Sacherschließung
01. Berlin: Proteste gegen den Teufel-Prozess
Titel: Notizen zur Zeit, Bild: Polizisten setzen Helm auf. Polizisten gehen auf der Straße. Berittene Polizei. Wasserwerfer. Junge Demonstranten mit Regenschirmen. Einlaß für Prozessbesucher. Fritz Teufel betritt Verhandlungssaal. Teufel auf Anklagebank, vor ihm sitzt Anwalt. Kameramänner. Mutter Teufel spricht zu Fritz Teufel. Polizisten führen Demonstranten ab. Berittene Polizei und Wasserwerfer im Einsatz gegen Demonstranten.
02. London: Adventsrummel in der Zarnabystreet
Adventsbeleuchtung auf der Straße. Jugendliche lassen Luftballons aus Fenstern fliegen. Junge Leute auf der Straße. Beatle-Gesichter, groß. Barfußtänzerin mit Minirock. Schwenk über sitzende Mädchen mit Miniröcken.
03. München und Prag: Karl Böhm - 50 Jahre Dirigent
Titel: Mein erstes Wort: Musik, Bild: Böhm dirigiert. Böhm auf Stuhl sitzend dirigiert Orchester bei Schallplattenaufnahme in Prag. Großaufnahme Karl Böhm bei Spaziergang in seinem Garten in München. Dackel begrüßt in wedelnd. Böhm in seinem Arbeitszimmer, groß, liest Partitur. Böhm gibt Interview, O-Ton: "Schauen Sie, ich glaube, jeder Mensch bekommt in einem Moment, wo er seiner bedarf, den richtigen Menschen von irgendeiner höheren Welt her gesandt. So war es bei mir in meiner Heimatstadt Graz, als ich dem berühmten Bayreuther Dirigenten Dr. Karl Muck begegnete, der meinen ersten Lohengrin hörte, später dann Bruno Walter, der ich durch seine vorbildlichen Aufführungen der Residenztheater zu Mozart geführt hat und - last not least - Richard Strauß." - "Und die interessantesten Aufgaben im 50. Jahr Ihrer Dirigenten-Laufbahn?" - "Neben meiner großen Reise Montreal und die Vereinigten Staaten mit den Wiener Philharmonikern, die Aufnahme des Don Giovanni in Prag." Karl Böhm dirigiert Don Giovanni. Hand spielt Geige, groß. Drehende Schallplatte, groß. Großaufnahme Karl Böhm.
04. Wuppertal: Prozess gegen Kirmesmörder Jürgen Bartsch
Titel: Der Tod im Stollen, Bild: Kinder gehen auf der Straße. Stollen wird geöffnet, Tatort des Mordes. Jürgen Bartsch, groß, als Angeklagter. Zuschauer im Gerichtssaal. Photo von Jungen, der aus dem Stollen entkommen war. Haus, in dem Bartsch wohnte. Kinderphotos. Schlachterladen, in dem er arbeitete. Leerer Kirmesplatz, wo er seine Opfer suchte. 2 Mädchen gehen auf Straße. Stollenöffnung. Bilder der gemordeten Jungen. Zeuge berichtet, wie entflohener Junge bei ihm gefesselt klingelte. Junge, der vor Jahren von Bartsch belästigt worden war, berichtet, O-Ton: "Ich erinnere mich daran, dass ich von Jürgen Bartsch damals belästigt wurde in der gleichen Höhle, in der die 4 Kinder umgebracht wurden. Ich hatte damals eine schreckliche Angst." Großaufnahme Jürgen Bartsch.
05. Braunschweig: Kampf um den Europacup Eintracht Braunschweig - Rapid Wien 2:0
Titel: Cup der Guten Hoffnung, Bild: Zuschauermassen. Spiel. Braunschweig stürmt. 2 Spieler rutschen aus und fallen im Lauf. Mann mit Strickmütze unter den Zuschauern redet, groß. Torwart hält, ZL. Wiener Torwart wehrt ab. Zuschauer mit Zigarre, groß. Zuschauer springen auf. Tor für Braunschweig 1:0. Wolter hält, ZL. Zuschauer, groß. Torwartabwehr, ZL. Zuschauer mit Hut, groß. Torschuß 2:0. Zuschauer springen auf mit erhobenen Armen und laufen auf Platz.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
Information
Teufel-Prozeß
Kamera: Wiers
Carnaby-Street
Herkunft: Pathe News
[...]mein erstes Wort Musik
Böhm-Portrait
Kamera: Rau
[...]ted im Stollen
Bartsch-Reportage und Prozeß
Kamera: Rau, Labudda
[...]ap der guten kof[...]nung
Eintracht Braunschweig/Rapid Wien
Kamera: Seib, Brandes, Labudda
Anfang und Ende
Sprechertext
Notizen Zur Zeit
Seit in Berlin der Teufel los ist ist es schwer geworden, sich als Polizist sein Geld zu verdienen. Wieder einmal stehen bis zum Rand gefüllte Wasserwerfer einer mit Regenschirmen bewaffneten 2000-köpfigen Demonstrantengruppe gegenüber. Der Personalausweis genügt als Eintrittskarte. Der Angeklagte lächelt: Fritz Teufel, vieldiskutierter Hofnarr der Freien Universität Berlin hat sich wegen schweren Landfriedensbruchs im Justizpalast zu verantworten.
Früher beklagte Mutter Teufel die schlechten Noten ihres Sohnes im Betragen, heute gehört ihm der Applaus der Straße. Dann gehen der Polizei die ersten Pferde und den Demonstranten die Kommunarden durch.
Seitdem droht auch dem Chefideologen der extremen Linken, Rudi Dutschke, der Prozess - wegen Landfriedensbruchs.
Adventsstimmung der Teens und Twens von London. In der berühmten Carnaby-Street, wo Modepäpste wie John Stephan der Jugend Europas vorschreiben, was man trägt, begann das große "go in" zum Weihnachtsgeschäft.
Ihrem Ärger über die abgewerteten Pfunde zum Trotz gaben die Jugendlichen sich und ihrer Mode ein Fest, über das die englischen Zeitungen schrieben, es sei die großartigste Nacht in der kurzen Geschichte des Minirocks.
Mein Erstes Wort: Musik
Er ist in den Konzertsälen und Studios der ganzen Welt zu Hause: Karl Böhm, einer der größten Dirigenten unserer Zeit, begeht in diesen Tagen sein 50-jähriges Dirigentenjubiläum in seinem Haus nahe München. Alle großen Orchester kennen die künstlerische Unerbittlichkeit des großen Mozart- und Strauß-Interpreten, der erst zum Doktor jur. promovieren mußte, bevor sein Vater ihn Musiker werden ließ. Wir fragten ihn nach den Persönlichkeiten, die ihn beeinflußten.
"Schauen Sie, ich glaube, jeder Mensch bekommt in einem Moment, wo er seiner bedarf, den richtigen Menschen von irgendeiner höheren Welt her gesandt. So war es bei mir in meiner Heimatstadt Graz, als ich den berühmten Bayreuther Dirigenten Dr. Karl Muck begegnete, der meinen ersten Lohengrin hörte, später dann Bruno Walter, der mich durch seine vorbildlichen Aufführungen der Residenztheater zu Mozart geführt hat und - last not least - Richard Strauß."
"Und die interessantesten Aufgaben im 50. Jahr Ihrer Dirigenten-Laufbahn?"
"Neben meiner großen Reise Montreal und die Vereinigten Staaten mit den Wiener Philharmonikern, die Aufnahme des Don Giovanni in Prag."
Mozarts Oper "Don Giovanni" - in Prag für eine Schallplatte aufgenommen - gehört zu den künstlerischen Kristallisationspunkten im Schaffen Karl Böhms, der selbst erzählt, sein allererstes Wort sei "Musik" gewesen.
Tod Im Stollen
Noch einmal wurde der Stollen geöffnet - zum letzten Mal - so hieß es. Hier starben 4 Jungen durch Gewalt.
Der Täter: Jürgen Bartsch, 21, von zweifelhafter Abstammung, erzogen von Adoptiveltern, Metzgergeselle wider Willen.
In den Bankreihen des Wuppertaler Landgerichts sitzt auch jene Frau, deren Sohn das 5. Opfer werden sollte. Peter Fresse? damals von der Neuen Revue fotografiert, entkam. Seine Flucht führt zu einem der aufsehenerregendsten Mordprozesse der Nachkriegsgeschichte
Wer ist dieser Jürgen Bartsch? In einem bürgerlichen Milieu wächst er auf. Fromm, unselbständig und von der Adoptivmutter verhätschelt. Noch mit 18 wird er von ihr gebadet.
Das Schlachten gefiel mir nicht, gesteht er vor Gericht, es ist so abstoßend. Aber aus der Metzgereikasse seiner Eltern stiehlt er in 2 Jahren 25.000 Mark. In Bars kompensiert er seine Unselbständigkeit. Auf Kirmesplätzen sucht er seine Opfer.
Er nimmt fast immer den gleichen Weg, wenn er zu dem Stollen zurückkehrt, wo seine Opfer gefesselt liegen. Eine Höhle aus dem 2. Weltkrieg, an einer belebten Straße gelegen.
Hier starben 1962 bis 1966: Klaus Jung, 8 Jahre, Peter Fuchs, 13 Jahre, Ulrich Kahlweiß, 11 und Manfred Grassmann, ebenfalls 11 Jahre.
Nur ein 14-jähriger Lehrling kann, fliehen: Peter Freese. Mit gefesselten Händen befreit er sich aus dem Stollen und läuft in das gegenüberliegende Haus.
"So mit der Schulter, so hat ergeklingelt", erzählt Paul Gehrken. Als die Fahndung einsetzt, die Leichen im Stollen geborgen werden, erinnert sich der Malermeister Reinhold Beck, daß vor Jahren sein Sohn in diesem Stollen von Jürgen Bartsch belästigt worden ist.
"Ich erinnere mich daran, daß ich von Jürgen Bartsch damals belästigt wurde in der gleichen Höhle, in der die 4 Kinder umgebracht wurden. Ich hatte damals eine schreckliche Angst."
Jürgen Bartsch konnte festgenommen werden. Heute stellt er Medizinern und Juristen das Problem, gerecht über ihn zu urteilen.
Cup der Guten Hoffnung
Die Hoffnung auf den Europa-Pokal der Landesmeister forcierte das Tempo. Eintracht Braunschweig nahm Revanche an Rapid Wien. Tore schießen, hieß die Order für die Löwen im hellen Trikot.
Gelegentliche Rutschpartien auf dem schweren Rasen sind trotz guter Ratschläge von den Rängen nicht zu vermeiden. Braunschweig hat die besseren Lungen.
Die Eintracht stürmt und schießt. Traumhaft sicher reagiert Torwart Fuchsbichler. Das Stadion kommt in Stimmung. Zigarrenzeit auf den besseren Plätzen.
Der Angriff der Eintracht läuft über die Flügel. Geschossen wird aus der 2. Reihe. Nach 36 chancenreichen Minuten reißt es die Fans von den Sitzen.
Ein Weitschuß von Grzyb überlistet Fuchsbichler. 1:0
Wolter zeigt sich wieder einmal in Hochform. Doch das 1:0 reicht nicht aus zum Vorstoß ins Viertelfinale. Braunschweig braucht noch ein Tor.
Fuchsbichler ist der meistbeschäftigte Mann im Stadion. Sein Fehler beim 0:1 steckt ihm noch in den Knochen.
Bis zur Pause will es die Eintracht wissen. Gegen eine Bilderbuchkombination Maas-Saborowski ist Fuchsbichler machtlos. Aus der Traum vom Europa-Pokal.
Für Braunschweig aber wird es nach 45 Minuten des Taktierens eine feuchte, fröhliche Nacht.
Personen im Film
Bartsch, Jürgen ; Böhm, Karl ; Dutschke, Rudi ; Teufel, Fritz ; Wolter, Ralf
Orte
Berlin ; London ; München ; Wuppertal ; Prag ; Braunschweig
Themen
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Gattung
Wochenschau (G)
Genre
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