Sacherschließung
Titel: Die Welt gehört Euch, Bild: Mao Tse Tung
Vicky mit großem Hut, Gesichter junger Leute. Ostsoldaten bei Parade, Mädchen bei Gymnastik, marschierende Soldaten, Mädchen mit Metallkleid, Tanz mit klatschen, liegender Mann am Gewehr, Mode, Gesichter junger Leute, junge Negerin tanzt, junge Chinesen, Rita Pavone als Braut, junge Leute in Café, Hippie Mädchen, Gammler mit Zigarette
Jugend 67 Ansichten, Eindrücke, Analysen
Vor Standphoto, bildfüllend, junge Menschen geben zum Thema Interviews, O-Ton: Helmut Schmidt, K. Th. v. Guttenberg, F. J. Kemper, Thomas Fritsch, Udo Jürgens, Bruno Heck, Erich Mende: "Der größte Unterschied zwischen der Jugend von heute und meiner eigenen Jugendzeit ist, dass die gegenwärtige Jugend eine sehr viel größere Freiheit genießt, als wir sie damals hatten. Man läßt sie sich selbst entwickeln. Sie machen von dieser Freiheit auch sehr bewußt Gebrauch." - "Heute - meine ich - ist die Jugend nüchterner, skeptischer, kritischer, rationaler eingestellt gegenüber all diesen hochfliegenden, großartigen, idealistisch sein wollenden Schlagworten, die es damals gab." - "Sie ruht nicht mehr in von der Gesellschaft vorgenormten Wünschen, Idealen und Zielsetzungen wie noch unsere Eltern vor 20 oder 30 Jahren." - "In dieser Nachkriegszeit haben wir mit vielen Tabus gebrochen, wodurch unser Lebensstil freier, nüchterner und selbstbewußter geworden ist." - "Die Jugend von heute will die Grenzen zwischen den Konfessionen nicht mehr sehen und nicht anerkennen. Sie will keine Grenzen dulden zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen und auch nicht zwischen den verschiedenen Landsmannschaften." - "Besonders angenehm empfinde ich es, dass sie nicht in alter nationalistischer Engstirnigkeit verharrt, sondern in großen Räumen denkt, nicht nur im europäischen, sogar im Weltbereich."
Sing Out Deutschland. Junge Menschen gehen auf der Straße. Junges Paar vor Telefonzelle im Gespräch. Studentenpaar sitzt am Tisch und lernt, vor ihnen Baby in Laufstall. Schüler rechnet, junge Sternforscher.
Ostermarschierer: Joan Baez singt.
Vietnam: Demonstrationen vor dem Pentagon. Geschützfeuer. Brände. Verwundete Amerikaner werden abtransportiert, weinende junge Frau, Bajonett eines Wächters der gefesselten US-Piloten, die durch Ort geführt werden. Bombenabwürfe. Junges Mädchen, klagend, Kinderaugen hinter Schutzwällen, Mutter mit Kind. Liegender Stahlhelm.
China Kulturrevolution: Großaufnahme Mao. Massenaufnahmen bildfüllend. Umzug mit Fahnen und Standbild Mao. Schwenk über Massen.
Berlin Studentendemonstrationen: Polizisten marschieren auf. Wasserwerfer. Berittene Polizei. Benno Ohnesorg erschossen auf Bahre, Schweigemarsch der Studenten. Fritz Teufel auf der Anklagebank. Standphotos von Fritz Teufel und Anhängern.
Interviews: Rudi Dutschke in seinem Arbeitszimmer spricht O-Ton: "Wir machen nicht mehr mit mit einem System, das den amerikanischen Völkermord in Vietnam bejaht, bei uns Arbeiter entläßt, Betriebe schließt, um die Profite der Unternehmer hochzuhalten."
Ludwig Rosenberg, O-Ton: "Nur eine kleine Minderheit, die sehr lautstark und sehr vehement auftritt, scheint das Bild der Jugend in der Öffentlichkeit darzustellen. In Wirklichkeit ist es ganz anders; viele andere Jugendliche sind sehr ernsthaft und kritisch damit beschäftigt, sich auf ihre Arbeit und ihr Leben vorzubereiten und auf die Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen wollen."
C. F. von Weizsäcker, O-Ton: "Ich finde, man soll sich nicht daran stoßen, dass sie kritisch und aktiv geworden sind; ein paar Exzesse muss man in Kauf nehmen, die gehen auch wieder vorbei, aber ich finde, sie haben vollkommen recht damit, dass sie etwas in unserer Welt verändern wollen, denn das verdient sehr vieles, dass es verändert wird."
-Wollen Sie noch einmal 20 sein?- O-Töne: Helmut Schmidt: "Ich würde nie auf die Idee kommen, noch mal wieder 20 sein zu wollen." C. F. von Weizsäcker: "Ich wäre gern heute noch mal 20 Jahre." Ludwig Rosenberg: "Ich glaube, dass jeden Alter seine Enttäuschungen und seine Freuden und seine Aufgaben hat. Ich möchte nicht 20 Jahre sein." C. Th. von Guttenberg: "Ein faszinierender Gedanke, noch einmal 20 Jahre alt zu sein."
Die Beatles in Hamburg. Jugendliche klatschen mit Händen über dem Kopf.
Turnerinnen marschieren, Turner laufen mit Fahnen. Massenvorführung. Turnerpyramide.
Ostberlin: Jugendaufmarsch. Jugendliche klatschen mit Händen über dem Kopf. Turnerinnen marschieren, Turner laufen mit Fahnen. Massenvorführungen. Turnerpyramide.
Mode in Ahrensburg - Dave Dee - Mode am Jungfernstieg - Mode Mary Quant.
Jugendliche Demonstranten. Rassenkrawalle, Wasserwerfer. Mann fällt hinterrücks über Mauer. Junge Vietnamesin schießt mit Revolver, an Gewehr, Vietnamese mit Gewehr. Frau schießt, junge Leute tanzen. Chinesische Massen, junge Gesichter, groß. Dave Dee.
Herkunft / Inhaltsart
Titelmarke
auch [...] die Welt (Jugend 67)
Die Braven: Deutsche Jugend artig und gesittet
Der Revolutionäre: Politisch aktive Minderheiten
Die Beatfans: Teenager-Generation im Aufbruch
Im Urteil prominenter Zeitgenossen: Helmut Schmidt, Guttenberg, Kemper, Udo Jürgens, Bruno Heck, Erich Mende, Thomas Fritsch
Jugend 67
Ansichten - Eindrücke - Analysen
Anfang und Ende
Sprechertext
Helmut Schmidt:
"Der größte Unterschied zwischen der Jugend von heute und meiner eigenen Jugendzeit ist, daß die gegenwärtige Jugend eine sehr viel größere Freiheit genießt als wir sie damals hatten. Man läßt sie sich selbst entwickeln. Sie machen von dieser Freiheit auch sehr bewußt Gebrauch."
Von und zu Guttenberg:
"Heute - meine ich - ist die Jugend nüchterner, skeptischer, kritischer, rationaler eingestellt gegenüber all diesen hochfliegenden, großartigen, idealistisch sein wollenden Schlagworten, die es damals gab."
Franz-Josef Kemper:
"Sie ruht nicht, mehr in von der Gesellschaft vorgenormten Wünschen, Idealen und Zielsetzungen wie noch unsere Eltern vor 20 oder 30 Jahren."
Thomas Fritsch:
"In dieser Nachkriegszeit haben wir mit vielen Tabus gebrochen, wodurch unser Lebensstil freier, nüchterner und selbstbewußter geworden ist."
Udo Jürgens:
"Ich glaube aber daß gerade heute in der Jugend, der man vorwirft, daß sie nur für Beat und für leichte Dinge zu haben ist, wieder eine starke intellektuelle Schicht her vorwächst."
Bruno Heck:
"Die Jugend von heute will die Grenzen zwischen den Konfessionen nicht mehr sehen und nicht anerkennen. Sie will keine Grenzen dulden zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen und auch nicht zwischen den verschiedenen Landsmannschaften."
Erich Mende:
"Besonders angenehm empfinde ich es, daß sie nicht in alter nationalistischer Engstirnigkeit verharrt, sondern in großen Räumen denkt, nicht nur im europäischen, sogar im Weltbereich."
Von der deutschen Jugend 67 ist keine Revolution zu erwarten. 70 % aller 14 - 24-Jährigen finden ihr höchstes Glück in einem guten Familienleben. Sie "erstreben Wohlstand und Sicherheit für einen sorgenfreien Lebensabend. Die deutsche Jugend ist brav. Sie ist unkritisch gegenüber Staat und Gesellschaft und sauber wie ihre ideologischen Repräsentanten, wie Sing-out Deutschland.
Den Protestgesängen einer Joan Baez folgen nur wenige. Politisch engagiert ist nur eine Minderheit. Sie aber prägt das Bild der Jugend in der Öffentlichkeit. Es ist eine Minderheit, von der man spricht. Sie fordert und provoziert. Jugend, die sich aufgerufen fühlt, Verantwortung zu tragen. Ein Thema ihrer Proteste verbindet sie heute mit Jugendlichen aus allen Ländern der Welt: Vietnam.
Die Roten Garden Mao Tse Tungs - eine andere Variante politisch engagierter Jugend 67. Schüler als Werkzeuge eines parteiinternen Machtkampfes. Verlagerte Schulferien für einen ideologischen Säuberungsprozess, der in unkontrollierter Massenhysterie gipfelt: Kulturrevolution in Rotchina.
In der Bundesrepublik kommt es deutlicher als 33 zuvor zum Bruch zwischen beharrenden Kräften und einer gesellschaftspolitisch aktiven Minderheit. Studentenrevolte in Westberlin. Die Hochschulordnung - so argumentieren sie - ist hierarchisch und autoritar. Die politische Führung reagiert unvorbereitet.
Der Tod Benno Ohnesorgs verschärft die Gegensätze. Die Zahl der politisch engagierten Studenten wächst. Die Demonstrierenden in Berlin hören mehr und mehr auf die Stimme Rudi Dutschkes:
"Jede Generation wurde bisher von den herrschenden Cliquen verraten, in Kriegen verheizt und in bewußtloser Abhängigkeit, gehalten. Aber heute schon lassen sich zigtausende von Arbeitern, Angestellten, Studenten und Schülern nicht mehr von ihrem Versuch abbringen, endlich eine Gesellschaft zu erkämpfen, in der die heute von den Monopolen abhängigen Menschen endlich die Produktionsmaschinerie in die eigene Hand nehmen, Vergeudung und Rüstung beseitigen und nicht mehr Angst haben müssen um ihren Arbeitsplatz und um ihre Zukunft."
Für den Kommunarden Fritz Teufel und seine Anhänger schlägt die Stunde der Aktien. Er versucht, die Justiz der Lächerlichkeit preiszugeben, er arrangiert politischen Protest als Happening und versteht es als Pop-Demonstrant auf sich aufmerksam zu machen. In dem 27-jährigen Rudi Dutschke aber hat die Extreme Linke ihren Chefideologen gefunden; er ist der Exponent einer radikalen Minderheit an Deutschlands Universitäten.
Rudi Dutschke:
"Wir machen nicht mehr mit einem System, das den amerikanischen Völkermord in Vietnam bejaht, bei uns Arbeiter entläßt, Betriebe schließt, um die Profite der Unternehmer hochzuhalten."
Ludwig Rosenberg:
"Nur eine kleine Minderheit, die sehr lautstark und sehr vehement auftritt, scheint das Bild der Jugend in der Öffentlichkeit darzustellen. In Wirklichkeit ist es ganz anders; viele andere Jugendliche sind sehr ernsthaft und kritisch damit beschäftigt, sich auf ihre Arbeit und ihr Leben vorzubereiten und auf die Rolle, die sie in der Gesellschaft spielen wollen."
C.F. von Weizsäcker:
"Ich finde, man soll sich nicht daran stoßen, daß sie kritisch und aktiv geworden sind; ein paar Exzesse muß man in Kauf nehmen, die gehen auch wieder vorbei, aber ich finde, sie haben vollkommen recht damit, daß sie etwas in unserer Welt verändern wollen, denn das verdient sehr vieles, daß es verändert wird."
Helmut Schmidt:
"Ich würde nie auf die Idee kommen, nochmal wieder 20 sein zu wollen."
C.F. von Weizsäcker:
"Ich wäre gern heute nochmal 20 Jahre."
Ludwig Rosenberg:
"Ich glaube, daß jedes Alter seine Enttäuschungen und seine Freuden und seine Aufgaben hat. Ich möchte nicht 20 Jahre sein."
Von und zu Guttenberg:
"Ein faszinierender Gedanke, noch einmal 20 Jahre alt zu sein." Seit die Beatles - hochdekoriert und mit 60 Millionen Mark pro Person versichert - zum Idol einer Teenager-Generation avancierten, beschreibt Beat-Musik die unartikulierten Wünsche von Millionen junger Menschen auf der ganzen Welt.
Beat ist die Sprache ihres Protestes - er ist Ausdruck ihrer Sehnsucht und zugleich ihres unbestimmten Unbehagens an der Umwelt. 1967 erlagen Zehntausende den Verheißungen der Hippies. Sie emigrierten in die Randzonen der Gesellschaft und beriefen sich auf die Rauschgift-Moral Mick Jaggers von den Rolling Stones. Ihr Trip in eine andere Welt blieb eine Illusion - für die Dauer einer Reise mit LSD.
Mit dem Herbst mehrten sich die Verbrechen in den Reihen der Hippies. Ihre Philosophie" Macht Liebe - nicht Krieg" widerlegten sie selbst.
Die Öffentlichkeit im anderen Teil Deutschlands erlebt nichts von den Protesten ihrer Jugend. Politisch Andersdenkende bleiben in der Anonymität. Sie marschieren mit und tragen bei zu dem Scheinbild einer konformistischen Jugend. Das wahre Bild verbirgt sich hinter der politischen Schau der Solidarität.
Mit dem Ruf Dave Dees "Save me" - Rettet mich - ist eine Generation protestierender, gammelnder, swingender und revoltierender Minderheiten aufgebrochen, die Erwachsenen herauszufordern. Jugend 67 - genannt eine "Übertriebene Generation" in einer jugendorientierten Welt.
Personen im Film
Baez, Joan ; Die Beatles ; Dutschke, Rudi ; Fritsch, Thomas ; Guttenberg von ; Heck, Bruno ; Jagger, Mick ; Jürgens, Udo ; Tse Tung, Mao ; Ohnesorg, Benno ; Pavone, Rita ; Rosenberg, Ludwig ; Schmidt, Helmut ; Teufel, Fritz ; Berger, Vicky ; Weizsäcker von, Carl Friedrich ; Kemper, Franz Josef
Orte
Berlin ; Leipzig ; Frankreich ; Frankfurt ; Hamburg ; Vietnam
Themen
Sachindex Wochenschauen ; DDR ; Demonstrationen ; Hochschulwesen ; Interviews ; Jugend ; Musikalische Veranstaltungen ; Paraden ; Rauschgift, Rauschgifte ; Tanz ; Verkehr: Fußgänger ; Vietnam ; Mode ; Berufe ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau