UFA-Dabei 812/1972 15.02.1972

01. München: Rückkehr Erhard Kellers, Goldmedaillengewinner im Eisschnelllauf in Sapporo und Olympiabericht
Erhard Keller beugt sich zu jubelnder Menge herab am Flughafen. Er wird auf Schultern durch die Menge getragen, halbtotal, schüttelt Hände. Sein Lauf in Sapporo, ihm wird die Goldmedaille von Brundage umgehängt, total. Schwenk über Gelände um Sapporo. Abfahrtslauf: Start und Lauf des Siegers Bernhard Russi/ Schweiz. Abfahrtlauf der Damen: Marie-Theres Nadig, groß. Ihr Lauf total. Slalom: Marie-Theres Nadig total. Zuschauermenge im Schneetreiben. Eiskunstlauf der Damen: Pflichtszenen der Siegerin Beatrix Schuba/ Österreich. Spezialsprunglauf: 3 Japaner gewinnen alle Medaillen. Die drei auf Siegerpodesten, total. Traforückfahrt von eng gedrängt stehender Menge auf Riesenschanze. Schanzenspringen: Sieger Fortuna/ Polen, halbtotal, Sprung und Aufsetzen, total. 2 Sportler heben dem Sieger die Hände, total. Zwischenschnitte japanisches Publikum.

02. Paris: Willy Brandt bei Pompidou zu deutsch-französischen Konsultationen
Ausfahrendes Flugzeug, angetretene Soldaten. Brandt steigt Gangway herab, total. Frontabschreiten, Brandt verneigt sich vor Flagge. Im Elysee-Palast: Brandt und Pompidou halbtotal vor Kaminplatz sitzend. Pompidou im Profil, nah. Mehrere Einstellungen der Sitzung beider Delegationen, unter anderen Walter Scheel neben Brandt. Palais Beauharnais: Pompidou trifft ein, Begrüßung durch Brandt und andere. Brandt im Gespräch neben Pompidou, halbtotal. Brandt und Pompidou an Tisch sitzend, frontal. hinter ihnen unter anderen Scheel und Schiller, halbtotal. Brandt und Pompidou, halbtotal.

03. München und Köln: Karneval
Schwenk von Kneipe auf Auto mit Schild "Aschermittwoch-Abschleppdienst". "Betrunkene" werden in Kofferraum verstaut. Heraushängende Arme. Passanten und Kinder mit Karnevalshüten und in Kostümen. Nahaufnahmen Einzelner. Diverse Einstellungen der "Schull- und Veedelszög" in Köln mit Blaskapelle. Verkleidete Kinder groß und nah. München: Ansammlung vor dem Rathaus. Tanzende Girltruppe, Show im Freien. Band in Blau-weiß. Rhombenanzügen. O-Ton "Ritter Bogumil etc. ..." Fröhlich tanzende auf dem Viktualienmarkt. Kleinkind legt Konfetti aus Tüte auf den Kopf des ihn Tragenden, nah.

04. Hamburg-Wandsbek: Bombenentschärfungsversuch und Sprengung
Peterwagen mit Lautsprechern auf dem Dach. O-Ton eines Polizisten. Peterwagen total in Fahrt. Mehrere Einstellungen von Häusern der gefährdeten Gegend. Leute schauen aus Fenstern. Strohballen zum Schutz der Häuser. Polizisten leiten Autoverkehr um. Polizistentrupps. Unfallwagen fahrend. Polizisten kontrollieren evakuierte Häuser. Archivaufnahmen: fallende Bomben, Flugzeug, brennendes Hamburg. Rolladen an Geschäft wird herabgelassen. Leute gehen an die Sammelstelle.
Interviews mit ihnen, Großaufnahmen einiger Befragter, O-Ton: "Was nehmen Sie mit?" - "Papiere und so weiter." - "Wäsche und Nachtzeug und ´n Paar Stiefel." - "Nur Papiere und Geld, Sparbücher - weiter nichts." - "Ist das gefährlich oder glauben Sie nicht?" - "Nee, ich weiß nicht, man kann es nicht wissen, hat schon zu lange gelegen. Es kann auch mal ein Malheur sein. 99 Mal geht´s gut und vielleicht das 100. Mal passiert was, nicht." Leute steigen mit Vogelbauer und sich wehrendem Hund in Autos. Abtransport Kranker und Gebrechlicher in Autos beziehungsweise Krankenwagen. Sprengmeister Frodermann, groß. Interview mit dem Sprengmeister über die Gefährlichkeit der Bombe, O-Ton: "Morgen, meine Herren." - "Worin liegt die Gefährlichkeit der Bombe?" - "Morgen, Herr Frodermann." - "Die Gefährlichkeit, die liegt da drin, dass sie böse wird, wenn man an ihre arbeitet." - "Sind Sie eigentlich in einer Lebensversicherung?" - "Von meinem Brötchengeber, vom Staat nicht." - "Die Entschärfung hat soeben begonnen." Frodermann guckt über Strohballen auf das Loch, in dem die Bombe liegt. Leerer Straßenzug, Fahraufnahme, leerer S-Bahnhof, Schwenk, leerer U-Bahnsteig. Schild an Treppen "Gesperrt". Aufenthaltsraum für die Evakuierten, diverse Einstellungen der Leute. Boerner im Gespräch mit Sprengmeister Frodermann, O-Ton: "Ja, es muss gesprengt werden. Wir haben alles getan, was wir konnten. Wir haben alle Möglichkeiten einer Entschärfung ausgeschöpft. Der Zünder sitzt eben so fest, den kann man nicht auslösen, weil er eine Ausbausperre hat." - "Das ist ein Modell, was es sehr selten gibt?" - "Das ist ein selten vorkommender Zünder, aber umso heimtückischer." Polizist überquert im Laufschritt leere Straße. Totale des Sprengplatzes. Detonation, total, Rauchwolken. O-Ton Frodermann: "Alles geklappt. Wir haben bis jetzt noch keine Schäden festgestellt." Männer räumen Stroh und Kies beiseite. Stroh hängt in einem Baum.

Sapporo-Abschlussbericht + Rückkehr Erhard Keller n. München
Kamera: Rau
Herkunft: Ina-Pool, Sapporo

Willy Brandt in Paris
Kamera: Luppa
Herkunft: Gaumont

Karneval, München und Köln
Kamera: Rau, Jürgens, Luppa
Herkunft: Archiv

Bombenentschärfung in Hbg.-Wandsbek
Kamera: Jürgens, Brandes, Ahsendorf

Anfang und Ende

Gesamtlänge

bilanz ven sapporo
Erhard keller. Olympia-Sieger im Eisschnellauf, ließ sich als erster deutscher Sapporo-Fahrer in der Heimat feiern. Als nach seiner Ankunft in München der Jubel über ihm zusammenschlug, mußte auch Keller erkennen: Deutschlands Sportfans wollen Bronze.
Silber oder Gold. Vierte und fünfte plätze zählen nicht. Mit Erhard keller Schon bei der letzten Olympiade auf dem Siegertreppchen stand, hatten die Experten auch diesmal fest gerechnet.
Keller war auf die Minute fit und siegte mit neuem olympischem Rekord. Für die meisten Höhepunkte der Olympischen Winterspiele 1972 sorgten die traditionellen Wintersport-Nationen. Der Schweizer Bernhard Russi gewann unangefochten den Abfahrtslauf, ein Österreicher und wieder ein Schweizer belegten die nächsten plätze.
Auch Marie-Thérèse Nadig, die in der Abfahrt und im Riesenslalom Gold gewann, kam aus der Schweiz. Die kleine untersetzte Handeisschülerin, die ihre Kondition im Sommer beim Damen-Fußball konserviert. bewies in der Abfahrt und dann im Slalom kraft und Mut zum Risiko. Beatrix Schube holte sic im Eiskunstlauf nach einer glanzlosen Kür die Goldmedaille - zum letzten Mel, wie die Fachwelt glaubt. Denn in Zukunft wird nicht mehr die Pflicht, bei der die akkurate Wienerin ihre Punkte sammelte, sondern die Kür für die Bewertung ausschlaggebend sein. Beim Spezial-Sprunglauf nutzten die Gastgeber die Konstruktionsmerkmale ihrer Schanze für sich aus. Der für Europäer ungewohnte Absprungwinkel verhalf gleich 3 Japanern zu Medaillen Die Europäer faßten erst beim Springen von der Riesenschanze wieder Tritt. Mit einem Sprung von 111 Metern überraschte der 18-jährige pole Fortuna sich und die Experten. Das Olympia-Team der Bundesrepublik gewann insgesamt 5 Medaillen - für viele eine magere Bilanz. Die - so ist zu hoffen - den sportlichen Ehrgeiz der bundesdeutschen Teil nehmer an den Sommerspielen in München aktivieren wird.

Notizen zur zeit
Bundeskanzler Brandt in Paris. Zweimal im Jahr sieht der deutschfranzösische Freundschaftsvertrag Konsultationen zwischen den Regierungen beider Länder vor. Währungspolitik, EWG und das Verhältnis zum Osten bestimmten das Treffen in Paris. In mehreren Gesprächen unter vier Augen bereiteten Brandt und Pompidou die Arbeitssitzungen der beiden Delegationen vor. Paris und Bonn einigten sich auf eine Gipfelkonferenz der 10 EWG-Staaten im Herbst und auf einen neuen Anlauf zur Europäischen Wirtschaftsund Währungsunion. Staatepräsident Pompidou, Meister der Taktik und des Protokolls, ehrte seinen Gast durch einen Besuch in der Deutschen Botschaft im Palais Bauharneis. Vollständige Übereinstimmung - hieß es am Ende der Konferenz. Und Pompidou fügte hinzu, beide Staaten seien sich einiger denn je.
Der Aschermittwoch folgte auch in diesem Jahr dem Karneval so gewiß wie die Katerstimmung der durchzechten Nacht, Aber schön war's doch, so schön wie eh und je, und ganz besonders schön und närrisch - wie das liebe Klischee es will - in Köln am Rhein.
Narren und Jecken aller Altersklassen harrten dort am Karnevals-Sonntag auf die "Schull - und Veedelszög" - traditionelle Umzüge köiner Schulkinder und Vorortbewohner - im Schatten der Domtürme. Stimmung und närrischen Frohsinn gab es auch in der bayerischen Metropole - und ganz ohne alle Umzüge. Die ansonsten traditionsbewußten Münchener mögen ihren Faschingszug nicht mehr. Sie Wollen sich mehr unterhalten lassen - mit viel Gaudi in Pep-und Beat-Manier auf bayerisch. Narrisch trieben es bei dem neuen Stil eigentlich mur die Jungen ...

bombe im blumeubeet
"Achtung Achtung! Hier spricht die Polizei. Heute um 10 Uhr wird in der Tonistraße eine Sprengbombe entschärft. Sie werden hiermit aufgefordert, ihre Wohnungen unverzüglich zu verlassen." 8 Uhr früh in Hamburg: Großeinsatz von Katastrophenschutz und Polizei. 4.000 Menschen werden in 2 Stunden evakuiert. Der Grund: ein 5 Zentner schwerer Blindgänger aus dem letzten Krieg bedroht ihr Leben. Jede Wohnung wird kontrolliert. Heizungsmonteure hatten die Bombe in3 Meter Tiefe entdeckt und Alarm geschlagen. 95.000 Sprengbomben fielen in den letzten Kriegsmonaten auf Hamburg. Jeder 10. Abwurf war ein Blindgänger. Die Sprengkraft einer 500 Ibs-Bombe zerstört im Umkreis von 100 Metern an die Bombennächte des Krieges nach. Wir fragten: Was nehmen Sie mit?
"Papiere und so weiter." "Wäsche und Nachtzeug und in Paar Stiefel." "Nur Papiere und Geld, Sparbücher - weiter nichts." "Ist das gefährlich oder glauben Sie nicht?" "Nee, ich weiß nicht, man kann es nicht wissen, hat schon zu lange gelegen, Es kann auch mal in Malheur sein. 99 mal geht's gut und vielleicht das 100. Mal passiert was, nicht."
9 Uhr 25. Evakuierung total. Auch widerspenstige Einwohner müssen ihre Wohnung verlassen. Kranke und Gebrechliche werden in umliegende Krankenhäuser transportiert. Das Rote Kreuz muß 500 Einsätze fahren. 9 Uhr 30. Die Notunterkünfte sind belegt. Sprengmeister Frodermann geht an die Arbeit.
"Morgen, Herr Frodermann." - "Die Gefährlichkeit der Mombe?" - "Morgen, Herr Frodermann." - "Die Gefährlichkeit, die liegt da drin, daß sin böse wird, wenn man an ihr arbeitet." "Sind Sie eigentlich in einer Lebensversicherung?" "Ja. Ich bin normal versichert." "Ncrmal versichert?" "Von meinen Brötchengeber, Vom Staat, nicht." "Die Entschärfung hat soeben begonnen."
Hamburg-Wandsbek ist in diesen Stunden eine tote Stadt. S- und U-Bahn liegen Still. 12 Uhr. Die Entschärfung der Bombe sollte zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen sein. Doch Frodermann meldet einen Mißerfelg.
"Ja. Es muß gesprengt werden. Wir haben alles getan. Was wir konnten. Wir haben alle Möglichkeiten einer Entschärfung ausgeschöpft Dez Zünder sitzt eben so fest, den kann man nicht auslösen, weil er eine Ausbausperre hat." "Das ist ein Modell was es sehr selten gibt?" "Das ist ein selten vorkommender Zünder, aber umso heimtückischer."
Durch eine Haftlandung TNT wird die Bombe in einer tiefen verdämmten Grube in die Luft gejagt.
"Alles geklappt. Wir haben bis jetzt noch keine Schäden festgestellt."
Entwarnung: Stroh und Kies, und der Mut und die Erfahrung eines Menes verhindern eine Katastrophe.

Veröffentlichungsdatum:

15.02.1972

Produktionsjahr:

1972

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Jürgens; Luppa; Rau, Kurt; Ahsendorf

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Gaumont; Ina-Pool; Sapporo

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch