Sacherschließung
01. Ostern 1966 - Der Bundesbürger unterwegs - Autoschlangen - Prozessionen - Ostermarsch - Absturz eines Sowjetjägers JAK 25 in Westberlin
Titel: In diese Woche - Bild: Leute gehen über Brücke. Hase hoppelt über Eisschollen. Krokusse blühen auf einer Wiese. Leute gehen mit Regenschirmen. Leute gehen mit Regenschirmen zur Kirche. Autoschlangen auf der Autobahn mit Scheinwerfern auf beiden Fahrbahnen. Autoschlangen bei Einfahrt auf Autobahn. Sportler beim Osterlauf in Paderborn. Massenfeld. Ältere Männer in Sportzeug laufen mit. Gedränge von Reisenden auf dem Bahnsteig. Zuganzeige Berlin. Junges Paar küßt sich auf dem Bahnsteig. Leute winken aus dem abfahrenden Zug. Osterprozession in Süddeutschland. Ostermarschierer mit Plakaten Vietnam den Vietnamesen - Abrüstung. Austeigenlassen von Luftballons. Ostpolizisten sehen durch Fernglas. Absturzstelle eines US-Jägers JAK 25 auf dem Stößensee in Westberlin. Friedhof. Besucher an der Sektorengrenze in Berlin. Passierscheine werden kontrolliert. Hand drückt Zähltaste der Besucher, die über Grenze gehen. Autos am Grenzübergang. Stiefel von Vopos, groß. Regentropfen an Baum. Hase läuft über Eisschollen.
02. Atelierspiegel: "7 goldenen Männer und eine Bank"
Titel: Blickpunkt Film - Bild: Straße in Genf. Straßenbautrupp lädt auf Straße Werkzeug ab, um Straße auszubessern. Verkehr. Bautrupp arbeitet. Frau in weißem Pelzmantel geht über die Straße in Nationalbank. Tresortür öffnet sich. Polizist regelt Verkehr. Wiederholung der Szene in München.
03. Lenzerheide - Schweiz - Dreharbeiten für indischen Film
Indische Schauspieler laufen auf Skiern und fahren Schlitten bei Dreharbeiten für einen indischen Film. Indisches Schauspielerpaar, groß.
04. Moskau: Filmaufführung 40 Jahre "Panzerkreuzer Potemkin"
Einzug von Marinesoldaten mit Fahnen. Filmplakat. Regisseur Sergey Eisenstein. Filmausschnitte: Marschierende Soldatenstiefel gehen Treppe hinunter. Schießen. Verzweifelte Frau. Kinderwagen rollt Treppe hinunter. Bug eines Schiffes mit winkenden Soldaten.
05. Paris: Schlüsselanhängersammler
Titel: Das Neueste aus Paris - Bild: Schlüsselanhänger. Hand steckt Schlüssel in Autozündschloß. Schlüsselanhänger in Hand eines Mannes, groß, auf Rummelplatz, in Massen an Wand aufgehängt, an Kleid von Frau von oben bis unten. Kleines Buch als Anhänger. Sammlung von Anhängern in Pariser Café. Tauschmarkt der Anhänger. Schrift mit Wertanzeigen für Anhänger. Gebiß als Anhänger. Junge Leute tragen viele Schlüsselanhänger am Gürtel und als Kette. Nackte Figur als Anhänger.
06. Heidi Brühl singt "100 Mann und ein Befehl"
Titel: Die Protestwelle - Bild: Heidi Brühl steht an Mauer. Schwenk über Hausfront. Heidi Brühl singt, groß. Heidi Brühl, gehend zwischen Menschen. Großaufnahme singend.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
in dieser Woche
Oster-Roundup und sowjetischer Düsenjäger (Absturz über Berlin)
Kamera: Jürgens, Starke, Grund, Brandes, Pahl, Seib, Vlasdeck, Pahl
Herkunft: Polkronika
Blickpunkt Film
7 Goldene Männer (Filmpremiere)
Kamera: Vlasdeck
Inder im Schnee (ind. Filmaufnahmen)
Herkunft: Cine Journal
Panzerkreuzer Potemkin
Herkunft: DEFA
das neueste aus Paris
Schlüsselbundsammler
Herkunft: Pathé Journal
die Protestwelle
Heidi Brühl: "Hundert Mann und ein Befehl"
Kamera: Seib
Anfang und Ende
Sprechertext
In dieser Woche
Die Bundesrepublik feierte Ostern auf der Vorderseite eines kräftigen Tiefs. Das heidnische Symboltier des christlichen Festes geriet in arge Bedrängnis durch Wetterunbilden, die uns vom Atlantik erreichten. Die zaghaften Hinweise auf die lieblich lächelnde Natur kämpft gegen 5 bis 8 Grad, die die Meteorologen für die Feiertage zugestanden hatten.
Die Bundesrepublik verbrachte auch in diesem Jahr über Ostern 48 arbeitsfreie Stunden. Nach unseren Berechnungen wurden davon durchschnittlich 35 Stunden lang geschlafen und gegessen, 4 Stunden ferngesehen, 2 Stunden das Auto gewaschen und 6 Stunden Auto gefahren. Bleibt eine Stunde ...
... die von manchen Individualisten für eine sportliche Anstrengung genutzt wurden, wie hier beim Osterlauf in Paderborn. Einige ältere Semester konnten sich nicht über die Richtung einig werden.
Auf den Bahnhöfen sank über Ostern das Defizit der Bundesbahn. Deutschlands Feiertagsgesellschaft reiste in 650 überbelegten Sonderzügen. Ostern gilt als Termin für wichtige Entscheidungen ...
Durch die Straßen kleinerer Orte in Süddeutschland zogen vermutlich zum letzten Mal Prozessionen, ein wenig außerhalb der Legalität allerdings, denn ein Konzilsbeschluß untersagt für Ostern solche Umzüge.
Und durch die Straßen größerer Städte zogen rund 145.000 Ostermarschierer für Frieden und gegen die Atomaufrüstung, guten Willens zwar, doch fern den Realitäten. Auch sie bereits samt ihren Schwächen zur Tradition geworden in der politischen Wirklichkeit der Bundesrepublik. Seltsamerweise waren Plakate gegen den Schießbefehl an der Mauer teilweise untersagt.
In Berlin richteten sich die Ferngläser sowjetischer Militärs auf den westberliner Stößensee. Eine Jak 25 der in Mitteldeutschland stationierten sowjetischen Streitkräfte war nur 100 Meter von Wohnsiedlungen entfernt zerschellt.
Nach tagelangen Bergungsarbeiten konnten die beiden Besatzungsmitglieder des Düsenjägers geborgen werden. Sie hatten ihr Leben geopfert. um Westberlin eine Katastrophe zu ersparen.
Über Ostern Öffneten sich schließlich wieder die Übergänge an der berliner Sektorengrenze. Nachdem sich Ost und West am 7. März überraschen schnell über die Erneuerung des Passierscheinabkommens einig geworden waren, konnten jetzt über 500.000 Westberliner ihre Verwandten in Ostberlin besuchen. Das ist vielleicht die schönste Nachricht über ein Osterfest, das auf der Vorderseite eines britischen Tiefs dahinschied.
Blickpunkt Film
Auf der Place Bel Air, im Zentrum Genfs, beginnt eine Gruppe von 6 Arbeitern vom Straßenbauamt der Stadt mit Ausbesserungsarbeiten. Die Polizei sperrt ab und schützt den Bautrupp vor den Gefahren des Verkehrs.
Unbemerkbar für Außenstehende: die Zusammenarbeit mit dem Professor und seiner schönen Komplizin. Ziel des friedfertigen Teams, das sich durch außergewöhnlichen Fleiß auszeichnet: die Goldreserven der Schweizer Nationalbank. Laut Drehbuch eines neuen Constantin-Krimis dürfen die Gangster erfolgreich sein.
Das Thema dieses Films erschien allerdings den Schweizer Behörden so heikel, daß sie die Genehmigung zu Dreharbeiten verweigerten. Vor einer Münchner Bank wurde jetzt für Pressevertreter noch einmal die erste Phase des Bankraubs nachgestellt - ohne Benachrichtigung der Polizei.
Doch die Münchner Ordnungshüter zeigten sich wachsamer als im Drehbuch vorgesehen. An ihrem Mißtrauen scheiterte das Unternehmen Goldraub bereits nach zwei Stunden.
Malerische Turbane auf der Lenzerheide in der Schweiz sind ein Hinweis dafür, daß sich der indische Film aufs internationale Parkett begibt. Nachdem jahrelang nur in rein indischem Milieu inszeniert wurde, führt jetzt die Spur eines entführten indischen Prinzenpaares bis nach Europa. Doch hinter einer künstlichen Nebelwand gelingt die Befreiung des Paares und damit die Einfädelung eines publikumsgerechten Happyend.
Im Moskauer Filmtheater Chudoshistwenny wurde jetzt eines Ereignisses gedacht, das zu den Höhepunkten der etwas über 50-jährigen Filmgeschichte gehört. 1926, vor 40 Jahren, erlebte der Spielfilm "Panzerkreuzer Potemkin" seine Uraufführung. Der geniale Regisseur Sergej Eisenstein hat in diesem Film der Besatzung eines russischen Panzerkreuzers die 1905 bei Odessa meuterte und die revolutionären Arbeiter der Stadt unterstützte, ein Denkmal gesetzt.
Schlüsselbundsammler
Der Schlüssel, seit dem Altertum unentbehrliches Requisit menschlicher Schutzbedürftigkeit, hat in Paris eine bisher unbekannte Sammelleidenschaft geweckt. Auf Rummelplätzen, in Kaufhäusern und in Souvenirläden hat das große Geschäft mit den Schlüsselanhängern begonnen.
In unzähligen Abwandlungen, in allen Qualitäten von Holz bis zum Edelmetall und von allen moralisch noch vertretbaren Reklameflächen herab wirbt die funktionslose Nichtigkeit um die Gunst von Käufern und Sammlern. Eines der allerbesten Cafés an der Seine erzielte steigende Umsätze durch die Anziehungskraft seiner Sammlung von über 6.000 Anhängern. Eine Fachzeitschrift gibt Hinweise für den Kurswert der Anhänger, die inzwischen allwöchentlich in Tauschzentralen das Nomadendasein der Briefmarken nachvollziehen dürfen. In Paris wechselt - außer gewissen Mädchen - nichts so schnell den Besitzer wie ein hübscher Schlüsselanhänger.
Von den Nachfahren der Berlocke, dem Uhrenanhänger des 18. Jahrhunderts, wurden im vergangenen Jahr in Frankreich 25 Millionen produziert. Den attraktivsten ihrer Sippe gelang es mittlerweile, die französische Hose zu erobern, um dort eine Existenz zu fristen, die etwa auf der Mitte zwischen Indianerskalp und Aushängeschild für jugendliche Eroberungskünste liegt.
Die Protestwelle
Jugendlicher Protest in Liedform, eine neue Welle, die in den USA entstanden ist, beginnt auch in Deutschland Aufsehen zu erregen. "100 Mann und ein Befehl" wurde jetzt zu einem großen Erfolg für die Schauspielerin Heidi Brühl:
"Irgendwo im fremden Land, ziehen sie durch Stein und Sand fern von zu Haus' und vogelfrei, 100 Mann und er ist dabei.
100 Mann und ein Befehl, und ein Weg, den keiner will, Tagein, tagaus, wer weiß wohin, verbranntes Land und was ist der Sinn?
Ganz allein in dunkler Nacht, hast du oft daran gedacht, daß weit von hier der Vollmond scheint und weit von hier ein Mädchen weint.
Und die Welt ist doch so schön, könnt ich dich noch einmal seh'n, nun trennt uns schon ein langes Jahr, weil ein Befehl unser Schicksal war.
Wahllos schlägt das Schicksal zu, heute er und morgen du, ich hör' von fern' die Krähen schrei'n, im Morgenrot warum muß das sein?
Irgendwo im fremden Land, ziehen sie durch Stein und Sand fern von zu Haus' und vogelfrei, 100 Mann und er ist dabei."
Personen im Film
Brühl, Heidi ; Eisenstein, Sergej
Orte
Burep ; Hamburg ; München ; Genf ; Lenzerheide ; Moskau ; Paris ; Ostberlin ; Berlin ; Köln ; Vietnam ; Bundesrepublik Deutschland ; Paderborn
Themen
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