UFA-Wochenschau 474/1965 24.08.1965

01. Ostberliner Tagebuch
Titel: Drüben in Ostberlin, Bild: Gebäude in Ostberlin. Tür der Friedrich Werderschen Kirche. Mann geht durch die Tür. Bauarbeiten in er Kirche. Restaurateur an einer Engelsfigur. Kuppel der Kirche. An der Wand Gerüst. Blick durch das Fenster auf hohen Kran. Zeughaus mit Gerüst. Arbeiter bei Restauration an Figuren. Buchhandlung am Alexanderplatz. Junge Leute beim Abhören von Schallplatten. Wolfgang Esterer interviewt Geschäftsführer: "Welche Schallplatten verkaufen sich besonders gut?" - "Da wären zuerst zu nennen: Meisterwerke der Synagoge, dann Georgi Dimitriov, Held von Leipzig, eine Dokumentation über den Reichstagsbrandprozess. Der umsatzmäßig größter Erfolg war. "Marlene Dietrich singt Alt-Berliner Lieder." Schallplatten in Hüllen, groß. "Meisterwerke der Synagoge", "Georgi Dimitroff", "Held von Leipzig" (Dokumentation des Reichstagsbrandes). Gesicht eines Hörers mit Kopfhörern, groß. "Was kostet eine Langspielplatte?" - "Also, zum Beispiel die Marlene Dietrich-Platte in der Größe 12 Mark 10 und so auch alle anderen." - "Und nun zum Schluß: Können Sie uns den Schlager des Monats nennen?" - "Ja, das ist eindeutig "Downtown mit Ina Martell." Leute in Buchhandlung. Bild Walter Ulbricht an der Wand. Wolfgang Esterer interviewt den Geschäftsführer der Buchhandlung. "Welches ist das Buch des Monats?" - "Möchte hier an erster Stelle mit nennen den Erik Neutsch, "Spur der Steine". Ich möchte nennen Erwin Strittmacher "Ole Bienkopf", ein Buch, das die Entwicklung der Landwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik in den letzten Jahren zeigt. Ich möchte nennen Christa Wolf "Der geteilte Himmel", das Buch zweier junger Menschen, ihre Liebe zueinander im geteilten Deutschland und ihre Entscheidung, die daraus erwächst." Buch, groß Erik Neutsch: "Spur der Steine". Hand blättert Buch auf. Buch von Erwin Strittmacher: "Ole Bienkopp". Hand blättert Buch auf. Kopf eines Mannes seitlich, groß. Buch: Christa Wolf: "Der geteilte Himmel". Leser sieht in Buch. Junge Leserin, groß. Leser, groß. "Welche Bücher könnten Sie nennen auf dem Gebiet der Politik?" - "An erster Stelle möchte ich nennen: "Die Rede des Genossen Walther Ulbricht auf der 9. Tagung des Zentralkomitees." - "Wird diese Broschüre gekauft? - "Wir haben sie gleichermaßen stark verkauft wie alle Broschüren und Berichte von den Tagungen des Zentralkomitees unserer SED." - "Und was kostet dieses Buch?" - "So eine Broschüre kostet 80 Pfennig, bitteschön." Broschüre: "Reden von Walter Ulbricht auf der 9. Tagung des Zentralkomitees.". Broschüre in der Hand eines Lesers. Kopf eines Mannes, groß. Kopf einer Frau, groß. Leser vor Bücherregalen. Kopf einer älteren Leserin. "Welche westdeutsche Literatur kann ich bei Ihnen kaufen?" - "Wir haben im Moment eine Reihe von Autoren als Lizenzausgaben im Angebot. Wir sind oftmals trotz bedeutender Auflagenhöhe nicht in der Lage, den gesamten Bedarf zu befriedigen, aber ich denke, dass es ein sehr gutes Zeichen ist für unsere Leser."- "Und dann noch meine letzte Frage jetzt: Was gibt es an aktueller politischer Literatur aus Westdeutschland hier zu lesen ... hier zu kaufen?" - "An aktueller politischer Literatur? Über Westdeutschland oder aus Westdeutschland?" - "Aus Westdeutschland." - "Aus Westdeutschland ... da haben wir gar nichts hier ... haben wird gar nichts hier."

02. Botschafter Rolf Pauls in Israel
Titel: In dieser Woche - Bild: Rolf Pauls. Umzug von Demonstranten mit Plakaten. Begleiter in Uniform steigt aus Wagen und öffnet Tür. Dr. Pauls steigt aus dem Wagen, halbnah. Demonstranten mit Plakaten. Dr. Pauls geht an Polizeitruppe vorbei zum Antrittsbesuch bei Ministerpräsident Schasar. Polizisten zu Pferd halten Demonstranten zurück. Dr. Pauls verliest Antrittsrede, halbnah, O-Ton: "Gestatten Sie mir, Exzellenz, dass ich zum Schluß im Namen des Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Euer Exzellenz und dem israelischen Volk die besten Wünsche für eine glückliche und erfolgreiche Zukunft übermittleund mich selbst diesen Wünschen von Herzen anschließe." Großaufnahme Pauls. Polizisten drängen Demonstranten zurück. Dr. Pauls verläßt das Regierungsgebäude nach Überreichung des Beglaubigungsschreibens. Pauls, stehend, halbnah. Polizisten zu Pferd drängen Demonstranten zurück.

03. Erfolgreicher Start der Raumkapsel Gemini V
Gordon Cooper und Charles Conrad gehen zur Abschußrampe, halbnah. Fahrstuhl fährt hoch. Conrad mit Weltraumhelm, groß. Cooper mit Weltraumhelm, groß. Die Astronauten steigen in die Kapsel. Abschuß der Rakete.

04. Luftschutz in England
Bagger fährt zurück. Junge sieht durch runde Öffnung eines Familienbunkers unter der Erde. Matratzen werden durch Öffnung geworfen. Junge steigt Leiter hinunter. Mann und Junge im Bunker. Junge setzt sich auf Bett. Leiter. Toilette. Mann schraubt Deckel zu Bunker zu. Bunkeröffnung über der Erde.

05. Illusionist Cantarelli und die schwebende Jungfrau
Frau legt sich vor Flugzeug auf Bahre. Photographen, halbnah. Cantarelli beschwört das Medium. Frau erhebt sich schwebend von Bahre. Die schwebende Jungfrau vor dem Zauberer. Hand, groß. Augen und Nase des Zauberers, groß.

06. Duisburg-Wedau: Europameisterschaften der Ruderer Frauen
Start der Einer. Die russische Ruderin Galina Konstantinova. Feld der Ruderinnen, total. Siegerin Galina Konstantinova erhält Medaille, halbnah. Start der Doppelzweier. Ruderinnen des deutsche Zweiers. Zielspurt, total. Sowjetunion siegt vor Tschechei und Holland. Die russischen Siegerinnen erhalten Medaillen, halbnah Medaillen, halbnah. Start der Achter, total. Es führt das Boot der Sowjetunion. Rußland siegt vor Holland und Rumänien. Zuschauer auf Bänken klatschen, halbnah. Siegerinnen erhalten Medaille.

07. Cloppenburg: Deutsche Kunstflugmeisterschaften
Blick aus Flugzeug über Rad zur Erde. Flug des spanischen Weltmeisters Thomas Castano auf einer tschechischen Slin Trener. Kunstflug von Gerd Brumm auf dem französischen Doppeldecker Stampe. Kürprogramm des neuen deutschen Meisters Herbert Greb auf einer Zlin Trener. Bodennahe Kunstflüge. Landung.

Anfangsmarke

drüben in Ost-Berlin

Ost-Berliner Tagebuch
Kamera: Pahl

in dieser woche

Botschafter Pauls in Israel
Kamera: Woskowitz

Gemini V
Herkunft: Metro

Luftschutz in England
Herkunft: Pathe News

Illusionist Cantarelli und die schwebende Jungfrau
Kamera: Pahl

Sport

Ruder-Europameisterschaften der Damen, Duisburg
Kamera: Brandes, Luppa, Starke

Deutsche Kunstflugmeisterschaften in Varrelbusch
Kamera: Grund

Endemarke

Drüben in Ost-Berlin
Unsere Wanderung durch Ost-Berlin beginnt diesmal in der Friedrich-Werderschen-Kirche in einem der ältesten Teile der deutschen Hauptstadt. Der von Schinkel im 19. Jahrhundert entworfene, neugotische Backsteinbau wurde im Krieg zu 70% zerstört. Sein Wiederaufbau wird jetzt von den Lehrlingen einer Lehrwerkstatt für Stukkateure fortgesetzt. Die Arbeiten werden mit öffentlichen Mitteln finanziert.
Auch am Zeughaus, dem eindrucksvollsten Barockbau Berlins, notierten wir Renovierungsarbeiten. Das Museumsgebäude war zu 80% zerstört.
Am Alexanderplatz in der zweitgrößten Buch- und Schallplattenhandlung Ost-Berlins. Nach Auskunft der Geschäftsführung beträgt der Umsatz jährlich 5 Millionen Ostmark:
"Welche Platten verkaufen sich zur Zeit besonders gut?"
"Da wären zuerst zu nennen: Meisterwerke der Synagoge, dann Georgi Dimitrov, Held von Leipzig, eine Dokumentation über den Reichstagsfrontprozess. Der umsatzmäßig größte Erfolg war: "Marlene Dietrich singt Alt-Berliner Lieder".
"Was kostet denn nun eine Langspielplatte?"
"Also, zum Beispiel die Marlene Dietrich-Platte in der Größe 12 Mark 10 und so auch alle anderen."
"Und nun zum Schluß: Können Sie uns den Schlager des Monats nennen?"
"Ja, das ist eindeutig "Downtown" mit Ina Martell."
Bei dem Geschäftsführer erkundigten wir uns schließlich nach den Büchern des Monats:
"Möchte hier an erster Stelle mit nennen den Erik Neutsch, "Spur der Steine". Ich möchte nennen Erwin Strittmatter "Ole Bienkopp" ein Buch, das die Entwicklung der Landwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik in den letzten Jahren zeigt. Ich möchte nennen Christa Wolff "Der geteilte Himmel", das Buch zweier junger Menschen, ihre Liebe zueinander im geteilten Deutschland und ihre Entscheidung, die daraus erwächst."
"Und welche Bücher könnten Sie nennen auf dem Gebiet der Politik?"
"An erster Stelle möchte ich nennen: "Die Rede des Genossen Walther Ulbricht auf der 9. Tagung des Zentralkomitees."
"Wird diese Broschüre gekauft?"
"Wir haben sie gleichermaßen stark verkauft wie alle Broschüren und Berichte von den Tagungen des Zentralkomitees unserer SED."
"Und was kostet dieses Buch?"
"So eine Broschüre kostet 80 Pfennig, bitteschön."
"Welche westdeutsche Literatur kann ich bei Ihnen kaufen?"
"Wir haben im Moment eine Reihe von Autoren als Lizenzausgaben im Angebot. Wir sind oftmals trotz bedeutender Auflagenhöhe nicht in der Lage, den gesamten Bedarf zu befriedigen, aber ich denke, daß es ein sehr gutes Zeichen ist für unsere Leser "
"Und dann noch meine letzte Frage Jetzt: Was gibt es an aktueller politischer Literatur aus Westdeutschland hier zu lesen .. hier zu kaufen?"
""An aktueller politischer Literatur? Über Westdeutschland oder aus Westdeutschland?"
"Aus Westdeutschland."
"Aus Westdeutschland ... da haben wir garnichts hier ... haben wir garnichts hier."

Begegnung In Israel
Von heftigen antideutschen Demonstrationen begleitet wurde das erste öffentliche Auftreten des ersten deutschen Botschafters in Israel, Rolf Pauls. Der 50-jährige Diplomat, Offizier des 2. Weltkrieges, zeigte deutliche Spuren innerer Bewegung, als er sich in Jerusalem anschickte, Staatspräsident Schasar seinen Antrittsbesuch abzustatten.
Während Sprechchöre an die nicht vergessenen Verbrechen des Nazi-Regimes erinnerten, unternahm der deutsche Botschafter den Versuch, den Blick behutsam von der Vergangenheit auf eine gemeinsame Zukunft zu lenken.
"Gestatten Sie mir, Exzellenz, daß ich zum Schluß im Namen des Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland Euer Exzellenz und dem israelischen Volk die besten Wünsche für eine glückliche und erfolgreiche Zukunft übermittle und mich selbst diesen Wünschen von Herzen anschließe."
Nach Überreichung seines Beglaubigungsschreibens stand Rolf Pauls noch einmal dem Ausbruch der Gefühle besonders jener Israelis gegenüber, die in und unter Deutschland gelitten haben. Ihm und allen anderen Deutschen bleibt nur eine Reaktion: Verständnis.

Gemini V
Freundlich und unbekümmert grüßend bestiegen zwei drahtige Amerikaner einen Fahrstuhl, der sie an den zur Zeit einsamsten Aufenthaltsort für menschliche Lebewesen beförderte. Charles Conrad und Gordon Cooper, die jüngsten Helden des Raumflugzeitalters, nahmen es auf sich, in dar Raumkapsel Gemini V den sowjetischen Rekord von 4 Tagen und 23 Stunden zu brechen. Schwierigkeiten in der Stromversorgung während der ersten Phase des Fluges vermochten die beiden Astronauten im All zu beheben.

Englische Familienschutzbauten
Im Blickpunkt der englischen Öffentlichkeit steht seit kurzem ein neuartiger Familienschutzbunker. Um die Einsturzgefahr durch Trümmer auszuschließen, werden sie abseits der Wohnhäuser angelegt. Die starken Betonwände gelten als absolut strahlenundurchlässig.
Das Innere des Schutzbaus, der einfach ausgestattet ist, bietet 4 Personen Platz. Die Kauflust unserer Nachbarn beweist, daß die Engländer bereit sind, für die Sicherheit ihrer Familien 5 1/2 Tausend Mark zu investieren.

Ein artistischer Tip aus Berlin
Den Illusionisten und solchen, die an jedes Wunder glauben, widmen wir die letzte Information der Woche. Cantarelli, Artist aus Brasilien und aus jeder Kleiderfalte nach indischen Zaubereien duftend, eilte nach Berlin, um die Insulaner mit seiner "schwebenden Jungfrau" zu beglücken.
Cantarelli versicherte uns, es gebe keinen Trick, und wenn wir ihn wüßten, sollten wir ihn nicht verraten, woraus wir messerscharf schlossen, daß die Jungfrau dann wohl ohne Trick schwebt.

Europameisterschaften der Ruderinnen
Zwischen Start und Ziel filmten wir die spannendsten Endläufe der Europameisterschaften im Frauenrudern. Auf der Regattabahn in Duisburg-Wedau die Skullerinnen.
Mit Luftkastenlänge gewinnt Galina Konstantinova. Zum Ruhm der Sowjetunion wir die Pädagogik-Studentin mit europäischem Gold geschmückt.
Im Boot Nr. 5 die deutsche Mannschaft im Rennen der Doppelzweier gegen die Sowjetunion, Bahn 3. Die Anstrengungen der muskelstarken Mädchen werden vom Schiebewind unterstützt.
Im Zielspurt ist die Sowjetunion nicht zu schlagen, Hinter der Tschechoslowakei gewinnt Deutschland die Bronzemedaille.
Vier Achter starten im Endlauf über 2000 Meter. Vom Start weg führt das Boot der Sowjetunion.
Mit verhältnismäßig hohen Schlagzahlen spurten die Mannschaften über die Ziellinie. Mit über einer Länge lassen die Russinnen Holland und Rumänien hinter sich. 4 von 5 möglichen Goldmedaillen weisen die sowjetische Mannschaft als die weitaus stärkste im Frauenrudern aus.

Deutsche Kunstflugmeisterschaften
Zwischen 200 und 600 Metern über dem Grund des Flugplatzes Varrelbusch beobachteten wir berühmte Kunstflieger während der- deutschen Meisterschaften. Star des Flugtages war Weltmeister Tomás Castaño aus Spanien. Er flog außer Konkurrenz.
Castaño flog seine Schaufiguren auf einer tschechischen Zlin Trener. Die aerodynamisch günstig geschnittene Maschine wird von 160 PS gezogen.
Auf dem französischen Doppeldecker "Stampe": Gerd Brumm einer hochgezogenen Rollkehre.
Und dies sind Figuren aus dem Kürprogramm des neuen deutschen Meisters Herbert Greb. Er flog ebenfalls eine Zlin Trener. Nach einer Steigzeit von 4 Minuten mußte Greb in nur knapp 8 Minuten seine Figurenkombination absolvieren. Hier eine Rollen-Kehre aus der Normallage, links.
Zum Schluß servieren wir Ihnen, verehrtes Publikum, noch einige Spielereien, die der fliegende Normalverbraucher vielleicht aus Albträumen wiedererkennt. Diese bodennahen Tändeleien mit der Schwerkraft erinnern ein wenig an Ernst Udet, der einst mit der Tragfläche seines Doppeldeckers ein Taschentuch von einer Wiese hob.

Veröffentlichungsdatum:

24.08.1965

Produktionsjahr:

1965

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Grund; Luppa; Pahl, Georg; Starke, Rainer; Woskowitz

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Metro; Pathé News

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch