01. Berlin - Ende der Passierscheinaktion - Mauer. Besucherstrom an der Grenze. Autoschlangen an den Ubergangstellen. Ein Volkspolizist mit einem Sprechgerät. Eine Band wischt auf einer Tafel mit der Aufschrift "Ausgabe" eine Schrift aus. Schilder in den Passierscheinausgabesteilen werden abgenommen und Karteikästen geschlossen. Die Postbeamten verabschieden sich. Uhr "3 Uhr". Gehende Menschen an der Übergangsstelle. Gehende. Beine, Kinderwagen, Zähler zählt Grenzübergänger. Ein Besucher wird auf einer Bahre zurückgetragen. Alte Leute werden gestützt. Pahl interviewt die Leute (O-Ton). Weinen und Trauer, Mauertor wird geschlossen.
02. Erhard bei Johnson - Johnson, neben ihm Erhard, spricht (O-Ton) Halbverdeckt Schröder. Texaner. Erhard spricht (O-Ton). Großes gespanntes Transparent "Auf Wiedersehen". Darunter stehen winkende Mens chen. Erhard mit Mrs. Johnson und Johnson fährt im offenen Wagen (total). Johnson's Ranch in Texas. Ein Texaner springt von hinten in den Pferdesattel. Rinderkopf (groß). Johnson reitet. Bild Erhards umkränzt. Erhard mit Johnson im Gespräch. Daneben steht Außenminister Rusk. (weit). Mrs. Johnson tritt hinzu. Mrs Johnson, Erhard und Johnson (Köpfe groß). Gebratene Steaks bildfüllend. Ein Koch beim traten im Freien. Tochter Johnson lachend vor jungen Mädchen. Erhard geht mit seinem Teller durch die Tischreihen, die Tochter Johnson mit einem Knochen in der Hand am Tisch sitzend und essend. Der Pianist van Cliburn spielt Klavier. Erhard spricht (O-Ton), neben ihm sitzend Johnson. Die Außenminister Rusk und Schröder sitzennebeneinander am Tisch und klatschen. Johnson spricht (halbnah). Johnson verleiht Erhard einen Texashut, dann Schröder (groß). Erhard mit Hut. Erhard lachend mit Johnson und dann allein (groß). Interview mit Texanern (O-Ton)
03. Papst, Pilgerfehrt ins Heilige Land - Der Papst in Begleitung auf dem Flugplatz in Rom. Er besteigt das Flugzeug und bleibt grüßend im Eingang stehen. Die Fenster des Fkugzeuges, der Papst hinter einem Fenster winkt. Start der Maschine. Menschengedränge in Jerusalem. Der Papst geht durch die Menge. In der Grabeskirche zelebriert der Papst eine Messe. Der Papst segend, nah. Die Glocken der Kirche läuten in Nazareth. Großes Schild "Paulus Street". Lachende Nonne. Der Papst winkt aus dem fahrenden Wagen. Jubelnde -Bevölkerung, klatschende Nonnen. Der Papst mit- Begleitung am Galiläischen Meer. Er befeuchtet seine Hand, bekreuzigt sich und erteilt den Segen. Das Galiläische Meer. Das Mandelbaumtor. Bier nimmt der Papst Abschied von dem israelitischen Staatspräsidenten Zalman Shazar. Herzliches und langes Händeschütteln. Fahrt durch die Nacht im Auto. In Amman (Jordanien) neben König Hussein. Der Papst steht vor dem Eingang des Flugzeuges (weit) König Hussein und seine Begleitung winken. Das Flugzeug rollt auf die Startbahn und fliegt, begleitet von 6 Begleitflugzeugen.
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Berlin - Ende der Passierschein-aktion
Kamera: Pahl, Jürgens
Erhard bei Johnson
Herkunft: Metro, Metro
Papst - Pilgerfahrt ins Heilige Land
Kamera: Rau
Herkunft: Gaumont, Sedi, Vis News, Vis News
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Die Mauer ist geschlossen
Unser erster Bericht ist der Bericht über das Ende einer Aktion, die von den Kommunisten die "humanitäre" genannt wird. Letzter Tag des Passierschein-Abkommens: 48.000 Kraftfahrzeuge verursachen ein Verkehrschaos an den Übergangsstellen und in den sonst leeren Strassen von Ostberlin. In den 17 Tagen, an denen die Grenze in einer Richtung offen war, haben 1, 3 Millionen Westberliner ihre Verwandten und Bekannten hinter der Mauer besucht.
Dies waren die Letzten, die noch einen der über 700.000 Passierscheine erhielten. Dann wurden die Karteikästen geschlossen. Die Ostberliner Beamten in Postuniformen verabschiedeten sich. Den Westberlinern blieben nur noch wenige Stunden. Am letzten Tag, als die Zeitgrenze immer näher rückte, wurden an den Übergangsstellen 280.000 Menschen gezählt. Das entspricht der Einwohnerzahl von Braunschweig, Wiesbaden oder Karlsruhe.
Um Mitternacht kehren sie zurück. Sie haben auf unbestimmte Zeit Abschied genommen. Bei vielen folgt auf die seelische Erschütterung der körperliche Zusammenbruch.
"Es sind viel Tränen geflossen dabei, ja, es war sehr traurig und wir wissen ja nicht mal, wann wir wieder zusammenkommen werden."
"Ich kann nicht!"
"Du kannst nichts sagen. Na, die Hauptsache ist, dass wir bald wieder mal hierher zurückkommen können."
"Dass wir uns erst stundenlang um einen Passierschein anstellen und dass wir dann so traurig heute vor 24 Uhr in aller Schnelle verabschieden mussten."
Dennoch haben auch diese traurig-glücklichen Tage ein Ergebnis hinterlassen - die Erkenntnis nämlich, dass ein politisch nüchternes Urteil stärker sein kann als ein augenblickliches Gefühl.
"Ich wäre dafür, dass man die Passierscheinfrage nicht unter Zugeständnissen, politischen Zugeständnissen verlängern sollte."
"Ja, man sollte nicht soviel Zugeständnisse machen, dann lieber nicht."
"Unter Zugeständnissen auf keinen Fall!"
"Ne, unter politischen Zugeständnissen nicht. Dann verzichten wir lieber."
"Ne, das finde ich auch. Aber ich würde mir wünschen, woll'n mal sagen, dass die im Osten ebenfalls hier rüber können, nicht wahr, so wie es gewesen ist."
"A mighty good man!"
"As we meet, Mr. Chancellor, the people of West-Berlin for the first in years, are able to cross ..."
Mit einem Bekenntnis zur Freiheit Berlins empfing der amerikanische Präsident Lyndon B. Johnson den deutschen Bundeskanzler in seinem Heimatstaat Texas, und trotz gewisser äusserer Unterschiede befand sich Professor Erhard sofort in vertrauter Atmosphäre, denn die Vorfahren der Einwohner von Fredericksburg zum Beispiel bestehen zu 90 Prozent aus Deutschen.
"Der Präsident der Vereinigten Staaten, der grosse Sohn Ihres Landes, hat mir gesagt, wenn ich hier zu Ihnen deutsch spreche, werde ich unter Umständen besser verstanden als er selbst."
Deutsche Spruchbänder bestimmten das Bild jener Tage auf Johnsons Ranch. Hier, wo man vom Stand in den Sattel springt, wo ein weltberühmtes Beef gezüchtet wird und Präsidenten ihren Gästen entgegenreiten, wurde das wohl wichtigste politische Gespräch seit dem Tod Kennedys geführt. Zur Debatte standen: der Kalte Krieg, die westliche Allianz und amerikanisches Hühnerfleisch.
Das Fleisch texanischer Rinder vereinte die Politiker schliesslich zu einem respektablen Barbecue. Seit Franklin D. Roosevelt die Majestäten Englands in ähnlicher Ungezwungenheit mit Würstchen speiste, hat es in der US-Diplomatie eine solche Geste nicht mehr gegeben. Die Huldigung war vollkommen, als der deutschstämmige Pianist van Cliburn Brahms und Beethoven spielte.
"Der Präsident sagte schon, dass ich eine amerikanische Entdeckung bin. Das stimmt buchstäblich. Am Tage nach der Besetzung meines Landes nach dem unseligsten aller Kriege kam ein amerikanischer Offizier vor meine Wohnung und holte mich ab, mit der lakonischen Einladung: Come on!"
Präsident Johnson nutzte jede Gelegenheit, um die Persönlichkeit Professor Erhards herauszustellen. "I hope that your people will keep you busy at home, because I would not like to have you as an opponent in a free election ..."
"Ich möchte Sie in einem Wahlkampf nicht als Gegner haben", erklärte er sicherlich nicht ohne politische Nebengedanken und schritt dann zur Verleihung der Ten-Gallons-Hats, der höchsten Würde, die Texas zu vergeben hat.
Professor Erhard beendete seine Reise in die USA nicht nur mit einem politischen, sondern auch mit einem grossen persönlichen Erfolg. Er hat Johnson gewonnen und den Mann auf der Strasse.
"Oh I think he is a fine man, I think that he is getting along wonderfully, we are very very proud of him over here. Ich tät das gern in deutsch sagen, aber ich hab' Angst, mein Deutsch ist nicht so gut."
"Ich denke, er ist ein guter Mann, sonst täten sie ihn nicht an die Spitze von die Regierung stellen."
"Ja, wir haben den richtigen Mann und Sie haben auch den richtigen Mann, so denke ich, hoffentlich - eh?"
Die Pilgerfahrt
Der dritte Bericht, der dieser Woche so viel Gewicht gibt, beginnt in Rom. Zum ersten Mal in der Geschichte des Heiligen Stuhles besuchte ein Papst die frühen Stätten der Christenheit. Zum ersten Mal reise ein Papst mit dem Flugzeug. An Bord einer Düsenmaschine flog Paul VI. ins Heilige Land.
Was ursprünglich nur als Pilgerreise gedacht war, wurde schliesslich zu einer ebenso politischen wie religiösen Demonstration für Frieden, Einheit und Gerechtigkeit. Noch während des Fluges richtete der Papst Friedensbotschaften an die mächtigsten Staatsmänner der Erde.
In Alt-Jerusalem, das auf jordanischem Gebiet liegt, wurde Paul VI. von den Arabern mit Jubel überschüttet. Mehr als einmal waren die Ordnungshüter nicht mehr Herr der Lage. In der Grabeskirche, die über dem Hügel von Golgatha errichtet ist, feierte der Heilige Vater die Messe.
Bereits hier in Jerusalem zeigte sich, dass die grossen Ereignisse unserer Zeit wohl Oder übel entstellt werden durch das Interesse, das sie in der Öffentlichkeit hervorrufen. Während des Gottesdienstes gerieten zwei Fernsehkabel in Brand, aber die Menge beruhigte sich, als der Papst in der Dunkelheit unbeirrt weiterbetete.
Die Glocken von Nazareth, jener Stadt, in der Christus am längsten gelebt hat, läuteten die Pilgerfahrt des Papstes auf israelischem Boden ein.
Eine der Stationen in Israel war die Kapelle des Primates Petri am Galiläischen Meer. An dieser Stelle hatte Christus seinen Auftrag an Petrus erteilt: weide meine Lämmer.
Umgeben von etwa 2.000 Journalisten und verfolgt von über tausend Photographen trat Paul VI. den Rückweg an.
Am Mandelbaumtor, dem Grenzübergang zwischen Israel und Jordanien, verabschiedete er sich von dem israelischen Staatspräsidenten Zalman Shazar.
51 Stunden auf biblischem Boden gingen zu Ende, als der Heilige Vater in der jordanischen Hauptstadt Amman Abschied nahm. König Hussein begleitete ihn zum Flugzeug. Als Pilger war er hier gelandet, als ein Mann, der Geschichte gemacht hat, kehrte Paul VI. nach Rom zurück.
Noch weiss niemand in dieser ersten Stunde der Brüderlichkeit, wie weittragend die Folgen dieser Reise sein werden. Sicher ist, dass die Kirche, wie vielleicht niemals zuvor, in Bewegung geraten ist und dass sich die Welle dieser Bewegung übertragen hat auf alle erstarrten Religionen der Welt.