Sacherschließung
01. Bundestagswahlnacht 1965
Titel: Die Wahlnacht - Bild: Wahllokal. Erhard umgeben von Parteifreunden in der Geschäftsstelle der CDU, halbnah. Erhard, groß. Bild Erhards. Großaufnahme Willy Brandt. Bild Erhard dreht sich auf der Druckwalze. Hinter Brandt stehen Erler und Wehner. Uhrzeiger der Uhr rückt auf 3 Uhr. Mende, groß, sieht auf die Uhr. Computerzahlen. Gerstenmaier, halbnah. Stimmenauszählung. Statistische Voraussagen der Meinungsforschungsinstitute Allensbach und Emnid. Photographen, Günter Grass, groß. Mann am Computer. Erhard spricht vor Mikrofonen (UFA) zum Wahlsieg, halbnah, O-Ton: "Zu dieser Stunde kann man sagen, dass die CDU/CSU einen großen Wahlsieg errungen hat." - "Ich glaube, es ist auch eine Bestätigung der Politik, für die ich verantwortlich zeigt, für meine Persönlichkeit und für meine Amtsführung." - "Die SPD hat sich ja wohl größere Hoffnungen gemacht, in bezug auf den Ausgang dieser Wahl." - "Ich danke aber insbesondere den Wählern der CDU/CSU, die der Partei und mir ihr besonderes Vertrauen gegeben haben, sie sollen nicht enttäuscht werden." Hinter ihm Parteifreunde und Staatssekretär Westrich. Willy Brandt, groß, neben Erler und Wehner spricht O-Ton: "Ja, ich will um die Dinge überhaupt nicht herum reden. Die SPD hat ihr Wahlziel nicht erreicht. Sie hatte sich vorgenommen, die wählerstärkste Partei zu werden, die stärkste Fraktion im neuen Bundestag zu stellen, das hat sie nicht geschafft." - "Die SPD hat eine Menge neuer Stimmen bekommen." - "Das eigenartige des Ergebnisses ist, dass die andere großer Partei ihr Wahlziel auch nicht erreicht hat, denn sie wollte die absolute Mehrheit erreichen. Mir liegt natürlich daran, in diesem Augenblick all unseren Wählerinnen und Wählern zu danken." Wechsel der beiden Sprecher. Kameramänner.
02. Automobilausstellung Frankfurt/ Main
Titel: Chrom im Auge - Bild: Sich drehendes Autochromteil: Auto-Union. Sich drehende Scheinwerfer, bildfüllend. Mädchengesicht, groß. Menschen gehen durch die Autoausstellung. Junger Mann betrachtet kniend Auto. Totale der Ausstellungshalle. Männergesichter, groß. Ausstellungsbesucher geben Interview. 2 junge Mädchen, junger Mann, älterer Mann. Automodelle auf dem Stand. Großer Sportwagen. Ford GT Sportwagen. Gesicht einer Frau, groß. BMW 2000 CS, sich drehend, groß. Mann am Autotelefon. VW 1600 auf dem Stand, sich drehende. Fahrer in Auto verstellt Fahrersitz. Mercedes. Interview: Junger Mann, junges Mädchen zwischen Autos.
03. Ferien des deutschen Vaters
Titel: Vaters Ferienfreuden - Bild: Autos unter Brücke auf Autostraße. Wohnwagen fährt auf Straße. Autoverkehr. Leute auf Autobahnraststätte. Golfball fällt in Loch bei Minigolf. Zeltplatz. Mann mit Jungen auf dem Arm beim Baden. Einsamer Spaziergänger im Wald. Kinder beim Malen. Junge malt, groß. Mädchen malt, groß. Kindergemälde, groß. Kinder sprechen über Urlaub ihrer Väter, groß (verschiedene Antworten). Kindergesichter, groß und Zeichnungen. Kinderhand malend, groß. Frau kommt auf Zeltplatz aus Wohnwagen. Bikinimädchen legt sich nieder.
04. Kassel: Europacup der Leichtathletinnen
Titel: Europa Cup - Bild: Läuferinnen am Start. 80 m Hürdenlauf: Start. Die Polin Bednarek stürzt. Irina Press/ Rußland siegt vor Gundula Diehl/ Ostdeutschland. 100 m Lauf: Füße einer Läuferin um Start. Start (von hinten). Lauf, ZL. Einlauf ins Ziel. Es siegt die Polin Eva Klobukowka. Hochsprung: Sprung der ostdeutschen Karin Rüger, ZL. Sie wird 2. Sprung der Siegerin Taissa Tschentschik/Rußland, ZL. Speerwerfen: Es wirft die Ungarin Rudas Antal, ZL. Sie wird 2. Wurf der Siegerin Elena Gortschakowa/ Rußland. Fliegender Speer und Aufprall. Diskus: Jolan Kleiber/ Ungarn wirft den Diskus und siegt. Diskuswurf der Russin Tamara Press, ZL (2.). Fliegender Diskus und Aufprall. Kugelstoßen: Tamara Press/ Rußland stößt Weltrekord, ZL. Tamara Press, groß. 4 x 100 m Staffel. Letzter Wechsel, ZL. Einwandfreier Wechsel der Polin Klobukowska. Der Stab fällt zwischen Inge Schell und Erika Pollmann. Inge Schell fällt hin. Einlauf der polnischen Siegerin Klobukowska. Klatschendes Publikum, halbnah. Die russischen Siegerinnen reichen den Pokal weiter.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Nacht in Bonn
Bundestags-Wahlnacht 1965
Kamera: Grund, Seib, Luppa, Jürgens
[...]chron im aure
Automobilausstellung Frankft. /II
Kamera: Starke
Vaters Ferienfreuden
Ferien des deutschen Vaters
Kamera: Jürgens, Pahl
Herkunft: Archiv
der Europacup
Leichtathletik der Frauen, Kassel
Kamera: Rieck, Brandes, Labudda
Endemarke
Herkunft: Archiv für Vaters Ferienfreuden
Sprechertext
Nacht in Bonn
Ein Wahltag in Deutschland und eine Wahlnacht in Bonn sind vorüber. Der politische Alltag hat in Bonn bereits die Stunden der Spannung und Erregung ersetzt, die in dem hohen Wahlerfolg der CDU und Ludwig Erhards ihren Kulminationspunkt erreichten. Das Bild des alten und neuen Kanzlers ging um die Welt.
In Erinnerung bleiben werden die spontanen Reaktionen dar Parteiführer, die mit oft überschäumendem Temperament die Ergebnisse quittierten. Eine ausgeklügelte Nachrichtentechnik sorgte für schnelle Übermittlung.
Von den vielfältigen Ereignissen dar Bonner Nachtstunden wird auch der Augenblick im Gedächtnis bleiben, in dem die letzten, notariell verwahrten Wahlprognosen veröffentlicht wurden. Der präzisen Voraussage aus Allensbach stand ein letztes Beispiel für den falschen Kopf-an-Kopf-Alarm gegenüber. Und in Erinnerung bleiben wird auch der umstrittene Auftritt eines niedergeschlagenen Schriftstellers: Günter Grass.
Wir erinnern uns schließlich an das empfindliche Innenleben dar Computer, deren konkurrierende Rechenkünste früher als sonst das Ergebnis ermittelten. In Bonn war es kurz nach Mitternacht, als Besiegte und Sieger in ersten Stellungnahmen ihren Gefühlen Ausdruck gaben:
Erhard: "Zu dieser Stunde kann man sagen, daß die CDU/CSU einen großen Wahlsieg errungen hat".
Brandt: "Ja, ich will um die Dinge überhaupt nicht herum reden. Die SPD hat ihr Wahlziel nicht erreicht. Sie hatte sich vorgenommen, die wählerstärkste Partei zu werden, die stärkste Fraktion im neuen Bundestag zu stellen, das hat sie nicht geschafft".
Erhard: "Ich glaube, es ist auch eine Bestätigung der Politik, für die ich verantwortlich zeige, für meine Persönlichkeit und für meine Amtsführung."
Brandt: "Die SPD hat eine Menge neuer Stimmen bekommen."
Erhard: "Die SPD hat sich ja wohl größere Hoffnungen gemacht, in bezug auf den Ausgang dieser Wahl."
Brandt: "Das eigenartige des Ergebnisses ist, daß die andere große Partei ihr Wahlziel auch nicht erreicht hat, denn sie wollte die absolute Mehrheit erreichen. Mir liegt natürlich daran Augenblick all unseren Wählerinnen und Wählern zu danken."
Erhard: "Ich danke aber insbesondere den Wählern der CDU/CSU, die der Partei und mir ihr besonderes Vertrauen gegeben haben, sie sollen nicht enttäuscht werden".
Chrom im Auge
Wir entdeckten sie in Frankfurt: Autoverliebte Bundesbürger mit viel PS im Herzen. Nahezu 1 Million informierten sich auf der Automobilausstellung über Turbofire, Hydrolastik und Servobremsen - Neuheiten, die den größten Wunsch der Autofahrer erfüllen helfen: auf überfüllten Straßen noch schneller zu sein.
"Wenn ich ein Auto hätte, es müßte schnell sein und trotzdem bequem"
"Mein Wagen müßte ein rallygerechter Sportwagen sein, ja? mit allerhand PS"
"und schnell, bequem, schnittig sein".
"Ich habe in der Familie 3 Wagen, wir bevorzugen schnelle Wagen".
Und das sind sie, die teuren Karossen, die selbst in große Börsen Löcher reißen. Ihre Spitze liegt zwischen 200 und 280 Stundenkilometern. Verliebte Augen streichelten das gepflegte Blech, das allein zehn westdeutsche Firmen auf diesem Markt der pferdestarken Schönheiten anboten. Per Telefon konnte man neuen Konstruktionen in die Seele horchen. In 30 Modellreihen warben 155 verschiedene Typen um die Gunst des Publikums.
Experten stellten die Prognose, daß der Konkurrenz-Kampf auf den in- und ausländischen Märkten härter werden wird. Doch die Fabrikanten mögen sich damit trösten, daß die Deutschen in 10 Jahren 17 Millionen Autos steuern werden. Die Beziehung der Zeitgenossen zu ihrem liebsten Kind ist, wie wir erfuhren, noch inniger und noch anspruchsvoller geworden.
"Ich bevorzuge sportliche Wagen, italienische Eleganz und mit englisch bzw. schwedischer Qualität".
"Ich wünsche mir einen Sportwagen, einen schnellen Wagen. 200 PS, na 200."
"Es dürfen nicht viel Reparaturen an ihm sein, also wartungsfrei".
"Vor allen Dingen müßte er zu meiner Haarfarbe passen".
Vaters Ferienfreuden
Auf Deutschlands Straßen haben sich die Autoschlangenaufgelöst. Die Bundesrepublik ist aus einem meist verregneten Urlaub heimgekehrt. Inzwischen versuchten wir, die Urlaubszeit 1965 von einer ungewohnten Seite zu beleuchten. Kinder in zwei Großstädten beschrieben uns in Zeichnungen und Antworten die Ferien deutscher Väter. Wir fragten:
Was hat Dein Vater während seines Urlaubs am liebsten getan?"
"Wat der immer so gemacht hat?, der hat manchmal hat er, ist er zu uns gekommen, haben wir Fern geguckt und dann hat er mit mir gestänkert".
"Der hat die Stube abgerissen und hat die Tapete so wieder weggeworfen, da hat er die Tapete wieder so rangeklebt mit so'ne neue".
"Jetzt guckt er sich die Bundesligaspiele an, und wenn der Fernsehapparat kaputt ist, klopft er ein paarmal drauf und wenn er dann noch nicht geht, dann schaltet er aus".
"Das ist mein Vati, er hat den ganzen Tag in der Sonne gelegen und ist fast so braun geworden wie'n Neger".
"Hier geht er gerade in der Eifel spazieren".
"Mein Papa fährt am liebstn n' Trecker, und wenn er kein Heu mehr hat, dann macht er Pause".
"Denn ist mein Vati in Wasser gekommen, dann hat er wieder, nein, jetzt muß ich wieder auf d' Decke, mir ist wieder so kalt".
"Da liegt er gerade im Liegestuhl, und er knackt da gerade zusammen".
"Mein Vati pflückt am liebstn im Urlaub Pflaumen".
"Am schönsten ist es am Abend, denn wir können nicht von den Seiten aufs Bett raufsteigen; denn die Wände sind davor. Wir müssen zuerst immer über das Kopfkissen kriechen. Bei meinem Vater dauert es ziemlich lange, er hat zu lange Beine. Er setzt sich zuerst auf das Kopfkissen, dann packt ihn meine Mutter an den Beinen und dreht ihn schnell um. Manchmal schreit er sogar Aua dabei. Wir haben immer Angst, daß man es im Nachbarzelt hört".
"Mein Vater sieht am liebsten mit dem Fernglas auf die Ostsee und zwischendurch trinkt er auch mal n' bißchen".
Der Europa-Cup
Ein Pokal hat Karriere in der Publikumsgunst gemacht. Der Europa-Cup versammelte in Kassel Europas beste Leichtathletinnen zum Finale. Im 80 m Hürdenlauf stürzte die Polin Bednarek schwer. Vor Gundula Diel, Ost-Berlin, stellt die Russin Irina Press mit 10,4 den Weltrekord ein.
Eva Klobukowska, Weltrekordhalterin aus Polen, bestimmte das Tempo des 100 m Laufs. Ihrem energischen Finish ist zur Zeit keine Europäerin Gewachsen. Ihre Zelt: 11,3.
Unter zwei blenden Zöpfen erfolgreich: Karin Rüger aus Chemnitz. Sie wurde Zweite.
Siegerin im Hochsprung: Taissa Tschentschik mit 1 Meter 70.
Im Speerwurf sicherte sich die Ungarin Rudas-Antal den 2. Platz. Sie wäre ihrem Speer am liebsten nachgeflogen.
Unschlagbar in Technik und Kraft: Elena Gortschakowa, eine der sechs sowjetischen Siegerinnen. Nur in einer technischen Disziplin unterlagen die Russinnen: Jolan Kleiber aus Ungarn gewann im Diskus. Die berühmte Moskauer Ingenieurin Tamara Press wurde nur Zweite.
Doch die vertraute Kugel beflügelte Tamaras Siegeswillen: In einer Explosion sämtlicher Muskeln gelangen ihr 18 Meter 59. Vier Zentimeter über ihrem eigenen Weltrekord. 200 Pfund Lebendgewicht haben sich bezahlt gemacht.
Einen besorgten Blick auf die traditionelle deutsche Wechseltechnik warfen wir schließlich bei der 4 x 100 m - Staffel. Während die Klobukowska im Vordergrund den Stab fehlerlos übernahm, konnte Inge Schell die zu früh startende Erika Pollmann nicht mehr erreichen. Deutschlands Hoffnungen auf einen zweiten Platz waren dahin.
Noch einmal bestach die Klobukowska durch ihren Endspurt. Ihr Sieg sicherte Polen in der Gesamtwertung den 3. Platz. Und der Sowjetunion verhalf weibliche Kraft zu neuem Sportruhm.
Personen im Film
Antal, Rudas ; Bednarek, Eslzbieta ; Brandt, Willy ; Erhard, Ludwig ; Erler, Fritz ; Gerstenmaier, Eugen ; Grass, Günter ; Wehner, Herbert ; Westrick ; Diehl, Gundula ; Gortschakowa, Elena ; Kleiber, Jolan ; Klobukowska, Eva ; Pollmann, Erika ; Press, Irina ; Press, Tamara ; Rüger, Karin ; Schell, Inge ; Tschentschik, Taissa
Orte
Frankfurt ; Bundesrepublik Deutschland ; Bonn ; Kassel
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Hände ; Interviews ; Kameraleute, Kameramänner ; Kinder ; Filmschaffen ; Frauen, Mütter ; Photographen ; Post, Postwesen ; Sport-Details, Fouls ; Spoprt-Ehrungen ; Technik ; Uhren ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Leichtathletik, Jogging, Volkslauf ; Meinungsforschung ; Menschen ; Mikrofone ; Urlaub ; Wahlen ; Arbeitslose, Arbeitslosigkeit ; Ausstellungen ; Sport-Ehrungen ; Technik ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
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