UFA-Wochenschau 482/1965 19.10.1965

01. Französische Präsidentschaftskandidaten
Titel: Das Neueste aus Paris - Bild: Arc de Triomphe mit Verkehr. Autos fahren um den Arc de Triomphe. Männer hämmern Zeltstangen ein. Aufbauen von Zelt. Staranwalt Tixier Vignancourt, Kandidat der äußersten Rechten als Redner in Versammlung, groß. Schwenk von Baukran auf die Straße zu Antoine Pinay, Kandidat der gemäßigten Rechten, im Gespräch mit 2 Männern. Marcilhacy, liberal Konservativer, sprechend, groß. Kandidat der Linken Exminister Mitterrand, sprechend, groß.

02. Feature "Madame 1965"
Kopf einer Frauenfigur, in Licht und Schatten, groß. Junges Mädchen vor modernem Gemälde. Tänzerin, groß. Brigitte Bardot, groß, riecht an Rose. Mädchengesicht, groß. Standphotos von Mädchen. Aufblättern eines illustrierten Romans. Standphotos eines Mannes. Er fällt vor Frau um. Junge Frau am Steuer eines Wagens sieht während der Fahrt in kleinen Spiegel. Mops, groß. Beine einer Frau, gehend, groß. Mann liegt im Fernsehsessel. Gestörtes Fernsehbild einer Ansagerin. Zusammengesetztes Bild einer Frau aus schönen Einzelteilen. Junges Paar, der Mann mit Blumen, begrüßt sich bei Treffen mit Kuß. Hochzeit Jonny Halliday - Silvie Vartan. Junger Mann geht mit Kind am Arm spazieren. Wartender Mann bei Rendezvous (Archiv). Gehende junge Mädchen, viele Mädchen. Junger Mann mit Pfeife, groß, schließt erschöpft die Augen. Trickphoto: Kleiner Mann lehnt an großem Frauenbein. Karten auf dem Tisch bei Kartenlegerin. Mädchengesicht, groß. Standphotos. Mann und Frau mit 2,8 Kindern. Mann und Frau mit 3,3 Kindern. Frau sitzt strickend im Bett neben schlafendem Mann. Junge Frau nimmt in Selbstbedienungsladen Ware von Regal. Hände schlagen Spiegeleier in Pfanne. Hand steckt Wahlzettel in Wahlurne. Abgeordnetenhaus in Paris hinter Gittern. Männer am Verhandlungstisch. Ältere Frau spricht bei Versammlung. Studenten und Studentinnen gehen aus Universität. Mann und Frau sitzen auf Bank. Frau wirft jungen Mann, der dazukommt, mit Judogriff zu Boden. Frau sitzt am Schreibtisch. Frau bei Höhleneinstieg mit Schutzhelm. Fallschirmspringerin legt Fallschirm um. Absprung aus Flugzeug. Fallschirmspringerin setzt Helm ab. Frau fährt in Hubschrauber.

03. München: Sonderschau der italienischen Woche - Bilder Sophia Loren
Titel: Goldene Leinwand - Bild: Menschengedränge. Verschiedene Photos von Sophia Loren. Großaufnahme. Abblendendes Objektiv. Sophia Loren in Gruppe als Tänzerin. Objektiv. Sophia Loren mit Kindern, gehend, hinter ihr Mann, als Mutter mit Kind auf dem Arm und Kindern neben sich, als elegante Frau mit Hut, verzweifelt, hinter Gittern, im Negligee, als alte Frau.

04. Essen: Uraufführung Winnetou III - Verleihung der Goldenen Leinwand an Horst Wendlandt - Ehrung für Harald Reinl
Gedränge vor Kino. Statisten schießen vor Reklameschrift am Haus. Lex Barker, winkend, halbnah. Dr. Engelbrecht spricht vor Mikrofonen (UFA und Blick in die Welt) O-Ton, groß: "Nichts kennzeichnet besser als die mehrfache Verleihung dieser Auszeichnung für Filme, die 3 Millionen und mehr Besucher auf sich vereinten, den Aufstieg des Films und insbesondere des deutschen Films." Der Preis "Die Goldene Leinwand", groß. Klatschende jugendliche Zuschauer. Horst Wendlandt mit Preis, halbnah. Dr. Engelbrecht überreicht Harald Reinl Ehrenplakette für langjährige Verdienste für den Film, halbnah.

05. Jugoslawien: Dreharbeiten "Old Surehand"
Essen wird ausgeschöpft. Darsteller in Indianerkostümen essen. Pierre Brice als Winnetou, reitend, halbnah. Pierre Brice steigt vom Pferd und liest Drehbuch, groß. Indianer auf Felsen. Stewart Granger in Wildwestkleidung, halbnah. Darsteller bläst in Horn. Reiter reiten. Regisseur Alfred Vohrer, anfeuernd, groß. Pferde stürzen. Beleuchter an Scheinwerfern, halbnah. Schießen. Pferde stürzen. Alfred Vohrer mit Sprachrohr, groß. Zugseil wird fest an Halterung im Boden befestigt und an Vorderfesseln von Pferden gebunden. Pferde stürzen, wenn Seil gespannt ist. Kameramann hinter Kamera. Indianer mit Photoapparat. Indianer macht Überschlag.

06. Titel: Sport Bonbons - Bild: Hände schnüren Sportschuhe zu
Renate Balck sitzt auf der Wiese und steht auf. Großaufnahme. Renate Balck im Gespräch mit ihrem Trainer. Renate Balck springt über Einzäunung des Sportplatzes, bei Lockerungsübungen, Spiel, liegend mit Medizinball, Radfahren mit Beinen. Trainingslauf über Hürden, ZL im Trainingsanzug und Turnzeug.

07. Bremen: Fußball: Werder Bremen - München 1860 0:2
Zuspiel im Feld. Schuß am Tor vorbei, ZL. Gefüllte Zuschauertribüne, total. Lachende Zuschauerin mit Band im Haar, halbnah. Schuß auf das Werder-Tor. Torwart hält. Junger Zuschauer, groß. Radenkovic hält Ball, ZL. Stürmer springt über ihn. Zuschauer, halbnah. Abwehrreaktionen von Radenkovic, ZL. Photographin sitzt hinter dem Tor. Zuschauer, groß. Gedränge vor dem Münchener Tor. Radenkovik hält. München im Angriff. Stürmer wird von Verteidiger abgewehrt. Beide fallen hin. Grosser schießt Elfmeter für München ein. Enttäuschter Zuschauer, groß. Mann schreit Schiebung, groß. Rebele schießt ein zum 2:0 für München, ZL. Zuschauer hält Maskottchen Bayern-Löwen mit Schrift TSV 1806 hoch.

Titelmarke

das neuste aus Paris

Französische Präsidentschaftskandidaten
Herkunft: Pathé Journal

Feature "Madame 1965"
Herkunft: Pathé Journal

goldene Leinwand

Sophia Loren
Kamera: Vlasdeck

Reinl und Wendlandt
Kamera: Grund

Old Surehand
Kamera: Vlasdeck

Pferde im Film
Herkunft: DEFA

Sport Bonbons

Renate Black
Kamera: Brandes

Fussball Werder Bremen/ München in Bremen
Kamera: Rieck, Grund, Zimpel

Endemarke

Das Neueste aus Paris
Paris tut so, als suche es einen starken Mann, - Obwohl die Wiederwahl de Gaulles so gut wie sicher ist, geht der Zirkus um die Präsidentschaftswahlen weiter. Politischer Zirkusdirektor und Staranwalt Tixier-Vignancourt hat als Kandidat der äußersten Rechten die Chance, am wenigsten hoch zu verlieren. Gar keine Hoffnungen auf Massengunst haben Antoine Pinay von der gemäßigten Rechten, der Liberal-Konservative Marcilhacy und der ganz Linke Exminister Mitterand.
Männer sind also in Paris kaum im Gespräch. Dafür aber die Frauen und das umso mehr als in diesen Tagen eine Analyse der Pariserin erschien. Tout Paris spricht von Madame 65. Franzosen verbinden das Wort Frau mit Begriffen wie Liebe, Luxus, Leidenschaft, Vergnügen und Verführung. Kein Wunder also, daß den Illustrierten auch in Frankreich nichts anderes einfällt als Frauen. - Madame ist Blickfang und Heldin fast aller illustrierten Romane. Sie ist ein Naturereignis, vor dessen Gewalt selbst standhafte Männer ihren Schwerpunkt radikal verlagern. Als Ganzes aber erscheint sie so rätselhaft wie je zuvor. - Männer, so sagen die Franzosen, sehen immer nur Teile einer Frau, so etwa wie man im Fernsehen von der Ansagerin immer nur einen Ausschnitt sieht. - Nun hat man versucht, die Einzelteile von Madame zu einem gültigen Gesamtbild zusammenzufügen. Hier das Zwischenergebnis: Die Durchschnittsfranzösin heiratet mit 23 Jahren und sofern sie nach 1941 geboren wurde, stürzt sie sich noch jünger ins Verderben. Der Knabenüberschuß nach dem Krieg garantiert große Auswahl. Nach 48 kehrte sich das Verhältnis um: eine Mädchenwelle rollt auf Frankreich zu. Der Mann wird zur Rarität. Die Frau, der es gelingt, dieses seltene Insekt in ihr Netz zu ziehen, braucht keine Kartenlegerin zu fragen, um zu erfahren, daß sie als Städterin vermutlich 2,8, als Landfrau aber sogar 3,3 Kinder haben wird. - - - An dem Deckchen, mit dem Madame den Unterschied zwischen den Geschlechtern zudecken wollte, hat sie lange gehäkelt. Und wenn sie heute ihre Privilegien ausübt, tut sie das im Bewußtsein erkämpfter Gleichberechtigung. Doch: obwohl Madame ihr Wahlrecht gerne ausübt, gibt es nur weibliche Abgeordnete. Und der Zaun, der den Bürger von hohen Ämtern trennt, ist im Rock offenbar unübersteigbar. In den Gemeinderäten redet eine Frau gegen 43 Männer - - - Gleiche Bildungschancen sind garantiert. Doch steht 20 Studenten nur eine Kommilitonin zum Abschreiben zur Verfügung. - - - Madame hat jeden Widerstand gegen ihre Gleichberechtigung gebrochen und: - ist wieder an den Kochtopf zurückgekehrt. Nur selten hat sie ihr ganzes Glück im Beruf gefunden, in dem sie in unserem Jahrhundert wie nie zuvor ihren Mann steht. Alles in allem also: Zwischen deutschen und französischen Frauen ist der Unterschied nicht allzu groß.

Goldene Leinwand
Einer der bedeutendsten Frauen der internationalen Leinwand ist eine Sonderschau der italienischen Woche in München gewidmet. Die Ausstellung belegt nicht nur den Werdegang und die epochemachenden Konturen der seit Menschengedenken schönsten Neapolitanerin, sondern auch ihre ungewöhnliche mimische Wandlungsfähigkeit.
Die darstellerische Variationsbreite der Loren reicht von der totalen Entschleierung bis zum Schleier. Sie gipfelt im Sieg über das Alter durch seine schauspielerische Bewältigung. In Essen wurde dieser Tage Winnetous Tod wieder lebendig. An der Presenz der Schmetterhand konnten sich Jugendliche jeden Alters genauso weiden wie an schönen Indianerweibern, bevor Dr. Engelbrecht dem Produzenten Horst Wendlandt die "Goldene Leinwand" verlieh.
"Nichts kennzeichnet besser als die mehrfache Verleihung dieser Auszeichnung für Filme, die 3 Millionen und mehr Besucher auf sich vereinten, den Aufstieg des Films und insbesondere des deutschen Films."
Eine goldene Plakette für 15-jährige Verdienste um den Film erhielt Harald Reinl, der Regisseur der Winnetou-Trilogie. Inzwischen ist in Jugoslawien wieder der May gekommen, diesmal mit "Old Surehand". Wir haben uns bei den Dreharbeiten ein wenig umgesehen, und beobachteten außer einem hippologischen Têt-à-Têt Pierre Brice, wie ihn sein Rapphengst Iltschi zum Studium seines im Drehbuch verankerten Edelmuts abliefert.
Natürlich fehlt es beim Film nie an Schurken. Und es ist gut, daß ab und zu jemand ins Horn stößt, wenn sie in Massen auftreten. Der Mann, der sie so temperamentvoll anfeuert, ist Regisseur Alfred Vohrer.
Gewehre knallen und getroffen stürzen die Mustangs zu Boden, und immer wieder fragen besorgte Tierfreunde: Wie machen die das? - Eigentlich ist es ganz einfach: Ein langes Führungsseil wird fest im Boden verankert. Es ist unter dem Sattelgurt hindurch mit den Vorderfesseln des Pferdes verbunden. Wenn sich dieses Seil plötzlich spannt, geht das Pferd in die Knie und legt sich auf die Seite. Es stürzt wie auf Befehl und meistens ohne Komplikationen - direkt vor der Kamera.

Sport-Bonbons
Sie heißt Renate Balck, ist 22 Jahre alt und hat gerade mit persönlichen Bestleistungen in allen Disziplinen den hohen Zaun übersprungen, der sie von dem deutschen Meister-Titel im 5-Kampf der Damen trennte. Das Mädchen mit dieser ebenso kurzen wie imposanten Vergangenheit beugt sich elastisch den Forderungen, die eine gerade errungene Publicity mit sich bringt. Wir beobachteten Renate Balck beim Training. Man meint zu Unrecht, ein Mädchen, das so ungewöhnliche Leistungen vollbringt, müßte sich schon äußerlich von allen seinen Altersgenossinnen unterscheiden. Aber erst als die hübsche Hamburgerin über die Hürden ging, merkten wir, daß es da tatsächlich Unterschiede gibt.
Die Bewegungen Renate Balcks sind kraftvoll und präzise. Es sollte uns nicht wundern, wenn diese Beine auch bei den Entscheidungen von Mexiko City ein Wörtchen mitzureden hätten.

Werder Bremen/München 1860
Es hatte alles so schön angefangen und wurde doch beinahe ein Skandal: In Bremen kämpften Werder, weißes Trikot, und 1860 München um die Tabellenführung der Bundesliga. Das Weser-Stadion hatte Rekord-Besuch.
48.000 Freunde der Ballkunst erwarteten mit Recht eine fußballsportliche Delikatesse, und sie wurden zunächst auch nicht enttäuscht. - Dabei zeigte sich der Sturm der Löwen gefährlicher als die Angriffsreihe der Werderaner. Allerdings sah er sich auch der besseren Abwehr gegenüber. Der Sturm des amtierenden deutschen Meisters war nicht in der Lage, seine Chancen zu nutzen. Jedenfalls nicht gegen Radenkovic.
Der Radi, sagten die Leute, ist unter der Latte doch noch besser als auf der Platte. Tatsächlich war er beinahe so gut wie er sich selbst einschätzt. Das verdankte er allerdings nicht zuletzt dem Bremer Angriff, der ihm reichlich Gelegenheit gab, sein meisterhaftes Können zu beweisen.
Weniger erfolgreich war der Angriff der Münchner. Konietzka scheiterte nicht nur einmal an Piontek.
In der 73. Minute passierte es: Schiebung schrien Werders Freunde als Grosser einen anfechtbaren 11-m zum Führungstor für 1860 verwandelte.
Empörung riß das Stadion von den Sitzen, und die auch nicht ohne Grund erbosten Platzherren brachten mühelos eine deutlich härtere Note in die Nord-Süd-Begegnung. Doch konnten sie in der 78. Minute das 2 : 0 durch Rebele nicht verhindern. - Der bayerische Sieg war glücklich. Die bayerischen Schlachtenbummler waren es auch.

Veröffentlichungsdatum:

19.10.1965

Produktionsjahr:

1965

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Grund; Rieck, Hans Jürgen; Vlasdeck, Willy; Zimpel, Werner

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Pathé Journal; DEFA

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch