Sacherschließung
01. Hamburg: 1. Mai
Titel: Der neue Stil - Bild: Wasserspiele in Planten un Blomen, davor Leute. Gehende Leute, halbnah. Frau beugt sich zu Kind in Sportkarre. 2 Frauen auf Liegestühlen in Planten un Blomen. Lachende Mutter mit kleinem Mädchen auf dem Arm. Kinder auf dem Spielplatz, auf der Rutschbahn, in der Schaukel, auf dem Schaukelkarussell. Vorführung von Bayerischem Volkstanz. Kinder als Publikum, halbnah. Der Kasper im Kasperltheater. Gesicht eines Jungen, groß. Brieftauben fliegen auf. Bilder von Arbeiterkämpfen und Aufmärschen früherer Zeiten. Plakat: DGB "Mann mit Jungen an der Hand" - Leute gehen zum Rathausmarkt zur Versammlung. Schild - Wichtiger ist der Mensch - DGB - Gesichter von Männern, groß. Mann mit Hut raucht Zigarre, Mann hält schützend die Hand über den Augen. Der Rathausmarkt voller Menschen (Aufnahme von oben). Ludwig Rosenberg spricht vor Mikrofonen der UF, halbnah, O-Ton. "Wichtiger als alle nationalen Interessen, wichtiger als alle Grenzen, wichtiger als die ganze Technik, wichtiger als die Satelliten und Mondlandungen, die Atomspaltung und die Produktionsziffern, wichtiger als Finanzen und Bankkonto, als Außenhandelsbilanzen und Autobahnen, wichtiger als alles ist der Mensch. Der Christ und der Jude, der Mohammedaner und der Buddhist, ja auch der Heide, denn alle sind Menschen - und ... wichtiger als alles ist der Mensch!" Aufsteigende Rakete. Drehender Satellit, Schema der Atomspaltung. Elektronischer Rechner mit Produktionsziffern. Lochkartenmaschine. Blick durch Brückengitter auf fahrende Autos auf der Autobahn. Ludwig Rosenberg, halbnah, sprechend. ein Christ, ein Jude, ein Mohammedaner, ein Buddhist. Nevermann als Zuhörer, klatschend, halbnah. Aufmarsch eines weibliches Spielmannszuges. Aufmarsch unter dem Maibaum. Leute sitzen in Planten un Blomen auf Bänken. Teich mit Springbrunnen.
02. Tegernsee: Grundsteinlegung Gulbransson-Museum mit Bundeskanzler Erhard
Titel: Der alte Troll - Bild: Büste Gulbransson. Die Witwe des Künstlers und Bundeskanzler Erhard bei der Grundsteinlegung, total. Rückblick: Gulbransson arbeitet im Garten seines Hauses in Tegernsee, nur mit Schürze bekleidet. Karikaturen, Gemälde und Zeichnungen von ihm. Gulbransson springt mit Kopfsprung in Schwimmbecken und schwimmt. Seerosen, groß. Großaufnahme Gubransson, in seinem Zimmer sitzend und malend. Zeichnung Schluss.
03. Thema: Vergnügungssteuer - Walter Giller unterhält sich mit dem Fiskus
Titel: Steuer ist Steuer - Bild: Fernsehantennen. Fernsehantennen, groß. Fernsehantennen über Wohnhäusern, total. Fernsehantennen, groß. Trick: Hand mit Pistole schießt aus der Mattscheibe des Fernsehers. Filmstars: Jane Mansfield, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, Mamie van Doren. Familie sitzt am Tisch. Im Fernseher Musikkapelle und Twist. Kamera fährt an parkenden Wagen vorbei. Wagen neben Wagen auf dem Rathausmarkt, Hamburg. Mann sitzt im Fernsehsessel und schenkt sich Bier ein. Herr Günther trinkt Bier. Geldschaufeln. Strohhalm in Sprudelglas, groß. Öffnung an der Kinokasse. Kassiererin blättert Karten hin. Gäste vor der Kinokasse. Publikum bei Ankunft zur Vorstellung. Walter Giller sitzt am Tisch, halbnah und spricht. Karte der Bundesrepublik, Umrisse. Einzeichnung in weiß der Länder mit Vergnügungssteuerfreiheit: Nordrhein Westfalen, Schleswig Holstein, Saarland. Schwarz eingezeichnet: Hessen und Bayern (V-Steuer 15-20%). Mann steht vor Plakat Cleopatra. Trick: Große Schere kommt ins Bild und schneidet ihm Kopf ab. Straßenwalze mit Aufschrift V-Steuer, walzt über Filmbüchsen. Spielszenen aus dem Film "Das Wunder des Malachias" mit Richard Münch. Affen in einer Kiste: Schimpansin mit Baby trinkt aus Milchflasche. Fernsehschläfer auf Sessel und Sofa. Sängerin, als und häßlich im Fernseher. V-Steuer-Walze walzt über Filmbüchsen.
04. England: Cup Final Lees United - FC Liverpool nach Verlängerung 1:2
Titel: Sport im Bild - Bild: Fußballschuhe an der Hand eines Sportlers. Sir Stanley Matthews in Fußballkleidung in der Umkleidekabine, halbnah. Er sitzt neben Mitspielern auf der Bank. Matthews unterhält sich lachend mit Kameraden, halbnah. Leeres Fußballstadion, Matthews allein auf Tribüne, total. Fußballhandschuhe in der Hand, Schwenk zu Gesicht Matthews. Cup final 1965 - Spielszene, total und halbnah. Schiedsrichter pfeift. Königin Elizabeth und Prinz Philip als Zuschauer, total. Spieler fallen. Torwart hält Ball. In der Verlängerung schießt Liverpool 2 Tore, total. Elizabeth überreicht Pokal, total. Spieler hält Pokal hoch.
05. Hamburg: Windhundrennen
Kopf eines Afghanen-Hundes, groß. Kopf eines Grey, groß. Start der Afghanen, total. Windspiel am Rand der Rennbahn, unruhig an der Leine ziehend. Lauf der Afghanen, ZL, auf die Kamera zu. Wehende Ohren der Hunde und Lauf. Gebiß und Zunge eines Hundes, groß. Start der Greys, total. Lauf der Greys auf die Kamera zu, ZL. Mann dreht an der Hasenmaschine. Greys, laufend, seitlich, ZL. Wehende Hamburger Fahne. Greys mit Siegerschleife bei Ehrung an der Leine ihrer Besitzer, halbnah. Kleiner Mischhund, halbnah.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke 7, 6 m
der neue still
1. Mai in Hamburg (L. Rosenberg)
Kamera: Rau, Labudda
Herkunft: Archiv
der alte Troll
Grundsteinlegg. Gulbransson-Museum Bundeskanzler Erhard
Herkunft: Archiv
Steuer ist Steuer
Steuer ist Steuer (m. W. Giller)
Kamera: Seib
Herkunft: Incom, Archivmaterial unbekannt
Sport der woche
Cup Final und Stabley Matthews
Herkunft: Pathe News
Windhundrennen, Hamburg
Kamera: Rieck, Brandes
Schlussmarke 3, 1 m
Sprechertext
Der neue Stil
Es war kein Tag wie jeder andere, kein Tag der Erniedrigten und Beleidigten, der verschlossenen Mienen oder finsteren Gebärden. Die Veranstaltungen dieses Tages sollten nach dem Willen des Deutschen Gewerkschaftsbundes einen neuen Stil ausdrücken. Am 1. Mai trafen sich im Hamburger Ausstellungspark Planten un Blomen 100.000 Menschen, spannten aus, erholten sich.
Musik - Trachtengruppe -
Die hundertjährige Tradition der deutschen Arbeiterbewegung hatte Abschied genommen von den alten Formen und sich den Erfordernissen der heutigen Zeit angepaßt. Nichts erinnerte mehr an die früheren Kämpfe und heimlichen Verschwörungen. Es gab keine Demonstrationszüge und keine Transparente. Auf dem Hamburger Rathausmarkt sprach der 1. Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Ludwig Rosenberg:
"Wichtiger als alle nationalen Interessen, wichtiger als alle Grenzen, wichtiger als die ganze Technik, wichtiger als die Satelliten und Mondlandungen, die Atom-Spaltung und die Produktionsziffern, wichtiger als Finanzen und Bankkonto, als Außenhandelsbilanzen und Autobahnen, wichtiger als alles ist der Mensch. Der Christ und der Jude, der Mohammedaner und der Buddhist, ja auch der Heide, denn alle sie sind Menschen - und .. wichtiger als alles ist der Mensch!"
Das Besondere an der Hamburger Veranstaltung war, daß Inhalt und Form eines modernen Maitreffens einander entsprachen. Es trafen sich nicht etwa Klassenkämpfer, sondern fordernde Bürger. Selbstbewußtsein und Stolz auf das bisher Erreichte prägten das Gesicht dieses Tages. In Hamburg hat der Deutsche Gewerkschaftsbund zweifellos zu einem neuen Stil gefunden.
Der alte Troll
In Gegenwart von Prominenz aus Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wurde in Tegernsee der Grundstein des Gulbransson-Museums gelegt. Ein Werk soll vor Vergessenheit bewahrt werden, das von Vergessenheit kaum bedroht erscheint. Die Witwe des Künstlers und Ludwig Erhard vollzogen den feierlichen Akt. Der Bundeskanzler sprach Worte des Gedenkens:
"Dem warmherzigen, gütigen und lebensnahen Menschen Olaf Gulbransson, dem begnadeten Künstler, der in scharfen und harten Strichen die Entartungen seiner Zeit karikierte, der uns aber nicht minder im zarten Filigran seiner Zeichnungen seine empfindsame Seele offenbarte. Der Unverlierbarkeit des Werkes Olaf Gulbransson, das in diesem Hause an seinem geliebten Tegernsee eine bleibende Heimstatt finden soll."
Steuer ist Steuer
Seit die Fernseh-Antennen die Dächer in den Städten und in den Dörfern erobert haben, spricht man oft von einem Kampf zwischen Film und Fernsehen. Das Fernsehen schoß aus allen Rohren.
Und die Filmindustrie stieg vorübergehend mit einer Überproduktion von Sex-Bomben in die Auseinandersetzung ein.
Aber der Kampf erwies sich als sinnlos, denn schon bald wurde offen sichtlich, daß es ein Kampf mit ungleichen Mitteln war. Das Fernsehen fand unverhoffte Verbündete: in Parkplatzsorgen ...
... in der Trägheit der Menschen, für die das beliebteste Kleidungsstück der Hausschuh ist ... im mittlerweile schon sprichtwörtlich gewordenen Fernsehbier ... und schließlich im Staat, der zuläßt, daß das Fernsehen Geld scheffelt, daß es sich (siehe Mainz) aus Steuergeldern erholt, während dem Film Substanz entzogen wird. Auf diese Weise hat die deutsche Filmindustrie seit Kriegsende 1,7 Milliarden Mark- Sie haben recht gehört, 1,7 Milliarden Mark verloren. Walter Giller befragte den Fiskus:
"Mein Herr, Sie vertreten die Vergnügungssteuer. Wissen Sie, daß die Vergnügungssteuer der Filmindustrie jährlich 30 Millionen Mark entzieht?"
"Ja, aber Steuer ist Steuer ..."
"Wissen Sie, daß Sie dadurch die Eintrittspreise hinaufschrauben, daß Sie damit die Produzenten schwächen und daß es - wirtschaftlich gesehen - immer schwieriger wird, Filme zu produzieren?"
"Ja, aber Steuer ist Steuer ..."
"Aber, wenn das so weiten geht, werde wir eines Tages zumachen müssen. In Deutschland wird es dann nur noch ausländische Filme geben, und das Ausland erhält deutsche Filme dann nur noch durch die kommunistische Lefal?"
"Ja, aber Steuer ist Steuer ..."
"Ich bitte Sie, wenn ein Buch gedruckt wird, besteuern Sie es?"
"Nein."
Besteuern Sie des Fernsehen?"
"Nein."
"Besteuern Sie das Fernsehen, wenn es unsere Filme zeigt"
"Nein"
"Besteuern Sie den "Faust", wenn er auf der Bühne gezeigt wird?"
"Nein, da subventionieren wir."
"Besteuern Sie den "Flaust" im Filmtheater?"
"Aber natürlich, denn Steuer ist Steuer."
In der Bundesrepublik gibt es nur drei Länder, die die Vergnügungssteuer praktisch abgeschafft haben: Nordrhein-Westfalen, Saarland und Schleswig-Holstein.
Bayern und Hessen erheben immer noch einen Vergnügungssteuersatz von 15 bis 20 %. Alle anderen Länder haben die Vergnügungssteuer oder Reste von ihr beibehalten. Steuer ist Steuer! Ein solches Argument ist natürlich nicht zu widerlegen. Es beschneidet die Filmschaffenden und walzt die Filmwirtschaft nieder.
Eines Tages werden dann auch die Filme im Fernsehen verschwinden, die laut Infratest immer noch höhere Bewertungsquoten haben als Professor Grzimeks Fernseh-Zoo.
Dann - liebes Publikum - heißt es: Freie Fahrt fürs Fernsehmonopol!
Sport der Woche
Cup Final
Sir Stanley Matthews hat sein letztes Spiel gespielt. Eine der großen Persönlichkeiten in der Geschichte des runden Leders beendete ihre einmalige Laufbahn dort wo sie 1932 begann: auf dem Fußballplatz des englischen Städtchens Stoke. Matthews wurde durch Können und Haltung zum Vorbild auch jener Rasensportler, die im Londoner Wembleystadion im Cup Final 65 aufeinandertrafen. Leeds United - ganz in weiß - sorgt bei der Abwehr des FC-Liverpool in der ersten Halbzeit für Vollbeschäftigung. Königliche Anwesenheit unterstreicht die Bedeutung dieses Spiels, in dem auch das Glück über 90 Minuten lang nicht zwischen zwei gleich guten Mannschaften entscheiden will. - Trotz überragender Leistungen auf beiden Seiten fällt auch in der zweiten Spielhälfte kein Tor. Und zum ersten Mal seit 18 Jahren muß im Cup Final verlängert werden.
Erst in der 93. Minute löst Hunt die Spannung der 100.000 Zuschauer durch den Volltreffer, der Liverpool in Führung bringt.
Nachdem Bremner für Leeds ausgeglichen hat, kann erst ein Bombenschuß von St. John 8 Minuten vor Schluß die Schlacht für Liverpool entscheiden.
Zum ersten Mal empfing ein FC-Kapitän aus allerhöchster Hand Englands begehrteste Fußballtrophäe.
Windhundrennen
Im Blick die abwesende Beziehungslosigkeit alter Familien sah in Hamburg-Farmsen die High-Society des Mondo Cane dem Kampf der Verwandschaft im ersten Rennen der Saison au. Öffentliche Äußerung heftiger Gemütsbewegung gilt in diesen Kreisen als unangemessen. Ererbter aristokratischer Blutdurst allein gilt als legitimes Motiv, Temperament und Tempo zu entwickeln.
Die vom Zeitdehner verdeutlichte Kraft und Eleganz der Aktion erwirbt ein Afghane nicht im Training. Sie vererben sich nur im nachtblauen Blut nobler Abkunft.
Auch im Feld der Greys geht es weniger um die lächerliche Wurst des Sieges als um die Devise, daß Adel zu Leistung verpflichtet und zu jenem Takt, der den Menschen an der Hasenmaschine kaum fühlen läßt, daß er nicht Kiste ist.
Die Society treibt Sport, aber auch die soziale Attitüde gilt als schick. Sie läßt uns darauf vertrauen, laß wir es bei unseren Hunden weiterhin guthaben werden.
Personen im Film
Mamie von, Doren ; Elisabeth II. von England ; Erhard, Ludwig ; Giller, Walter ; Günther, Werner ; Gulbransson, Olaf ; Lollobrigida, Gina ; Loren, Sophia ; Mansfield, Jane ; Münch, Richard ; Nevermann, Paul ; Philip Mountbatten von Edinboroug ; Rosenberg, Ludwig ; Matthews, Stanley
Orte
Hamburg ; England ; Washington ; Berlin ; London ; Afghanistan ; Nahost ; Kanada ; Tegernsee
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Blumen ; Brauchtum ; Ehrungen ; Handel, Geldwesen ; Hunde ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Karikaturen ; Kinder ; Fahnen ; Filmschaffen ; Frauen, Mütter ; Freizeit, Freizeitgestaltung ; Fußball ; Musikalische Veranstaltungen ; Pflanzen ; Plakate, Schriften, Transparente ; Porträts ; Reklame ; Rückblicke ; Rundfunk, Fernsehen ; Tanz ; Technik ; Trachten ; Kulturelle Veranstaltungen ; Landkarten ; Männer ; Maschinen, Technik, Industrie ; Menschen ; Mikrofone ; Verkehr: Kraftfahrzeuge ; Währung ; Windhundrennen ; Zoo, Wildpark ; Gastronomie ; Gewerkschaften ; Hunde ; Technik ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
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Genre
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