Sacherschließung
01. Hubertusjagd bei Hamburg
Bäume im Herbstlaub. Im Vordergrund brennendes Feuer, im Hintergrund Zuschauer. Meutehunde, groß. Reiter total in einer Schneise, Hunde voraus im Unterholz. Reiter überspringen Hindernis, zum Teil in ZL. Hunde überspringen Wassergraben. Zuschauer im Hintergrund. Stürze an Hindernis. Kühe gucken zu. Reiter und Reiterinnen. Hunde huschen durch das Bild. Meutehunde stürzen sich auf ausgelegten Kuhmagen, nah und zerfetzen ihn. Zuschauer.
02. Frankfurt: Treffen Gromyko und Scheel
Schloßhotel Kronsberg: Vorfahrender Wagen mit Stander. Scheel und Gromyko kommen innen Treppe herab mit Begleitung, unter anderen Zarapkin. Schwenk von Kronleuchter auf Sitzung in der Bibliothek. Scheel, redend, halbtotal, Gromyko lächelnd und redend, Scheel, lachend. Empfang im Roten Salon: Schwenk von Wandteppich auf Mildred Scheel mit Gromyko in Unterhaltung, beide jeweils nah. Frau Gromyko und Scheel an der Tafel unterhalten sich, halbtotal und einzeln, groß. Scheel und Gromyko auf Golfplatz vor dem Hotel, total. Gromyko mit Hut und Mantel, Scheel rauchend, bläst die Backen auf. Damen Scheel und Gromyko unterhalten sich außen. Gromyko und Scheel einzeln, groß. Abfliegender Hubschrauber.
03. Kiel-Schilksee: Richtfest der Olympia-Bauten
Fahraufnahmen an Baugelände vorbei. Diverse Einstellungen der Baustelle. Boote am Schlängel, im Hintergrund Wohnzentrum der Teilnehmer. Modelle der neuen Anlagen. Neubau. Polier an Rednerpult, Weinglas in der Hand, O-Ton: "Drum ruf ich jetzt mit Stolz und Freude; ein Hoch auf alle Handwerksleute. Die Handwerksleute, sie leben hoch, hoch, hoch!" Ein Hoch auf die Handwerksleute. Richtkranz wird hochgezogen. Applaudierende.
04. Köln: Antikkunstmarkt 70
Außen: ausgestellte Bilder und Plastiken und Betrachtende. Plastik: großes Ohr, nah. Blechdosen hinter Maschendraht in Watte. Schwenk über Kohlköpfe in Watte, nah. Künstler an Rednerpult, nah. Junger Mann stellt heißes Bügeleisen auf Papier, hebt ab und es erscheinen die Worte "Schöpfen" und "Lust".
05. Frankreich: Blechmoden
Mädchen guckt durch großes rundes Loch in Blech. Mehrere Einstellungen von Mädchen in blechernen Gewändern des Pariser Blechschneiders William Klein. Klein mit einem Mädchen, seine Hände biegen Blech; Ranfahrt auf Frau im Blechgewand vor Bäumen. Blechgewand mit flügelartigen Gebilden. Traforückfahrt von blechverkleideten Uhren, die sich drehen. Blechmobile und Plastik gegen wolkigen Himmel.
06. Berlin: "75 Jahre Film in Berlin"
Mann mit steifem Hut in quergestreifter Unterwäsche mit geschulterter alter Kamera läuft auf der Straße, unter anderem vor der Gedächtniskirche, läuft zwischen Autos hindurch, kurbelt, nah. Darüber der Titel: "75 Jahre Film in Berlin". Alte Filmszenen, Verkehr auf dem Alexanderplatz und der Friedrichstraße um die Jahrhundertwende. Photo von Max Skladanowsky, Schwenk auf seine Hände mit Abblätterheftchen. Büchlein wird geblättert. Apparat mit Schild "Nur für Erwachsene". Hand steckt 10 Pfennig-Stück hinein. Hand dreht an der Kurbel: Stripszenen mit nackten Frauen. Skladanowsky an der Kamera und dem Vorführgerät, genannt "Bioskop". Plakate aus dem "Wintergarten", die Bioskop-Vorführungen ankündigen. Skladanowsky legt Film ein. Szenen tanzender Männer, Gymnastiker-Familie, Jongleur und die Brüder Milton am Reck, alles mit Zwischentiteln. Berlinbilder bei Nacht. Zoo-Palast-Kino mit Reklame für "Deadlock", Astor mit Reklame für "Josefine Mutzenbacher". Schild, Schwenk U-Bahnhof Kurfürstendamm auf Gloria. Atelierszenen: Beleuchter an Scheinwerfern. Regisseur Kurt Hoffmann bei Aufnahmen. Szene mit unter anderen Klaus Kinski (kurz). Cornelia Froboess gibt Kindern Autogramme. Klappe vor Rühmann. Rühmann, halbtotal. Rakete "Spessart 3". Mädchen in Linsenausschnitt, Positiv und Negativ im Wechsel. Brandenburger Tor unter Titel "Cinema Berolina", Filmgeschichte aus Berlin. Gedächtniskirche in Linse, die sich schließt. Schwenk über Versammlung. Klaus Schütz spricht O-Ton, halbtotal, zur Filmgeschichte: "Das Medium Film hat in den 7 ½ Jahrzehnten wie wir alle wissen Milliarden Zuschauer in seinen Bann gezogen. Der Film hat dabei nicht nur unterhalten, sondern hat auch informiert; er hat bedeutend geholfen, dass Völker sich näherkamen und dass Völker sich besser verstanden. Er hat die Welt auf seine Weise kleiner gemacht." Applaudierendes Publikum.
07. Berlin: Marktschreier-Wettbewerb
Britischer Sergeant, diverse Großaufnahmen von Redner, unter anderen Kiesinger, Wehner, Strauß, Mende, Pater Rochus Spieker mit Karnevalsmütze, ebenso Carlo Schmid. Marktschreier mit Bananen. Mann bietet Gartenzwerg feil. Junger Mann, Rasierwasser feilbietend, Mann mit BH über dem Anzug. Diverse Einstellungen eines Aalverkäufers, nah.
Herkunft / Inhaltsart
Hubertusjagd bei Hamburg
Kamera: Rieck, Seib, Zimpel, Ahsendorf, Petersen
Gromyko und Scheel in Frankfurt
Kamera: Luppa
Richtfest d. Olympia-Bauten Kiel-Schilksee
Kamera: Rühe, Ahsendorf
Antikunstmarkt in Köln 1970 Blechmoden aus Frankreich
Kamera: Luppa
Herkunft: Gaumont
75 jahre film in Berlin Film in Berlin
Kamera: Pahl
Marktschreier-Wettbewerb, Berlin
Kamera: Pahl
Herkunft: Archiv
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Sport: November-Hatz
44 Foxhounds bestimmen Tempo und Intensität einer exklusiven Zerstreuung mit sportlichem Appeal. Einmal im Jahr ist man unter sich in den herbstlichen Wäldern Schleswig-Holsteins: Schleppjagd zu Ehren Sankt Hubertus, des Säulenheiligen der Freizeitjäger und Reiter.
Ausklang einer Reiter-Saison vor den Toren Hamburgs. 51 Hindernisse waren im Sprung zu nehmen. Die Meute hetzt der künstlichen Fuchslosung nach, die der Vorreiter auf die Strecke tropfen liess.
Nur an den Hindernissen, die Stürze versprachen, hatten sich zuschauer massiert. Die Hatz ging querfeldein über 15 Kilometer.
Wer die Prestige-Übung im Sattel ungefährdet überstehen will. muss sich vor jedem Absprung konzentrieren: Parforce-Hindernisse sind zwar kleiner als Sprünge im Parcours, dafür aber fest verankert.
Ein Kuh-Magen entschädigt die Meute für ihre Jagd auf den imaginären Fuchs. Echte Hetz-Jagden sind in Deutschland seit 100 Jahren verboten.
Dabei-aktuell: Notizen zur Zeit
Aussenminister School nannte ihn einen "sehr disziplinierten Mann, mit dem man sich nicht augenzwinkernd verständigen kann". In der Bibliothek des Schlosshotels Kronberg bei Frankfurt zeigte sich, der sowjetische Gast jedoch von einer bei ihm ungewohnten Seite. Gelockert und gutgelaunt absolvierte Andrei Gromyko seinen 5-stündigen Arbeitsbesuch.
Frau Scheel unterhielt im Roten Salon einen aussergewöhnlichen Gast: mit Andrei Gromyko war zum ersten Mal ein sowjetischer Aussenminister in die Bundesrepublik gekommen. Auch Gromyko wurde von seiner Frau begleitet.
Auf dem Golfplatz vor dem Hotel nahmen die Minister das Hauptthema ihrer Konsultationen wieder auf: die Viermächte-Verhandlungen um Berlin. Bonn erwartet sowjetische Zugeständnisse in der Berlin-Frage. Nur dann hat der Moskauer Vertrag eine Chance, den Bundestag zu passieren. Beim Abschied trug die deutsche Delegation Optimismus zur Schau: Gromyko hatte - wie es hiess - konkrete Erleichterungen für die Berliner Bevölkerung angekündigt.
Halbzeit in Schilksee. Deutschlands nördlichster Olympia-Baustelle. Im Sommer '72 werden hier die olympischen Segelwettbewerbe ausgerichtet. Beim Richtfest herrschte Optimismus: bisher wurden alle Termine eingehalten. Im neuen Hafen vor dem Wohn- und Trainings-Zentrum ist Platz für 600 Boote. Nach den Spielen wird die Anlage als Segel-Leistungszentrum genutzt. Ursprünglich waren Bauten von 4 1/2 Millionen Mark geplant, inzwischen baut man für 62 Millionen. Im übrigen feierte Kiel sein Richtfest wenig zünftig: mit Mosel statt mit einem harten Korn.
(Original-Ton): "Drum ruf ich jetzt mit Stolz und Freude: ein Hoch auf alle Handwerksleute. Die Handwerksleute, sie leben hoch, hoch, hoch!"
Kunst und Kommerz: einer der ungewöhnlichen Versuche, die Ware Kunst ausserhalb des etablierten Verteiler-Systems an die Verbraucher-Front zu transportieren, beobachteten wir in Köln. Als die Avantgarde der Stadt kein Gehör auf dem offiziellen 4 Kölner Kunstmarkt fand, entdeckte sie im letzten Jahr die Marktwirtschaft. Ihr Konkurrenzunternehmen "Neumarkt der Künste" ist seither Treffpunkt von Sammlern und Kennern, denen die Markenartikel des Kunsthandels zu teuer und zu prätentiös geworden sind.
William Klein, Blechschneider in Paris, betreibt sein Kunsthandwerk auf blosser Haut. Kühl und knitterfrei verpackt, helfen bevorzugte Kundinnen dem Meister, seine Vision zu verwirklichen.
Denn erst im stilisierten Blechkleid nähert sich die Frau dem Urbild, das Klein als weibliche Vollkommenheit kreiert: der Venus von Boticelli.
Das Geld für sein bizarres Hobby verschafft sich Klein durch Kunst am Bau. Seine Mobiles und Skulpturen sind in Paris gefragt.
Dabei-Journal: Filmstadt Berlin
Die ersten Dokumentarfilm-Aufnahmen aus Berlin: der Alexanderplatz und die Friedrichstrasse - hergestellt von jenem Mann, dem dieser Bericht gewidmet ist: Max Sklandanowsky - ein Autodidakt, ein Techniker, der sich mit seinen Abblätter-Büchlein das Geld verdiente, um Apparate zu entwickeln, die den Strip aus dem Groschen-Automaten ablösen sollten.
Skladanowsky entwickelte eine Kamera mit Wechsel-Objektiv und ein Vorführgerät, sein weltberühmtes Bioskop. 1895 bewarb er sich im Berliner Gross-Varieté-Wintergarten - und er wurde engagiert. Als sensationelle Zugnummer für 12.250 Mark Monatsgage veranstaltete er die erste öffentliche Filmvorführung in Europa.
Hier ein Ausschnitt aus seinem Programm.
Wer heute Berlin besucht, spürt, dass es eine der filmfreudigsten Städte in Deutschland geblieben ist. Mehr als 100 Filmtheater finden ihr Publikum, und in den Ateliers, wo in 75 Jahren der deutsche Film seine wichtigsten Impulse empfing, laufen die Produktionen für Film und Fernsehen - trotz mancher filmwirtschaftlicher Schwierigkeiten. Zum 75 Jahrestag wurde vom Berliner Senat eine Film- und Fernseh-Serie fertiggestellt, die in 13 Folgen die Berliner Filmgeschichte nachzeichnet. "Cinema Berolina" wurde schon jetzt in 26 europäische und aussereuroäische Länder übernommen.
Am Jubiläumstag sprach der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Schütz, zu Filmemachern von gestern und heute.
(Original-Ton): "Das Medium Film hat in den 7 1/2 Jahrzehnten wie wir alle wissen Milliarden Zuschauer in seinen Bann gezogen. Der Film hat dabei nicht nur unterhalten, sondern hat auch informiert: er hat bedeutend geholfen dass Völker sich näherkamen und dass Völker sich besser verstanden. Er hat die Welt auf seine Weise kleiner gemacht."
Dabei-Glosse: grösste Klappe gesucht!
Rhetorik in unserer Zeit - oft Signalen verkürzt - aggressiv oder einschmeichelnd, ungeschliffen oder brillant. Rhetorik, das ist Public Relations auf dem direktesten Weg. Die Rede steht vor der Tat. Rhetorik, das ist Werbung für Ideen und Ideologien. Für Gott und die Welt.
Der rhetorische Wettkampf ist uns seit der Antike überliefert, doch erst in unseren Tagen treten jene standesbewusst vor die Öffentlichkeit, die offen zugeben, etwas verkaufen zu wollen: die Marktschreier der Bundesrepublik bei ihrem ersten Wettkampf: (Original-Ton): "Die Löhne rauf, die Preise runter - er ist zu haben für 3 Mark. Da steht After drauf - nicht, dass Sie es an der falschen Stelle gebrauchen. Das ist nämlich englisch und heisst "nach der Rasur"! - Für mich sind Frauen Luft, aber ich kann ohne Luft nicht leben! - Es gibt im Leben oft Momente, wo man sich selbst in die Fresse hauen könnte. Das ist ein Modell von Oswalt Kolle mit Breitschwanz-Charakter. Na Mutti. möchtest ihn haben für 5 Mark - Her mit dem Geld!"
Personen im Film
Froeboess, Cornelia ; Gromyko, Andrej ; Hoffmann, Kurt ; Kinski, Klaus ; Klein, William ; Rühmann, Heinz ; Skladanowsky, Max ; Scheel, Walter ; Schütz, Klaus
Orte
Köln ; Kiel-Schilksee ; Berlin ; Hamburg ; Paris ; Frankreich ; Frankfurt
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; Handel, Geldwesen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Jagd, Jäger ; Filmschaffen ; Olympiade 1972 ; Rauchen ; Rückblicke ; Städtebilder: Deutschland ; Kunst ; Wirtschaft ; Mode ; Ausstellungen ; Belustigungen, Volksfeste ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau