Sacherschließung
01. Deutschland: Vernichtung der Gemeinde Alversdorf, Kreis Helmstedt, wegen Braunkohlefunden unter dem Dorf
Kumpel-Blasmusikkapelle in Uniformen. Ortsschild "Alverdorf, Kreis Helmstedt, Zonengrenzbezirk". Daneben Mann mit Blockwagen. Mehrere Einstellungen des Dorfes: im Hintergrund Industrieschornsteine. Blick in das Kraftwerk Offleben. Diverse Einstellungen vom Einreißen der Häuser mit Bulldozern.
Zusammenstürzende Häuser. Arbeiter auf dem Friedhof beim Bergen und Abtransport der Gebeine in Kiste. Sarg wird auf Leichenwagen gebracht. Greifer, groß, Kinder auf der Straße. 3 Männer. Interview Boerner (kaum sichtbar) mit einzelnen Bewohnern, auch Kindern.
O-Ton: "Gehen Sie gerne aus Alversdorf weg?" - "Nein, ich gehe nicht gerne aus Alversdorf weg. Ich wohne hier seit 12 Jahren und ich habe mich hier gut eingelebt und es tut einem wirklich leid." - "Nein." - "Warum nicht?" - "Weil in Alversdorf das ganze Dorf eine Familie war." - "Wir sind zu sehr gebunden daran gewesen, wir waren alle eine Gemeinschaft." - "Und wie ist das mit Euch? Wollt ihr lieber in Alversdorf wohnen bleiben?" - "Ja, ich möchte gerne hierbleiben, weil hier nicht so viel Stadtverkehr ist." - "Und mit Dir?" - "Hier in der Schule findet man leichter Freunde als in Schöningen." - "Ich möchte gerne hierbleiben." - "Und warum?" - "Weil man hier so viel Freunde hat und man kann spielen."
Abraumbagger in Betrieb, Schwenk. Vorstandsmitglied des Braunkohlewerkes, nah, spricht O-Ton: "Unter Alversdorf lagern immerhin 30 Millionen Tonnen Braunkohle. Das reicht bei einer jährlichen Förderung von 5 Millionen für uns immerhin 6 Jahre und damit werden im Harz-Heideraum etwa 300.000 Menschen versorgt." Unter dem O-Ton Bilder des Abraumbaggers, fahrender Güterzug, Schwenk auf Bagger.
02. Deutschland: Flugzeug VFW-Fokker-614 und sowjetische Yak-40
Hangar: Traforückfahrt. VFW-614 rollt heraus. Zuschauer. Mehrere Detailaufnahmen, nah. Gangway wird herabgelassen. Blick in Cockpit mit Armaturen eines Jumbo-Jet. VFW-614, frontal auf der Piste, Traforückfahrt.
Landende sowjetische Yak-40, total und nah. Aufschrift Yak-40, rotorcraft Aertirrena. Triebwerke groß und nah. Blick in Cockpit mit Piloten. Schwenk über besetzten Passagierraum. Startende Yak-40, total.
03. Berlin: Herzoperation bei einem Schaf
Berliner Krankenhaus Westend, total. Schild: Forschungsabteilung Chirurgie. Innen, OP: Schaf auf Operationstisch wird für die Operation vorbereitet. Ärzteteam. Bestecktisch, nah. OP-Szenen. Pochendes Herz im Brustkorb, nah. Herz-Lungenmaschine in Betrieb. 2 Teile des künstlichen Herzens, das eingepflanzt werden soll, in Arzthänden nah, werden zusammengehalten. Künstliches Herz wird implantiert. OP-Szenen. Apparat, der Herztätigkeit aufzeichnet.
Interview mit dem Teamleiter, Prof. Bücherl. O-Ton: "Herr Professor, Sie forschen an der Entwicklung eines künstlichen Herzens. Wie weit ist die Medizin auf diesem Gebiet?" - "Nun, zunächst mal, ich forsche, Sie haben ja gesehen, dass wir ungefähr 20 Ärzte, Ingenieure und sonstige wissenschaftliche Mitarbeiter sind und zweiten Frage, es gibt einige Zentren auf der Welt, die sich mit solchen Experimenten heute beschäftigen. Das Ganze ist völlig im Stadium des Experimentierens, wenn man darunter versteht, dass ein krankes Herz, vorher gesundes, ersetzt werden soll. Es ist auf der anderen Seite zu sehen, dass es wesentlich vorwärts geht und dass man gerade mit langfristig funktionierenden Blutpumpen in zunehmendem Maße nun sieht, dass sie tolerabel sind und dass sie das leisten, was man am Ende von einem künstlichen Herzen erhofft. Unter dem O-Ton das künstliche Herz, Tropfgeräte, nah, das Schaf auf dem OP-Tisch unter Tüchern, atmend. Schwenk auf Blutpumpe.
04. Niesbach, Bayern: Elektronik-Musik-Gruppe "Popol-Vuh"
Elektronik-Schrank wird von Mitglied der Gruppe bedient, nah. Trommler, nah. Die Dreiergruppe auf der Straße in Niesbach und auf einem Abhang, total und nah. Unterhaltung der drei über ihre Musik.
O-Ton: "Zunächst, die einen, die wissen, was ein Trip ist, die anderen werden befremdet sein, weil sie sagen: was geht da in mir los? Und das ist das Schöne, dass du selber was tust und dass die Musik was mit dir tut. das ist wie ein Traum. Neue Schichten aus deinem Unbewußten werden dir durch die Musik unter Umständen etwas klarer, sie werden dir greifbarer. Mal die Leute dort hinzuführen, wo es anders ist als sonst."
Sie gehen in ein Bauernhaus. Innen junge Leute, die an der Wand sitzen, und der Elektronikschrank. Einzelne Hörer, nah. Laufendes Bandgerät, nah. Bedienender des Schrankes mit Kopfhörer, nah, trommelnde Hände, nah. Scheibe schiebt sich vor das Objektiv.
05. Berlin-Kreuzberg: Internationales Straßenradrennen
Mann bei Startschuß. Transparent: Start und Ziel: Start der Radler, von oben gesehen. Ehepaar auf Balkon als Zuschauer, groß Leute in Gaststätten an den Fenstern. Diverse Rennszenen, einzelne Fahrer groß. Zuschauer am Straßenrand. Wurststand: Hand reicht Wurst auf Pappteller zum Käufer. Wurstesser und Trinkende. Zuschauer an Fenstern. Ecke mit Straßenschildern "Züllichauer Straße" und "Golßener Straße". Fahrt der Radler durch das Ziel.
Herkunft / Inhaltsart
Vernichtung der Gemeinde Alversdorf
Kamera: Brandes
Flugzeuge YAK 40 und VFW 614
Kamera: Jürgens, Brandes, Obschernikat
Herkunft: Schnabel-Film
Herzoperation bei Schafen
Kamera: Pahl
Popol Vuh-Gruppe
Herkunft: Deutschlandspiegel
Intern. Radrennen Berlin-Kreuzberg
Kamera: Ahsendorf, Gleitsmann
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Report: Tod eines Dorfes
Das Musikstück zur Todesstunde war beziehungsreich: der Brikett-Marsch verabschiedete ein Dorf, das in seiner langen 'Geschichte nur einen Fehler hatte - es war auf Braunkohle gebaut. Alversdorf starb termingerecht am industriellen Fortschritt. Das nahegelegene Kraftwerk Offleben in Niedersachesen braucht die Kohle unter Alversdorf. Die Folge: Häuser, Schule, Kirche, Scheunen mußten abgerissen werden. 20 Millionen Mark kostet das abrupt Ende von tausend Jahren Dorfgeschichte und die Entschädigung für die Dorfbewohner.
Sogar die Toten ziehen um. Ihe endgültig letzte Ruhe finden sie auf den Friedhöfen der benachbarten Dörfer.
Die letzten der 3.000 Einwohner bereiten in diesen Tagen ihre Übersiedlung in andere Dörfer vor. Fühlen sie sich als Opfer unserer auf Rentabilität und Fortschritt programmierten Volkswirtschaft?
(Originalton): "Nein, ich gehe nicht gerne aus Alversdorf weg. Ich wohne hier seit 12 Jahren und ich habe mich hier gut eingelebt und es tut einem wirklich leid." "Gehen Sie gerne aus Alversdorf weg?" "Nein". "Warum nicht?" "Weil in Alversdorf das ganze Dorf eine Familie war." "Wir sind zu sehr gebunden daran gewesen, wir waren alle eine Gemeinschaft." "Und wir ist das nun mit Euch? Wollt Ihr lieber in Alversdorf wohnen bleiben?" "Ja, ich möchte gerne hierbleiben, weil hier nicht soviel Stadtverkehr ist." "Und mit Dir?" "Hier in der Schule findet man leichter Freunde als in Schöningen." "Ich möchte gerne hierbleiben." "Und warum? "Weil man hier so viel Freunde hat und man kann spielen."
10 Meter frißt sich der Abraum-Bagger täglich vor. In wenigen Monaten ist Alversdorf nur noch eine Kohlengrube. Ein Vorstandsmitglied das Braunkohle-Kraftwerkes warb um Verständnis für den Tod von Alversdorf. (Originalton): "Unter Alversdorf lagern immerhin 30 Millionen Tonnen Braunkohle. Das reicht bei einer jährlichen Förderung von 5 Millionen für uns immerhin 6 Jahre und damit werden im Harz-Heideraum etwa 300.000 Menschen versorgt."
Dabei-Technik: Yak 40 - VFW 614
Kredite aus Bonn gaben den notwendigen Auftrieb für Deutschlands erstes Düsenverkehrsflugzeug im Eigenbau: die VFW-Fokker 614. In Bremen stellte sie sich vor. Für 40 Passagiere ausgelegt, soll sie auf unbefestigten Plätzen und Grasnarben landen können.
Der Kurzstrecken-Jet rollte mit eigener Kraft auf die Piste. Die Turbinen - zum Schutz gegen Steinschlag auf die Tragflächen montiertbleiben das Sorgenkind der Bremer Flugzeug-Bauer: denn die Lieferfirma Rolls-Royce kämpft ums wirtschaftliche Überleben. Das Cockpit birgt die Elektronik eines Jumbo-Jets. Der Kaufpreis: 9 Millionen Mark
Mit einem Dumping-Preis von nur 3 Millionen schickt die Sowjetunion ihre neue Yak 40 ins Rennen gegen die deutsche Konkurrenz. Drei Triebwerke mit je 1500 Kilo Schubkraft garantieren wie beim deutschen Modell eine Start-und Landestrecke von Knapp 500 Metern. 28 Personen faßt die Kabine. Ausgerüstet mit Auto-Pilot und Wetter-Radar hat der konkurrenzlos billige Russen-Jet die Chance, eine Marktlücke im internationalen Angebot zu füllen.
Dabei-Notizen: Herzoperation bei Schafen
Der Herz-und Kreislauftod ist die Zivilisationskrankheit Nummer 1 geworden. In der chirurgischen Forschungsabteilung des Berliner Krankenhauses Westend leisten Schafe unfreiwillig Pionierdienste für herzkranke Menschen. An Schafen wird heute erprobt, was morgen vielleicht Tausenden von Menschen Rettung verspricht: der Austausch kranker Herzen gegen künstliche Herz-Pumpen.
Schafe haben etwa gleich große Herzen wie Menschen. Kreislauf und Atmung des Tieres werden durch eine Herz-Lungen-Maschine stabil gehalten, nachdem das Herz entnommen worden ist. Die künstliche Pumpe wurde von Ingenieuren und Medizinern des Krankenhauses selbst entwickelt.
Die Schafe leben mit ihren künstlichen Herzen bislang nur etwa einen Tag. Die häufigste Todesursache: Blutgerinnsel, die sich in der Pumpe bilden. Durch Züchtung von Zellkulturen an den Innenwänden der Kunststoff-Herzen und durch neue Materialien soll dieses Problem gelöst werden. Wir fragten den Teamleiter, Professor Bücherl, nach den Zukunfts-Chancen seiner neuen Implantationsmethode:
(Originalton): "Herr Professor, Sie forschen an der Entwicklung eines künstlichen Herzens, Wie weit ist die Medizin auf diesem Gebiet?" "Nun, zunächst mal, ich forsche, Sie haben ja gesehen, daß wir ungefähr 20 Ärzte, Ingenieure und sonstige wissenschaftliche Mitarbeiter sind und zur zweiten Seite dieser Frage, es gibt einige Zentren auf der Welt, die sich mit solchen Experimenten heute beschäftigen. Das Ganze ist völlig in Stadium des experimentierens, wenn man darunter versteht, daß ein krankes Herz, vorher gesundes, ersetzt werden werden soll. Es ist auf der anderen Seite zu sehen, daß es wesentlich vorwärts geht und daß man gerade mit langfristig funktionierenden Blutpumpen in zunehmendem Maße nun sieht, daß sie tolerabel sind und daß sie das leisten, was man am Ende von einem künstlichen Herzen erhofft."
Dabei-Musik: Popol-Vuh-Gruppe
Ein schwarzer Elektronik-Schrank, der 7 Milliarden Klänge Bergen soll. Seine Besitzer: "Popol Vuh", eine avantgardistische Musiker-Gruppe, die sich unter den mißtrauischen Blicken der Einheimischen im bayerischen Niesbach einquartierte, um in der reinen Bergluft eine neue Klangwelt zu erschließen. Wir hörten ihnen zu, als sie die letzten winterlichen Tage für ein Fachgespräch im Freien nutzten.
(Originalton): Zunächst, die einen, die wissen, was ein Trip ist, die anderen werden befremdet sein, weil sie sagen: was geht da in mir los? Und das ist das Schöne, daß du selber was tust und daß die Musik was mit dir tut. Das ist wie ein Traum: Neue Schichten aus deinem Unbewußten werden dir durch die Musik unter Umständen etwas klarer, wie werden dir greifbarer. Mal die Leute dort hinzuführen, wo es anders ist als sonst." Elektronische Hausmusik in einem alten Bauernhaus. Progressiv gestimmte junge Leute sind das kritische Publikum, vor dem die "Popol-Vuh" ihr 80.000-Mark-Gerät bedienen. "Aus dem Elektronikschrank kommt nur das, was wir selbst hineinfühlen", meinen sie und laden zum Kauf ihrer ersten Langspielplatte ein.
Dabei-Sport: Radrennen Berlin-Kreuzberg
Radrennen in Berlin! Die Asphalt-Jagden im Häusermeer von Kreuzberg, seit Jahrzehnten Auftakt der Straßenrenn-Saison, waren schon immer mehr als nu rein Sportereignis. Balkon und Souterrain! Molle und Milieu! bilden die traditionelle Kulisse für das alljährliche Kräftemessen zwischen Berliner Lokal-Größen und einigen eingeflogenen Stars.
Der zwei Kilometer lange Rundkurs mußte 55 mal durchfahren werden -hinreichend Gelegenheit für jeden Zuschauer, sich einen Favoriten optisch einzuprägen. Zum Schluß teilten sich ein importiertes Fahrer-As und ein Berliner Sportler die beiden ersten Plätze.
Personen im Film
Boerner, Hans Jürgen ; Bücherl ; Popol Vuh
Orte
Deutschland ; Alversdorf ; Berlin-Kreuzberg ; Alwersdorf ; Berlin ; Niesbach/Bayern ; Niesbach ; Bayern
Themen
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