01. Taximord in Bonn. Taxis fahrend (Dächer der Wagen). Taxen fahren (bildfüllend. Lange Reihe von Taxen hintereinander auf einer Autostrasse. Strasse in Bonn. Strassenschild "Kapuzinerstrasse". Parkender Ford Taunus (groß). Hand öffnet Wagenschlag. Steuerrad und Amaturenbrett. Taxenfahrer sammeln zur Unterstützung der Familie des ermordeten Taxenfahrers. Kind steckt Geld in die Sammelbüchse und Frau. Die Frau des ermordeten Taxenfahrers sitzt mit ihren 3 Kindern um den Tisch beim Essen. Sie füttert ihren kleinen Sohn auf dem Schoß (groß). Kleines Mädchen betrachtet Zeitung, (groß). Kleiner Junge spielt mit Spielzeugautos (groß). 2 Männer mit Bild-Zeitung. Titelseite "Das ist der Taxenmörder" "Adenauer fordert Todesstrafe" Plakat an Auto "Todesstrafe". Hans Rosenbaum, Taxenfahrer spricht zum Thema "Einführung der Todesstrafe" (O-Ton). Professor Carlo Schmid spricht (O-Ton) Friedrich Kühn, CDU, spricht (O-Ton) Carlo Schmid spricht (O-Ton).
02. Lufthansaabflug Tokio. Flugzeugticket nach Tokio an Gepäck. Gepäckwagen mit Gepäck vor Flugzeug. Walter Knoop steigt winkend in das Flugzeug der Lufthansa. Flugzeugtür schließt sich. Flug der Maschine.
03. Olympiavorbereitungen Tokio. Alwegbahn. Tokaidoexpresszug. Die Highways. Fahrt über Highways. Tür des Gepäckraumes des Flugzeuges geht auf. Mann mit Desinfektionsapparat spritzt Boden und Treppe des Flugzeuges. Die Olympiapferde kommen aus dem Flugzeug, unter ihnen Neckermanns Antoinette. Strasse von Tokio mit Verkehr, Bauten des Olympischen Dorfes. Geher trainiert auf der Strasse. 2 Negerläufer im Dauerlauf beim Training. Handballspiel. Japanische Mädchen in Schulkleidern am Meerufer. Sportler richten ihre Segelboote. Segelboot wird verladen. Die Mannschaften ziehen in das Olympische Dorf ein. vor der deutschen wird keine Fahne, nur das Schild "Germany" getragen. Die Olympische Fahne wird am Mast hochgezogen. Wehende Fahnen der Nationen an Masten und Olympiafahne.
04. Weltjugendtreffen in Moskau. Köpfe von Teilnehmern beim Weltjugendtreffen (groß) darunter auch Neger. Sprecher vor Mikrofon. Klatschende Teilnehmer. 2 junge Männer umarmen sich. Neger spricht. Kinder laufen durch. die Gänge des Saales zur Bühne. Teilnehmer klatschen rhymisch mit hoch erhobenen Händen. Chruschtschow (total) auf Ehrentribüne. Auf der Bühne singt ein Chor, die Mädchen in weißen Kleidern (O-Ton). Im Hintergrund wehende Fahne mit kommunistischem. Emblem. Zuschauergesichter (groß) Totale des Saales.
05. Rolling Stones. Totale des Saales mit verzückten Teenagern. Sin Band-Mitglied der "Rolling Stones" (groß) streckt die Zunge heraus. Gesichter der Rolling Stones mit langen Haaren. Die Jugendlichen kommen zur Veranstaltung. Tür "Dressing Room" öffnet sich. Die "Rolling Stones" beim Schminken und Umkleiden. Ein junger Mann spielt auf der Gitarre, einer befestigt seine Manschettenknöpfe am Hemd. Verehrerpost auf dem Tisch. Auftritt der Kapelle (total). Ein Band-Spieler klatscht und tanzt auf der Bühne. Schreiende Mädchen. Gesicht des Gitarrenspielers und des Sängers mit quergestreiftem Pullover. Schlagzeugspieler. Mädchen wirft hysterisch Hände vor ihr Gesicht. Totale des Saales mit jungen -Leuten. Die Rolling Stones gehen neben einer Autostrasse, einer läuft schnell nach vorn aus dem Bild.
Titelmarke 7, 6 m
Taxi-Mord in Bonn
Kamera: Luppa
Lufthansa-Abflug+ Tokio
Kamera: Brandes
Tokio
Herkunft: Knoopfilm
Weltjugendtreffen
Herkunft: Sovkino
Rolling Stones
Herkunft: Pathe News
Schlussmarke 3, 1 m
Todesstrafe - ja oder nein?
Hamburg, im September. Tausende Taxis aus dem ganzen Bundesgebiet geben einem ermordeten Kollegen das letzte Geleit. Das Motiv für den Mord: Habgier.
Bonn, im Oktober. Der Blick der Öffentlichkeit richtet sich auf eine im Stadtzentrum gelegene Gasse. In der Kapuzinerstrasse wurde wiederum ein Taxifahrer ermordet. Das Motiv des Mörders: eine Mutprobe.
Und während das Mitgefühl der Allgemeinheit 22.000 Mark in die Sammelbüchsen für die Hinterbliebenen fliessen lässt, hallt Deutschland von einer Diskussion wider, die von berechtigten Emotionen entfacht wurde und dennoch oder gerade deswegen Zweifel hervorruft: der Diskussion um die Wiedereinführung der Todesstrafe, der Frage also, ob wir für Morde wie den am Taxifahrer Karl-Heinz Koch, der eine Frau und drei Kinder hinterlässt, dem Staat das Recht geben wollen, zu töten.
Einen besonderen Akzent erhält die Auseinandersetzung um die Todesstrafe dadurch, dass bedeutende Persönlichkeiten der politischen Bühne eindeutig und unerwartet Stellung bezogen haben. Es mehren sich auch die Anzeichen, dass die Mehrheit der Bevölkerung für die Wiedereinführung der Todesstrafe eintritt. Der Druck der Interessenverbände wird ebenfalls immer stärker:
"Entgegen der Meinung vieler anderer bin ich der Ansicht, dass die einzige Strafe für ein solches Verbrechen nur die Todesstrafe sein kann."
"Es ist ein Unsinn zu denken, man kann durch Einführung der Todesstrafe solche Verbrechen verhindern. Die Erfahrungen in allen Ländern zeigen, dass in Ländern, die die Todesstrafe kennen, die Zahl der Gewaltverbrechen nicht geringer, sondern grösser ist als in Ländern, die sie abgeschafft haben."
"Wir sind der Meinung, dass nicht nur der Einzelne die Verpflichtung hat, das Leben der anderen zu achten, sondern dass auch der Staat mit letzter Deutlichkeit zu unterstreichen hat, dass das Leben seiner Bürger für ihn unverletzlich ist. Das kann nur geschehen, wenn mit allem Ernst die Folgen dargestellt werden, die sich aus einem Mord ergeben."
"Ich glaube nicht. dass die richtige Reaktion die ist, jetzt eine Debatte über die Todesstrafe auszulösen. Das deutsche Volk hat sich durch den parlamentarischen Rat hier entschieden, das Grundgesetz hat die Todesstrafe abgeschafft."
Treffpunkt Tokio
Mit mehreren tausend Metern Film im Gepäck, mit viel Optimismus und gut erholten Nerven bestieg unser Kameramann eine Düsenmaschine der Lufthansa: Über die Polroute reiste er in jene Stadt, die für 2 Wochen der unpolitische Mittelpunkt des Weltgeschehens ist, in die Stadt der Olympischen Spiele 1964: Tokio.
Nur wenige Tage nach der Premiere des neuen Tokaido Expresszuges, der mit 200 Stundenkilometern zwischen Tokio und Osaka verkehrt. Auf unserer ersten Fahrt über die neuen Highways entdecken wir das neue Gesicht, das sich Tokio in Rekordzeit schuf. Die Stadt investierte 12 Milliarden Mark in das Experiment einer umfassenden Modernisierung.
Auf dem Flughafen Haneda. In dem Land der ausgetüftelten Hygiene wird der Boden desinfiziert, bevor ganz besonders empfindliche Stars die Maschine verlassen.
Während Tokio noch seinem Alltag nachgeht, während all jene trauern, die keine der seit langem ausverkauften Karten erhielten und die Schwarzmarktpreise nicht zahlen können, bezieht die deutsche Mannschaft Quartier im olympischen Dorf. Germar, auch im Photographieren ganz Amateur, fängt eine schöne Geste der Japaner ein: 5.000 Räder stehen den Olympioniken für Spazierfahrten zur Verfügung.
Trainiert wird, wo nur ein Stück Fläche frei ist. In Enoshima, wo Schulkinder den Sand als Souvenir einsammeln, den Olympia-Teilnehmer betraten, bereiten sich die Segler auf ihre Wettfahrten vor. Die junge deutsche Mannschaft im 5,5er, Wagner, Reich und Kopperschmidt, die sich in einem eindrucksvollen Siegeszug die Teilnahme in Tokio erkämpften, haben grosse Medaillenchancen.
Getreu dem olympischen Zeremoniell ziehen die Mannschaften in feierlicher Gruppierung zur Flaggenhissung ins olympische Dorf. Nur die gesamtdeutsche Mannschaft marschiert ohne Fahne. Man hatte sich nicht auf einen Fahnenträger einigen können. Und doch bleibt die Hoffnung, dass sich fern von Europa noch ein Stück Gesamt-Deutschland verwirklichen lässt, wenigstens für die kurze olympische Spanne, in der sich in Tokio die Jugend der Welt versammelt.
Dissonanzen aus Ost-West
Ebenfalls eine Jugend der Welt folgte einem Ruf aus Moskau und versammelte sich in Arenen und Palästen zu einem Weltjugendforum. Im Mittelpunkt der sowjetischen Bemühungen stand die Jugend Afrikas. Nach der offiziellen Terminologie soll dieser Jugend im Kampf gegen die Unfreiheit geholfen werden. Entschlüsselt man dieses sozialistische Leitmotiv mit Hilfe der Erfahrungen während des Forums, so hiess die Aufgabe: Training und Koordinierung der kommunistischen Agitation in Afrika.
Den Delegationen aus 126 Ländern blieb auch diesmal nicht die gymnastische Grundübung politischer Propaganda erspart: rhythmisches Klatschen - sozusagen als Fingerübung der Massendemonstration, der Chruschtschow das Motto gab: Fester der Schritt, dichter die Reihen! In Gesängen wurde die Zukunft beschworen - ganz sachlich - ganz ohne Pathos.
Wendet man die Blickrichtung um 180 Grad, so gerät England ins Blickfeld und mit ihm der Teenager-Fan, eine muntere Mischung aus Ohnmacht, Ekstase und unstillbarem Appetit auf pseudo-erotische Idole. Seit neuestem gehören zu diesen Idolen die sogenannten "Rollenden Steine", fünf junge Männer, deren feminine Frisuren den Anbruch eines Zeitalters extremer Männlichkeit verkünden.
Während sich das Millionenheer der Teenager wieder einmal an eine neue Kasse lenken lässt, um das viel zu hohe Taschengeld brav an die Industrie abzuliefern, gelingt uns ein Blick auf die fünf exotischen Blüten am Baume des internationalen Show-Business. Man nehme: viel Charme, Musikalität und Geldinstinkt und verrühre das ganze unter Zugabe einer Prise - nun sagen wir's ruhig - naiver Perversität.
Das Unvermögen der modernen Psychologie, diese jugendlichen Ausbrüche hinreichend zu erklären, hat dazu geführt, sie als vorübergehend harmloses Wachstumsfieber abzutun. Hoffen wir, dass das Fieber bald vorübergeht, denn dies ist unsere Jugend, und es heisst ja, dass der Jugend die Zukunft gehöre.