Sacherschließung
01. Kiel: Bauerntag, Bauern contra EWG
Ostseehalle, innen, Totale der vollbesetzten Halle. Ertl, nah, greift sich an die Brille. Köpfe von Teilnehmern groß, einer mit Sprachrohr. Minister Ertl mit anderen den Saal, total von hinten gesehen. Schwenk über Plakat: "Heermann, wir warten auf die längst versprochenen Taten." Vorn Heeremann, halbtotal am Rednerpult. O-Ton: Er ist gescheitert (der Agrarmarkt), weil man mit dem Ende angefangen hat. Man hat das Pferd von hinten aufgezäumt. Er ist gescheitert, weil man mit den Preisen begonnen hat, weil man nicht in Rechnung gestellt hat, in welch vielfältiger und unterschiedlicher Weise die Staaten auf die Kosten Einfluß nehmen." Stoltenberg, nah. Zwischenschnitte einzelne Teilnehmer, nah. Applaudierende Bauern, groß. Bauer Max-Heinrich Martens vor Rindern hergehend, sprich. O-Ton: Ich bekomme für einen Liter Milch 35 ½ Pfennige. Ich habe an Unkosten pro Liter Milch 21 Pfennig für Futter, 3 ½ Pfennig für die Amortisation des Anlagevermögens und den Tariflohn mit 11 Pfennig pro Liter, so dass ich also in etwa pro Liter Milch 35 Pfennig Unkosten habe." Unter dem Ton Hinterteil einer Kuh mit schwerem Euter und Kühe von hinten gesehen. Gehöft des Bauern, dasselbe mit Landmaschinen und der Familie. Max-Heinrich Martens groß. Traforück. Wogendes Getreidefeld, Schwenk. O-Ton Martens: "Bis zum Eintritt in die EWG habe ich von diesen Feldern Brotgetreide verkauft. Als dann nach den Brüsseler Beschlüssen der Getreidepreis um 15% gesenkt wurde, mußte ich den hohen Verdienstausfall auffangen." Fahraufnahmen durch Ähren und durch Maisfeld. Fahraufnahme an besetzten Schweinekoben entlang. Martens groß. O-Ton: "Um den Anforderungen des europäischen Zusammenschlusses gerecht zu wurden, habe ich meinen Betrieb kaufmännisch und betriebswirtschaftliche voll daraus ausgerichtet. Für den Laien scheint er zu funktionieren. ich aber weiß, dass ich bei steigenden Kosten und stagnierenden Preisen in die roten Zahlen komme." Martens fährt Landmaschine, total.
02. Düsseldorf: "Winnetou" - Pierre Brice
Ankunft Pierre Brice mit seinem Hund auf Flughafen. Begrüßung, u.a. von Leuten in Indianertracht. Brice tätschelt seinen Hund. Kleine Mädchen und Erwachsene erbitten Autogramme. Mülheim/Ruhr: Szenen aus den Karl-May-Festspielen. Brice als Zuschauer, halbtotal. Tanzender Irokese. Weitere Szenen aus "Winnetou", z.T. aus Archiv.
03. München: Happening "Urbs Rosa"
Frau hängt Laken aus ihrem Schlafzimmerfenster. Haus außen, Laken hängen aus Fenstern. Verknoteter Gummiball hängt in der Luft. "Kunstwerk": Stapel aus Bierkästen. Otto Dressler, groß. Riesige Gummihände hängen an Bäumen. Otto Dressler mit Teilnehmern an zusammensetzbaren Gebilden. Dressler O-Ton: "Mit der Idee "Urbs Rosa" wollte ich an einem zentralen Ort mitten in München, den Versuch machen, genau in Schwabing, dort, wo das Vorurteil und das Klischee "Kunst", mit alten Malern und Modellen, noch vorherrscht, einmal eine Straßenkonfrontation ganz neuer, moderner Kunst in Beziehung zur Bevölkerung, das Museum verlassen, hier an Ort und Stelle, im urbanen Lebensbereich mit der Bevölkerung und der Kunst ein Gespräch zu beginnen." Unter dem O-Ton: Maler in Hintergarten mit nacktem weiblichen Modell. Mann schüttelt nackter Pappfrau die Hand. Mädchen auf Fahrrad setzt die Pappfigur in gehende Bewegung. Plastik mit Aufschrift "Statt Luft - Stadtluft". Leute beim Bemalen des Straßenpflasters mit Buchstabenschablonen. Junger Mann füllt eine Telefonzelle, in dem ein Mädchen sitzt, mit Heu. Polizist wird mit Heu beworfen. Menschenmenge wird mit Papierrollen überschüttet.
04. Stuttgart: Deutsche Leichtathletikmeisterschaften im Neckar- Stadion
Uwe Beyer vor dem Hammerwerfen, groß. Liegende Fotografen. Beyer bei Hammerwurf, total, ZL. Er wirft 74,90 m als neuen Weltrekord. Beyer, groß.
100 m Lauf der Herren: Startschuß, Lauf teils in ZL. Sieger: Karl-Heinz Klotz, groß. Heide Rosendahl bei bekannter Konzentrationsübung, bei der sie unterbrochen wird.
110 m Hürden: u.a.Günter Nickel, der Titelträger, der im Ziel stürzt. Sieger: Manfred Schumann. Heide Rosendahl bei Weitsprung, sie springt 6,69 m.
Hochsprung: ZL Zacharias. Sieger: Günther Spielvogel bei Sprung.
100 m Lauf der Damen: teils ZL. U.a. Heide Rosendahl, Ingrid Mickle-Becker. Siegerin: Elfgard Schittenhelm, total, erhält von Kind Blumenstrauß.
1500 m Lauf der Herren: Sieger: Bodo Tümmler, Berlin. Tümmler, groß.
1500 m Lauf der Damen: Laufszenen, Siegerin: Ellen Tittel, groß.
800 m Lauf der Damen: weit vorneweg läuft die Siegerin Hildegard Falck, Wolfsburg, die die 800 m unter 2 Minuten läuft. Hildegard Falck zwischen Photographen, total und allein groß.
Herkunft / Inhaltsart
Bauerntag in Kiel
Kamera: Jürgens, Rau
"Winnetou" - Pierre Brice
Kamera: Luppa
Herkunft: Archiv
"Urbs rosa"- Happening in München
Kamera: Rau
Dt. Leichtathletik-Meisterschaften in Stuttgart
Kamera: Luppa, Rau, Pahl
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Politik: Bauern contra EWG
Deutscher Bauerntag in Kiel. In der Ostseehalle macht ein gefährdeter Berufsstand lautstark auf seine Existenzkrise aufmerksam. Der Dialog mit der Regierung endet vorzeitig: Ernährungsminister Ertl verläßt verärgert den Saal. Der Präsident des Bauernverbandes, von Heereman, nennt den Hauptgrund für das bisherige Scheitern des gemeinsamen Agrarmarktes: "Er ist gescheitert, weil man mit dem Ende angefangen hat. Man hat das Pferd von hinten aufgezäumt. Er ist gescheitert, weil man mit den Preisen begonnen hat, weil man nicht in Rechnung gestellt hat, in welch vielfältiger und unterschiedlicher Weise die Staaten auf die Kosten Einfluß nehmen." "Ich bekomme für einen Liter Milch 35 1/2 Pfennige. Ich habe an Unkosten pro Liter Milch 21 Pfennig fürs Futter, 3 ½ Pfennig für die Amortisation des Anlagevermögens und den Tariflohn mit 11 Pfennig pro Liter, so daß ich also in etwa pro Liter Milch 35 Pfennig Unkosten habe." - Kostenbilanz des Bauern Max-Heinrich Martens in Schleswig-Holstein. Sein Hof entspricht genau der EWG-Norm: 85 Hektar, ein moderner Maschinenpark. Vater, Mutter, Sohn und zwei Arbeitskräfte bewirtschaften den Hof. Auch Bauer Martens gehört zu den Unzufriedenen: "Bis zum Eintritt in die EWG habe ich von diesen Feldern Brotgetreide verkauft. Als dann nach den Brüsseler Beschlüssen der Getreidepreis um 15% gesenkt wurde, mußte ich den hohen Verdienstausfall auffangen." Martens verlegte sich auf tung der Mark stimmte seine Rechnung. Doch dann drückten die verbilligten Importschweine auf den deutschen Markt. Martens steht, so scheint es, für viele deutsche Bauern: "Um den Anforderungen des europäischen Zusammenschlusses gerecht zu werden, habe ich meinen Betrieb kaufmännisch und betriebswirtschaftlich voll darauf ausgerichtet. Für den Laien Scheint er zu funktionieren. Ich aber weiß, daß ich bei steigenden Kosten und stagnierenden Preisen in die roten Zahlen komme."
Dabei-Show: Keiner stirbt Schöner
In Düsseldorf startete er eine PR-Tournee in eigener Sache: Pierre Brice, der schönste Winnetou, der je in deutschen Filmen starb. Der schüchterne Franzose, der sein Geld als Filmhäuptling in Deutschland machte, will seine Fans zum zweiten Mal zur Kasse bitten: Die erfolgreiche Karl-May-Filmserie der 60-er Jahre wird demnächst wieder in den deutschen Filmtheatern aufgeführt. Auf den Karl-May-Festspielen in Mühlheim an der Ruhr machte sich Pierre mit dem neuen Winnetou-Bild der Deutschen vertraut. Als einziger echter Indianer mimte in Mühlheim ein 2 Meter langer Irokese mit. Pierre Brice blieb unbeeindruckt. Die Volksabstimmung an der Kinokasse wird - so glaubt er - zweifelsfrei beweisen, daß Deutschlands Karl-May-Gemeinde nur einen Winnetou anerkennt: den sanften Pierre aus Frankreich.
Dabei-Kunst: Pop in Rosa
1000 Müncher Hausfrauen bekannten sich zu progressiver Kunst und ließen rosa Laken wehen. Für 12 Tage tauchte Schwabing in rosa Farbe ein. Das Happening mit Spielmaschinen und aufblasbarer Kunst aus Gummi sollte Schwabings Ruf als munteres Künstlerviertel zu neuem Glanz verhelfen. Kunst-Aktivist Otto Dressler hatte die Pop-Aktion kreiert, um den musealen Mief der traditionellen Schwabing- Wochen auszulüften: "Mit der Idee "Urbs Rosa" wollte ich an einem zentralen Ort, mitten in München, den Versuch machen, genau in Schwabing, dort, wo das Vorurteil und das Klischee "Kunst" mit alten Malern und Modellen, noch vorherrscht, einmal eine Straßenkonfrontation ganz neuer, moderner Kunst in Beziehung zur Bevölkerung, das Museum verlassen, hier an Ort und Stelle, im urbanen Lebensbereich mit der Bevölkerung und der Kunst ein Gespräch zu beginnen. "Anwohner und Passanten bestätigten den Volkskunst-Ideologen: Sie aktivierten ihren eingeschlafenen Spieltrieb und genossen für Minuten das schmeichelhafte Gefühl, an der Spitze des künstlerischen Fortschritts zu marschieren. Münchens Obrigkeit versagte der Schwabinger Imagepflege finanzielle Unterstützung. Die Rosa-Kunst-Aktion ging mit 30.000 DM in die Kreide. Im nächsten Jahr, so fürchtet Schwabings Avantgarde, wird sie auf diese Massenkunst verzichten müssen.
Dabei-Sport: Probe für Olympia
Uwe Beyer nahm Maß. Der siebenfache deutsche Meister im Hammerwerfen hatte schon in den Wochen zuvor durch weite Würfe Rekord-Ambitionen angemeldet. Den Auftakt zu den Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften verstärkte er zum Paukenschlag: 74 Meter 90 - neuer Weltrekord. 100-Meter-Endlauf der Herren. Im Stuttgarter Neckarstadion schockt ein bärtiger Twen die etablierte Sprinter-Garde: der 21 jährige Karl-Heinz Klotz siegt in 10, 1 Sekunden. Heide Rosendhal First Lady auf Deutschlands Aschenbahnen, bei einer mißglückten Konzentrationsübung. Startschuß für Heides Freund, den 110-Meter-Hürden-Spezialisten Günter Nickel. Der Titelträger mit dem gelichteten Haar kämpft mit letztem Einsatz um neue Meisterehren. Vergeblich. Nickel verliert seinen Titel an Manfred Schumann. Heide Rosendahl, mit 6 Meter 84 beste Weispringerin der Welt. In Stuttgart reichten 6 Meter 69 zur Verteidigung ihres deutschen Titels. Im Hochsprung mußte Deutschlands Höhenjäger Zacharias unerwartet passen. Drei Springer erreichten die Höhe von 2 Meter 17: Beweis für eine neue Leistungsbreits. Mit den wenigsten Versuchen siegte Ex-Meister Gunther Spielvogel. 100-Meter-Sprint der Damen- einer der Höhepunkte auf dem Stuttgarter Leichtathletik-Festival. Heide Rosendahl und Ingrid Mickler laufen neuen DLV-Rekord - und werden doch durch eine Außenseiterin abgefangen: zeitgleich siegt die 23 jährige Pharmazie- Studentin Elfgard Schittenhelm. Im 1500-Meter-Lauf versuchte ein Ex-Europameister nach langer Verletzungspause sein Comeback: Bodo Tümmler aus Berlin, de rein Jahr auf jedes Training verzichten mußte. Mit seinem langgezogenen Finish rollte er wie in alten Tagen das Feld von hinten auf. Bodo Tümmler gab dem Nachwuchs keine Chance. Bis auf weiteres bleibt er Deutschlands Mittelstrecken-As. 1500-Meter-Lauf der Damen-in München erstmals olympische Disziplin. Jahrzehntelang war diese Strecke für Frauen tabu: der weibliche Organismus schien den Strapazen nicht gewachsen. Neue sportmedizinische Erkenntnisse und Trainingsmethoden haben die 1500 Meter auch für Frauen attraktiv gemacht. In Stuttgart verteidigte die kleine Ellen Tittel durch einen energischen Spurt ihren deutschen Meistertitel. Erst der 800-Meter-Lauf alarmierte wieder die Experten auf den Rängen: die 33 jährige Hildegard Falck aus Wolfsburg hielt ihr sensationelles Tempo auch auf der Zielgeraden durch. Die Zeitnehmer signalisieren einen Fabel-Rekord: als erste Frau der Welt läuft Hildegard Falck die 800 Meter unter 2 Minuten. Auf den deutschen Meisterschaften - so meinen Optimisten - wurden die ersten olympischen Medaillen schon verteilt.
Personen im Film
Beyer, Uwe ; Brice, Pierre ; Dressler, Otto ; Ertl, Josef ; Heeremann von ; Martens, Max-Heinrich ; Stoltenberg, Gerhard ; Falck, Hildegard ; Klotz, Karl-Heinz ; Mickler-Becker, Ingrid ; Nickel, Günther ; Rosendahl, Heide ; Spielvogel, Günther ; Schittenhel, Elfgard ; Schumann, Manfred ; Tittel, Ellen ; Tümmler, Bodo ; Zacharias
Orte
Kiel ; Mühlheim ; Schleswig Holstein ; München ; Polen ; Stuttgart ; Düsseldorf ; Mühlheim/Ruhr
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Interviews ; Europa, EVG, EWG ; Festspiele ; Forstwirtschaft ; Tiere (außer Hunde) ; Kunst ; Leichtathletik, Jogging, Volkslauf ; Landwirtschaft ; Landwirtschaft ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau