UFA-Dabei 782/1971 20.07.1971

01. Lager Friedland und Besuch von Bundespräsident Heinemann
Eintreffen von Polendeutschen: mehrere Einstellungen. Aussteigen aus der Eisenbahn mit Kindern und Gepäck. Schild: "Grenzdurchgangslager Friedland", Schwenk auf Umsiedler, die das Lagertor passieren. Heinemann, halbtotal mit Umsiedlern vor Baracke. Mädchen überreicht ihm Blumen. Heinemann halbtotal bei Ansprache und total an kleinem Stehpult.
O-Ton: "Sie haben nun seit Kriegsende in ihrer alten Heimat als eine Minderheit gelebt und hatten dabei mit allen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Minderheiten überall auf dieser Welt zu ertragen haben. Lassen Sie sich von niemandem in die Situation von Neubürgern drängen. Sie sind Vollbürger in der Bundesrepublik Deutschland mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten wie alle anderen." Mehrere Einstellungen der zuhörenden Umsiedler während der Rede und auf dem Lagergelände gehend. Heinemann betritt Spielzimmer für Kinder, sitzt zwischen Kindern. Kinder, Schwenk auf Mütter. Polendeutsche schildern auf Frage von Boerner (Deutsche Wochenschau) die Lebensumstände in Polen nach der Antragstellung auf Übersiedlung.
O-Töne: "Dort wurde dann meine Abteilung, wo ich gearbeitet habe, benachrichtigt, dass sie mir den geringsten Lohn und eine erschwerte Arbeit geben, so dass die Schikanen von dem Tage an angefangen haben, wo ich den Antrag dann gestellt habe." - "Hat man Ihnen von Schwierigkeiten in Polen erzählt, die Sie hier in der Bundesrepublik haben werden?" - "Nein, offiziell nicht." - "Zu hören war es, dass wir hier weniger verdienen und uns wird´s nicht so gehen in Deutschland wie es uns jetzt geht in Polen. Ja, das haben wir ja nicht geglaubt, niemals." - "Dass wir in Deutschland als Volk zweiter Klasse behandelt werden, sowas hat man uns erzählt, Räuberpistolen erzählt, nicht, das haben wir ja nicht geglaubt." - "Und wollen Sie mal in ein paar Jahren zurück als Tourist?" - "Vielleicht." Nahaufnahmen der Antwortenden.

02. Tragflächenboot "Tucumcari"
Beschreibungen aus El Mundo 456/3. Tragflächenboot Tucumcari in Fahrt total und halbtotal. Schwenk im Kommandostand. Hände des Lenkenden am Steuer, groß. Fahraufnahme, Teile des Schiffes sichtbar. Bug- und Heckwellen. Fahrt an Boje vorüber. Tucumcari total und im Vorüberfahren, nah. Hier kürzer.

03. Bremen: Start der VFW-614
VFW-614 am Boden bei Überprüfung durch Monteure. Zuschauer hinter Zaun. Totale mit Zuschauern. Monteure steigen ein. Maschine total im Anrollen wendend. Start der Maschine, total. Aufnahmen in der Luft total von Begleitflugzeug aus. Bug und Heck jeweils nah. Landende VFW-614, auf der Landepiste wird der Bremsschirm ausgelöst.

04. Polen: Raffineriebrand
Mehrere Einstellungen der stark qualmend brennenden Raffinerie. Löschschaum entströmt, groß. Schlauch. Feuerwehrmänner mit Schläuchen. Schaumflocken fliegen vorüber. Feuerwehrleute waten im Schaumteppich bis zum Halse. Löscharbeiten.

05. Hamburg: Kunstfabrik
Schwenk auf Fabrikgebäude. Schadhafte Front. Beschriftung: "Karl G. Weber KG, Maschinen-Industrie". Mehrere Innenaufnahmen beim Herrichten der Räume für die neuen Zwecke. Beatband beim Spiel, im Vordergrund spielende Kinder. Schwenk über Zuschauer auf der Galerie auf die Beatband. Zuschauer, Vater mit Kind auf den Schultern. Diverse Innenaufnahmen mit Publikum, Schwenk über Töpferwaren auf Töpferin bei der Arbeit an der Töpferscheibe. Kunstausstellung: Gemälde an den Wänden. Theaterszenen mit Mitgliedern des Jungen Theaters aus Göttingen. O-Ton: O Gott, mein Gott, erbarme Dich meiner! - He, he, he." Mann schlägt mit Klöppel auf Kuhglocken, Bildwechsel mit im Rhythmus klatschenden Mädchen, nah. Mehrere Einstellungen verschiedener Darbietungen.

06. Köln: Herrenmode
Kleiner Junge geht durch große Halle, durch langen Gang, Treppen hinauf, Szenen unterlegt mit seinem O-Ton
O-Ton: "Ich heiße Detlef und bin 8 Jahre alt und wohne in Köln. Da ist so´ne Modenschau mit Männern und da soll ich hingehen und Sachen vorführen." Mehrere Einstellungen der Zuschauer an Tischen, u.a. Joachim Fuchsberger der von verschiedenen Herren als bestgekleideter Mann beglückwünscht wird. Applaus. Der kleine Junge in der Garderobe mit Dressman beim Umkleiden, Garderobiere zieht ihn an. Dressmen mit Midimänteln und Hüten und das Kind auf der Bühne, total. Darstellung von Sakkos und Anzügen. Der kleine Junge betritt die Bühne allein und wird von der Garderobiere zurückgeholt. Älterer Dressman mit stark kariertem Sakko, groß. Im Freien: Dressman sich rhythmisch bewegend, mehrere Einstellungen. Kleiner Junge steigt in die Straßenbahn. Alles unterlegt mit dem O-Ton des ansagenden Kindes.
O-Ton: "Da habe ich ganz viele Leute gesehen, Zeitungsleute und auch andere Leute. Die haben viel geredet und da ist ein Mann auf die Bühne gekommen, dem haben sie alle gratuliert, weil er immer so gut angezogen ist. Und dann haben wir alle geklatscht und da haben die Leute sich immer umgezogen. Und Tante Elisabeth hat mich immer umgezogen und wir hatten immer einen Schlips für mich gesucht. Wir mußten immer auf der Bühne hin und hergehen und uns vorstellen. Am besten hat mit der Midimantel gefallen und weil ich wo klein bin, haben mich die Großen immer vorgeschickt. Einmal hat mich Tante Elisabeth zurückgeholt, weil ich zu früh losgegangen war. Da war ein älterer Herr, und der, der hatte ein ganz schöne Jacke an. Die meisten Jacken haben viele Knöpfe und ganz große Taschen und Schlitze an den Seiten und einige haben so schönes Muster."

Gustav Reinemann in Friedland
Kamera: Brandes, Jürgens

Tragflächenboot "Tucumcari"
Kamera: Jürgens

Start d. VFW-Jet 614 in Bremen
Kamera: Brandes, Ahsendorf

Raffineriebrand in Polen
Herkunft: Polkronika

Kunstfabrik in Hamburg
Kamera: Labudda, Rühe
Herkunft: Deutschlandspiegel

Herrenmode in Köln
Kamera: Labudda

Anfang und Ende

Gesamtlänge

Dabei-Report: Heinemann in Friedland
Ankunft nach einer langen Reise: Immer noch treffen im Grenzdurchgangslager Friedland täglich Übersiedler aus Polen ein. Seit dem Abschluß des Warschauer Vertrages kamen rund 14.000 Deutschpolen in die Bundesrepublik. 170.000 warten auf ihre Ausreisegenehmigung. Zum erstenmal begrüßt ein deutscher Bundespräsident seine neuen Landleute im Grenzdurchgangslager. Die erfolgreiche Familien-Zusammenführung bezeichnet Heinemann als einen Beweis für die Richtigkeit der deutschen Ostpolitik.
"Sie haben nun seit Kriegsende in ihrer alten Heimat als eine Minderheit gelebt und hatten dabei mit allen Schwierigkeiten zu kämpfen, die Minderheiten überall auf dieser Welt zu ertragen haben. Lassen Sie sich von niemandem in die Situation von Neubürgern drängen. Sie sind Vollbürger in der Bundesrepublik Deutschland mit gleichen Rechten und gleichen Pflichten wie alle anderen".
4/5 der neuen Bürger sind jünger als 40 Jahre. Sie hoffen auf bessere Lebenschancen für sich und ihre Kinder. Wir sprachen mit einigen Deutschpolen unmittelbar nach ihrer Ankunft. Sie schilderten uns, wie sich ihre Lebensumstände in Polen veränderten, nachdem sie einen Antrag auf Übersiedlung in die Bundesrepublik gestellt hatten.
"Dort wurde dann meine Abteilung, wo ich gearbeitet habe, benachrichtigt, daß sie mir den geringsten Lohn und eine erschwerte Arbeit, so daß die Schikanen von dem Tage an angefangen haben, wo ich den Antrag dann gestellt habe."
"Hat man Ihnen von Schwierigkeiten in Polen erzählt, die Sie hier in der Bundesrepublik haben werden?" "Nein, offiziell nicht." "Zu hören war es, daß wir hier weniger verdienen und uns wird's nicht so gehen in Deutschland wie es uns jetzt geht in Polen. Ja, das haben wir ja nicht geglaubt, niemals." "Daß wir in Deutschland als Volk zweiter Klasse behandelt werden, sowas hat man uns erzählt, Räuberpistolen erzählt, nicht, das haben wir ja nicht geglaubt." "Und wollen Sie mal in ein paar Jahren zurück als Tourist?" "Vielleicht".

Dabei-Augenblicke: Noitzen zur Zeit
Amerikas neueste Kriegsmaschine reitet auf einem Wasserstrahl: "Tucumcari". ein Tragflächenboot, das nach erfolgreichem Test in Vietnam jetzt den europäischen Verbündeten angeboten wird. Auf einer Probefahrt in de: Ostsee imponierte der Tragflügler durch Spurtstärke und Manövrierfähigkeit. Eine 3000-PS-Turbine, die 100.000 Liter Wasser pro Minute durch die Antriebsdüse drückt, bringt das Boot auf 85 Stundenkilometer. Vielleicht löst es einmal die Schnellboote der Bundesmarine ab.
In Bremen hat er Flugpremiere: Deutschlands erster Düsenjet im Eigenbau Letzter Check-Up für die VFW 614, mit der die deutsch-niederländische Firma VFW-Fokker den Aufwind für rationelle Kurzstreckenmaschinen nutzen will.
Der Prototyp überraschte durch ungewohnt leise Triebwerke. 580 Millionen Mark kostet die Entwicklung der Maschine, die bei ihrem ersten Start schon nach 500 Metern von der Piste abhob.
Wir begleiteten den zweistrahligen Jet auf seinem Jungfernflug, der den strengen internationalen Vorschriften unterlag - Geschwindigkeit: 300 km/h. Flughöhe: 1000 Meter. Seine technischen Daten: 2 Triebwerke, zum Schutz gegen Steinschlag auf die Tragflächen montiert. Denn die VFW soll auf Sandpisten und Grasnarben starten und landen können. Reichweite: 700 Kilometer. Der Jet kann 44 Passagiere transportieren. Vollausgerüstet kostet er 9 Millionen Mark. 26 Bestellungen liegen bisher in Bremen vor. Die glänzende geschäftliche Premiere scheint durch die fast mißglückte Generalprobe in Bremen endgültig garantiert: der Pilot verpaßte beim Anflug den Landepunkt und mußte den Bremsfallschirm auslösen 69 Stunden loderten die Flammen aus den Öltanks von Dziedzice. 34 Menschen starben bei der schwersten Brand-Katastrophe in der polnischen Nachkriegsgeschichte. Aus ganz Polen waren Feuerwehrzüge von der Raffinerie in Dziedzice angefordert worden. Am Brandherd wartete ein Wettlauf mit der Zeit: denn das Feuer bedrohte die mit hochexplosivem Acetylen und Ammoniak gefüllten Nachbartanks. Ein Schaumteppich verhinderte, daß die Flammen übergriffen.
Nach 3 Tagen war die Stadt gerettet. Daß sie überlebte, verdankt sie einem von polnischen Wissenschaftlern neu entwickelten Schaumlösch-Verfahren.

Dabei-Kunst: Fabrik als Musentempel
Noch vor kurzem lärmten in der alten Fabrik in Hamburg-Altona die Werkmaschinen. Als sie für immer schwiegen, nisteten sich unerwartet neue Mieter ein: zwei junge Hamburger, ein Maler und ein Architekt, investierten 500.000 Mark, um das heruntergekommene Symbol für kapitalistisches Profitstreben mit neuer Bedeutung aufzuladen. Premiere der ersten deutschen Kulturfabrik.
Für 2 Mark täglich ist jeder dabei. Frei von Klassen-und Altersschranken will sich die Kulturfabrik zu einem Aktionsforum fortentwickeln, das den einzelnen zu eigener Aktivität ermuntern und eine neue Form des Kunstkonsums kreieren soll.
In der einstigen Munitionsfabrik, in der vor 100 Jahren Arbeiter Granaten drehten, wird jetzt Kunst im Kollektiv probiert. Altdeutsches Handwerk kontrastiert mit experimentellen Kunsteffekten auf Film- und Theaterbühnen, in der Musikwerkstatt und in Gemäldegalerien.
Auch das junge Theater aus Göttingen gab seinen Einstand in der Altonaer Kulturfabrik.
"O Gott, mein Gott, erbarme Dich meiner! - He, he." he." Hat der vergnügte Kunstschuppen in Hamburg Zukunft? Wenn sich Mäzene aus dem verachteten Establishment finden, gewiß!

Dabei-Gesellschaft: Mode für den Mann
"Ich heiße Detlev und bin 8 Jahre alt und wohne in Köln. Da ist so ne Modenschau mit Männern und da soll ich hingehen und Sachen vorführen".
Der jüngste Dressman der Bundesrepublik zeigte uns: Mode für den Mann, Trends, Muster und Farben für die Herbst-und Wintersaison. Auszeichnung von 5 beispiel/haft gekleideten Männern auf der 18. Internationalen Herrenmode-Woche in Köln.
Da habe ich ganz viele Leute gesehen, Zeitungsleute und auch andere Leute. Die haben viel gemiet und da ist ein Mann auf die Bühne gekommen, dem haben sie alle gratuliert, weil er immer so gut engezogen ist. Und dann haben wir alle geklatscht und da haben die Leute sich immer umgezogen. Und Tante Elisabeth hat mich immer umgezogen und wir hatten immer einen Schlips für mich gesucht. Wir mußten immer auf der Bühne hin und hergehen und uns vorstellen. Am besten hat mir der Midimantel gefallen und weil ich so klein bin. Haben mich die Großen immer vorgeschickt. Einmal hat mich Tante Elisabeth zurückgeholt, weil ich zu früh losgegangen war. Da war ein älterer Herr, und der, der hatte eine ganz schöne Jacke an. Die meisten Jacken haben viele Knöpfe und ganz große Taschen und Schlitze an den Seiten und einige haben so schönes Muster."
Die Mode für den deutschen Mann bleibt jugendlich, farbig und leger. Die Modeschranken zwischen Beruf und Freizeit sind längst gefallen. Tragen Sie unkonventionelle Eleganz im Büro: Sie zeigen damit, daß Sie Ihren Beruf als Hobby verstehen.

Veröffentlichungsdatum:

20.07.1971

Produktionsjahr:

1971

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Labudda; Rühe, Bernd Michael; Ahsendorf

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Polkronika

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch