UFA-Wochenschau 383/1963 29.11.1963

Kennedy +

Zitat von Teilhard de Chardin - Chardin-Portrait, groß.
USA. - Zeitungen m. Schlagzeilen über d. Ermordung Kennedy's werd. von Zeitungsständen fortgenommen, Zeitung lesd. Menschen auf Straße m. fassungslos. Gesichtern, weinende jg. Mädchen, nah, stumm + stumpf dreinblickende Herren, Schlagzeilen, nah.
Das Verbrechen: - Standfoto Kennedy in Wagen bei Fahrt durch Dallas löst sich in Bewegung auf, Einst. v. d. Fahrt durch Menge mit strahlend winkendem Kennedy, nah, von vl. Menschen, u.a. Reportern, umzingelter wagen, Kennedy + Jacqueline b. Vorbeifahren, lächelnd, nah - Schüsse erschallen - Ausschnitt d. Front d. Gebäudes, von dem aus geschossen wurde - allgemeine Unruhe - sich ausbreitd. Entsetzen - Begleiter steigt aus Auto - Polizist blickt zum Gebäude empor - jg. Mädchen geraten in Entsetzen u. kehren die Gesichter ab, nah - der Präsidentenwagen leer - weinende Frauen - entsetzte Gesichter - Mordwaffe wird fortgetragen (über Kopf gehalten), nah - Lee Oswald wird abgeführt - Reportermenge in Gang des UG - Sarg mit dem Präs, wird z. Überführung in Auto gehoben - Jacqueline versucht, Wagentür zu öffnen. - Ehrengarde auf Straße in Washington, nachts, fahrender Wagen, angestrahlt, total. - Eingang d. weiß. Hauses mit eintretenden Menschen, nachts, fern. Der aufgebahrte Sarg, total, nah, Herren defilieren daran vorbei, halbnah, Gardisten am Sarg senken die senkr. gehalt. Säbel, halbnah. -
Archiv-Aufnahmen von Kennedy, K. -Portrait, angestrahlt, groß. Abw. -Schwenk von Fahne auf Dach des Bonner Rathauses auf den Balkon, total, nah. - Der Abschied: Berlin. Kundgebung vor Schöneb. Rathaus am Tag der Beisetzung. Nachts. - Transparent "Wir haben einen Freund verloren" über Blumenarrangements, Kränzen und von Kerzen angestrahltem Kennedy-Bild, eine Frau legt Blumen hinzu, weinende Frauen, nah, Kennedy-Bild mit Kerzen davor + v. Blumen eingerahmt, nah. Wehende Fahne mit Berliner Bär bei Dunkelh., nah - die US-Flagge über Versamml. -Platz i. Htrgr. - Zwischen ält. Frau u. ält. Herrn stehd. General, Hand a. Stirn haltend, nah - angestrahlt. Kennedy-Portrait, groß - Schild "John F. Kennedy - Platz" wird feierlich enthüllt, nah. -
Washington. - Militär-Trompeter b. Dunkelh., nah, setzt Trompete ab. - Einst. Stehende u. hockende Menschen am Straßenrand, einzelne mit gesenkt. Köpfen, groß - div. Einst. Trauerzug (O-Ton) - Ehrengarde marschiert voran, halbtotal - Sarg auf Pferdewagen, von weißen Pferden gezogen, eskortiert von Ehrengardisten - große Militär-Musikkapellen folgen - Dach + Kuppel der Matthäus-Kathedrale, nah, Sarg wird vom Wagen gehoben - Einst. des vor Kathedrale stehd. Begleitzuges - Kardinal Cushing macht Segenszeichen vor dem Sarg - Sarg wird Stufen emporgetragen - Spielende Mil. -Musikkapelle, halbtotal - dem Sarg folgend: Jacqueline mit beid. Kindern u. hint. ihr 2 Brüder Kennedy's, halbnah, unzählige Staatsoberhäupter u. Staatsmänner, darunter de Gaulle Lübke, Eisenhower, Prinz Philipp. - Sanft emporwehende US-Flagge auf Halbmast an Gebäude, nah. - Wagen mit Johnson fährt unter strenger Bewachung langsam durch Straße mit Menschenspalier, nah, Straße mit Kolonne langsam fahrender Wagen, halbtotal, schräg gesehen.
Arlington. - Div. Einst. Beisetzungsfeierlichkeiten auf Soldatenfriedhof. Jacqueline, von Brüdern Kennedy s geleitet, nah. Schwenk über stehende Trauergäste, darunter in Frontreihe Lübke, de Gaulle, Erhard, Haile Selassie. Ehrenwache faltet Sternenbanner zusammen, nah. Jacqueline entzündet ein ewiges Licht, nah, Aufw. -Schwenk v. dem ew. Licht am Fuße des Sarges auf die Ehrengardisten davor, Robert Kennedy steht mit Jacqueline zusammen, während Geistliche ihre Anteilnahme bekunden, nah, führt sie fort an Ehrengarde vorbei, Friedhofsszenerie total. -

Der Nachfolger
Standfoto Johnson mit zum Schwur erhob. Hand neben Jacqueline stehend, nah, beide einzeln groß. - Archivaufn. Johnson in Berlin. Johnson spricht s. ersten Worte als Präsident, im Freien b. Dunkelheit, groß (O-Ton).

Titelmarke 7, 6 m

KENNEDY

Zitat de Cardin
Kamera: Vlasdeck, Seib, Grund, Pahl, Arndt, Luppa

Dallas
Herkunft: Metro, Metro

Trauer
Herkunft: Metro, Metro, Metro

Rückblende
Herkunft: Gaumont, Pathé Journal

Abschied
Herkunft: Gaumont, Polygoon, Polkronika

Nachfolger: Lyndon B, Johnson
Herkunft: Archivmaterial

Schlußmarke

John F. Kennedy
"In der modernen Welt hat nur noch das Phantastische eine Chance, wahr zu sein."
Dieses Wort von Teilhard de Chardin von einer Welt, in der die überraschende Wirklichkeit die Vorstellungskraft der Menschen zu überflügeln beginnt, verdichtet sich in diesen Tagen zu Schlagzeilen und spiegelt sich wider in Gesichtern voller Erschütterung und Fassungslosigkeit. Wohl niemals zuvor wurde deutlicher, dass das Geschehen den Menschen entglitt und sie in Unsicherheit und Ratlosigkeit zurückliess. Niemals zuvor wurde das Phantastische so deutlich zur Wahrheit wie bei der Nachricht: der Präsident wurde ermordet.
Kaum jemand hat es für möglich gehalten, dass dieser Kennedy, einer der drei bestbewachten Männer dieser Erde, ermordet werden könnte. Nicht nur seine Leibwähter, sondern seine Offensive gegen den Hass, sein Mut und seine Arglosigkeit schienen ihn gefeit zu haben gegen Heimtücke und Hinterhalt. Doch die Ereignisse in Dallas belehrten uns eines anderen. Es geschah wenige Sekunden nach diesen Aufnahmen, die das Präsidentenpaar umjubelt und scheinbar gut bewacht zeigen.
Das Haus, aus dem geschossen wurde.
Augenzeugen.
Der Präsidentenwagen danach.
Die Mordwaffe und der vermutliche Mörder - ein Kommunist namens Lee Oswald - inzwischen selbst ermordet. Während sich noch die Reporter an seine Fersen heften, kehrt der tote Präsident zum letzten Mal heim in die Stadt und das Haus, wohin ihn vor drei Jahren das amerikanische Volk berufen hatte. Seine Frau geleitet ihn.
Zu nächtlicher Stunde verabschiedet sich Amerika im Weissen Haus von seinem Oberhaupt und Regierungschef. Durch eine Tat, deren Sinn und Fügung unbegreiflich bleiben, endeten die Hoffnungen, die mit seinem Namen verbunden waren in einem Bronzesarg. Wir kannten John Fitzgerald Kennedy als Harvard-Schüler, als grossen Redner und überzeugende Führungsnatur.
Das Weisse Haus wurde unter ihm zum gesellschaftlichen Schnittpunkt Europas und Amerikas. Die Ausstrahlungskraft des Präsidentenpaares zog die besten Kräfte des Landes in ihren Bann. Harmonie und Ausgewogenheit bestimmten das Bild bis in die familiären Details, bestimmten auch das Bild des Politikers. Kennedy war kühl, realistisch und berechnend genug, um die Notwendigkeit militärischer Überlegenheit zu erkennen.
Doch das eigentlich Schöpferische in seiner politischen Mission war der Zusammenklang zweier Stilelemente, die bisher für unvereinbar gehalten wurden: er vereinigte Härte, Beharrung, ja sogar Drohung mit Elastizität und Verhandlungsbereitschaft. Eine kühne Demonstration der Überlegenheit eines unabhängigen Geistes über die Macht des Faktischen. Eine in Kriegsfurcht erstarrte Menschheit geriet in Bewegung, als Kennedy das Abkommen über Atomversuchsverbot unterzeichnete.
Vor wenigen Monaten vor dem Rathaus in Bonn, zeigte Kennedy, dass es nicht Schwäche und Verblendung war, wenn er die Grenzen der menschlichen Freiheit zu ihrer Verteidigung nach vorn schob und damit zur Hoffnung auch der noch Unfreien wurde:
"In a great half-circle, stretching from Berlin to Saigon, we will keep this free world free until the day comes, as Thomas Jefferson predicted it would, that the disease of liberty, which is catching, spreads throughout the world."
Es war auch seine Jugend, die an ihm faszinierte, und sie faszinierte besonders die Jugend. Denn er war es, der die Sehnsüchte und Vorstellungen der jungen Generation, die sich in allen Ländern so ähnlich ist, formulierte und damit bewusst machte. In Frankfurt sagte er:
"Political leaders come and go; what I hope remains between the United States and Germany is not only a strong feeling of sympathy and friendship, but also a recognition in this great struggle in which we now, exist, this great struggle to which we devote our lives, the struggle to maintain freedom and expend it throughout the world."
Politische Führer kommen und gehen. Was aber bleibt zwischen den USA und der Bundesrepublik, ist das Erkennen des Kampfes um die Freiheit, dem wir unser Leben widmen.
EinenTag später in Berlin:
"All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin. And therefore, as a free man, I take pride in the words: Ich bin ein Berliner!"
Die Berliner danktem ihm diesen Satz, damals -
und heute, In der Stunde seiner Beerdigung versammelten sich noch einmal Hunderttausende vor dem Schöneberger Rathaus.
Zur gleichen Stunde in Washington. Es ist nationaler Trauertag. Die Amerikaner nehmen Abschied von ihrem toten Präsidenten.
Der Trauerzug erreicht die Matthäus-Kathedrale. Kardinal Cushing, der die Kennedys traute und ihre Kinder taufte, zelebriert das Pontifikal-Requiem.
Fast alle Grossen dieser Erde folgen dem Sarg.
Von der Kirche bewegt sich der Strom der Trauernden, unter ihnen der streng bewachte Präsident Johnson, nach Arlington.
Nach dem Willen seiner Frau wird der tote Präsident auf einem Soldatenfriedhof beigesetzt, in Übereinstimmung mit dem Wort, das General de Gaulle zum Tode Kennedy's sagte: Er starb wie ein Soldat.
Während die Ehrenwache das Sternenbanner für sie zusammenfaltet, entzündet Jacqueline Kennedy ein ewiges Licht. John F. Kennedy ist beerdigt.
Nur 1 Stunde, 38 Minuten nach dem Tode Kennedy's wurde Lyndon B. Johnson als 36. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt, - jener Mann, der den Berlinern nach dem 13. August Mut und Zuversicht gegeben hat.
Johnson's erste offizielle Worte als Präsident waren: Ich werde mein Bestes tun. Ich bitte um Ihre und Gottes Hilfe.
"I will do my best - that is all I can do. I ask for your help and God's."

Veröffentlichungsdatum:

29.11.1963

Produktionsjahr:

1963

Kameraführung:

Grund; Luppa; Pahl, Georg; Seib, Gerhard; Vlasdeck, Willy; Arndt

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Polygon; Pathé Journal; Gaumont; Polkronika; Metro

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch