Sacherschließung
01. Oster-Berlin-Verkehr
Passanten überqueren bei Dunkelheit die Grenze. Interviews mit verschiedenen Personen zur Behandlung durch die DDR-Behörden von Boerner, O-Ton: "Wie war die Behandlung durch die Behörde der DDR?" - "Vollkommen einwandfrei." - "Ich kann in keiner Weise klagen, korrekt, zuvorkommen und schnell." - "Ohne Komplikationen hin sowie auch zurück." - "Und freundlich waren se, und wir konnten und das alles ansehen." Autoschlangen am Grenzübergang, Traforückfahrt. Leute passieren Mauerdurchgang und Verfolgung. Regenwetter. Weitere Einstellungen von DDR-Besuchern mit Koffern und Taschen. Schild: "You are leaving the American Sector" in vier Sprachen. Autoschlange, Schwenk auf Fußgänger hinter Gitter. Diverse Einstellungen von Passierscheinkontrollen an Grenzübergängen. Autobus fährt durchs Bild. Grenzbeamte kontrollieren Wagenpapiere der in Autos Sitzenden, nah und die Passierscheine der Fußgänger, groß und nah. Interviews durch Boerner mit den Grenzgängern über das Entgegenkommen der DDR und zur Ratifizierung der Ostverträge, mehrere Personen, O-Töne: "Vielleicht wegen der Ostverträge, damit die durchkommen." - "Ja, es mag ein Teil Taktik sein, zum andern hängt es mit den Ostverträgen zusammen." - "Na, zumindest auf die kommenden Verträge." - "Sicherlich auf die Annahme, dass die Ostverträge unterschrieben werden - ganz sicher daraufhin." - "Sollte Ihrer Meinung nach das Parlament in Bonn die Ostverträge ratifizieren?" - "Auf jeden Fall." - "Ja, so schnell wie möglich." - "Aber selbstverständlich bin ich dafür." - "Ich denke schon, werden noch ein paar umfallen von der anderen Seite."
02. Nürnberg: Aktionsraum für experimentelle Spiele zur Kunsterziehung im Germanisches Nationalmuseum
Stadtbilder Nürnberg 2 Einstellungen der Altstadt. Im Museum: diverse Einstellungen von Jugendlichen bei Spielaktionen mit Hilfe von Scheinwerfern, Film, Photographie und Fernsehtechnik. Unter anderem Spielereien mit behandschuhten Händen. Jugendliche behängen sich gegenseitig mit Schläuchen, Schaumstoffstücken und wickeln sich in Plastikfolien etc.
03. Frankreich: "Sixtinische Kapelle" des französischen Gastronomen Irial
Irial in seinem Restaurant in der Küche beim Durchreichen von Speisen durch eine Klappe. von Irial erworbene Kapelle, total. Irial, groß. Irial geht in seine Kapelle. Relief mit seinem Kopf an Kapellenwand. Irial auf der Leiter beim Ausmalen seiner Kapelle, diverse Einstellungen seiner dilettantischen Malereien. Ansichtskarten, nach denen Irial malt. Büste von Irial. Irial nah vor seiner liegenden Gangfigur auf Sockel oder Sarkophag. Irial, nah, von Rauchwolken umwogt.
04. Hamburg: Jumbo-Frachter
Jumbo-Frachter landend, total und groß. Düse nah. Aufklappbare Bugnase, nah. Mehrere Einstellungen Hydraulisches Hebegerät in Betrieb bei Entladung des Jumbo-Frachters. Innen im Flugzeug: Entladen von 2 Sportflugzeugen aus dem Frachter. Das Flugzeug mit aufgeklappter Bugnase, Traforückfahrt.
05. Juliane Werding mit dem Anti-Drogen-Song "Am Tag als Conny Kramer starb ..."
Juliane Werding am Wasser sitzend, groß und nah, mit Gitarre, singt O-Ton obiges Lied. Interview: Juliane Werding spricht O-Ton, nah, über Drogenerfahrungen: "Ja, ich habe gewisse Erfahrungen mit Rauschgift gemacht - und zwar, ich habe viele Bekannte unter Drogensüchtigen und auch gute Freunde, und wenn man immer mit ansieht, wie sie sich langsam kaputtmachen und ihr ganzes Leben praktisch damit wegwerfen, fragt man sich, irgendeinen Grund muss das doch haben, also muss der Drogenrausch, so schön und positiv sein, dass man dafür eventuell alles wegwirft. Dann habe ich es eben ausprobiert, aber, ehrlich gesagt, so schön ist es nicht, dass man dafür alles in den Dreck wirft." Poster und plakatbeklebte Wände, Schwenk über Säcke mit Post und gebündelte Briefe. Teddybär und Puppe. Weiter O-Ton: "Ist Dein Engagement nicht nur eine Masche?" - "Nein, es ist keine Masche. Weil mich dieses Thema berührt, möchte ich ja etwas gegen den Drogenmißbrauch unternehmen, und das geht nur, wenn ich eine möglichst große Masse von Menschen anspreche. Das eben ist nur möglich durch ein großes Medium, wie zum Beispiel Fernsehen, Film oder Schallplatte. Und es werden recht gute Erfolge damit erzielt." Juliane Werding singt nah, O-Ton "Wir lagen träumend im Gras, die Köpfe voller verrückter Ideen ... "
Herkunft / Inhaltsart
Oster-Berlin-Verkehr
Kamera: Pahl, Brandes
Kunsterzieher. Exporiment Mus. Nürnbg.
Herkunft: Deutschlandspiegel
"Sixtin. Kapelle" d. Gastronomen Irial
Herkunft: Pathé Journal
Jumbo-Frachter
Kamera: Labudda, Seib
Juliane Werding m. d. Lied "Am Tag als Conny Kramer starb"
Kamera: Jürgens
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Musik: Der Anti-Drogenhit
Allzuharter Stoff beendet Conny's Drogen-Karriere. Eine 15-jährige Schülerin fühlt sich darum berufen, einen Anti-Drogen-Song zu präsentieren:
Ja, ich habe gewisse Erfahrungen mit Rauschgift gemacht - und zwar, ich habe viele Bekannte unter Drogensüchtigen und auch gute Freunde, und wenn man immer mit ansieht, wie sie sich langsam kaputtmachen und ihr ganzes Leben praktisch damit wegwerfen, fragt man sich, irgendeinen Grund muß das doch haben, also muß der Drogen rausch so schön und positiv sein, daß man dafür evt. alles weg - wirft. Dann habe ich es eben ausprobiert. aber, ehrlich gesagt, so schön ist es nicht, daß man dafür alles in den Dreck wirft. Wenn ihr Lied nur einem Ausgeflipptem halfen, einen Unerfahrenen abschrecken könnte, wäre für Juliane Werding die Mission erfüllt Zahlreiche Briefe, sogar vom Gesundheitsminsterium, sind das Echo auf die Geschichte vom Tod eines Fixers. Wir fragten Juliane:"Ist Dein Engagement nicht nut eine Masche?"
Nein, es ist keine Masche. Weil mich dieses Thema berührt, möchte ich ja etwas gegen den Drogenmißbrauch unternehmen, und das geht nur, wenn ich eine möglichst große Masse von Menschen anspreche. Das eben ist nur möglich durch ein großes Medium wie z.B. Fernsehen, Film oder Schallplatte. Und es werden recht gute Erfolge demit erziehlt.
Dabei-Report: Frachter zur Luft
Weltpremiere eines Jumbo-Jets ohne Seitenfenster und Türen. Als erste Fluggesellschaft erhielt die Lufthansa einen Jumbo-Frachter. In Hamburg-Fulsbüttel stellte sich die Frachter-Version des Passagierriesen Boeing 747 vor. Die aufklappbare Nase ermöglicht die Verladung von sperrigem und langem Frachtgut. Hydraulische Hebegeräte entladen und beladen den Jumbo in einer knappen halben Stunde. Bei seinem Jungfernflug über den Atlantik hatte der Superjet außer 22000 Apfeln noch zwei Sportflugzeuge mitgebracht. 100 Tonnen kann er in seinen beiden Fracht-decks transportieren.
Vom 10. April an versucht der Großraumfrachter auf der Nordatlantikroute seinen Kaufpreis wieder hereinzufliegen: rund 75 Millionen Mark.
Dabei-Kultur: Jux im Museum
Nürnbergs altdeutsche Portkarten-Idylle weitet sich zum Forum avantgardistischer Experimente in Sachen Kunst: das germanistische Nationalmuseum entdeckte die Jugend und richtete als erstes Museum der Bundesrepublik einen Aktionsraum für experimentelle Spiele ein. Im Spiel, in der spontanen Aktion sollen Schüler Kunst als Prozess und Produkt verstehen lernen.
Multivisuelle Versuche für Fortgeschrittene: aus anfänglich spielerischen Aktionen mit der Film-, Fotografie- und Fernsehtechnik werden experimentelle Planspiele.
Die Wirkung von Farben, Formen und Materialien zu erfassen, gehört zum Anfangspensum dieser neuen Art der Kunsterziehung. Pädagogen und Psychologen entwickelten sie aus Protest gegen den veralteten Kunstunterricht an vielen Schulen. Spielzeug sind Industrie-Abfälle, wie sie auch die moderne Kunst als Ausgangsmaterial benutzt.
Noch hat das Nürnberger Aktionszentrum das Versuchsstadium nicht verlassen. Doch seine Initiatoren glauben schon heute, daß es Modellcharakter für moderne Kunsterziehung hat.
In seinem Restaurant stillt der Franzose Irial die Wünsche seiner Gäste, in seiner Kirche die eigenen nach Unsterblichkeit. Die ausrangierte Dorfkapelle kaufte Irial, um dem Vorgänger und Vorbild nah zu sein: Michelangelo, dessen Sixtinische Kapelle in Rom dem anpruchsvollen Restaurantbesitzer unvolikommen erscheint. Vor 2 Jahren griff Irial deshalb zum Pinsel, um das, was Michelangel In Rom einst übte und begann, solide zu vollenden - im Auftrag des Meisters, wie der Franzose betont, der sich als Wiedergeburt des großen Meisters begreift.
Als Malvorlage benutzt Irial Ansichtskarten aus Rom. Vier Jahre malte Michelangelo an seinem Himmel, 5 an seinem letzten Gericht. Der Franzose will alles in 4 Jahren schaffen.
Im Vorgriff auf seine Unsterblichkeit hat sich der Restaurantbesitzer modelliert - zunächst in Marzipan und Margarine. Sein Monument wird - sofürchtet Irial - erst nach dem Tode folgen.
Dabei-Politik: Ostern im Osten
Wie war die Behandling durch die Behörde der DDR?
Vollkommen einwandtfrei.
Ich kann in keiner Weise klagen, korrekt, zuvorkommend und schnell Ohne Komplikationen hin sowie auch zurück.
Und freundlich waren se, und wir konnten uns das alles ansehen. Erfahrungen und Bilder vom Osterspaziergang. 1972 in die DDR, nach Ost - und West-Berlin. Sie beweisen, daß Entspannung im geteilten Deutschland auch nach Jahrzehnten des kalten Krieges möglich ist. Die Behörden der DDR praktizierten in der Osterwoche eine Besucherregelung, die es den Berlinern nach jahrelanger Trennung zum ertsnema ermöglichte, Freunde und Verwandte in der DDR zu besuchen. Gleichzeitig wurde der Transitverkehr von und nach Berlin wesentlich vereinfacht und beschleunigt. Anschauungsbeispiele vielleicht für den Alltag nach dem Inkrafttreten der Viermächtevereinbarungen über Berlin un der Ostverträge.
Schikanen gab es keine. Die Besucher konnten sogar in ihren Autos sitzen bleiben. Nach wenigen Minuten hatten sie Durchreisevisa in der Hand.
500000 Westberliner stellten Passierschein - Anträge. Die DDR war auf den Ansturm technisch und organisatorisch gut vorbereitet.
Resüme einer Demonstration künftiger politischer Umgangspraxis: wie beurteilen die Betroffenen das Entgegenkommen der DDR?
Vielleicht wegen der Ostverträge, damit die durchkommen. Ja, es mag ein Teil Taktik sein, zum andern hängt es mit den Ostverträgen zusammen.
Na, zumindest auf die kommenden Verträge.
Sicherlich auf die Annahme, daß die Ostverträge unterschrieben werden - ganz sicher daraufhin.
Sollte ihrer Meinung nach das Parlament in Bonn die Ostverträge ratifizieren?
Auf jeden Fall.
Ja, so schnell wie möglich.
Aber selbstverständlich bin ich dafür.
Ich denke schon, werden noch ein paar umfallen von der anderen Seite.
Personen im Film
Boerner, Hans Jürgen ; Irial ; Werding, Juliane
Orte
Nürnberg ; Hamburg ; Ost-Berlin ; Ulm ; England ; Frankreich ; Deutschland ; Ost-Deutschland ; Berlin
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Grenze DDR/BRD, Grenzen ; Interviews ; Erziehung, Jugend ; Flugzeugtypen ; Musikalische Veranstaltungen ; Rauschgift, Rauschgifte ; Städtebilder: Deutschland ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Kunst ; Kuriositäten ; Verkehr: allgemein ; Flugzeugwesen, Flugwesen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau