UFA-Dabei 750/1970 08.12.1970

01. Warschau: Willy Brandt in Warschau zur deutsch-polnischen Vertragsunterzeichnung
Flugplatz. Abend: Willy Brandt und Cyrankiewicz, halbtotal, en face und im Profil. Angetretene Ehrenformation. Schwenk von Brandt und Cyrankiewicz über Anwesende. Brandt verneigt sich vor der polnischen Fahne. Frontabschreiten. Haus des polnisches Ministerrates innen: Kameramänner und Photographen. Brandt und Cyrankiewicz setzen sich, total. Zwischen ihnen Gomulka. Beide unterzeichnen den Vertrag, ihre Hände groß bei der Unterzeichnung. Schwenk von Gomulka über Carlo Schmid, Henri Nannen, Egon Bahr und andere. Brandt und Cyrankiewicz bei Austausch der Vertragsmappen, halbtotal. Günter Grass, groß Berthold Beitz im Gespräch mit Cyrankiewicz und Gomulka. Scheel mit Gomulka, groß. Brandt im Gespräch mit Cyrankiewicz, groß. Die deutsche Delegation im Gespräch mit Polen, halbtotal. Mehrere Teileinstellungen nah des Ehrenmals für die ermordeten Juden des Warschauer Ghettos. Kranzniederlegung durch Brandt, Kameramänner, groß. Brandt ordnet Kranzschleife, tritt zurück und kniet vor dem Denkmal nieder, total. Kranzschleife, nah. Passanten auf der Straße, 2 Frauen, groß und nah. Interviews zu dem Neubeginn der deutsch-polnischen Beziehung: "Das ist gut, dass Brandt ist heute in Polen und dass die alle polnische Leute sind auch ..." - "Sie sind glücklich darüber?" - "Ja, sehr glücklich, ja." - "Wir hoffen, dass es wird der Frieden immer größer und immer schöner die Welt." - "Wir sind sehr erfreut jetzt mit dem Unterschreiben, denn das ist, ich denke, gut für Polen und für die Deutschen." Antwortender junger Pole, nah. O-Ton in deutscher Sprache, ältere Frau, nah, O-Ton, junge Frau, nah O-Ton. Älterer Mann antwortet in polnischer Sprache. Alle Antworten positiv.

02. Allendorf: Moschee für Gastarbeiter
Moderne Kirchen aus dem Archiv. Muezzin am Kopf einer Wendeltreppe stehend, O-Ton. Schwenk von ihm über türkische Flagge auf der behelfsmäßigen Moschee. Gastarbeiter auf dem Wege zur Moschee. Diverse Einstellungen der Allendorfer Eisengießerei, außen und innen. Leute bei der Arbeit. Adil Kececi, der Muezzin, mit Schutzhelm an seinem Arbeitsplatz, groß. Adil Kececi mit Turban auf dem Glockenturm, halbtotal. Sein Muezzinruf O-Ton. Schwenk über Werkswohnungen. Häuser tragen Namen wie "Haus Izmir", "Haus Istanbul", "Haus Ankara". Arbeiter auf dem Wege zur Moschee, vor der sie sich Hände, Füße und Gesicht waschen. Sie stellen ihre Schuhe vor dem Betreten der Moschee ab. Einige Einstellungen vom Gottesdienst. O-Ton des Gesanges von Adil Kececi. Alle knienden Türken verneigen sich bis auf den Boden.

03. Bremerhaven: Kruppschwimmhalle
Außenaufnahmen der Schwimmhalle. Innenaufnahme: Publikum am Beckenrand. Kapelle. Kuppel mit Bremer Schlüssel öffnet sich. Redner. Diverse Einstellungen von Schwimmern, auch Unterwasseraufnahmen. Sportschwimmer in ihren Bahnen.

04. München: Fußball Bayern München - MSV Duisburg
Spiel bei Flutlicht. Diverse Spielszenen, zum Beispiel Budde/ Duisburg schießt an Pfosten. Linssen/ Duisburg schießt Tor. Jubelnde Duisburger. Münchner Torwart Maier fängt Ball ab und Großaufnahme im Spiel. München wird Halbzeitmeister.

05. Berlin: Charles Aznavour
Aznavour-Koffer auf dem Boden. Probeaufnahmen. Aznavour mit Mikrofon, total und halbtotal, singt O-Ton "Yesterday, when i was young ..." Gitarrist, groß. Aznavour bei Spaziergang durch Herbstlaub im Maximantel und auf dem Kurfürstendamm in kurzer Lederjacke. 2 Kellnerinnen bitten um Autogramm, das er ihnen gibt. Aznavour vor Plattenladen mit Reklamen für ihn. "Charles le Grand" und "Charles Aznavour in Deutschland". Aznavour wieder auf der Probe. O-Ton "Yesterday". Gitarrist und Saxophonist, jeweils groß. Aznavour und seine Band, total.

Brandt in Warschau, dt.-poln. Vertragsunterzeichnung
Kamera: Luppa, Pahl

Moschee für Gastarbeiter
Kamera: Luppa
Herkunft: Archiv

Krupp-Schwimmhalle, Bremerhaven
Kamera: Jürgens, Rieck, Ahsendorf

Fussball München - Duisburg
Herkunft: Fox München

Charles Aznavour in Berlin
Kamera: Pahl, Ahsendorf

Anfang und Ende

Gesamtlänge

Dabei-Politik: Versöhnung mit Polen
Polen spielten für Deutsche das Deutschlandlied. Ministerpräsident Cyrankiewicz, der wie Millionen Polen in einem deutschen KZ gelitten hatte, schritt schweigend an der Seite des Bundeskanzlers die Front der Ehrentruppe ab.
Gespannter Ernst lag über der Unterzeichnungs-Zeremonie im Haus des polnischen Ministerrats. Willy Brandt und Josef Cyrankiewicz signierten einen Vertrag, der eine Brücke zwischen beiden Völkern schlagen, mit dem die Versöhnung ihren Anfang nehmen soll. Kernstück des Vertrages: die Bundesrepublik erkennt die Oder-Neiße-Linie als Polens Westgrenze an. 25 Jahre danach akzeptiert die Bundesrepublik die Folgen eines verlorenen Krieges.
Nach dem Austausch der Urkunden: ein Händedruck für Polens Parteichef Gomulka. Deutschen und polnischen Dank empfängt der früher Staatssekretär Duckwitz, der den Vertrag in monatelangen Verhandlungen vorbereitete. Die vereinbarte Auswanderung deutschstämmiger Polen und die angekündigte Aufnahme diplomatischer Beziehungen-Erfolge, die trotzdem eine parlamentarische Kraftprobe im Bundestag nicht verhindern können, über die auch Bundeskanzler Brandt mit seinen polnischen Gastgebern sprach.
Das Ehrenmal für die ermordeten Juden des Warschauer Ghettos im Herzen der Stadt. Konfrontiert mit einem der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte, reagierte der Kanzler mit einer spontanen Geste.
Die polnische Bevölkerung, wie beurteilt sie den Versuch eines Neubeginns? Wir fragten Passanten auf der Strasse.
(Original-Ton): "Das ist gut, dass Brandt ist heute in Polen und dass die alle polnische Leute sind auch ..." - "Sie sind glücklich darüber?" - "Ja, sehr glücklich, ja." - "Wir hoffen, dass es wird der Frieden immer grösser und immer schöner die Welt. - "Wir sind sehr erfreut jetzt mit dem Unterschreiben, den das ist, ich denke gut für Polen und für die Deutschen."

Dabei-Gesellschaft: Allah abkar
Seit zwei Monaten ruft auch Muezzin Adil Kececi in Allendorf elfhundert Arbeitnehmer aus der Türkei zum Gebet.
54.000 Mark sparten sie in zwei Jahren in ihrer Eisengießerei, um ihre Glaubenspflicht erfüllen zu können. Die Betriebsleitung steuerte 70.000 Mark bei.
Mittags 12 Uhr und bei Sonnenuntergang wechselt er vom Dreher zum Laienpriester.
Die neuen Werkswohnungen für die ausländischen Arbeiter. Sie beginnen die heilige Handlung mit der traditionellen Waschung vor ihrem behelfsmässigen Gotteshaus.
Ein Beispiel sinnvoller Lebenshilfe für die türkischen Gastarbeiter in Allendorf.

Dabei-Sport: Herbstmeister
Die Schwimmhalle aus dem Baukasten - ein Konstruktionsprinzip, das Zukunft hat. Bremerhaven feierte die Premiere einer neuen Schwimmhallen-Serie, die architektonische Flexibilität mit den Vorteilen der Fertigbauweise verbindet.
Nach der Schlüssel-Übergabe erprobte der Nachwuchs Sprungturm und Mehrzweck-Becken. Nur die Stahlkonstruktion der Halle mit Stützen und Verbänden wurde vorfabriziert. Dach und Aussenwände entstanden aus kunststoff-beschichteten Stahlblechen. Decke und obere Wandflächen wurden mit schallschluckenden Platten verkleidet. Das Wasser im Sportbecken kann auf 24 Grad, im angeschlossenen Lehr-Schwimmbecken auf 30 Grad erwärmt werden.
Das neue Baukasten-System ist kostensparend und so variabel, dass sich jede Gemeinde aus den Fertigteilen eine individuelle, auf den jeweiligen Zweck abgestimmte Schwimmhalle bauen kann.
Vor dem eigenen Publikum haben sie meist Blei in den Füssen und verstolpern die besten Chancen - die Spieler des FC Bayern München, die auswärts oft Sonderklasse demonstrieren. Der MSV Duisburg - in gestreiften Hemden - hatte die Heimschwäche der Gastgeber ins taktische Konzept miteinbezogen. Schnelle Konterschläge schreckten die Bayern-Elf, die der Titel des Herbst-Meisters lockte.
In der 14. Minute: Pfostenschuss durch Budde. Wenig später, nach einem Zufalls-Treffer der Münchner, gelingt den Gästen der Ausgleich: Linßen lässt dem Torwart keine Chance. Die Duisburger greifen auf ihr Roll-System zurück, das sie in der Bundesligaeinst kreierten. Torwart Meier wählt den Nahkampf, um die Schwächen seiner Abwehr auszubügeln.

Dabei-Musik: Tristesse im Herbst
"Gestern, als ich noch jung war ..." - die Masche mit der Melancholie, sie füllt Konzertsäle, wenn Charles Aznavour sie präsentiert. Auch auf seiner neuen Tournee vertraut er alten Erfolgsrezepten. Wir begleiteten den König des Chansons durch das herbstliche Berlin.
Aznavour begann seine grosse Karriere vor 25 Jahren - in einer Pariser Vorstadt-Kneipe. Edith Piaf entdeckte, was noch heute fasziniert: die Nonchalance und Empfindsamkeit seiner Lieder.

Veröffentlichungsdatum:

08.12.1970

Produktionsjahr:

1970

Kameraführung:

Jürgens; Luppa; Pahl, Georg; Rieck, Hans Jürgen; Ahsendorf

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Fox München

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch