Sacherschließung
Jahresrückblick
Gewalt 1968
Standphotos: Demonstranten tragen Kreuz. Panzer in Prag. Polizist und Demonstrant. Neger mit Gewehr. Titel: Gewalt: 2 geballte Fäuste. Vier Aspekte im Jahr der Menschenrechte.
01. CSSR-Krise: Vor der Freiheit bewahrt
Geschützturm von Panzer dreht sich, groß. Sowjetische Truppen beim Einmarsch in die CSSR. Panzer. Trafo Dubcek. Großaufnahme Dubcek, lachend, ernst. Panzer treiben Leute vor sich her. Panzer in Prag. Jugendliche drohen gegen Panzer. Alte Frau mit erhobenen Armen vor Panzer, Standkopierung. Sowjetsoldat mit gezogener Pistole, Standkopierung. Junge Leute mit Fahnen. Verwundete auf Bahren. Blutgetränkte Fahne. Brände. Blumen werden an Gedenkstätte auf Straße niedergelegt. Breschnjew und Kossygind klatschend, halbnah. Ulbricht tanzt, Gomulka tanzt, Kadar nimmt Kind auf den Arm. Ulbricht nimmt Kind auf den Arm, Gomulka und Kinder. Kossygin und Breschnjew begrüßen Leute. Bruderkuß Umbricht-Gomulka.
02. Biafra: Was ist der Mensch wert?
Photo: Verhungertes Negerkind. Demonstranten mit Kreuz beim Marsch. Plakate Völkermord. Photos: Verhungerte Kinder aus Biafra. Neger mit Gewehr. Neger mit Kreuz. Neger zieht weiße Handschuhe an. Negerfürsten mit Pomp bei Umzug. Negerfürsten mit Zylinder nebeneinander. Negerfürst mit Krone, groß. Neger bei Galaempfang. Berittene Negergarde. Neger unter Baldachin.
03. Vietnam
Bomben fallen. Einschläge. Vietnamese schießt mit Gewehr. Gesicht junger Vietnamesin. Vietnamesin auf Bahre liegend. Verwundeter Vietnamese. Gefangene US-Piloten werden mit Handschellen durch Ort geführt. Gefangene Vietnamesen. Photos von Verhören. Weinende Gesichter. Kinder. Kampfbilder. Soldaten schleppen Tote. Johnson bei Auszeichnung von Soldaten. Standkopierung Ordensverleihung. Johnson bei Ankunft vor Flugzeug mit Verwundeten. Standkopierung.
04. Attentate gegen Robert Kennedy, Martin Luther King, Rudi Dutschke, Kugeln gegen den Fortschritt
Robert Kennedy bei Brandt. Robert Kennedy bei Kiesinger. Robert Kennedy neben Adenauer. Großaufnahme Robert Kennedy. Sarg wird aus Kirche getragen. Fahrt des Sonderzuges Am Rand grüßen Menschen. Rassenkampfverwüstungen. Ausgebrannte Häuser, Fahraufnahme. Militärpatrouille durch Straße. Großaufnahme Martin Luther King sprechend. Protestlauf von Studenten. Standphotos von Rudi Dutschke bei Demonstrationen. Platz des Attentates gegen Dutschke in Berlin. Umgefallenes Fahrrad mit Aktentasche.
05. Studentendemonstrationen: Auf der Suche nach einer Zukunft
Straßenkämpfe. Demonstranten und Polizei. Polizisten schleppen Demonstranten von der Straße. Dreckverschmiertes Gesicht von Polizist. Brand bei Springer. Fahrt über Berg von Zeitungen. Wasserwerfer im Einsatz. Hinkender Polizist. Standphotos von Demonstrationen. Demonstranten mit Kreuz vor Wasserwerfer. Standphotos: Panzer in Prag. Negersäugling an Brust von Mutter. Toter auf Bahre. Weinende Vietnamesinnen, Rassenkampf USA. Toter liegt auf der Straße
(294 m)
Herkunft / Inhaltsart
Jahresrückblick "Was ist der Mensch wert?" Gewalt 1968
Kriege in Nigeria und Vietnam
Invasion der Sowjets in der CSSR
Kugeln auf Kennedy, King und Dutschke
Terror linksradikaler Gruppen
Sprechertext
Sie kamen über Nacht und verhielten sich wie Gäste, die nicht mehr wissen, wer sie eingeladen hat: 650.000 Soldaten aus der Sowjetunion, aus Bulgarien, Polen, Ungarn und der DDR - eine Waffenbrüderschaft, missbraucht zur militanten Vergewaltigung eines Volkes, das den Weg zum demokratischen Sozialismus beschritten hatte. Die CSSR Alexander Dubceks zerbrach. "Das ist für mich die Tragödie meines Lebens" gestand der kompromisslose Reformer. Die Entwicklung droht, ihn in das Amt eines Repräsentanten zu verweisen.
Die Bürger der CSSR wiedersetzten sich den Panzern mit leeren Fäusten. Ihr Widerstand mit intellektuellen Mitteln wurde zur eindrucksvollen Demonstration gegen die Gewalt als Mittel der Politik. Sie können nicht glauben, dass Gewalt ein Volk erneut entmündigen soll. Ihr Potschemu, warum seid ihr hier? - ist zugleich die Herausforderung der Invasoren zum Denken. Doch sie kennen keine Argumente, sondern nur Befehle, sie begreifen nicht, was sie tun und wissen oft nicht einmal, wo sie sind - um so schmerzlicher für die Bürger Prags, dass ihr Land, das sie voller Hingabe in ihrer Hymne besingen, gezwungen wird, sich dieser Macht zu beugen.
Ihren Aufbruch in die Freiheit nannte ein tschechischer Schriftsteller "einem Traum, aus dem wir nie erwachen wollen". Doch ein slowakischen Sprichwort sagt: "Ein wahrer Feind verlässt Dich nie."
Völkermord - oder wie will man es sonst nenne, wenn stündlich 250 Menschen in einen Bürgerkrieg des Hungers sterben. Szenen einer tödlichen Gewalt, die der Würde des Menschen Hohn sprechen und den Wert des Individuums in Frage stellen.
Biafra 1968 - das ist ein Beweis für die Funktions-Unfähigkeit des Weltgewissens und seiner Organisation. Spenden und Protest reichen nicht aus für ein Volk, das Frieden braucht, um zu überleben. Für die UNO ist es ein "inneres Problem Nigerias" - und die Brudervölker Afrikas haben mit sich zu tun, um den Anschluss an die Zivilisation nicht zu verpassen.
Mehr Bomben fielen auf Nordvietnam als im 2. Weltkrieg auf ganz Europa. Der Bombenstop nach 3 1/2 Jahren kam spät. Amerika drohte, sein Prestige in der Welt zu verspielen, sein Vertrauen in die eigene. Kraft zu verlieren. Demoralisiert in einem Krieg ohne Grenzen kämpfen die GI's gegen einen kaum besiegbaren Feind und gegen die Weltmeinung, dass sie das Recht nicht auf ihrer Seite haben.
"Ich werde nicht der 1. Präsident der Vereinigten Staaten sein, der einen Krieg verliert" - sagte Johnson. Die Geschichte wird über einen Krieg urteilen, in dem es keine Helden gibt, sondern nur Opfer.
Attentate. Kugeln gegen den Portschritt, ein anderer Aspekt der Gewalt 1968. Robert Kennedy, dessen Weg ins Weisse Haus vorgezeichnet schien, hatte es verstanden, den Glauben der jungen Generation an ein besseres Amerika wachzuhalten. "Mit ihm, Amerika" - so rezitierte Jewtuschenko - "hast Du Deine Ehre getötet."
Die zerrissene Nation trauerte um einen der Überzeugendsten Verfechter der Rassengleichheit und Gewaltlosigkeit - ein Opfer der Gewalt, die er bekämpfte. Ebenso: Martin Luther King. Er gab den 20 Millionen farbigen Amerikanern die Hoffnung, sie aus dem Ghetto der sozialen Deklassierung zu befreien. Seinen Traum, dass eines Tages die Söhne der Sklaven und der Sklavenhalter friedlich an einem Tisch sitzen, hat Martin Luther King den weissen und farbigen Führern Amerikas als Vermächtnis hinterlassen.
"Auf unserer Seite jedenfalls beginnt die Gewalt nicht." Ein Ausspruch Rudi Dutschkes, des Chef-Ideologen einer revolutionären Minderheit in der Bundesrepublik, ein Ausspruch, bevor jene Schüsse, die ihn niederstreckten, den Meinungskampf radikalisierten. Aktionen der Gewalt begleiteten von nun an "die Suche nach einer Zukunft".
Wo immer 1968 in Deutschland Staatsgewalt und demonstrative Gewalt aufeinanderprallten, entstanden Szenen, die deutlich machen, wie schwer es ist, zwischen unbequemem Protest und illigalem Terror zu unterscheiden. Brutalität ist kein angemessenes Mittel - weder gegen noch für die anarchistischen Tendenezen radikaler Gruppen. Und die rund 2.000 Strafverfahren gegen Demonstranten verlangen nach Gesetzen, die nicht zur. Zeit des Obrigkeitsstaates entstanden. Doch solange noch der Protest gegen das Meinungsmonopol eines Konzerns beispielsweise mit den Mitteln des Meinungsterrors geführt wird, haben auch die Studenten den Weg noch nicht gefunden, um die notwendigen Reformen in Staat und Gesellschaft durchzusetzen.
Gewalt 68 - Formen der Konfrontation, die dem Geist eines aufgeklärten 20. Jahrhunderts zu widersprechen scheinen. 20 Jahre, nach-dem die Vereinten Nationen ihren Glauben an die Würde und den Wert der menschlichen Person formulierten, sind die Menschenrechte ein zynischer Kommentar zur Wirklichkeit des Jahres 1968.
Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäusserung.
Der Wille des Volkes bildet die Grundlage für die Autorität der öffentlichen Gewalt.
Mutter und Kind haben Anspruch auf besondere Hilfe und Unterstützung.
Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Alle Menschen sind frei und gleich an würde und Rechten geboren; sie sind mit Vernunft begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.
Personen im Film
Adenauer, Konrad ; Brandt, Willy ; Breschnjew, Leonid ; Dubcek, Alexander ; Dutschke, Rudi ; Gomulka, Wladyslaw ; Johnson, Ladybird ; Johnson, Lyndon B. ; Kadar ; Kennedy, Edward ; Kennedy, Robert ; Kiesinger, Kurt ; King, Martin Luther ; Kossygin, Alexej ; Ulbricht, Walter
Orte
Vietnam ; Biafra ; Bonn ; Afrika
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bomben ; Demonstrationen ; Elend ; Kinder ; Rassen ; Rückblicke ; Tanz ; Unruhen ; Küsse, Kussszenen ; Menschen ; Vietnam ; Attentate ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau