Sacherschließung
01. Bonn: Neuer russischer Botschafter Valentin Falin bei Bundespräsident Heinemann
Villa Hammerschmidt, total mit Wasserspielen und Ehrenformation. Falin wird am Auto begrüßt und in die Villa Hammerschmidt begleitet, Falin halbtotal, dreht sich um und grüßt zurück. Ehrenformation. Heinemann und Falin, halbtotal, Falin, groß. Händeschütteln, beide verneigen sich vor einander.
02. Dortmund: Interschul '71, Nixdorf Computer
Notenlinien auf Wandtafel, Kinderhand tippt auf die Noten der Melodie "Hänschen klein ... ". Traforückfahrt. Auf Brillenglas steht mehrfach "3. Interschul '71". Schwenks über Computeranlage. Schüler mit Kopfhörern, Lehrer am Schaltpult. Interviews mit mehreren Schülern über die neue Lehr- und Lernmethode.
O-Ton: "Ja ich halte eben nicht von diesen neuen Lernmethoden, weil ich mein', das Verhältnis des Schülers zum Lehrer ist nicht das Gleiche, als wenn man eben den Lehrer persönlich erkennt." - "Also ich finde es gut, die neue Art des Lernens durch Computer, weil man eigentlich nicht mehr der Aggressivität und den Launen des Lehrers ausgesetzt ist."
Ranfahrt auf altes Schülerpult mit Computer darauf. Diverse Einstellungen von Unterricht mit Hilfe von Computern. Schülerin bedient Taste zur Antwort auf die Frage, die auf Bildschirm erscheint "Wie heißt die Hauptstadt von Niedersachsen?". Unterweisungsstand für Nixdorf-Lehrsystem "Bakkalaureus", Parallelschulung. O-Ton eines Oberstudiendirektors, nah.
O-Ton: "... also es wird nie genügend Lehrer geben, die die Computer füttern können, also Computer gibt es genug, aber die Lehrer dazu werden wir wohl nie auftreiben können."
Unter dem O-Ton Bilder von Computern im Unterricht und beim Ausfüllen eines Zeugnisblattes. Kinder im Vorschulalter beim Zusammensetzen von verschiedengeformten Plastikscheiben. Lernbehindertes Kind an einer Art Schreibmaschine. Junges Mädchen in runder Zelle beim Bedienen eines Computers.
03. Mehr Spaß in der Freizeit III
Einstellungen aus dem Erwerbs- und Arbeitsleben. Blick auf Mönckebergstraße Hamburg von oben. Viel Autoverkehr und viele Menschen auf Zebrastreifen. Passanten im Vorübergehen groß und nah. Verschiedene Interviews. Tischtennis spielen, Drachen steigen lassen, Familie in der Badeanstalt beim Schwimmen.
04. Bischofsheim: Steuerberater Scheffel als Raubkatzenhalter
Tiger hinter Gitter, nah. Fahreraufnahme am Hause des Steuerberaters vorüber. Scheffel bringt Wanne mit Futter. Spricht mit einer Raubkatze durch das Gitter, O-Ton: "Schlecht geschlafen, ja, gucke mal, der Radjah, der ist viel lieber wie du." Mehrere Einstellungen der Raubkatzen in ihren Käfigen. Stück Fleisch wird durch das Gitter hineingeschoben. Scheffel spielt mit Tiger im Käfig. Interviews mit Leuten aus der Nachbarschaft.
O-Ton: "Wir hören an sich sehr wenig, weil die Käfige hinterm Haus liegen, hinterm Wohnhaus." - "An und für sich finde ich es nicht gut in einer geschlossenen Ortschaft so ein Hobby zu treiben."
Schwenk vom am Schreibtisch arbeitenden Scheffel auf Raubkatze vor dem Schreibtisch. O-Ton Scheffels, warum er sich die Katzen halte. O-Ton: "Bedingt durch den Beruf, den man hat, die Streitigkeiten unter den Menschen, die man mitbekommt, man letztenendes Zuflucht zu den Katzen beziehungsweise zu den Tieren sucht, weil man weiß, dass alle diese Tiere nicht im geringsten so schlecht sind wie ein Großteil der Menschen." Scheffel im Auto mit Katze im Fond.
05. München: Kunstausstellung "activa '71"
Straßenszenen in Schwabing. Maler Peter Naujoks, nah, beim Malen. Aufnahmen in seinem Atelier. Naujoks vor einem seiner Bilder stehend, total, spricht. O-Ton: "Die Bilder sollen keine Kommentare liefern oder Illustrationen sein, sonder sie sollen beim Betrachter eine Suggestion hervorrufen, und zwar Figur suggerieren, verletzte Figur, ein Geschehnis, ein bedrohlicher Vorgang."
Nebe interviewt Betrachter über die etwaige Aussage des Bildes (O-Ton fehlt). Diverse Einstellungen der Ausstellung, unter anderem multivariables Kunstwerk und bewegliches Super-Colgate-Bild mit zähneputzendem Mann. Schwenk über Bild eines Tauchers. Traforanfahrt auf Bild "Hommage a Ionesco", Mensch mit Nashornkopf, von Silvia Quant. Silvia Quant in ihrem Atelier in Schwabing. Mehrere Einstellungen. Silvia Quant beim Malen surrealistischer Bilder. Mehrere Ausstellungsstücke.
06. Köln: Hippie-Hochzeit
Trauungsszenen eines Hippie-Paares aus dem "Hair"-Ensemble. O-Ton des Paares an einer Art Altar.
O-Ton: "Vor dem Gott, zu dessen ekstatischer Erfahrung wir Menschen dank biogenetischer und atomar-elektrischer Konstruktion befähigt sind, frage ich Dich: willst Du in Freiheit und Verantwortung ein gemeinsames Leben mit mir führen?" - "Ja." - "Willst Du in Verantwortung und Freiheit ein gemeinsames Leben mit mir führen?" - "Ja." - "So soll unser Leben Vorbild für all die Menschen sein, die guten Willens sind. Wir leben gegen Intoleranz und Haß. Für Liebe!" Das Paar Uli Chival und Marlies Hüber trinken nacheinander aus Pokal, danach die Gäste. Gesang der Gäste, das Paar küßt sich, nah.
Herkunft / Inhaltsart
Russ. Botschafter Falin b. Heinemann
Kamera: Luppa
Interschul '71, Dortmund, (Nixdorf Computer)
Kamera: Ahsendorf
Mehr Spaß in der Freizeit III
Herkunft: Polyphon
Steuerberater mit Raubtieren
Kamera: Ahsendorf
"aktiva '71", Kunstausstellung, Münch.
Kamera: Rau
Hippie-Hochzeit in Köln
Kamera: Luppa
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Aktuell: Notizen zur Zeit
Ein Diplomat mit Vorschuß-Lorbeeren: Valentin Falin - Moskaus neuer Mann in Bonn. Falin gilt als einer der Architekten des deutsch-sowjetischen Vertrages. Der Deutschland-Experte aus Moskau wußte bei seinem Antrittsbesuch bei Bundespräsident Heinemann: der allgemeine Beifall, den seine Ernennung in Deutschland fand, gründet auf der Hoffnung, daß Falin das Verhältnis zwischen Bonn und Moskau versachlichen hilft.
Dabei-Report: Transistor statt Kreide
Ein Evergreen des deutschen Liedgutes - seit Generationen den ABC-Schützen verabreicht, gab auf der Interschul in Dortmund das elektronische Startsignal für die Schule der 80-er Jahre. Lehrstoff im Computer gespeichert, über Bild und Ton vermittelt, der Schüler von komplizierter Technik umgeben: wie reagiert er auf sie?
(Originalten): "Ja, ich halte eben nichts von diesen neuen Lernmethoden, weil ich mein', das Verhältnis des Schülers zum Lehrer ist nicht das Gleiche, als wenn man eben den Lehrer persönlich erkennt."
Der Staub unter den Schulbänken ist aufgewirbelt, eine moderne Technologie verändert die Pädagogik im Klassenraum, der Computer gibt dem Lehrer während des Unterrichts Zeit für andere Aufgaben.
(Originalton): "Also ich finde es gut, die neue Art des Lernens durch Computer, weil man eigentlich nicht mehr der Aggressivität und den Launen des Lehrers an sich ausgesetzt ist."
Der Schüler nimmt über Tasten die Verbindung mit dem Computer auf. Er selbst steuert die Geschwindigkeit des Programmablaufs und die Reihenfolge der einzelnen Lernschritte. Jede Antwort des Schülers wird vom Computer sekundenschnell registriert. In diesem Protokoll sieht der Lehrer auf einen Blick, wo der einzelne Schüler Fehler machte. So gewinnt er Zeit zum gezielten Einzelunterricht. Die Computer-Praxis im Schul-Alltag schilderte ein Oberstudiendirektor.
(Originalton): "... also es wird nie genügend Lehrer geben, die die Computer füttern können, also Computer gibt es genug, aber die Lehrer dazu werden wir wohl nie auftreiben können."
Viele Schüler, aber zuwenig Lehrer - eine Situation, die zur Überprüfung traditioneller Lehrmethoden zwingt.
Lernen im Vorschulalter. Hilfe für das lernbehinderte Kind - eine Maschine, die mit Geduld unterrichtet.
(Originalton): "Der Computer gehört heute zum Element der modernen Umwelt. Es ist daher die Aufgabe der Schule, die Wirkungsweise des Computers dem Schüler transparent zu machen. Wir setzen deshalb den Computer nicht nur als Lehrhilfe ein, sondern darüber hinaus auch als Demonstrationsmodell und für das moderne Schulmanagement."
Dabei-Aktuell: Notizen zur Zeit
Feierabend! Millionen Menschen, die im beruflichen Alltag vielfältigen Belastungen ausgesetzt sind, hasten ihrer freien Zeit entgegen. Unsere Freizeit wächst ständing. Wissen wir, was wir damit anfangen?
Wie verbringen Sie heute abend Ihre freie Zeit?
(Originalton):" Heute abend? Ich weiß wirklich nicht. Das muß ich Ihnen ganz ehrlich sagen, das kann ich gar nicht so genau sagen. Im Stadtpark. Meine Familie wartet schon! Meine freie Zeit heute abend? - Ich habe meine Freundinnen eingeladen - zu 'ner flotten Runde Tischtennis. Macht irren Spaß, und zwischendurch kann man über vieles quatschen." Im Kontakt zu Freunden und durch Geselligkeit kann man sich vom beruflichen Alltag lösen.
(Originalton):" Mein Sohn und ich haben Drachen gebastelt, und das Ding soll heute fliegen."
Freude an der Bewegung finden, sich körperlich und geistig fit halten, ist Sinn der Freizeit. Hier ist Gelegenheit, im Kreis der Familie die Belastungen des beruflichen Alltags auszugleichen. (Originalton): "Wir wollen zusammen schwimmen gehen. Meine Kinder sind richtige Wasserratten." Regelmäßig Schwimmen gehen ist etwas Herrliches: gesund, entspannend und macht fit. Bringen Sie mehr Spaß in die Freizeit
Dabei-Gesellschaft: Tiger als Haustier
Das Haus im neoafrikanischen Stil in Bischofsheim gibt das notwendige Flair für die ausgefallene Liebhaberei eines deutschen Steuerberaters: Raubtierzucht im eigenen Garten.
(Originalton): "Schlecht geschlafen, ja, gucke mal, der Radjah, der ist viel lieber wie du."
Aus dem Zoo von Moskau und aus Sumatra kommen die 3-Zentner-Damen, mit denen der Steuerfachmann Scheffel morgens vor dem Frühstück schäkert. Die geringsten Kosten macht des Futter: Ein Käfig-Tiger frißt kaum mehr als ein ausgewachsener Hund. Doch im Dutzend wird es auch für einen gutverdienenden Bilanzexperten teuer: Scheffel leistet sich 45 Raubtierkatzen. - Wie reagieren die Nachbarn auf das größte private Raubtiergehege Europas?
(Originalton): "Wir hören an sich sehr wenig, weil die Käfige hinterm Haus liegen, hinterm Wohnhaus."
"An und für sich finde ich es nicht gut in einer geschlossenen Ortschaft se ein Hobby zu treiben."
Vor dem berufsbedingten Kontakt mit menschlichen Schwächen flüchtete Scheffel in ein exclusives Hobby. Er gestand uns, wie er vom Menschen auf die Katze kam.
(Originalton): "Bedingt durch den Beruf, den man hat, die Streitigkeiten unter den Menschen, die man mitbekommt, man letztenendes Zuflucht zu den Katzen bzw. Zu den Tieren sucht, weil man weiß daß alle diese Tiere nicht im geringsten so schlecht sind wie ein Großteil der Menschen."
Dabei-Kunst: Debüt der jungen Garde
Auch mit 35 zählt man unter Deutschlande Künstlern noch zu den jungen. Wer einen Namen hat in der bundesdeutschen Avantgarde, stellt in diesen Tagen in München aus. Einer von ihnen: Peter Naujocks. Wir besuchten ihn in seinem Münchner Atelier. Auch Naujoks bekennt sich wie die meisten seiner jungen Kollegen zum zeitkritischen Realismus.
(Originalton): "Die Bilder sollen keine Kommentare liefern oder Illustrationen sein, sondern sie sollen beim Betrachter eine Suggestion hervorrufen, und zwar Figur suggerieren, verletzte Figur, ein Geschehnis, ein bedrohlicher Vorgang."
Die Aktiva '71 im "Haus der Kunst" in München bemühte sich um einen repräsentativen Querschnitt durch das Schaffen junger Künstler in der Bundesrepublik Deutschland. Multivariable Elemente sollen den Besucher für Spiel und Kombination aktivieren. Die Anhänger des kritischen Realismus versuchen, sich mit den bedrohlichen Vorgängen innerhalb der Gesellschaft auseinanderzusetzen.
Hommage a Ionesco, ein Bild von Silvia Quant, einer jungen Künstlerin aus Schwabing. Ihre surrealistischen Bilder bezeugen Ironie und Kritik.
Engagierte Kunst in der Diskussion. Die Aktiva '71 schwankt zwischen ästhetischer Spielerei und zeitkritischem Realismus.
Dabei-Aktuell: Notizen zur Zeit
Die Kirche ist out, das Standesamt passée, wenn Fortschritts-Pioniere den Bund fürs Leben schließen. Zwei Mitglieder des Hair-Ensembles richteten sich und ihrer Truppe eine Hochzeit mit transzendentalem Tiefgang aus.
(Originalton): Vor dem Gott, zu dessen ekstatischer Erfahrung wir Menschen dank biogenetischer und atomar-elektrischer Konstruktion befähigt sind, frage ich Dich: willst Du in Freiheit und Verantwortung ein gemeinsames Leben mit mir führen? Ja. Willst Du in Verantwortung und Freiheit ein gemeinsames Leben mit mir führen? Ja.
So soll unser Leben Vorbild sein für all die Menschen, die guten Willens sind. Wir leben gegen Intoleranz und Haß.
Für Liebe!"
Nachdem sie sich gebunden hatten, ließen sie den Freudenbecher kreisen: Uly Chival und Marlies Hüber, deren gemeinsames Wirken im Musical "Hair" sie zum Trauakt im Protest-Stil animierte. Die Truppe von "Hair" feierte eine Tat der demonstrativen Konsum-Entsagung: denn mit dem staatlichen Papier verzichtet das junge paar auch auf den Einzug in eine günstigere Steuerklasse.
Personen im Film
Chival, Uly ; Falin, Valentin ; Heinemann, Gustav ; Hüber, Marlies ; Naujoks, Peter ; Nebe, Rüdiger ; Quant, Silvia ; Scheffel
Orte
München ; Stuttgart ; Bischofsheim ; Köln ; Dortmund ; Polen ; Bonn
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Hochschulwesen ; Interviews ; Kinder ; Freizeit, Freizeitgestaltung ; Schulen, Schulungen ; Staatliche Besuche (außen) ; Staatliche Besuche (innen) ; Technik ; Tiere (außer Hunde) ; Kunst ; Ausstellungen ; Technik ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau