UFA-Dabei 728/1970 07.07.1970

01. Berlin: XX. Internationale Filmfestspiele
Stadtbild Berlin, Traforanfahrt auf Gedächtniskirche. Zoo-Palast-Kino, außen. Filmplakate. Kongresshalle, außen, halbtotal. Innen: Regierender Bürgermeister Schütz und Frau beim Betreten. Schütz mit Grasmé, halbtotal. Unter den Festgästen unter anderem Uschi Glas, halbnah. Schütz und Frau bei Gesprächen. Schütz O-Ton bei Eröffnungsansprache: "Die Filmfestspiele in Berlin waren in der Tat von Anfang an auch Engagement, auch politisches Engagement. Im ersten Jahr nahmen bereits 20 Nationen an dem Festival teil; sie unterstützten damit weltweit den Lebenswillen der Menschen dieser Stadt und den Lebenswillen dieser Stadt." Unter der Rede: flatternde Fahnen unter den Berliner Bären, Titania-Palast, außen. Szenen aus alten Filmfestspielberichten der Wochenschau, Jayne Mansfield, groß, Jean Marais, groß, Gary Cooper, groß. Rita Hayworth, nah. Hans Albers zwischen Polizisten, Willy Marcus, Gina Lollobrigida). Eddie Constantine singt halbtotal, O-Ton Lied an Berlin. Zwischenschnitte Publikum, Großaufnahmen. Feuerwerk. Schwenk von Gedächtniskirche auf Kaffeehaus Kranzler. Diverse Passanten. Plakatständer vom Zoo-Palast. Betrachter. Bundesfilmpreisverleihung: Thomas Schamoni mit Filmpreis und hochgereckten Armen, groß. Bundesminister Genscher an kleinem Tisch im Gespräch mit den Preisträgern. Schamoni und Genscher zusammen, groß im Gespräch. Mireille Mathieu steigt Treppe herab, total. Schütz, groß. Mireille Mathieu singt O-Ton, nah. "Au revoir, mon amour ... ". Heinz Drache mit Dame, groß. Publikum, Klaus Biederstädt, groß. Filmball: Schwenk von Kapelle auf Tanzende, unter anderem Arthur Brauner, groß. Tanzende, nah und total.

1a. "Goldene Leinwand": Verleihung an Geo Wilke und Oswalt Kolle für "Dein Mann - das unbekannte Wesen"
Der Preis "Goldenen Leinwand", nah, für 3.000.000 Besucher, nah. Schwenk über Photos aus dem Film "Dein Mann - das unbekannte Wesen". Dr. Engelbrecht überreicht den Preis an Geo Wilke und Oswalt Kolle, halbtotal. Preis, nah. Schwenk auf Wilke und Kolle, nah.

02. Bonn: Pompidou in Bonn
Palais Schaumburg, total. "Weiße Mäuse" führen Wagenkolonne an. Teilaufnahmen eines Sitzungstisches. Unter anderen Willy Brandt, Walter Scheel, etc. Auf der Gegenseite. Pompidou und Chaban-Delmas und andere. Pompidou und Chaban-Delmas, nah, kurz. Brandt, Ehmke, Schiller, groß. Totale des Sitzungstisches. Schloß Augustusburg: total mit vorgefahrenen Wagen. Innen: Rut Brandt und Frau Claude Pompidou steigen in großer Robe Treppe herauf, halbtotal, dahinter Brandt und Pompidou, Walter Scheel und Frau, groß. Ludwig Erhard begrüßt Willy Brandt, Pompidou, neben Pompidou Frau Claude und Chaban-Delmas. Ehmke und Frau, halbtotal. Frau Brandt lachend, groß, wird die Hand geküßt. Weitere Begrüßungen. Schwenk über die Damen Brandt und Pompidou. Scheel mit Chaban-Delmas und im Gespräch, halbtotal. Gruppe Damen Brandt und Pompidou und Pompidou.

03. Nürnberg: CSU-Parteitag
Strauß, nah, geht raschen Schrittes zu Kiesinger, Begrüßung. Strauß winkt dem Auditorium. Plakat: "erfolgreich, dynamisch, zuverlässig: CSU". Totale des Auditoriums. Höcherl, groß. Alfons Goppel, nah. Strauß unter dem Plakat am Rednerpult, groß, nah. Applaudierende. O-Ton Strauß: "Wir wollen die bayerische Festung halten, wir wollen sie halten und weiter ausbauen und wir wollen von Bayern aus, von dieser Position aus auch unseren Einfluß in der Bundesrepublik wahrnehmen. Wir wollen bloß nicht Bayern Opfer koalitionspolitischer Kombinationen werden, wogegen die Mehrheit des Wählerwillens einer diesem Wählerwillen zuwiderlaufenden Mehrheit künstlich gebildet wird und das ganze dann noch in den Anfangsmonaten durch falsche Ergebnisse von Meinungsumfragen künstlich zementiert wird." Zwischenschnitte: Karl Theodor von und zu Guttenberg, nah. Kiesinger nickt zustimmend, nah. Applaus.

04. Berlin - Deutschlandhalle: Udo Jürgens-Tournee
Kein Bild nur Ton: "Elektriker her, der Ton ist weg". Udo Jürgens singt O-Ton, dabei hopsend. Jürgensin der Menge, O-Ton: Singen Sie auch mal ein bißchen mit!" Singt O-Ton "Auf Wiedersehen und Dankeschön ..." Jürgens zwischen Fans. Hochgereckte Hände der Fans. Interviews mit einzelnen weiblichen Fans. Es antworten zwei ältere Damen und mehrere junge Mädchen, O-Ton: "Was lieben Sie an Udo?" - "In seiner ganzen Art, in seinem wunderbaren Singen und in seinem Temperament, das ist ganz großartig." - "Faszinierend finde ich ihn gar nicht. Mir gefallen die Lieder, aber als Mann so finde ich ihn nicht faszinierend." - "Mir gefällt er ganz toll, auch so, wie er zu seiner Familie ist und so." - "Mir gefällt an ihm, dass er nicht so arrogant ist wie so manche Schlagersänger - und man kann ihm lange zuhören." - "Sein Musik, sein Temperament - alles."

05. Rotterdam: Pop-Festival
Gitarrenspieler in phantastischer Kleidung. Publikum. Langhaariger Schlagzeuger. Älterer Querflötenspieler, nah. Schwenk über gedrängt sitzende Hörer im Park von Rotterdam. 3 wild gekleidete Figuren. Junge Männer beim Drehen von Haschzigaretten, halbtotal. Plakat "NVSH" und Schild: "verkoop, Condooms 3 stuks 1". Diverse Einstellungen von Liegenden auf dem Rasen in Decken und Plastikhüllen. Ein Pärchen unter Wolldecke. Diverse Großaufnahmen von berauschten Leuten, einer bewegt sich rhythmisch mit geschlossenen Augen. Schwenk von Windmühle auf Rasen voller junger Leute, total.

06. Wildenrath: Royal Air Force Flugtag
Luftaufnahmen der abgestellten Autos und Flugplatz von Wildenrath. Besucher, Väter mit Kindern auf den Schultern. Flugzeug in der Luft, total. Flugaufnahmen. Flugplatz mit Zuschauern. Zuschauer mit Feldstechern, groß. "Harrier" (erste in Serie gebauter Senkrechtstarter der Welt") in der Luft, total und halbtotal. Major Hazell, nah und andere Piloten der Red Arrows vor dem Start. Diverse rasante Einstellungen beim Kunstflug der 7 Red Arrows. Zwischenschnitte: Publikum. Großaufnahmen.

Dabei in Berlin XX. Int. Filmfestspiele

XX. Intern. Filmfestspiele Berlin "Goldene Leinwand" Osw. Kolle
Kamera: Pahl, Gleitsmann
Herkunft: Archiv

Pompidou in Bonn
Kamera: Luppa, Seib

CSU-Parteitag in Nürnberg
Kamera: Rau

Udo Jürgens Tournee, Berlin
Kamera: Rühe, Rühe, Braun

Pop-Festival in Rotterdam
Herkunft: Polygoon

Royal Air Force-Flugtag in Wildenrath
Kamera: Luppa, Seib

Anfang und Ende

Gesamtlänge

Dabei-Film: Krach am Ku-Damm
Eine Institution des Weltfilms hatte Geburtstag: die Berlinale feierte 20. Jubiläum. Auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin zog man kritische Bilanz, fixierte die Schnitt- und Wendepunkte in der wechselvollen Festival-Geschichte. Die Berlinale - sie war von Anbeginn mehr als nur der Versuch, an die glanzvolle Tradition der einstigen deutschen Film-Metropole anzuknüpfen. Berlins Regierender Bürgermeister Schütz erinnerte daran.
"Die Filmfestspiele in Berlin waren in der Tat von Anfang an auch Engagement, auch politisches Engagement. Im ersten Jahr nahmen bereits 20 Nationen an dem Festival teil; sie unterstützten damit weltweit den Lebenswillen der Menschen dieser Stadt und den Lebenswillen dieser Stadt."
Star-Rummel und Autogramm-Schlachten bestimmten viele Jahre das äußere Bild der Filmfestspiele. Die Großen des deutschen und ausländischen Films sie kamen gern nach Berlin, denn sie fanden ein dankbares Publikum.
Eddie wußte, was er den Berlinern schuldig war: seine Liebeserklärung verband Zuneigung mit nüchternem Kalkül. Denn damals urteilte nicht die internationale Filmkritik - das Publikum stimmte über seine Favoriten ab. Ein Film, den die Berliner Festspiel-Fans prämierten, war fast immer gut für volle Kassen.
Berlinale 1970. Eine neue Generation artikuliert ihr Lebensgefühl, setzt andere Maßstäbe, signalisiert den Bruch mit den überlieferten filmischen Mustern: gefragt ist jetzt mehr das kritische Engagement der Filmemacher Nicht mehr die Darstellung, sondern die Filme selbst sind die eigentlichen Stars des Festivals. Thomas Schamoni und das Kollektiv des Münchner Antitheaters gehören zu den jungen Regisseuren und Darstellern deren Arbeit mit Bundesfilmpreisen belohnt wurde. Das sogenannte Establishment hat die Avantgarde künstlerisch längst anerkannt.
Mireille Mathieu, Primadonna assoluta des Chansons, sorgte für einen versöhnlichen Ton auf einer Berlinale der Wortgefechte und Proteste.
Auf dem Internationalen Filmball waren sich radikale Neuerer und kommerz-orientierte Produzenten einig: Mireille bleibt Extraklasse.
Potentielle Preisträger tanzten diesmal ohne die Berliner Bären: die begehrten Berlinale-Preise wurden nicht vergeben; vielleicht ein Kompromiß nach handfestem Krach - doch Kompromisse schaffen noch keine Klarheit. Kein Filmfestival in der Welt ist mehr ohne Spannungen. Das berechtigt zur Hoffnung auf neue Formen filmkünstlerischer Präsentation.
Unabhängig von den Filmfestspielen: auf besondere Art regenerierte sich der deutsche Film für neue Höhenflüge. Oswalt Kolle, Deutschlands Liebes-Reformator, kassierte für seinen Film "Dein Mann - das unbekannte Wesen" eine "Goldene Leinwand". Ein neuer Rekord: 3 Millionen Besucher in 11 Wochen.

Dabei-Augenblicke: Notizen zur Zeit
Gastgeber war diesmal der Bundeskanzler. Frankreichs Staatspräsident Pompidou flog an den Rhein zur halbjährlichen Konsultation, wie sie der deutsch-französische Freundschafts-Vertrag bestimmt. In der Kabinettsrunde, in Einzel- und Ressort-Gesprächen wurde das gewachsene Bündnis zwischen den beiden Ländern auf hohle Stellen abgeklopft. Repräsentiert werden durfte im Schloß Augustusburg; in den Konferenzzimmern dominierten die harten Sachgespräche. Das Resumée in Stichworten: Frankreich steht hinter der deutschen Ostpolitik und hält an den französischen Rechten in Berlin fest. Die EWG wird zu einer Wirtschafts- und Währungsunion ausgebaut. England soll dazugehören - wann und zu welchen Bedingungen, wurde auch im Schloß Augustusburg nicht ausgeplaudert,
Ein Münchner bestimmte die Tonart in Nürnbergs Meistersingerhalle: Franz Josef Strauß schwor seine Partei auf harten Kurs gegen die Bonner Koalitionsregierung ein. Wortstark attackierte er die offizielle Deutschland- und Ostpolitik. Der CSU-Vorsitzende stimmte die 600 Parteitags-Delegierten auf die kommende Landtagswahl in Bayern ein.
"Wir wollen die bayerische Festung halten, wir wollen sie halten und weiter ausbauen und wir wollen von Bayern aus, von dieser Position aus auch unseren Einfluß in der Bundespolitik wahrnehmen. Wir wollen bloß nicht in Bayern Opfer koalitionspolitischer Kombinationen werden, wogegen die Mehrheit des Wählerwillens einer diesem Wählerwillen zuwiderlaufenden Mehrheit Künstlich gebildet wird und das ganze dann noch in den Anfangsmonaten durch falsche Ergebnisse von Meinungsumfragen künstlich zementiert wird."

Dabei-Sport: Computer im Cockpit
Die britische Luftwaffe lud zum "Tag der offenen Tür" - und 200.000 Deutsche kamen. Der Rekordbesuch auf dem Flugplatz der Royal Air Force in Wildenrath beweis: Fluggeräte haben nichts von ihrer Faszination verloren.
Brandneu in Deutschland: der Harrier - der erste in Serie gebaute Senkrechtstarter der Welt.
Doch das Interesse der meisten Zuschauer war nicht auf fliegendes Kriegsgerät gerichtet: Major Hazell und seine Staffel-Kameraden präparierten sich für ihre angekündigte Gala-Show. Die "Red Arrows" lieferten die erwartete Attraktion: Figuren, wie über ein Reißbrett gezogen, Präzisions-Akrobatik an der Schallgrenze.
Ganze 9 Meter liegen zwischen den Flügelspitzen der Maschinen. Durch penibles Training eroberten sich die Piloten in 5 Jahren den Ruf, die beste Kunstflugstaffel der Welt zu sein.

Dabei-Musik
Udo Jürgens,- In der Berliner Deutschlandhalle beendete der sanfte Troubadour seine strapaziöse Europatournee. Auf 222 Konzerten vor 500.000 Menschen hielt er sich allein fit mit Weißwein und Kamillentee. Udo, der Vielgeliebte, verabschiedete sich in Berlin von seinen vorwiegend weiblichen Anhängerinnen zwischen 5 und 93 Jahren. Wir fragten seine Fans:"Was lieben Sie an Udo?"
"In seiner ganzen Art, in seinem wunderbaren Singen und in seinem Temperament, das ist ganz großartig.
Faszinierend finde ich ihn gar nicht. Mir gefallen seine Lieder, aber als Mann oder so finde ich ihn nicht faszinierend.
Mir gefällt er ganz toll, auch so, wie er zu seiner Familie ist, und so.
Mir gefällt an ihm, daß er nicht so arrogant ist wie so manche Schlagersänger.- und man kann ihm lange zuhören. Seine Musik, sein Temperament - alles!"
Hasch-Konsum bei 100 Phon. Drogen-Profis tauschten Erfahrungen aus bei der ersten "staatlich genehmigten" Pop- und Haschisch-Party in den Niederlanden.
Im Park von Rotterdam waren 60.000 junge Leute an den Start gegangen: Ärzte und Psychiater überwachten ihre Reise. Das Fahrgeld: 5 Mark für ein Gramm Haschisch.
Spitzenreiter war das erlesene Tempelkraut aus Nepal. Die Polizei kontrollierte nur das Alkohol-Verbot, die Pille gab's umsonst. 400 Jugendliche liefen bei ihrer Reise aus dem Ruder. Das städtische Gesundheitsamt leistete erste Hilfe in einem Sanitätszelt. Zehntausende aber priesen den schönsten Trip ihres Lebens. Nach dem 3-tägigen Hasch-Festival erwägen die Behörden jetzt die Einrichtung staatlicher Drogen-Shops.

Veröffentlichungsdatum:

07.07.1970

Produktionsjahr:

1970

Kameraführung:

Luppa; Pahl, Georg; Rau, Kurt; Rühe, Bernd Michael; Seib, Gerhard; Braun; Gleitsmann

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Polygon

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch