Sacherschließung
01. Osaka Expo 70, 2. Bericht
Gustav Heinemann, groß, O-Ton. Totale des Geländes, Fahraufnahmen am kugelförmigen deutschen Pavillon vorbei. Traforanfahrten an verschiedene japanische Gesichter. Rolltreppen, in der Mitte eine Plastik (Gesicht). Großaufnahmen japanischer Besucher. Kindergruppe. Visionäre Architektur. Gartenrundgang des deutschen Pavillons mit vielen Besuchern, mehrere Einstellungen. Frau mit Kind auf dem Rücken. Gruppe von jugendlichen Japanern. Heinemann und Frau Hilda werden von Hosteß begrüßt, die Blumen überreicht, halbnah. Photographierende Japaner, nah. Heinemann und Frau bei Rundgang mit Begleitung, außen und innen. Filmprojektionen. Heinemanns verlassen deutschen Pavillon, total. Pressephotographen, Heinemann und Frau, groß, vor den Kameras. Kessler Zwillinge, Schwenk, nah. Freddy Quinn singt ohne Ton, kurz. Applaudierende Hostessen. Braunschweiger Kinderchor singt total: "Ein Jäger aus Kurpfalz ... ". Alter, glatzköpfiger Japaner. Kessler Zwillinge tanzen und singen O-Ton. Füße in japanischen Sandalen treten Takt, nah. Kunstradfahrer Vorführung. Bläsergruppe in alten Trachten O-Ton.
02. Herabsetzung des Wahlalters
Diverse Einstellungen von Jugendlichen bei Beat. Lippen, nah, werden angemalt, Autos, Brauen, nah, werden gebürstet. Herrenmode. Mehrere Mädchen bei Make-up. Bärtiger Mann rasiert sich elektrisch, nah, tanzender Mädchen. Statistik über Wahlbeteiligung nach Altersgruppen. Hans Ludwig Wiechmann interviewt Jugendliche beiderlei Geschlechts über ihre Bereitschaft zu wählen. Einstellung, groß und nah, O-Töne: "Werden Sie wählen?" - "Ja, ich werde wählen, ich bin jetzt 20 und ich finde, jeder Bürger, der etwas interessiert ist an unserem politische Leben, sollte sich auch politisch selbst engagieren." - "Ja, ich werde auch wählen, denn wenn ich nicht wählen würde, dann könnte ich ja nicht mehr mitreden, dann könnte ich ja nichts dazu sagen, was geschieht." - "Werden Sie wählen?" - "Nein." - "Warum nicht." - "Weil ich mich noch nicht mit dieser neuen Situation auseinandergesetzt habe." - "Es ist gut, dass wir endlich mal die Möglichkeit haben, unserer Meinung anders Ausdruck zu verleihen, als dass wir nun auf die Straße gehen und demonstrieren." - "Nehmen Sie auch an politischen Demonstrationen teil?" - "Ja, ich glaube, dass das das Recht und die Pflicht des Bundesbürgers ist, an Demonstrationen teilzunehmen, weil es der einzige Weg ist, seine Meinung aktiv zu artikulieren." - "Mit einer politischen Demonstration nimmt man meistens zur tagespolitischen Fragen Stellung, während man bei einer Wahl die Regierung für 4 Jahre beschäftigt." - "Ja, die Jugend hat die Möglichkeit, durch die Herabsetzung des Wahlalters, dass sie ohne radikale Methoden doch eine erhebliche politische Einflußnahme nehmen kann." - "Ja, ich finde gerade als junge Leute sollten wir die Chance nutzen, und wenn wir schon wählen können, dass wir da unsere eigenen Meinung äußern können."
03. Berlin: Theatertreffen 1970
Kulissen und Requisiten werden in Theater getragen. Von oben gesehen: Ausladen von Kulisse aus Auto. Interview Dr. Haese und Walter Schmiedling O-Ton: "Was bedeutet dieses Treffen für Berlin?" - "Für Berlin bedeutet es, dass inmitten einer vielgestaltigen deutschen Theaterlandschaft Berlin sozusagen für 14 Tage das Zentrum, die Hauptstadt des Theaters ist und dass das Publikum von Berlin, dieses theatererfahrene Publikum einen Überblick und Einsichten in das deutschsprachige Theaterleben gewinnen kann." Schwenk über Theaterplakate unter Glas. Straßenszenen in Berlin, Schwenk auf Plakat: Goethe sitzend in weiblicher Hand. Kurfürstendamm: Maler bemalt Litfaßsäule. Happening mit bärtigem Mann und Sonnenbrille und Plakat "Der Freischütz". Mann mit altem Helm und Gummigewehr zielt auf Pudel. Junges Publikum in Foyer, mehrere Großaufnahmen. Auf der Straße: Dr. Jürgen Haese spricht mit Dr. Hoser, total, fragt nach Beurteilung des Theatertreffens. Beide O-Ton, Dr. Hoser halbnah: "Herr Dr. Hoser, man weiß, dass die privaten Berliner Bühnen es nicht leicht haben, zu überleben. Wie beurteilen Sie nun das Theatertreffen 1970 in Berlin?" - "Ich will es als Lernprozess bezeichnen, wo ich einfach sehe: das sind andere Formen des Theaters, die neue Inhalte vermitteln und die benutzen kann, mitbenutzen kann, und zu denen ich wahnsinnig gerne Kontakt habe, um zu erkennen, um zu lernen." Schmieding und andere an einem Tisch. Szenen aus "Change" in der Aufführung des Wiener Volkstheaters. O-Ton.
04. Samba-Sängerin Eliana Pittmann
Luftaufnahme von Rio de Janeiro mit Christusfigur. Trafoaufnahmen des Elendsviertels. Frau beim Wäsche aufhängen zwischen den Hütten. Schwenks über die Elendsquartiere. Frau im Freien an Nähmaschine. Ansammlung zwischen Hütten, dazwischen Eliana Pittmann, mehrere Einstellungen, total, groß, nah, singend. Und singend auf Bühnenschau, singt am Ufer der Seine (?). Schiff auf dem Fluß. Szenen aus Karneval in Rio.
05. Neuss/ Rhein: Kanu-Polo
Deutschland Endspiel. Polizei Hamburg - Wanderfalke Essen 6:5. Spielszenen, zum Teil ZL-Aufnahmen.
Herkunft / Inhaltsart
Osaka EXPO 170/Heinemann in 0
Kamera: Jürgens, Ahsendorf
Herabsetzung des Wahlalters/BRD
Kamera: Wiers, Rühe
Herkunft: Archiv
Dabei in Berlin Theatertreffen 70
Theatertreffen in Berlin
Kamera: Pahl
Brasilianische Samba-Sängerin
Herkunft: Gaumont
Kanu-Polo in Neuss Wanderfalke Essen/Polizei Hamburg
Kamera: Rieck, Wiers
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Unterhaltung - Freddy's Expo Show
"Der Ausstellungsleitung danke ich für die Veranstaltung des Deutschen Tages. Ich erkläre ihn hiermit für eröffnet." Weltausstellung Expo 70 in Osaka. Einen Tag lang stand sie im Zeichen des bundesdeutschen Kugelpavillons. Nach Eröffnung das Deutschen Tages durch Bundespräsident Heinemann spiegelte sich die Bundesrepublik in den kritisch abwägenden Augen ihrer Gastgeber. Futuristische Architektur-visionär, fortschrittsgläubig auf dem Rummelplatz überzogener Effekte und nationaler Eitelkeiten hatte sich Deutschland bemerkenswert diskret zu Wort gemeldet. Der deutsche Pavillon war auf Zwischentöne gestimmt. Die unterirdischen Hallen, die hängenden Gärten verhießen stille Augenblicke im lärmenden Expo-Trubel. Als der Bundespräsident kam, durfte er zufrieden sein. Keine Schmetternden Erfolgsmeldungen, aber immerhin ... ein großes japanisches Umfrage-Institut hatte herausgebracht : der deutsche Kugelpavillon steht in der öffentlichen Gunst der Japaner an 6. Stelle. Trotz des ambitiösen Interieurs, trotz verwirrender Filmprojektionen, die auch in anderen Ausstellungshallen den Beschauer unter einer visuellakustischen Flut begraben. Die Kessler-Zwillinge sollten am Deutschen Tag das spezifisch Deutsche sichtbar machen. Freddy half, und auch der Bielefelder Kinderchor. Trampolin-Turner. Rollschuh-Läufer, Kraftsportler, Jodlerinnen und Kunst-Radfahrer asiatische Höflichkeit verbarg ihr Erstaunen über das, was an Kultur aus Deutschland kam. Der Bundespräsident bemerkte: "Das muß dann wohl so sein!"
Dabei-Politik - Twens an der Urne
Jugend ist in unserer Gesellschaft zu einem wichtigen Faktor geworden. Ihr Einfluß auf Industrie und Wirtschaft ist beachtlich Auch im politischen Leben zählt ihre Stimme mehr als zuvor in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und im Saarland stehen Wahlen vor der Tür. Länder, in denen das aktive Wahlrecht auf 18 Jahre herabgesetzt wurde. Die letzte Bürgerschaftswahl in Hamburg zeigte, daß die Beteiligung der 18 bis 21-jährigen entschieden höher war als die der Wähler zwischen 21 und 35. Wir fragten Jugendliche nach ihrer Bereitschaft, zu wählen:
"Werden Sie wählen?"-"Ja, ich werde wählen, ach bin jetzt 20 und ich finde, jeder Bürger, der etwas interessiert ist an unseren politischen leben, sollte sich auch politisch selbst engagieren "Ja, ich werde auch wählen, denn wenn ich nicht wählen würde, dann könnte ich ja nicht mehr mitreden, dann könnte ich ja nichts dazu sagen, was geschieht."-"Werden Sie wählen?"-"Nein."- "Warum nicht?"-"Weil ich mich noch nicht mit dieser neuen Situation auseinandergesetzt habe."-"Es ist gut, daß wir endlich mal die Möglichkeit haben, unserer Meinung anders Ausdruck zu verleihen als daß wir nun auf die Straße gehen und demonstrieren." "Nehmen Sie auch an politischen Demonstrationen teil?"-"Ja, ich glaube, daß das das Recht und die pflicht des Bundesbürgers ist, an Demonstrationen teilzunehmen, weil es der einzige weg ist, seine Meinung aktiv zu artikulieren."-"Mit einer politischen Demonstration nimmt man meistens zu tagespolitischen Fragen Stellung, während man bei einer Wahl die Regierung für 4 Jahre beschäftigt. "-"Ja, die Jugend hat die Möglichkeit, durch die Herabsetzung des Wahlalters, daß sie ohne radikale Methoden doch eine erhebliche politische Einflußnahme nehmen kann."-"Ja, ich finde gerade als junge Leute sollten wir die Chance nutzen, und wenn wir schon wählen können, daß wir da unsere eigene Meinung äußern können."
Dabei-Kultur - provozierendes Theater
Sie kamen aus Bremen und Wien, Stuttgart und Basel-komplette Inszenierungen mit Kulissen und Requisiten, mit Statisten und Stars "Was bedeutet dieses Treffen für Berlin"
"Für Berlin bedeutet es, daß inmitten einer vielgestaltigen deutsch Theaterlandschaft Berlin sozusagen für 14 tage das Zentrum, die Hauptstadt des Theaters ist und daß das Publikum von Berlin, dieses theatererfahrene Publikum einen Überblick und Einsichten in das deutschsprachige Theaterleben gewinnen kann."
EinProgramm zwischen Klassik und Avantgarde. Den Theaterbesucher von gestern, de auf Ehrenkarte die Erbauung sucht, trifft manchmal der Spott der jungen Leute. Berlins Künstler werben mit Pop-Plakat und Happenings für ein Theatertreffen, das etwas anderes sein will als musealer Schaubetrieb. Das Theater will nicht länger nur das Sonntagsvergnügen exklusiver Zirkel sein. In den Foyers kreisen die Gespräche um die Forderung nach künstlerischer Provokation, um Inhalte und Formen, die bei einem breiten Publikum den Reiz fürs Theater neu erwecken. Von der Kortnerschen Interpretation des "Clavigo" bis zur wirtschaftlichen Situation der kleinen Privattheater reicht die Themenliste der allabendlichen Diskussionen.
"Herr Dr. Hoser, man weiß, daß die privaten Berliner Bühnen es nicht leicht haben, zu überleben. Wie beurteilen Sie nun das Theatertreffen 1970 in Berlin?
"Ich will es als Lernprozess bezeichnen, wo ich einfach sehe : das sind andere Formen des Theaters, die neue Inhalte vermitteln und die ich benutzen kann, mitbenutzen kann, und zu denen ich wahnsinnig gerne Kontakt habe, um zu erkennen, um zu lernen."
Manches Experiment allerdings steuerte zielbewußt auf den Skandal, zum Beispiel "Change" in der Aufführung des wiener Volkstheaters-Brutalität als Klamauk serviert.
Rio de Janeiro. Traumkulisse, farbige Metapher für ein sorglos-glückliches Leben. Ihr sinnlicher Rhythmus-so sagen die Kenner- ist gleichbedeutend mit dem Lebensnerv dieser Stadt und ihrer Bewohner. Rios Rhythmus ist der Samba-in den luxuriösen Villen am Strand ebenso wie in den Favellas, den Elendsquartieren der Armen am Rande der Stadt. Samba zwischen Wellblech-Hütten: Trost, Vergessen, Hoffnung - Hoffnung für viele farbige Mädchen, als Samba-Sängerin den weg aus den Slums nach oben zu finden. Eliana Pittman gehört zu ihnen. Eliana Pittman scheint eine der wenigen zu sein, denen der Sprung aus der Barackenstadt gelingen wird. Rios Kritiker meinen einhellig : Eliana hat das Zeug zur Show-Karriere.
Dabei-Sport - Kanu-Polo
Anpfiff zum deutschen Endspiel im Kanu-Polo. Beim Kanu-Treff '70 in Neuß rang ein Sport um Anerkennung, den Wassersport-Begeisterte bislang als Feierabend-Hobby schätzten-unter Ausschluß der Öffentlichkeit. Jetzt gehen die Kanu-Polo-Fans auf Breitenwirkung aus. Der Schiedsrichter ist der einzige, der beim Kanu-Polo trocken bleibt. Vom Ufer aus über acht er die Einhaltung der Spielregeln. Das Spiel : eine Mischung aus Kanuten-Training Polo und Wasserball. Das Tor darf jeder Spieler hüten: einen festen Torwart gibt es nicht. 6 Spieler pro Mannschaft paddeln auf einer Wasserfläche von 70 mal 50 Metern um den Ball, der mit allem was dazu taugt, ins generische Tor getrieben werden darf.
Der Umgang auf dem Wasser unterliegt einem strengen Reglement unsportlich ist nach den Spielregeln derjenige, der seinen Gegner anschreit, das Publikum beschimpft oder mit dem Schiedsrichter hadert. Das Endspiel zwischen "Polizei Hamburg" und "Wanderfalke Essen" endete übrigens 6 : 5. Auf olympische weihen-so lautete in Neuß das allgemeine Urteil-wird Kanu-Polo vorerst noch verzichten müssen.
Personen im Film
Haese, Jürgen ; Heinemann, Gustav ; Heinemann, Hilda ; Hoser ; Kessler, Alice ; Kortner, Fritz ; Pittmann, Eliana ; Quinn, Freddy ; Schmieding, Walter ; Wiechmann, Hans-Ludwig
Orte
Osaka ; Rio de Janeiro ; Frankfurt ; Berlin ; Paris ; Saarbrücken ; Frankreich ; Neuss/Rhein
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Elend ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Interviews ; Kajak, Kanu, Wildwasser ; Karneval ; Fasching ; Musikalische Veranstaltungen ; Theater ; Kulturelle Veranstaltungen ; Volksfeste ; Wahlen ; Luftaufnahmen ; Ausstellungen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau