Sacherschließung
01. DGB-Diskussion zum Thema Notstand
Titel: Notizen zur Zeit, Bild: Hände und Akten. Großaufnahme Erich Benda, Ludwig Rosenberg, Helmut Schmidt. Versammlungssaal, total. Rosenberg spricht, halbnah. Helmut Schmidt unter den Zuhörern, halbnah. Leber, halbnah. Helmut Schmidt spricht, halbnah. Zuhörer klatschen.
02. Madrid: Wohnsilo
Baustelle. Teileinstellungen eines Hochhauses mit runder Linienführung. Runde Balkons und Gänge.
03. Sydney: Absturz eines Hubschraubers
Hubschrauber. Luftaufnahme von Sydney mit automatischer Kamera. Automatische Kamera filmt Absturz des Hubschraubers. Aufnahmen des abstürzenden Hubschraubers von Kameramann. Menschen an Unfallstelle. Unversehrte Kamera wird geborgen.
04. Herne: Reportage über Arbeitslose und Stellungnahme Schiller
Titel: Warten auf Arbeit, Bild: Arbeiter, groß. Arbeiter, groß, geben Interview über die Gründe ihrer Entlassung, O-Ton: "Betriebseinschränkung" - "Ja, keine Arbeit." - "Angeblich ungenügende Arbeitsleistung wegen Arbeitsmangel." - "War im Büro beschäftigt, und die haben den Betrieb geschlossen." Leere Fabrikhalle, total. Trick: Statistik der abnehmenden Stellenangebote. Schild: Arbeitsamt, groß. Männer gehen zum Stempeln. Arbeiter warten auf dem Flur des Arbeitsamtes. Trick: Statistik der Stellensuchenden. Arbeitslose beim Stempeln. Geld wird ausgezahlt. Arbeitslose geben Interview über die Gestaltung des Tages als Arbeitsloser, O-Ton: "Tja, ich stehe morgen auf, 9 oder halb zehn, ich habe ja Zeit; bummle so die Straße runter, Bahnhofsstraße, tu mal da ne Tasse Kaffee trinken. Bin froh, dass ich den Tag rumkrieg." - "Trifft man unterwegs mal einen, geht man schon mal in die Wirtschaft einen trinken." - "Ich hab' einen Wagen und dafür muss ich monatlich 100 Mark aufbringen. Es fällt mir natürlich schwer, aber ich muss; den Wagen habe ich abgemeldet, ich kann ihn ja nicht mehr fahren, nicht, geht ja nicht." - "Bevor die Arbeitslosigkeit anfing, hab' ich mir einen Kredit aufgenommen und ..." Männer an der Theke einer Wirtschaft, an Spieltisch. Bier wird abgezapft. Kundenkreditbank. DGB-Funktionär spricht, O-Ton: "Hinzu kommt, das diese jungen Menschen in der Vergangenheit deshalb keinen Beruf erlernten, weil sie meinten, dass sie auch so ihren Lebensunterhalt verdienen könnten. Man sollte die Berufsausbildung, sowie die Umschulung attraktiver und intensiver gestalten." Wirtschaftsminister Schiller geht durch Flur von Ministerium. Kurve der Produktionsziffern. Schiller spricht am Schreibtisch sitzend über Maßnahmen der Regierung, groß, O-Ton: "Sie hat einen Haushalt beschlossen mit zusätzlichen Investitionen, Aufträgen an die Wirtschaft. Sie hat beschlossen, neue steuerpolitische Anreize zur Wiederbelebung der Wirtschaft, und wir haben in der Regierung und im Deutschen Bundestag vor, das Arbeitslosengeld, das Geld für die Menschen, die dieses Schicksal erleiden müssen, zu erhöhen."
05. Rosenmontagsumzug
Titel: Tanz in den Morgen, Bild: Faschingsprinz wirft Bonbons. Masken bei Rosenmontagsumzug. Leute sammeln Bonbons auf. Faschingswagen. Figur von Lübke auf Wagen. Plakat Olympische Notdurfthelfer.
06. München: Faschingsball - Gerhard Wendland singt "So schön hast Du noch nie mit mir getanzt"
Gerhard Wendland tanzt, singend, groß. Leute in Kostümen auf der Tanzfläche. Hüftenschwenkende Dame, von hinten. Tanzende Paare, groß. Engumschlungene Paare, küssend, groß. Gerhard Wendland sitzt an Tisch und singt. Kellner räumt leere Gläser und Asche vom Tisch. Er nimmt Tischtuch ab. Schläfer an Tisch. Gerhard Wendland geht aus Tür. Putzfrau kehrt Konfetti und Masken zusammen.
07. Berlin: Internationales Reitturnier "Großer Preis von Deutschland"
Titel: Stars zu Pferde, Bild: Springreiter. Reiter auf dem Parcours. Pferd reißt Hindernis. Alwin Schockemöhle auf Schimmel reitend, reißt Hindernis. Hartwig Steenken auf Porta Westfalica springt die Kombination. Er wird 3. Nelson Pessoa auf Gran Geste im Stechen, ZL. Er wird 2. Mancinelli/ Italien auf Turvey reißt Hindernis, siegt aber mit der besseren Zeit. Siegerehrung: Nelson Pessoa beglückwünscht Mancinelli.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Notizen zur zeit
DGB-Notstandsforum in Bonn
Wohnturm in Spanien
Herkunft: No-Do
Heliokopter-Absturz, Sydney
Herkunft: DEFA
warten auf arbeit
Reportage über Arbeitslose in Herne
Kamera: Brandes
und Statement Schiller
Tanz in den morgen
Rosenmontagsumzüge
Kamera: Starke, Luppa
Wendland-Lied
Kamera: Rau, Sommer
Stars zu Pferde
Reitturnier in Berlin
Kamera: Pahl, Wiers
Anfang und Ende
Sprechertext
Notizen zur Zeit
Experten der drei Bundestagsfraktionen, der Gewerkschaften und der Wissenschaft rückten ein heißes innenpolitisches Thema in den Blickpunkt dieser Woche. Auf einer Forumsdiskussion des Deutschen Gewerkschaftsbundes machte die außerparlamentarische Notstandsdebatte deutlich, daß immer noch ein unüberwindbarer Gegensatz die Befürworter von den Gegnern der Notstandsgesetze trennt. Die eine Seite sieht in den Notstandsgesetzen eine ernste Gefahr für die Grundrechte - die andere Seite operiert mit dem Argument, daß es an der Zeit sei, alliierte Sonderrechte durch eine präzise deutsche Gesetzgebung abzulösen.
Das architektonisch« Novum der Woche entdeckten wir in Spanien. Bei Madrid entsteht ein Wohn-Silo pseudoexpressionistischen Stils, ein Kontrapunkt zur Architektur des rechten Winkels, eine Absage an die Glas- und Stahl-Fanatiker unseres Jahrzehnts.
In Europa gab es bislang kaum etwas vergleichbares. Die Kurven wurden in Amerika wiederentdeckt. Dieses Haus wird eine Stadt sein - mit Grünanlagen und Gärten in jeder Etage, mit Restaurants, Geschäften, einem Swimmingpool und - wie kann's in Spanien anders sein - einer Kirche im Erdgeschoß.
Die spektakulärsten Filmaufnahmen der Woche kamen aus Sydney, Australien. Eine automatische Kamera, die Stadtbilder filmen sollte, lief weiter, als der Hubschrauber zu taumeln beginnt und abstürzt. Ein Kameramann auf der Straße entdeckt zufällig die Katastrophe und drückt ebenfalls auf den Auslöser.
Der Pilot kommt ums Leben, der Helikopter hat Schrottwert - unversehrt geblieben ist nur die Kamera.
Warten auf Arbeit
"Betriebseinschränkung"
"Ja, keine Arbeit."
"Angeblich ungenügende Arbeitsleistung wegen Arbeitsmangel".
"War im Büro beschäftigt, und die haben den Betrieb geschlossen."
Die Sorge um den Arbeitsplatz ist heute größer denn je. Jeder Siebte fürchtet, erwerbslos zu werden; der Markt hat sich zu Ungunsten der Arbeitnehmer verändert, die Stellen-Angebote sind auf 255000 zusammengeschrumpft.
Wenn sich am Stempeltag die Tore der Arbeitsämter öffnen, wird für wenige Stunden die soziale Lage des Einzelnen sichtbar, verblasst die Anonymität der Zahl: weit über das Doppelte des Vorjahres hinaus, ist sie auf 621000 emporgeschnellt.
Den Arbeitslosen in der Bundesrepublik bleibt rund 60% ihres früheren Netto-Einkommens. Besonders betroffen; ungelernte Arbeiter, darunter viele Jugendliche. Ihr wöchentliches Stempelgeld:
"Ich nehme an, 60 bis 70 Mark-"
"49 Mark 50 Arbeitslosenhilfe mit fünf Kindern"
"Was haben Sie früher verdient?"
"Also, eben im Monatsdurchschnitt des Jahres so was zu sehen, 1000 Mark."
"Wie hoch ist jetzt Ihr Stempelgeld?"
"97 Mark die Woche."
Die Gefahren durch längeres Nichtstun den Anschluß an ein geordnetes Leben zu verlieren, verdeutlicht der Tagesablauf Jüngerer Arbeitsloser.
"Tja, ich stehe morgens auf, 9 Uhr oder halb zehn, ich habe Ja Zeit; bummle so die Straße runter, Bahnhofstraße, tu mal da ne Tasse Kaffee trinken. Bin froh, daß ich den Tag rumkrieg".
"Trifft man unterwegs mal einen, geht man schon mal in die Wirtschaft einen trinken."
Die meisten von ihnen sind belastet durch Abzahlungskäufe. Noch stunden Kredit-Institute die Raten.
"Ich hab' einen Wagen und dafür muß ich monatlich 100 Mark aufbringen. Es fällt mir natürlich schwer, aber ich muß; den Wagen habe ich abgemeldet, ich kann ihn ja nicht mehr fahren, nicht, geht ja nicht."
"Bevor die Arbeitslosigkeit anfing, hab ich mir einen Kredit aufgenommen und ..."
Autos, Kühlschränke und Fernsehgeräte, die Symbole eines gehobenen Lebensstandards, wurden am häufigsten auf Raten gekauft. Befragt nach einem Ausweg, beklagt ein Bezirksfunktionär des DGB mangelnden Kündigungsschutz:
"Hinzu kommt, daß diese jungen Menschen in der Vergangenheit deshalb keinen Beruf erlernten, weil sie meinten, daß sie auch so ihren Lebensunterhalt verdienen könnten.
Man sollte die Berufsausbildung, sowie die Umschulung attraktiver und intensiver gestalten."
"Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?"
"Das weiß ich noch nicht,keine Ahnung, grau."
"Ich bin Witwer mit 3 Kindern. Ich weiß nicht, wie ich die ernähren soll. Eines Tages bringe ich sie hier nach dem Arbeitsplatz, sollen sie sehen, wie sie fertig werden."
"Ja, geht doch wieder los jetzt, sind doch wieder am Ankurbeln, mein ich."
Die große Koalition vertraut auf die Schritte, die vom neuen Kabinett eingeleitet wurden. Bundes-Wirtschaftsminister Schiller erläuterte die Maßnahmen der Regierung:
"Sie hat einen Haushalt beschlossen mit zusätzlichen Investitionen, Aufträgen an die Wirtschaft. Sie hat beschlossen, neue steuerpolitische Anreize zur Wiederbelebung der Wirtschaft, und wir haben in der Regierung und im Deutschen Bundestag vor, das Arbeitslosengeld, das Geld für die Menschen, die dieses Schicksal erleiden müssen, zu erhöhen."
Tanz in den Morgen
Deutschlands Narren machten es in diesem Jahr etwas billiger; sie waren weniger alkoholisiert und geizten mit den Trinkgeldern. Aber sie brillierten am einzigen satirischen Montag des Jahres, und durchstöberten das eigene Nest nach amüsanten Fehlleistungen.
Zwischen Ruhr und Isar mischten sich Prominente unter's Volk. Im Münchner Regina Palast Hotel zauberte Gerhard Wendland Intimsphäre mit seinem Faschingsgeständnis: So schön hast Du noch nie mit mir - getankt.
Stars zu Pferde
Aschermittwochs-Stimmung bei den deutschen Reitern nach den sportlich-tollen Tagen in der Berliner Deutschland-Halle. Alle Sattelfesten mit Rang und Namen hatten gemeldet: Saison-Auftakt mit Internationalen Stars und 5000 Berlinern. Zu gewinnen: der Preis von Deutschland.
Alwin Schockemöhle kann von seinem neuen Schimmel noch keinen Sieg Erwarten. Die deutsche Equipe setzt auf den 24-jährigen Nachwuchsreiter Hartwig Steenken.
Ungewöhnlich schnell geht die 18000 Mark schwere Porta Westfalica über den Parcours. Erst sieben Jahre alt und schon den dritten Platz unter Weltklassepferden. Eine Stute, die noch von sich reden machen wird.
Im Stechen tippt die Deutschlandhalle Europa-Meister Nelsen Pessoa. Auf den Zentimeter genau nimmt der 14-jährige Schimmel Gran Geste die Hindernisse.
Seine Zeit ist gut, doch Mancinelli, der letzte im Stechen, forciert das Tempo, kassiert an einem kaum beachteten Hindernis ebenfalls vier Fehlerpunkte und hofft auf Sieg nur noch durch eine erfolgreiche Jagd gegen die Sekunden.
Sein 1, 2 Sekunden-Vorsprung entscheidet über den Preis von Deutschland, über 10000 Mark, entführt von einem irischen Wallach und einem italienischen Reiter.
Personen im Film
Benda, Ernst ; Leber, Georg ; Rosenberg, Ludwig ; Schiller, Karl ; Schmidt, Helmut ; Wendland, Gerhard ; Mancinelli ; Pessoa, Nelson ; Schockemöhle, Alwin ; Steenken, Hartwig
Orte
Herne ; Madrid ; Sidney ; Bonn ; Köln ; München ; Berlin
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Handel, Geldwesen ; Industrie ; Interviews ; Karneval ; Katastrophen ; Fasching ; Freizeit, Freizeitgestaltung ; Musikalische Veranstaltungen ; Reiten, Pferderennen (ohne Trab) ; Sport-Details, Fouls ; Spoprt-Ehrungen ; Sportstätten ; Städtebilder: Australien ; Tanz ; Küsse, Kussszenen ; Währung ; Flugzeugwesen, Flugwesen ; Berufe ; Luftaufnahmen ; Arbeitslose, Arbeitslosigkeit ; Bauwerke in Europa ; Bauwesen ; Gastronomie ; Gewerkschaften ; Industrie ; Sport-Ehrungen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
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