Sacherschließung
01. Politik in Bonn - Koalition CDU-SPD
Aufschlüsselung aus ZL 879/1 - gleicher Schnitt. Bundesadler im Plenarsaal (Titeluntergrund). Kiesinger, umgeben von Journalisten, hinter ihm Lübke und Barzel. Brandt, hinter ihm Schiller. Koalitionssitzung. Schwenk von einer Seite des Tisches mit Brandt und Schiller zu Kiesinger, neben Barzel und Strauss. Zeitungsschlagzeilen. Grosse Koalition. Kameramänner und Reporter. Kiesinger gibt Erklärung. Schröder, halbnah. Stoltenberg, halbnah, von Hassel, halbnah. Adenauer geht vor Kiesinger.
02. Zonenrentner-Interviews
Rückblick auf 1964: Uhrzeiger rückt vor. Erste Zonenrentner kommen in Hamburg an. Rührende Szenen des Wiedersehens. Bahnhof Bebry 1966. Zug fährt ein. Alte Leute steigen aus Zug. Rote Kreuz Schwestern führen alte Menschen. Alte Leute auf dem Bahnhof beim Umsteigen. Zugschild Frankfurt (M) - Warschau. Rotekreuzschwester reicht Frau Getränk in Zug. Fahraufnahme aus Zug. Fahrt durch Landschaft. Rentner und Rentnerinnen geben im Zug Interviews, groß, O-Ton: "Hat man Ihnen Schwierigkeiten gemacht, als Sie Ihren Reiseantrag stellten?" - "Eigentlich nicht, gar nicht. Es dauert nur 4 Wochen." - "Nein, bloß 3 Wochen muss man warten." - Würden Sie häufiger reisen, wenn man Ihnen drüben dazu die Möglichkeit geben würde?" - "Ach, für mich genügt das einmal im Jahr, weil ich nun schon das Alter erreicht habe." - "Ich bin mit einem Mal zufrieden. Am liebsten würde ich nach Amerika reisen."
03. Deutsche Gewerkschaftsdelegation in Leningrad
Besuch einer Schule. Schuljunge begrüßt deutsche Gäste in deutscher Sprache, O-Ton: "Wir begrüßen heute unsere deutschen Gäste in unserer in unserer Schule und in unserer Stadt Leningrad. Wir wünschen Ihnen, die Zeit interessant und lustig zu verbringen." Gewerkschaftsvertreter klatschen, groß. Kinder in der Schulklasse in Uniformen, groß. Kindergarten. Kinder tanzen. Besichtigung des Lenin-Museums. Besichtigung des Panzerkreuzers Potemkin.
04. Unfallserie - Falsche Verwendung von Werkzeug
Aufschlüsselung aus ZL 879/4 - gleicher Schnitt. Joachim Teege steht neben Photowand und zeigt auf Bilder von Flugzeugunglücken, Autounglücken, Schiffsuntergängen. Baustelle. Arbeiter auf Gerüst. Arbeiter versucht mit Schraubenschlüssel und 2. Schraubenschlüssel als verlängertem Hebelarm Schraube aufzudrehen, verliert Gleichgewicht und stürzt ab. Joachim Teege mit Homburg spricht: "Wie ist das Leben doch so schön", sagt Grillparzer (Bild), "aber so (Mann im Rollstuhl, Bild) lebt sich's schlecht."
05. Paris: Picasso-Ausstellung
Titel: Sein Lebenswerk, Bild: Picasso-Bild. Picasso-Bilder werden in Ausstellungshalle getragen. Malreaux eröffnet die Ausstellung im Grand Palais in Paris. Besucher in der Ausstellung. Picasso-Gemälde aus verschiedenen Zeitepochen, die blaue Epoche, die rosa Epoche, Trickdarstellung des Kubismus. Picasso an seinem Schreibtisch beim Betrachten von Gemälden, beim Arbeiten in kurzer Hose und mit freiem Oberkörper. Stierkampf. Stierkampfbilder Picassos. Surrealistisches Werk einer Gitarre aus Sackleinwand, Nägeln und Draht. Bombardierung von Guernica im spanischen Bürgerkrieg. Trümmer. Picassos berühmtes Fresco nach diesem Geschehen. Picasso bei verschiedenen Gelegenheiten. Sein Namenszug vor ihm.
06. Marl: Jugendklavierwettbewerb
Titel: Die Talentprobe, Bild: Klavierklöppel bei Anschlag. Kinderhände spielen. Gesicht von Junge, groß. Gesicht von Mädchen, groß, beim Spiel. Babette Hierholzer spielt Mozart Sonate. Gesicht, groß. Verschiedene Mädchen spielen an Flügel. Anschlag der Klöppel. Junge spielt "Kahnfahrt" von Bela Bartok.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
in dieser Woche
Politik in Bonn
Kamera: Grund
Rosenberg in Leningrad (Gewerkschaftsdelegation 1. deutsch-Unterricht in Schule)
Herkunft: Sovkino
Zonen- Rentner
Kamera: Labudda, Petersen
Unfallstory: Falsche Verwendung von Werkzeug
Sein Lebenswerk
Picasso: Ausstellung u. Rückblick
Herkunft: Gaumont, Pathé Journal
die Talentprobe
Jugend-Klavierwettbewerb, Marl
Kamera: Labudda, Rieck
Anfang und Ende
Sprechertext
In dieser Woche
In Bonn sind die Würfel gefallen. Die wochenlange Regierungskrise ist - vorläufig - abgeschlossen. Für die FDP endete der Auszug aus der Erhard-Regierung auf der Oppositionsbank. Eine Regierungskoalition aus SPD und CDU/CSU mit Kurt Georg Kiesinger als Kanzler und Willy Brandt als Vizekanzler wird nach neuen Wegen in der deutschen Politik suchen.
Über das Sachprogramm der neuen Regierung haben sich die beiden Parteien grundsätzlich geeinigt. Doch die Mienen blieben nachdenklich, denn die Meinungen im Lande über eine grosse Koalition sind geteilt.
Erinnern Sie sich noch? Es war Ende 1964, als die ersten Rentner-Züge aus Mitteldeutschland auf westdeutschen Bahnhöfen eintrafen. Für viele ein Wiedersehen nach Jahren der Trennung.
Auf dem Bahnhof Bebra Ende 1966. Aus der politischen Sensation wurde mittlerweile eine menschliche Selbstverständlichkeit. Bürokratie und karitative Verbände haben Routine darin gewonnen, den alten Leuten den komplizierten Weg von Deutschland nach Deutschland zu weisen.
Nur 0,2 Prozent kehren nicht wieder nach Mitteldeutschland zurück. Einer der wenigen innerdeutschen Kontakte hat sich eingespielt:
"Hat man Ihnen Schwierigkeiten gemacht, als Sie Ihren Reiseantrag stellten?"
"Eigentlich nicht, gar nicht. Es dauert nur 4 Wochen."
"Nein, bloss 3 Wochen muß man warten."
Andere Rentner, die wir nicht filmten, berichteten vom Auftrag, für die politischen Ziele der SED zu werben. Die meisten waren mit 4 Wochen Reiseerlaubnis zufrieden:
"Würden Sie häufiger reisen, wenn man Ihnen drüben dazu die Möglichkeit geben würde?"
"Ach, für mich genügt das einmal im Jahr, weil ich nun schon das Alter erreicht habe."
"Ich bin mit einem Mal zufrieden. Am liebsten würde ich nach Amerika reisen."
"Wir begrüssen heute unsere deutschen Gäste in unserer Schule und in unserer Stadt Leningrad."
"Wir wünschen Ihnen, die Zeit interessant und lustig zu verbringen."
Dieser freundliche Wunsch aus Kindermund galt Vorstandsmitgliedern des Deutschen Gewerkschaftsbundes, die auf Einladung der sowjetischen Einheitsgewerkschaft 11 Tage lang die Sowjetunion bereisten. Die Besichtigung von Schulen und kulturellen Einrichtungen gehörte zu einem umfangreichen Programm, das die DGB-Vertreter nach Moskau, Leningrad, Baku und Sotschi führte.
Mit feinem Gefühl für historische Reminiszenzen führten die Sowjets ihre deutschen Gäste in die Arbeitsräume des Revolutionshelden Lenin.
Der Besuch Leningrads endete mit der Besichtigung des legendären Panzerkreuzers "Potemkin". Seine meuternden Matrosen waren es, die 1905 das Signal zum Aufstand in Odessa gaben.
"Hand aufs Herz? liebe Leute, würden Sie jemals in ein Flugzeug steigen, von dem Sie wissen, daß das Fahrgestell nicht funktioniert?"
"Oder in ein Auto, bei dem die Bremsen versagen?"
"Oder auf ein Schiff, das ein Leck hat?"
"sicherlich nie! Nur wenn's um kleinere Dinge geht, dann sind Sie gar nicht so pingelig."
"Zur Diskussion steht der Fall dieses Arbeiters. Ihm fehlt die Kraft, aber er weiß sich zu helfen. Er wendet einen ebenso einfachen wie gefährlichen Kunstgriff an ..."
"Denn so ein verlängerter Schraubenschlüssel ist ja weder ein defektes Schiff, noch ein defektes Auto, noch ein defektes ... Flugzeug.
"Wie ist das Leben doch so schön ..."
"... sagt Grillparzer."
"Aber so ...
"... lebt sich's schlecht!"
Sein Lebenswerk
"Nach Paris fahre ich nur, um zum Zahnarzt zu gehen. Und augenblicklich habe ich kein Zahnweh" - Bemerkung eines rüstigen 85-jährigen, namens Pablo Picasso anlässlich der Eröffnung seiner großen Schau im Grand Palais durch de Gaulle-Intimus Malraux - ein Bonmot zur umfangsreichsten Ausstellung, durch die je ein lebender Künstler geehrt wurde.
Picasso beherrschte den Realismus, aber er brach mit ihm - schon als 25-jähriger. Gemeinsam mit Georges Braque entdeckte er den Kubismus, die Kunst, die verschiedenen Aspekte eines Gegenstandes zusammenzufassen und sie als einen einzigen neuen Gegenstand darzustellen.
"Ich suche nicht, ich finde", behauptete er einmal von sich selbst. Und sein Schaffen gab ihm recht. Picasso, der sich als Maler und Grafiker, als Bildhauer und Keramiker versuchte - vorzugsweise in kurzen Hosen - ist produktiv wie kaum ein zweiter und erzielt mit 1,5 Millionen Mark die höchsten Preise unseres Jahrhunderts.
Ihn hielt es nie lange bei einer Stilart. Er treibt Milieu-Studien, gibt sich düster-melancholisch in der blauen und optimistisch in der rosa Periode, er lässt den Kubismus beiseite, um Sackleinen, Nägel und Draht zu einer surrealistischen Gitarre zu vereinen.
Das Bombardement von Guernica während des spanischen Bürgerkrieges inspirierte den politisch-engagierten Künstler zu seinem berühmtesten Fresko. Seit Francos Machtergreifung hat das KP-Mitglied Pablo Picasso seine Heimat Spanien nicht mehr betreten.
"Ich weiß nicht, ob ich ein großer Maler bin, ein großer Zeichner bin ich bestimmt" - lautet das vorerst letzte Urteil eines genialen Künstlers, dessen Namenszug mit unserem Jahrhundert verbunden bleiben wird.
Die Talentprobe
Zarte Talente in Spitzenkragen, voll gesammelten Ernstes, oder in hoffnungsvoller Erwartung, beobachtet auf dem Klavierschemel des Rathauses von Marl, Mädchen und Jungen zwischen 9 und 11, geprüft und für gut befunden auf einem deutschen Klavierwettbewerb. Babette Hierholzer mit einer Mozart-Sonate.
Begabte Hände entlocken dem Prüfinstrument vorklassische Töne. Bravgescheitelte Hausmusik belohnt für anstrengende Ausflüge in ungewohnte Klanggefilde.
Und schließlich die Studie eines 11-jährigen Pianisten bei der musikalischen "Kahnfahrt" von Bela Bartok.
Personen im Film
Adenauer, Konrad ; Barzel, Rainer ; Brandt, Willy ; Hassel von, Kai Uwe ; Hierholzer, Babette ; Kiesinger, Kurt ; Lücke, Paul ; Malreaux ; Picasso, Pablo ; Schiller, Karl ; Schröder, Gerhard ; Stoltenberg, Gerhard ; Teege, Joachim
Orte
Leningrad ; Paris ; Essen ; Guernica ; Bebra ; Berlin ; Bonn ; Marl ; Hamburg
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bomben ; Eisenbahnwesen ; Grenze DDR/BRD, Grenzen ; Hände ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Interviews ; Kameraleute, Kameramänner ; Kinder ; Musikalische Veranstaltungen ; Musikinstrumente ; Nachrichten, Nachrichtenwesen ; Photographen ; Schiffahrt ; Schiffe ; Schulen, Schulungen ; Stierkämpfe ; Unfallserie ; Kunst ; Kunstwerke ; Küsse, Kussszenen ; Menschen ; Außenpolitische Veranstaltungen ; Ausstellungen ; Bauwesen ; Gewerkschaften ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau