Anthony Mann auf Brücke, sprechend u. lebhafte Bewegg. machend, nah. Div. Szeneneinst. (gr. Menschenaufwand). Kamerateam auf Brücke total. Sophia und ein Darsteller betracht. zärtlich 2 winzige jg. Hunde in ihren Händen, nah.

04. Atelier-Spiegel: "Der schwarze Abt" (Wallace). - Regisseur Gottlieb pfeift auf Flöte d. Signal, seitl. nah (im Halbdunkel), ordnet an, Beleuchtung einzuschalten (O-Ton), Lampe geht an, Regieassi liest die Namen v. Fuchsberger Borsche und Frau Böttcher her (O-Ton), die Betreffenden kommen aus Höhlengang hervor, nah. Aufnahmeklappe w. vorgehalten, nah. Kamerateam auf fahrendem Pedestal. Einst. einer Szene, die der Regisseur unterbricht, kurz.

05. Atelier-Spiegel: Inszenierung des Durchbruchs eines Zuges d. Zonengrenze (Tatsachenbericht) unter Beratung d. Heizers Hartmuth Licky u. Lokführers Harry Deterling. - Regie: Wisbar. Darsteller d. Heizers: Helmut Oeser. -Frank Wisbar u. Darsteller vor der Probe, Aufnahmeklappe nah. Wisbar m. Schalltrichter vor Mund, seitl. nah, Oeser an der Heizung, spricht (O-Ton: "Wir drehen hier einen Film, der die tollkühne Flucht ... ") Licky, frontal, groß. Deterling, gr. - Div. wirklichkeitsnahe Szeneneinstellungen.

06. Berlin. Ausstellung von Kinderzeichnungen. - Div. Einst. spielende Kinder an der Mauer (neue + Arch. -Aufn.). Vopo, auf Mauer stehend, halbnah. Montage div. Bilder in Ausstellung u. Kinder b. Spiel an Mauer (Kinderlärm O-Ton). Kindergesichter, groß. Kleiner Spatz sitzt auf Stacheldraht u. zirpt, fliegt fort, nah.

07. Wahlwies (Pestalozzi-Dorf). 13 tibetische Kinder in Obhut eines dt. Ehepaars und buddh. Lamas. - Div. Einst. der Kinder in der Gebetsstunde, betender Lama, frontal, groß. seine im Gebet gefalteten Hände, groß. Div. Einst. Schulunterrichtsstunde mit jg. Lehrerin, d. Kinder sprechen ihr deutsche Sätze nach (O-Ton), ein sprechd. Junge, groß. Junge schreibt an Wandtafel "Ich bin ein Tibeter", Kinder groß. Kl. Jungen sehen einem Schreinergesellen beim Hobeln zu, kleine Mädchen beobachten Weberinnen b. d. Arbeit. Kl. Glocke wird mit Hand geläutet, nah. Kinder stürmen in Garten, führen vor ihrer Betreuer-Familie ein Tanzspiel m. Gesang auf (O-Ton).

08. Nürnberg. Fußballspiel l. FC Nürnberg: 1. FC Köln. - Div. Einst. Zuschauer reibt aufgeregt d. Hände gegeneinander, frontal, nah. Div. weitere Nah- u. Großaufnahmen aufgeregter u. freudig erregt. männl. Zuschauer. Jubel auf Tribünen mit Fähnchenschwenken. - Sprung nach dem Ball in Zeitlupe, Ball im Tor, nah, in Zeitlupe. Torszene in Zeitlupe. Zuschauer mit enttäuschtem Gesicht macht wegwerfende Handbewegung, nah. Torwart hängt sich, während d. Ball über das Tor hinweggeht, an den Querpfosten, nah, fällt beim Absprung auf Rücken (Zeitlupe). - Alt. Zuschauer mit unzufriedener Miene, groß, m. neurotischen Kopfzuckungen.

Titelmarke 7, 6

Unfallstory (12): Fallende Gegenstände
Herkunft: Jupiter-Film

Dt. Tourismus in Italien
Herkunft: Archivmaterial

Europa-Brücke - Hochbrücke von Innsbruck zum Brenner über das Silltal
Kamera: Vlasdeck

Sophia Loren (mit Kätzchen im Arm) filmt in Spanien
Herkunft: No-Do

Atelierspiegel: "Der schwarze Abt" von Wallace in Berlin
Kamera: Pahl

Atelierspiegel: "Lok 234" in Geesthacht gedreht v. Frank Wisbar
Kamera: Rau

Berliner Kinder zeichnen und malen die Mauer
Kamera: Pahl

Tibetanische Kinder im Pestalozzi-Kinderdorf, Wahlwies
Kamera: Vlasdeck

Deutsche Fußballmeisterschaft 63 in [...]
Kamera: Starke, Luppa, Hafner

Schlußmarke 3, 1

Schlecht geladen - halb getroffen
Der Anblick einer Milchkanne ruft nicht nur bei Kindern äusserst angenehme Gefühle hervor. Doch geben wir zu bedenken, dass diese allzu originell verladenen Behältnisse flüssiger Gesundheit wahrscheinlich einem Städter auf den Kopf fallen und seine Liebe zur Milch beeinträchtigen könnten.
Dieser Milchbetreuer, dessen äusseres Volumen einen höheren Milchpreis fragwürdig macht, hatte einen lichten Moment, als er zur Ehrenrettung der deutschen Transportbranche erkannte: "Au, verdammt noch mal, schöner Mist, Kaum drehe ich meinen Rücken, schon machste Käse."
Überhaupt gedeiht im Schatten der zunehmenden Motorisierung ein gefährlicher Bazillus: die allgemeine Lauffaulheit. Nicht bedacht wird dabei, dass uns diese Entwicklung buchstäblich auffressen kann. Wer jedoch mit diesem Kurzstreckentrampen Zeit sparen will, könnte vielleicht eines nicht mehr erleben: den nächsten Urlaub.

Näher zu Dir, Italien!
Italien, Traum aller Urlauber und Kristallisationspunkt geheimer deutscher Sehnsüchte, war in den vergangenen Jahren nur noch unter grossen nervlichen und zeitlichen Opfern zu erreichen. Denn zwischen den Gondeln von Venedig und den Reisenden lagen unzählige verstopfte Strassen und Pässe. Die neue Hochbrücke zwischen Innsbruck und dem Brenner soll künftig den Weg in die zweite Heimat des Bundesbürgers verkürzen.
Die letzten Arbeiten setzten den Schlusspunkt unter den vierjährigen Bau eines grandiosen Ingenieurwerkes unserer Zeit. In 190 Meter Höhe spannt sich vor grossartiger Kulisse auf fünf Pfeilern die 815 Meter lange Brücke über das Silltal. In diesen Tagen wurden die letzten Vorbereitungen für den Zusammenschluss der beiden Brückenteile getroffen.
Nach statischen Berechnungen sollte das letzte Bauelement die Lücke schliessen, nachdem die Brückenenden um 100 Millimeter auseinandergepresst worden waren. Das Einpassen konnte wegen der Wärmeausdehnung des Metalls nur bei 10° Celsius vorgenommen werden.
Mit dem reibungslosen Ineinandergleiten der Bauteile wurde die kühnste Stahlbaumontage der Gegenwart vollendet. Ihr Glanz wird nur beeinträchtigt durch den Tod von vier Bauarbeitern. Sie waren Opfer eines Unternehmens, Europa näher aneinanderzurücken.

Blick hinter die Kulissen
Alte Festungstürme, prunkvolle Römerhelme und bärtige Barbarengesichter bilden die farbenprächtige Kulisse zu einem neuen Spielfilm mit Sophia Loren in der weiblichen Hauptrolle. Im Gebirge von Guadarrama in Spanien findet noch einmal "Der Untergang des römischen Imperiums" statt. Die Regie des Untergangs liegt in den Händen von Anthony Mann.
Der Verfall des römischen Reiches unter dem Imperator Marc Anton wird wirklichkeitsgetreu nachvollzogen - wobei selbst Kleinigkeiten eine grosse Rolle spielen.
Die schönste deutsche Gänsehaut will ein Film erzielen, der jetzt in Berlin entsteht. Nach den unsterblichen Ideen von Edgar Wallace soll die geheimnisvolle Figur des "Schwarzen Abtes" auf der Leinwand erscheinen. Die Besetzung ist gross, denn Regisseur Gottlieb rettet nur einen verschwindenden Teil seiner Schauspieler ins Happy End.
Regisseur Frank Wisbar führt uns unmittelbar in die Gegenwart. In Geesthacht versucht man, ein Stück deutscher Wirklichkeit einzufangen. Die Rolle des Heizers spielt Helmut Oeser.
Der wirkliche Heizer Hartmuth Licky und der Lokführer Harry Deterling stehen bei der Verfilmung ihrer eigenen Geschichte als ständige Berater zur Verfügung. Sie waren im Dezember 1961 in einem mit 25 Menschen besetzten Personenzug nach Westberlin durchgebrochen. Unter dem Kugelhagel der Volkspolizisten gelang ihnen der Durchbruch in die Freiheit.

Kinderschicksal
Am Rande des Niemandslandes, im Schatten der Mauer, unter den Augen der sowjetzonalen Grenzsoldaten - spielen sie: Kinder in Berlin, Kinder einer Stadt, die als Hauptlehrstoff politische Wirklichkeit bietet, eine Wirklichkeit, die sich auf beängstigende Weise in Kinderzeichnungen widerspiegelt. Diese Zeichnungen sahen wir in einer Berliner Ausstellung.
Mit kindlicher Arglosigkeit beziehen die Kinder das steinerne Monstrum in ihre Spiele ein, von dem sie doch wissen, wieviel Not es den Menschen diesseits und jenseits bringt. Kinder sehen die Wirklichkeit, erkennen ihre Folgen und begreifen sie dennoch nicht - und dürfen sie vielleicht auch nicht begreifen.
Das Gebetsgemurmel eines buddhistischen Lamas in einem bayrischen Dorf kennzeichnet das Schicksal von Kindern, die ebenfalls Opfer der kommunistischen Politik wurden. Im Pestalozzi-Kinderdorf Wahlwies wachsen 13 tibetische Kinder unter der Obhut eines deutschen Ehepaares auf.
Mit viel Talent und grossem Eifer stürzen sich die Kinder in das ermüdende Programm einer europäischen Erziehung, um eines Tages in Lehrwerkstätten oder auf Universitäten ihre Ausbildung abzuschliessen. Ob sie jedoch die in Deutschland erlernten Fertigkeiten noch einmal zum Wohl Tibets ausüben können, ist ungewiss. Ihnen bleibt vorerst nur, auf andere Weise die Erinnerung an ihre Heimat wachzuhalten.

Griff nach dem Lorbeer
46.000 Zuschauer erwarteten im Nürnberger Stadion eine Revanche ihres "Clubs" für die Endspielniederlage des Vorjahres, als die Nürnberger auf eigenem Platz gegen den 1. FC Köln antraten. Aber schon nach wenigen Minuten konnten die Kölner - im weissen Dress - die Enthusiasten der Gegenseite eines Besseren belehren: Sie zeigten einen "Traumfussball, und schon nach der dritten Minute steht es 1 : 0 für die Kölner.
Die Nürnberger sind überrascht, aber es dauert nur fünf Minuten und sie haben frischen Mut gefasst. Nach einem Handspiel der Kölner entscheidet Schiedsrichter Ott auf Elfmeter - 1 : 1. Die "Fussballfalten" der Clubanhänger glätter sich zu früh, denn wiederum fünf Minuten später erzielt Hemmersbach die 2 : 1 Führung für Köln.
Nahezu jeder Ball des Kölner Spiels läuft über Hans Schäfer, den Kapitän des westdeutschen Titelverteidigers, der in der 14. Minute durch Hornig zum 3 : 1 erhöht.
Für kurze Zeit herrscht Ratlosigkeit in der Nürnberger Hälfte, bis sich Strehl ein "Lebkuchenherz" fasst und nach einer brillanten Vorlage von Reisch zum 3 : 2 aufschliesst.
Nach einem überlegen geführten Anfangsspiel entgleitet den Kölnern der Sieg. Das Spiel der Nürnberger hingegen wird zusehends besser. Nur selten geben sie der Kölner Mannschaft Gelegenheit zu neuen Vorstössen. Den Zuschauern bleibt der Leistungsabfall der Kölner unverständlich, umso verständlicher ist es aber, dass der "Club" nun seine Chance wahren muss. In der 45. Minute erhält Strehl eine Flanke von Wild und schiesst das 3 : 3.
In der zweiten Halbzeit warten die Zuschauer vergebens auf die Entscheidung, was zum Teil am Schusspech der Stürmer, aber auch an den grossartigen Torparaden lag. Es blieb beim 3 : 3 und von den Zuschauern waren einige unzufrieden.

Veröffentlichungsdatum:

31.05.1963

Produktionsjahr:

1963

Kameraführung:

Hafner, Anton; Luppa; Pahl, Georg; Rau, Kurt; Starke, Rainer; Vlasdeck, Willy

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

No-Do; Jupiter-Film

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch