Sacherschließung
01. München: Drogenberatungsstelle
Junges süchtiges Mädchen und Mann gehen über Wiese O-Ton des Mädchens: "Ja ich komme mir vor wie der kleine Prinz, der auf der Such ist nach einem Stern, und zu dem Stern möchte ich einfach kommen." - "Wie lange nimmst Du denn schon Rauschgift?" - "Ja, ich habe im Februar angefangen, aber bei mir ging das unwahrscheinlich schnell und intensiv, weil ich hab´ gleich mit großen Mengen angefangen, und zwar Speed, Pervitin und Rektalin, und von dem Zeug runterzukommen, das ist unglaublich hart und schwierig, viel schwieriger als bei Opiaten. Gestern, ich bin total ausgeflippt. Ich habe nur noch fixen gesehen, mit Blut schon angezogen und lauter Nadeln. Und überall hab´ ich Rektalin gesehen und Pervitin, es war Wahnsinn."
Mädchen sprechend, nah. Zerstochener Unterarm, nah. Mädchen liegend im Gras. Beat-Band, kurz. Schild: "Drogenberatungsstelle, Notdienst jederzeit". Diverse Einstellungen eines sehr jungen Mannes mit Kreislaufkollaps, andere, u.a. das vorige junge Mädchen, die sich um ihn bemühen, der am Boden liegt. Diverse Einstellungen von Süchtigen in der Beratungsstelle. Junger süchtig gewesener in einem leeren Gartenlokal spricht.
O-Ton: "Ich hab mit 16 Jahren täglich 6-8 Joints geraucht. Ich bin dann mit 20 Jahren zum ersten Mal in Kontakt gekommen mit Heroin und Morphium. Meine Abhängigkeit vom Rauschgift war in der Zwischenzeit so stark geworden, dass ich mir alle vier bis fünf Stunden eine spritzen mußte, also einen Schuß drücken. Eines Tages hörte ich dann von der Drogenberatung. Natürlich konnte ich nicht gleich mit dem Spritzen aufhören, zugleich habe ich mich da aber reduziert, indem ich mich runtergeschossen habe. Die Entziehung hat eigentlich für mich hier angefangen, die Entziehungskur, nicht im Krankenhaus, sondern hier in der Drogenberatung." Unterlegt mit Bildern und ihm aus seinem heutigen Leben. Er geht über Hof zur Tür der Drogenberatungsstelle. Rauchende, sich unterhaltende junge Leute, nah. Der vorige junge Mann in der Beratungsstelle am Telefon, der sich telefonisch mit einem süchtigen Anrufer unterhält.
02. Radevormwald: Eisenbahnunglück
Leute mit Blumengebinden, Hinterbliebene. Halle mit 2 Reihen von Särgen. Eisenbahnstation Dahlerau. Schienenbus verläßt Bahnhof und in Kurve. Schwenk über Gleisstrecke. Mehrere Einstellungen der Unglücksstelle und Schwenks über die Trümmer des Schienenbusses und eines Güterzuges. Aufsicht auf Aufräumungsarbeiten, total. Kran lädt Trümmerteile auf Wagen. Ein Paar Schuhe auf der Erde.
03. Deutsche Sporthilfe. Josef Neckermann
Archivaufnahmen deutscher Sportler, Hürdenlauf der Männer, Hochspringerin Heide Rosendahl vor Sprung, Diskuswerferin, Schwimmer. Josef Neckermann, nah, spricht.
O-Ton: "Die deutsche Sporthilfe fördert zur Zeit rund 2000 Sportler, für die über den jeweiligen Mentor 200 DM per Monat aufgewendet werden, in einigen wenigen Fällen auch 650 DM."
Sapporo-Briefmarken im Druck. Mehrere Einstellungen der Marken zu verschiedenen Werten. Kurt Bendlin, Olympiadritter im Zehnkampf, bei Training: Kugelstoßen und Hochspringen O-Ton Bendlins, halbtotal.
O-Ton: "Es ist wichtig für den Leistungssportler, dass er keine materiellen Sorgen hat. Ich verbrauche etwa 700 bis 800 Mark im Monat für Ernährung, und das greift mir doch die Sporthilfe zum Teil ziemlich unter die Arme."
Und groß mit Neben-Schwimmer Werner Lampe, schwimmend in ZL. Lampe sitzend auf Startblock, total, spricht. O-Ton: "Ja, ich glaube bestimmt, dass ein Sportler, der von der Deutschen Sporthilfe unterstützt wird, schneller gute Leistungen erzielen wird als ein Sportler, der nicht von der Deutschen Sporthilfe unterstützt wird."
Läuferfüße in Startlöchern, nah. Laufszenen, Weitspringerin. Frage: "Verletzt ein Scheck das Amateurstatut?". O-Ton Neckermann, halb-total am Schreibtisch sitzend.
O-Ton: "Die Deutsche Sporthilfe hat niemals gegen die Amateurregeln verstoßen. Auch nach den neuen Zulassungsbestimmungen des internationalen olympischen Komitees entspricht die Tätigkeit der Deutschen Sporthilfe voll und ganz den nationalen und internationalen Statuten und Regeln."
04. Moskau: Lenin-Stadion: Fußball-Benefiz-Spiel zur Verabschiedung von Jaschin
Fußball groß im Bild. Einmarsch der Spieler. Schwenk über die Weltelf mit Willi Schulz und Gerd Müller, groß. Spielführer Jaschin vom Dynamo Moskau. Totale des Stadions. Spielszenen. Jaschin fängt Ball im Tor ab, total. Torwartwechsel. Jaschin erhält Blumensträuße und verabschiedet sich mit Kuß von den Sportlern und wird auf Schultern davongetragen.
05. 1000 km Nürburgringrennen
Diverse Einstellungen vor dem Start. Ferrari (15) mit Jackie Ickx. Start der Wagen und verschiedene Rennszenen. Jackie Ickx an den Boxen. Unterhaltung Ickx mit Monteuren durch Zeichen. Ickx fährt weiter. Rennszenen. Radwechsel an den Boxen. Ickx fährt wieder an die Boxen und steigt aus wegen Leck im Wasserkühler. Ickx, nah. Rennszenen mit 3 Porsches. Sieger Gerard Larousse und Vic Elford mit Kränzen um den Hals, winken.
Herkunft / Inhaltsart
Drogenberatungsstelle München
Kamera: Rau
Eisenbahnunglück Radevormwald
Kamera: Rühe, Jürgens, Gleitsmann
Deutsche Sporthilfe
Kamera: Rühe, Ahsendorf
Herkunft: Archiv
Fussball Benefizspiel Moskau
Herkunft: Sovkino
Nürburgringrennen, 100 km
Kamera: Luppa, Jürgens, Rühe
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Gesellschaft: Chance für Ausgeflippte
Originalton: "Ja, ich komme mir vor wie der kleine Prinz, der auf der Suche ist nach einem Stern, und zu dem Stern möchte ich einfach kommen." "Wie lange nimmst Du denn schon Rauschgift?" "Ja, ich habe im Februar angefangen, aber bei mir ging das unwahrscheinlich schnell und intensiv, weil ich hab' gleich mit großen Mengen angefangen, und zwar speed, Pervitin und Rektalin, und von dem Zeug runterzukommen, das ist unglaublich hart und schwierig, viel schwieriger als bei Opiaten. Gestern, ich bin total ausgeflippt. Ich habe nur noch fixen gesehen, mit Blut schon angezogen und lauter Nadeln. Und überall hab' ich Rektalin gesehen und Pervitin, es war Wahnsinn."
Aussagen einer Rauschgiftsüchtigen. Ihr und anderen drogenabhängigen Jugendlichen will eine neue Beratungsstelle in München helfen, die Verzweifelten und Ausgeflippten ein unkonventionelles Haus der offenen Tür anbietet. Kreislaufkollaps eines Achtzehnjährigen nach übermäßigem Heroin-Genuß.
Ärzte, Sozialhelfer und Psychologen haben sich in den Dienst einer Sache gestellt, die manchmal hoffnungslos erscheint. Auf 60.000 wird die Zahl jener Menschen unter uns geschätzt, die den harten Drogen verfallen sind. Ihre Chancen, vom Gift loszukommen, sind äußerst gering. Von 100 Drogenkranken schafft es kaum einer. Zu den wenigen, die eine Befreiung von der Sucht erhoffen können, gehört der zwanzigjährige Klaus.
Originalton: "Ich habe mit 16 Jahren täglich 6 - 8 Joints geraucht. Ich bin dann mit 20 Jahren zum ersten Mal in Kontakt gekommen mit Heroin und Morphium. Meine Abhänigkeit vom Rauschgift war in der Zwischenzeit so stark geworden, daß ich mir alle vier bis fünf Stunden eine spritzen mußte, also einen Schuß drücken. Eines Tages hörte ich dann von der Drogenberatung. Natürlich konnte ich nicht gleich mit dem Spritzen aufhören, zugleich habe ich mich da aber reduziert, indem ich mich runtergeschossen habe. Die Entziehung hat eigentlich für mich hier angefangen, die Entziehungskur, nicht im Krankenhaus, sondern hier in der Drogenberatung."
In Einzel- und Gruppengesprächen versuchen die Berater, alternative Wert- und Zielvorstellungen zum Drogenkonsum zu entwickeln. Aber noch fehlt ihnen und den Rauschgiftkranken die notwendige Unterstützung durch Staat und Gesellschaft.
Originalton: "Ah, und Sie fühlen sich schlecht? - Seit wann sind Sie denn auf dem Trip?"
Dabei-Aktuell: Notizen zur Zeit
Das Dorf Radevormwald trauert um 41 Kinder und 5 Erwachsene. Sie wurden die Opfer eines Eisenbahnunglücks, dessen skandalöse Begleitumstände an der Sicherheit auf Deutschlands Schienen zweifeln lassen. Der Tatort: eine eingleisige Nebenstrecke der deutschen Bundesbahn zwischen Dahlerau und Wuppertal. Ein Sonder-Schienenbus, der 63 Schüler von einem Ausflug nach Hause bringen soll, prallt in einer Kurve auf einen Güterzug. Die schwere Diesellok drückt den Schienenbus auf die Hälfte seiner ursprünglichen Länge zusammen. Die Helfer brauchen Stunden, um die Toten und Schwerverletzten aus verbogenem Stahl und zersplittertem Holz zu bergen.
Menschliches Versagen konstatierte die Staatsanwaltschaft. Der Bahnhof Dahlerau hat wie alle Stationen auf Nebenstrecken nur ein Einfahrts- aber kein Ausfahrtssignal. Der Diesellokführer - so heißt es - habe den Bahnhof verlassen, ohne das erforderliche Handzeichen des Fahrdienstleiters abzuwarten.
Dabei-Report: Steaks für Olympia
Im nächsten Sommer kämpfen sie in München um olympische Medaillen: Deutschlands Spitzensportler. Werden sie gegen die Weltelite bestehen können? Denn nicht nur intensives Training bestimmt den Erfolg, Hochleistungssport ist auch mit hohen finanziellen Unkosten verbunden. Viele deutsche Athleten haben seit vier Jahren einen großzügigen Förderer: die Stiftung Deutsche Sporthilfe - und ihren Vorsitzenden Josef Neckermann.
Originalton: "Die deutsche Sporthilfe fördert zur Zeit rund 2000 Sportler, für die über den jeweiligen Mentor 200 DM per Monat aufgewendet werden, in einigen wenigen Fällen auch 650 DM." Olympia-Sonderbriefmarken, deren Erlös der Sporthilfe zufließt, werden auch in diesem Jahr gedruckt. Vom 6. Juni an wird die neue Serie in den Postämtern verkauft. Die Serien der letzten Jahre brachten einen Reingewinn von 8 Millionen Mark. Kurt Bendlin, Olympiadritter im Zehnkampf, gehört zu den Sportlern, die von der Sporthilfe profitieren.
Originalton: "Es ist wichtig für den Leistungssportler, daß er keine materiellen Sorgen hat. Ich verbrauche etwa 700 bis 800 Mark im Monat Ernährung, und da greift mir doch die Sporthilfe zum Teil ziemlich unter die Arme."
Auch Spitzenschwimmer Werner Lampe weiß, daß monatliche Wechsel sportlich weiterhelfen.
Originalton: "Ja, ich glaube bestimmt, daß ein Sportler, der von der Deutschen Sporthilfe unterstützt wird, schneller gute Leistungen erzielen wird als ein Sportler, der nicht von der Deutschen Sporthilfe unterstützt wird."
Bleibt die Frage: Verletzt ein Scheck das Amateurstatut? Originalton: "Die Deutsche Sporthilfe hat niemals gegen die Amateurregeln verstoßen. Auch nach den neuen Zulassungsbestimmungen des internationalen olympischen Komitees entspricht die Tätigkeit der Deutschen Sporthilfe voll und ganz den nationalen und internationalen Statuten und Regeln.
Dabei-Aktuell: Notizen zur Zeit
700.000 sowjetische Fußballfans hatten Eintrittskarten verlangt. Doch nur 100.000 fanden Platz im Moskauer Lenin-Stadion, als die Weltelf mit Willi Schulz und Gerd Müller aus Deutschland ihren Spielführer Jaschin verabschiedete. Im Spiel gegen die Weltelf Mütete Jaschin zum letzten Mal das Tor seines Vereins Dynamo Moskau, der dem Lenin-Preisträger als Startrampe für eine beispiellese Sportkarriere diente. Als das Team der 11 internationalen Fußball-Stars nach zwei Gegentreffern zum Angriff überging, bewies der 42-jährige Jaschin, daß ihn seine gewohnte Reaktions-schnelligkeit nicht verlassen hatte.
In der 50. Minute räumte Jaschin seinen Platz für einen Nachwuchsmann, der den Ausgleich zum 2:2 hinnehmen mußte. Der lange Zeit beste Torhüter der Welt, der auch im westlichen Ausland durch überragendes Können und sportliche Fairneß imponierte, wurde vor 7 Jahren zu Europas "Fußballer des Jahres" gewählt. Für seine letzte Ehrung revanchierte sich Jaschin mit dem Vorschlag: Dieselbe Abschieds-Show - wenn's so weit ist - für Deutschlands Fußballdenkmal Uwe.
Dabei-Sport: Porsche contra Ferrari
1000 - Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Das angekündigte Duell zwischen Porsche und Ferrari hatte 180.000 Zuschauer an den Kurs gelockt. Der dunkelrote Ferrari ging mit Vorschußlorbeeren auf die Strecke: Im Training hatte er die Porsche-Renner deutlich distanziert.
Die ersten Runden bestätigten die Expertentips: Der bullige Ferrari, mit 450 PS an Motorkraft allen Konkurrenten überlegen, liegt vorn, gefolgt von den 4 Porsche.
Doch in der 6. Runde werden Ferraris Mechaniker alarmiert: Jackie Ickx muß den roten Prototyp an die Boxen steuern. Kühlwasserverlust hat die hochdrehende Maschine gefährlich aufgeheizt. Nach einer Minute und 10 Sekunden nimmt Jackie Ickx das Rennen wieder auf. Er bleibt optimistisch, obwohl er vom ersten auf den vierten Platz zurückgefallen ist.
An den Boxen herrscht Hochbetrieb: Das Vollgas-Festival auf dem Nürburgring läßt viele Motore sauer werden.
In der 20. Runde signalisiert eine Rauchfahne über dem Ferrari-Heck das Ende einer "Pistenhatz". Das Leck im Wasserkühler übersteht die sensible Formel 1-Maschine nicht. Der einzige Ferrari ist aus dem Rennen: Jackie Ickx muß die zähen Porsche ziehen lassen.
Die drei Porschefahrer nutzen die letzten Runden zum Privatduell. Gerard Larousse und Vic Elford gewinnen das Rennen und dem Porsche-Werk wichtige Punkte für die Marken-Weltmeisterschaft.
Personen im Film
Bendlin, Kurt ; Nebe, Rüdiger ; Neckermann, Josef ; Elford, Vic ; Ickx, Jackie ; Jaschin ; Lampe, Werner ; Larousse, Gerard ; Müller, Gerd ; Schulz, Willi
Orte
Harz ; Radevormwald ; Hamburg ; München ; Moskau ; Frankreich ; Augsburg
Themen
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Gattung
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Genre
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