UFA-Wochenschau 589/1967 07.11.1967

01. Portrait: Nobelpreisträger Professor Manfred Eigen
Titel: UFA-Portrait: Der Nobelpreisträger, Bild: Professor Eigen. Professor Eigen am Klavier bei Hausmusik mit 3 Kollegen. Großaufnahme. Eigen am Schreibtisch lesend. Noten, Physikalische Formeln. Eigen bei Untersuchungen und Messungen mit Wissenschaftlern im Labor. Mikroskopische Untersuchungen. Großaufnahme Eigen. Eigen spricht O-Ton: "Mein Interesse hat sich in den letzten Jahren eigentlich ganz den biologischen Erscheinungen, also den Lebenserscheinungen zugewandt. Ein gewisser finanzieller Aufwand gehört dazu. Aber wenn Sie bedenken, dass der große wirtschaftliche Aufschwung in diesem Jahrhundert oder die Fortschritte der Medizin doch alle auf naturwissenschaftlichen Entdeckungen beruhen, dann ist dieser Aufwand doch gerechtfertigt." Hand schreibt Formeln an Tafel. Eigen lesend, groß.

02. Berlin: Prozess gegen Todesschützen von Benno Ohnesorg Karl Heinz Kurras
Titel: Notizen zur Zeit, Bild: Kurras auf dem Weg zur Verhandlung. Kurras betritt den Gerichtssaal, halbnah. Photoreporter. Rückblick: Farah vor der Deutschen Oper gehend, halbnah. Studentendemonstration mit Plakaten. Schah steigt aus Auto. Polizei im Einsatz zum Vertreiben der Demonstranten. Benno Ohnesorg wird erschossen auf Bahre gelegt und weggetragen. Verwundete Studenten. Photo Benno Ohnesorg am Boden liegend. Karl Heinz Kurras auf der Anklagebank, halbnah. Photographen.

03. Berlin: Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal am Jahrestag der Oktoberrevolution
Russische Soldaten marschieren. Spielmannszug. Soldaten tragen Kränze. Stiefel marschieren, halbnah. Schwenk über Denkmal. Kranzniederlegung. Denkmal, groß. Gesichter von russischen Soldaten, groß. Kehrtwendung. General Koschevoi schreitet grüßend die Front ab. 2 Meisen sitzen in Rohr von Kanone des Denkmals.

04. Bayern: Leonhardi-Ritt (Schutzheiliger der Pferde)
Priester reiten auf Pferden. Bevölkerung fährt in geschmückten Wagen. Junge Reiterinnen. Junge Frauen in Trachten. Kopf von Kutschpferd, groß.

05. Unfallserie IV - Folge 6 - Umgeschüttetes Benzin fängt Feuer
Aufschlüsselung aus ZL 928/ 5 - gleicher Schnitt. Günter Jerschke als Beerdigungsunternehmer schichtet Knochen zu Haufen auf. Er schwenkt Knochen in der Hand. Eiffelturmartistin. Mann springt von hohem Turm in brennendes Faß. Junger Arbeiter steht in Werkstatt. Er will sich Zigarette anzünden. Feuerzeug funktioniert nicht. Er füllt Feuerzeug mit Benzin aus Kanister und schüttet Benzin daneben. Er wischt Benzin mit Lappen auf und hält Feuerzeug an Benzin. Stichflamme. Günter Jerschke trinkt aus Flasche und sitzt vor Knochenhaufen: "Denn bei mir liegen Sie richtig."

06. Hamburg: Kuh auf dem Jungfernstieg
Titel: UFA-Serie: Ein Hauch von Landluft, Bild: Bauern mit Sicheln gehen vor Kornfeld. Bauer pflügt mit Pferd den Acker. Hahn kräht, groß. Gänse marschieren. Schweineherde. Kuh wird auf dem Jungfernstieg über den Zebrastreifen geführt. Kuh geht auf Jungfernstieg. 2 Mädchen an Fenster von Haus. Jungfernstieg, von oben. Hinterteil und Schwanz von Kuh, groß. Kuh auf Brücke angebunden. Junge Mädchen streichelt Kuh. Herr Wiechmann befragt Leute, O-Ton: "Haben Sie ein bestimmtes Verhältnis zur Landwirtschaft?" - "Nein, nicht, ich bin Kaufmann." - "Nein, jetzt nicht, 1932 hatte ich es mal." - "Bin reicher Großstädter." - "Können Sie sich als Großstädter nun vorstellen so eine Kuh mal zu melken?" - "Ich würde es gerne mal versuchen." - "Ja, ich möchte das schon mal ausprobieren, ob ich es noch kann." - "Ja, wenn Sie so lange meine Tasche halten würden." - "Aber selbstverständlich." Wiechmann fordert Leute zum Melken auf. Junges Mädchen bindet Melkschemel um und versucht zu melken. Bauer gibt Anweisungen, O-Ton: "Dass man nicht unten anfängt, nach oben, da kommt ja keine Milch raus - sehen Sie, so!" - "Oh, der erste Spritzer. Muss sagen, bin sehr zufrieden mit der Kuh." - "Was empfinden Sie dabei?" - "Man hat ja noch nicht die Übung, was ein richtiger Melker ist." - "Merken Sie ihre Muskeln." - "Die Muskeln merke ich nicht, vielleicht merkt es die Kuh." - "Haben Sie 1932 auch so gemolken?" - "Ja, so - und da kam es, und jetzt im Moment geht es hinten nicht, hier vorne nur." - "Ach, damals kam es und jetzt - kommt's wieder." Lachende Zuschauer. Mann beim Melken. Junger Mann setzt sich mit Melkschemel. Kuh macht dicken Fladen auf die Straße. Leute springen zurück. Lachende Leute. Bauer wischt Schuhe von Dame sauber. Leute säubern sich Kleider. Junge Männer liegen auf Straße mit Photoapparaten und photographieren Kuh von unten. Kuh wird fortgeführt. Eimer mit kleiner Menge Milch, die den Boden bedeckt.

Titelmarke

Ufa-Portrait der Nobelpreisträger

Eigen-Nobelpreisträger
Kamera: Rieck

Notizen zur Zeit

Kurras-Prozeß u. Rückblick (Ohnesorg)
Kamera: Pahl
Herkunft: Archiv, Ohnesorgmaterial

Sowjet. Parade i. Berlin (Kranzniederlegung a. Ehrenmal)
Kamera: Pahl

Leonhardi-Ritt
Kamera: Rau

Unfallserie IV/6

UFA-Story ein hauch von landluft

Kuh auf dem Jungfernstieg
Kamera: Labudda, Rühe, Brandes, Wildhagen

Anfang und Ende

UFA-Porträt: der Nobelpreisträger
Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte und physikalische Chemie - er ist in beiden Welten zu Hause - Manfred Eigen, Jahrgang 1927, Deutschlands jüngster Nobelpreisträger. Das Notenblatt vertauschte der heute 40-jährige Professor am Göttinger Max-Planck-Institut nach dem Kriege mit den Formeln der Physik und Chemie.
Extrem schnelle chemische Reaktionen - manche im Zeitablauf einer milliardstel Sekunde, weisen künftig der Medizin den Weg zur Erforschung blitzartiger Vorgänge - wie etwa Nervenreaktionen. Nach Eigens Forschungsergebnissen wird bereits in 20 Lehrinstituten der USA gearbeitet. Über seine Arbeit und über den Wert wissenschaftlicher Forschung sagt Professor Eigen:
"Mein Interesse hat sich in den letzten Jahren eigentlich ganz den biologischen Erscheinungen, also den Lebenserscheinungen zugewandt. Ein gewisser finanzieller Aufwand gehört dazu. Aber wenn Sie bedenken, daß der große wirtschaftliche Aufschwung in diesem Jahrhundert oder die Fortschritte der Medizin doch alle auf naturwissenschaftlichen Entdeckungen beruhen, dann ist dieser Aufwand doch gerechtfertigt."
Man kann nur hoffen, daß Manfred Eigen nicht eines Tages - wie viele deutsche Forscher vor ihm - die Bundesrepublik verlässt.

Notizen zur Zeit
Kriminalobermeister Kurras vor Gericht. In dem mit großer Spannung erwarteten Prozess ist er angeklagt, den Studenten Benno Ohnesorg fahrlässig getötet zu haben. Rechtsanwalt Roos vertritt den vom Dienst suspendierten Kriminalbeamten. Seine Verteidigung stützt sich auf die Aussage Kurras; "bei den Demonstrationen gegen den Schah vor der Deutschen Oper in eine Notwehr-Situation gedrängt worden zu sein wobei sich unbeabsichtigt der tödliche Schuß gelöst habe."
Die Bilder, die auch dem Gericht als Beweismaterial vorliegen, vergegenwärtigen noch einmal die Vorfälle des 2. Juni. Die Proteste und Ausschreitungen der Demonstranten beantwortet die Polizei mit der Aufforderung, den Platz vor der Oper zu räumen. Einige reagieren ungewöhnlich heftig auf den Widerstand der Studenten.
In einer Gruppe von Demonstranten, die in eine Seitenstraße abgedrängt werden, befindet sich Benno Ohnesorg. Hier trifft ihn der tödliche Schuß aus der Pistole des Kriminalobermeisters.
32 geladene Zeugen und 5 Sachverständige werden das Urteil mitentscheiden.
Paraden der Roten Armee am 50. Jahrestag der Oktober-Revolution weisen augenfällig auf Größe, Glanz und Glorie der selbstbewußten kommunistischen Führungsmacht.
Mit einer Kranzniederlegung am sowjetischen Ehrenmal in Westberlin ehrten die in Mitteldeutschland stationierten Streitkräfte an diesem Tag vor allem Lenin, den erfolgreichen Führer ihrer Revolution. Lenins Traum von der klassenlosen Gesellschaft ohne Beamte und ohne Polizei und seine Vision vom friedlichen Staat, vor dem sich niemand verstecken braucht, blieben unerfüllt.
Der "christliche Troubadour" Franz von Assisi - so überliefert die Sage - verstand die Sprache der Tiere. Seine Naturfrömmigkeit ist bei den katholischen Gläubigen heute noch ein Symbol für die Liebe zur Kreatur. Am Tag des Heiligen Leonhard, des Schutzheiligen der Pferde und des Viehs, wird seiner Tierliebe durch festliche Umzüge gedacht.
Seit mehr als 300 Jahren trifft sich die Bevölkerung vieler Orte Bayerns an diesem. Tag zur Leonhardi-Fahrt. Die Gläubigen denken damit für eine gute Ernte und bitten um Schutz und Segen für Hof und Stall.

"Leichtsinniger Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten"
"Heute ist es mir ein Bedürfnis von jenen zu sprechen, die das außergewöhnliche Risiko lieben ... wie diese hier ...
Doch auch im gewöhnlichen Alltag, Freunde, finden sich Gelegenheiten, wenn es Sie juckt, ein Risiko einzugehen.
Probieren Sie's doch mal mit Feuerzeug und Geschicklichkeit. Nur nicht nachdenken, einfach anstecken.
Na bitte - wenn Sie's auch mal schön heiß haben wollen - ergreifen Sie doch die nächste Gelegenheit, ... denn bei mir liegen Sie richtig!"

UFA-Serie: ein hauch von landluft
Alle deutschen Hähne krähen es bereits vom Mist: die Landflucht in der Bundesrepublik ist durch nichts mehr aufzuhalten. Wer laufen kann, strebt in die Stadt. Auf dem Hamburger Jungfernstieg - an einem gewöhnlichen Vormittag zwischen 10 und 11 Uhr - trafen wir-Lisa, eine 7- jährige Milchkuh, bei einem Schaufensterbummel. Sie folgte einer Einladung der UFA-Wochenschau um zu testen, ob die Fäden zwischen Land- und Stadtvolk endgültig gerissen sind oder ob sich der Städter auch im Zeitalter der Computer herablässt, den Kontakt zu den Repräsentanten des Dorfes zu erneuern.
"Haben Sie ein bestimmtes Verhältnis zur Landwirtschaft?" "Nein, nicht, ich bin Kaufmann" "Nein, jetzt nicht, 1932 hatte ich es mal" "Bin reicher Großstädter." "Können Sie sich als Großstädter nun verstellen, so eine Kuh mal zu melken?" "Ich würde es gerne einmal versuchen." "Ja, ich möchte das schon mal ausprobieren, ob ich es noch kann." "Ja, wenn Sie so lange meine Tasche halten würden." "Aber selbstverständlich."
Der Bann ist gebrochen. Mit dem Melkschemel über dem Rock aus echtem Kamelhaar lauschen Boulevard-Passanten den Ratschlägen des Melkers.
"Daß man nicht unten anfängt, nach oben, da kommt ja keine Milch raus - sehen Sie, so!" "Oh, der erste Spritze. Muß sagen, bin sehr zufrieden, mit der Kuh". Zielstrebig drängt der nächste ans Euter, während Lisa den Blick aufs Rathaus genießt - wie tausend andere Touristen vor ihr. "Was empfinden Sie dabei?" "Man hat ja noch nicht die Übung, was ein richtiger Melker ist. "Merken Sie Ihre Muskeln?" "Die Muskeln merke ich nicht, vielleicht merkt es die Kuh"
Abgesehen einmal davon: die Leistungen in dar deutschen Landwirtschaft sind seit 1950 auf mehr als das Doppelte gestiegen.
"Haben Sie 1932 auch so gemolken?" "Ja, so - und da kam es, und jetzt im Moment geht es hinten nicht, hier vorne nur." "Ach, damals kam es und jetzt - kommt's wieder."
Ein Tier-Psychologe versicherte uns, daß die Kuh in diesem Augenblick dabei ist, endgültig ihren Glauben an das Stadtvolk zu verlieren - sie bat um Rückführung aufs Land.
Der 2 - Millionen - Stadt Hamburg aber hinterließ sie einen Viertel Liter Vollmilch.

Veröffentlichungsdatum:

07.11.1967

Produktionsjahr:

1967

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Labudda; Pahl, Georg; Rau, Kurt; Rieck, Hans Jürgen; Rühe, Bernd Michael; Wildhagen

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch