Sacherschließung
01. Bombenattentate in der BRD
Hamburg: Unfallwagen fährt durch die Stadt. Polizei mit Einsatzwagen und drehendem Blaulicht. Das Springer-Hochhaus mit Beschädigungen des Bombenattentates. Leute an den Fenstern. Polizeistreifen bei Kontrollen. Zwei Polizisten, groß.
Frankfurt: Verhaftung Andreas Baader. Einschüsse in Garagentor. Verklebtes Türschloß. Standphotos der Verhaftung Andreas Baader.
Stuttgart: Bombendrohung - Polizei bei Autokontrollen. Gepäckraum von Fahrzeug wird durchsucht. Passanteninterviews, O-Ton: "Fühlen Sie sich heute mittag in Stuttgart sicher? Die Polizei hat ihrer Meinung nach alles Notwendige getan?" - "Ja." - "Naja, ich meine, man soll es nicht auf die leichte Schulter nehmen." - "Absolut, absolut." - "Gar nicht, warum, es sind Idioten." - "Nicht unbedingt. Aber man meint ja eigentlich doch immer, man ist nicht gerade diejenige, die umkommt." - "Was soll man Ihrer Meinung nach mit verhafteten Bandenmitgliedern tun?" - "Aufhängen, aufhängen." - "Wenn definitiv feststeht, dass diese Menschen einen Mord begangen haben, dann finde ich gehören sie an die Wand gestellt." - "Man soll sie doch für einige Jahre hinter Gittern behalten, bis sie vernünftiger und etwas älter geworden sind." - "Ein gewalttätiges System wie ein spätkapitalistischer Staat wie die Bundesrepublik provoziert Gewalt auf der anderen Seite." - "Ich würd jetzt dies nicht befürworten, aber ich würde sagen, es ist zumindest eine theoretische Erklärung dafür." - "Die Leute müssen sich ja darüber im klaren sein, dass man so keine Revolution machen kann. Es sind Geisteskranke, nicht wahr. Den Massen geht's erträglich gut und die Masse geht nicht auf die Straße wegen so ein paar Idioten. Das ist meine Meinung." Einsatzstab im Rathaus der Stadt.
02. Bonn: Ratifikation der Ostverträge
Austausch der Ratifikationsurkunden des Moskauer Vertrags durch Staatssekretär Frank und Sowjetbotschafter Falin. Im Hintergrund stehend Walter Scheel. Frank spricht O-Ton "Dieser Vertrag vom 12. August 1970 setzt einen neuen Anfang im Verhältnis unserer beiden Staaten und Völker.": Falin spricht O-Ton: "Zum Vertrag führt ein Weg von einem Vierteljahrhundert, ein Weg, der von Krisen und Spannungen, von Entfremdung und Enttäuschungen gezeichnet war. Es geht jetzt im wesentlichen darum, wie wir die vorhandenen Möglichkeiten werden realisieren können. Welche Energie und welcher guter Wille von beiden Seiten in dieser Richtung eingesetzt werden." Händedruck Frank, Falin, Scheel. Das Dokument des Warschauer Vertrages, gesiegelt. Austausch der Ratifikationsurkunden des Warschauer Vertrages durch Staatssekretär Frank und den stellvertretenden polnischen Außenminister Josef Czyrek. Händedruck Frank - Czyrek.
03. Gromyko in Bonn - Essen beim Kanzler
Brandt und Rut Brandt begrüßen Gromyko bei Ankunft. Begrüßung von Falin und Scheel. Brandt und Gromyko im Gespräch, groß, und zusammen mit Scheel. Die drei Frauen Rut Brandt (von hinten) Frau Gromyko und Frau Scheel im Gespräch.
04. Berlin: Unterzeichnung des Viermächtsabkommens
Ankunft Gromykos vor dem Kontrollratsgebäude. Das Kontrollratsgebäude. Die 4 Außenminister bei der Unterzeichnung. Douglas Home, Andrey Gromyko, Rogers und Schuman.
05. Berlin: Besucherbüros
Schild Büro Für Besuchs- und Reiseangelegenheiten. Leute warten vor dem Büro. Abfertigung.
06. Olympiamarken
Briefmarkenbögen mit olympischen Motiven im Druck. Betrachten der Marken durch Lupe. Sondermarken mit Sportlern.
07. Olympia Hostessen
Junge Mädchen beim Trimm-dich-Training. Hostessen gehen in Dirndlkleidern auf dem Olympiagelände. Sprechen in fremder Sprache. Schwimmhalle. Stadien. "Auf Wiedersehen" in verschiedenen Sprachen O-Ton.
08. Hamburg: Wurfspiel Frisbee
Leute werfen am Ufer der Alster mit Plastikscheiben Frisbee und geben Interviews über diesen Sport, O-Ton: "Der erste Eindruck ist nicht schlecht, aber ist das ein Gemeinschaftsspiel oder soll das ein Einzelspiel sein, oder was?" - "Ich kenne es seit März." - "Mann kann viel Gymnastik dadurch erreichen." - "Ja, ja, das wird vielleicht noch mal populär." - "Vor allem für die schlanke Linie." - "Meinem Hund macht's Spaß."
Herkunft / Inhaltsart
Bombenalarm in Stuttgart etc.
Kamera: Rau, Seib, Ahsendorf
Verträge Bonn und Berlin:
Ratifikation Ostverträge
Kamera: Luppa, Luppa, Brandes
Gromyko in Bonn (Essen u.b. Kanzler)
Kamera: Luppa
Unterzeichng. 4-Mächte-Abkommen, Berlin
Kamera: Pahl
Besucher-Büros, Berlin
Kamera: Pahl
Olympia-Hostessen
Kamera: Rau
Olympia-Briefmarken
Kamera: Pahl
Wurfspiel "Frisbee"
Kamera: Jürgens, Brandes
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Report: Politik mit Bomben
Bombenpolitik in der Bundesrepublik. Eine neue Form der politischen Auseinandersetzung schreckte in diesen Wochen Millionen Bundesbürger Das Bomben-Attentat gegen das Springerhochhaus in Hamburg war Auftakt einer Serie von Sprengstoffanschlägen und Attentatsdrohungen. Tote und Verletzte beschleunigten den Prozess der politischen Polarisierung in der Bundesrepublik. Die Jagd nach den Tätern band für Tage fast alle deutschen Polizeibeamten und fesselte ein für Tage fast alle deutschen Polizeibeamten und fesselte ein Millionen-Publikum. Gesucht: Die Anarchistengruppe Baader-Meinhof.
Einschüsse an der Garagenfront eines Frankfurter Appartementhauses markieren die Halbzeit in der Auseinandersetzung zwischen der Gesellschaft und einer polit-kriminellen Gang, die 66 Millionen Bundesbürger in eine vermeintlich bessere Zukunft bomben will. Der vermutete Kern der Baader-Meinhof-Bande ist gesprengt: Drei Anarchisten, unter ihnen Bandenchef Andreas Baader ergaben sich der Polizei.
Stuttgart - wenige Stunden vor einem angedrohten Bombenattentat. Als erste deutsche Großstadt von Terroristen zum Testfall dafür bestimmt ob Attentate und Bombendrohungen den hochentwickelten und empfindlichen Organismus einer Großstadt ins Chaos stürzen können. Polizei und Bevölkerung präparieren sich für der Stunde X.
Fühlen Sie sich heute mittag in Stuttgart sicher? Die Polizei hat Ihrer Meinung nach alles Notwendige getan ?
Ja.
Naja, ich meine, man soll es nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Absolut, absolut.
Garnicht, warum, es sind Idioten.
Nicht unbedingt. Aber man meint ja eigentlich doch immer, man ist nicht gerade diejenige, die umkommt.
13 Uhr. Die Stunde X hat begonnen. Der Krisenstab der Stadt hat sich im Rathaus einquartiert. Die Polizei hat zwei Sperringe um die Stadt gelegt, Beamte an wichtigen Plätzen postiert und Feuerwehr und Krankenhäuser alarmiert. Die Strassen in der City haben sich geleert.
Einige vor öffentlichen Gebäuden geparkte PKW werden bei der Sprengstoffsuche aufgebrochen. Die Bombendrohung hat viele Bürger emotionalisiert.
Was soll man Ihrer Meinung nach mit verhafteten Bandenmitgliedern tun ?
Aufhängen, aufhängen.
Wenn definitiv feststeht, dass diese Menschen einen Mord begangen haben, dann finde ich, gehören sie an die Wand gestellt.
Man soll sie doch für einige Jahre hinter Gittern behalten. bis sie vernünftiger und etwas älter geworden sind.
Um 14 Uhr löst sich die Spannung. Haben politische Anarchisten bei der Bevölkerung eine Chance?
Ein gewalttätiges System wie ein spätkapitalistischer Staat wie die Bundesrepublik provoziert Gewalt auf der anderen Seite. Ich würd jetzt dies nicht befürworten, aber ich würde sagen, es ist zumindest eine theoretische Erklärung dafür.
Die Leute müssen sich ja darüber im klaren sein, dass man so keine Revolution machen kann. Es sind Geisteskranke, nicht wahr. Den Massen geht's erträglich gut und die Masse geht nicht auf die Strasse wegen so ein paar Idioten. Das ist meine Meinung.
Dabei-Politik: Blick nach Osten
Ein Wochenende der sichtbaren politischen Erfolge Bonns. Austausch der Ratifikationsurkunden zum Moskauer Vertrag durch Staatssekretär Frank und Sowjetbotschafter Falin. Sie würdigten das historische Ereignis :
Dieser Vertrag vom 12. August 1970 setzt einen neuen Anfang im Verhältnis unserer beiden Staaten und Völker.
Zum Vertrag führte ein Weg von einem Vierteljahrhundert, ein Weg, der von Krisen und Spannungen, von Entfremdung und Enttäuschungen gezeichnet war. Es geht jetzt im wesentlichen darum, wie wir die vorhandenen Möglichkeiten werden realisieren können. Welche Energie und welcher gute Wille von beiden Seiten in dieser Richtung eingesetzt werden.
Wenige Stunden später wiederholt sich die Zeremonie vom 3. Juni 72. Austausch der Urkunden zum Warschauer Vertrag mit dem stellvertretenden Aussenminister Polens, Josef Czyrek. Gleichzeitig vereinbart man diplomatische Beziehungen.
Andrey Gromyko, Aussenminister der Sowjet-Union institutionalisiertdurch einen Besuch beim Kanzler die friedliche Ko-Existenz: Regelmässige Konsultationen sind geplant. Die Themen: Sicherheitskonferenz, ein geordnetes Verhältnis zur Tschechoslowakei. Doch beim Bonner Wochenende dominierte der Familienklatsch.
Ebenfalls am 3. Juni in Berlin: Nach 18 Jahren treffen sich die Aussenminister der Siegermächte im Kontrollratsgebände, um ein neues Kapital 'Deutschlandpolitik' aufzuschlagen. Der Brite Douglas-Home, der Russe Andrey Gromyko, Amerikas Aussenminister Rogers und Aussenminister Schuman aus Frankreich unterzeichnen das Schlussprotokoll zum Viermächteabkommen über Berlin.
18 Stunden später schon erprobt Berlin die Wirksamkeit des Ankommens. Eine Besuchsregelung, die bereits Ostern und Pfingsten praktiziert worden war, soll nun die Teilung Deutschlands mildern. Schwierigkeiten bei der Erteilung kurzfristiger Reisegenehmigungen verdeutlichen aber auch, dass für den politischen Alltag Probleme noch zu lösen sind.
Dabei-Sport: Charme für Olympia
Die Olympischen Spiele in München sollen auch ein Weltfest der Philatelisten werden. Die Bundespost macht's möglich: Nach der letzten Olympia-Sonderserie, die in diesen Tagen an den Schaltern ausliegt, kommen bald zwei weitere Serien auf den Markt. In der Bundesdruckerei in Berlin wird die Druckqualität der Entwürfe kontrolliert.
Die olympischen Sportstätten bilden den Motivkreis der nächsten Serie, die am 5. Juli zum Verkauf freigegeben wird - kleine Meisterwerke der Grafik, deren Wert sich vervielfacht, wenn sie als Fehldrucke verse entlich die Druckerei verlassen.
Die dritte und letzte Serie plant die Post als philatelistischen Startschuss für die Sommerspiele: die vier Sondermarken mit sportlichen Motiven können vom 18. August an gekauft und gehandelt werden. Der Erlös aus dem Zuschlag auf allen Marken fliesst der Deutschen Sporthilfe zu.
Fit sein für die vierzehn heissen Tage an der Isar, heisst das Motto für Olympiakämpfer ausserhalb der Sportarenen. 1100 Hostessen zwischen 19 und 30 Jahren, ausgewählt unter mehreren tausend Bewerberinnen aus aller Welt, trainieren für den Stress der Mammutspiele. Mit Chic und Charme sollen sie den Olympia-Besuchern als Auskunftscomputer zur Seite stehen. Die Daten speichern sie in Verbereitungskursen.
In zwanzig Sprachen werden sie kleineren und grässeren Gästen helfen, sich auf dem Weltfest der Jugend zurechtzufinden. Sie wissen, wo das Hofbräuhaus liegt und wie warm das Wasser im Becken der Schwimmhalle ist. Sie kennen die Konstruktionsdetails des olympischen Riesendaches und die Olympia-Rekorde in jeder Disziplin. Sie werden hilfreich und nett sein, die Hostessen von München. Auf Wiedersehen bei den Olympischen Spielen !
Dabei-Freizeit: Der Dollarmacher
Der erste Eindruck ist nicht schlecht, aber ist das ein Gemeinschaftsspiel oder soll das ein Einzelspiel sein, oder was?
Ich kenne es seit März.
Man kann viel Gymnastik dadurch erreichen. Ja, ja, das wird vielleicht noch mal populär. Vor allem für die schlanke Linie. Meinem Hund macht's Spass.
Bill Schneider aus den Staaten - Meister im Plastikteller-Werfen propagierte in Hamburg eine neue Sportart. Frisbee heisst die neue Spielmasche. Die übergrosse Untertasse wird aus dem Handgelenk geworfen. Durch intensives Training erzielt man sogar Bumerang-Effekte. Der Frisbee-Mythos wurde in den USA zehn Jahre lang entwickelt. Der Ursprung geriet dabei schon zur Legende : Bei einer heftigen Kuchenschlacht riefen die Tortentellerwerfer Frisbee, den Namen der frustrierten Bäckerin. Für Kulturkritiker und Psychologen ist der Sport deshalb mit Freiheitsdrang identisch, er gilt als Abwehrmassnahme gegen Leistungszwang.
Die Frisbee-Invasion steht uns bevor. Für wenige Mark sichern Sie sich Ihren Platz in der grossen Wurfgemeinde.
Personen im Film
Baader, Andreas ; Brandt, Rut ; Brandt, Willy ; Czyrek, Josef ; Falin, Valentin ; Thomas, Frank ; Gromyko, Andrej ; Home ; Rogers ; Scheel, Walter ; Schuman, Robert
Orte
Hamburg ; Frankfurt ; Stuttgart ; Berlin ; Bonn ; England ; Deutschland
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; Briefmarken ; DDR ; Grenze DDR/BRD, Grenzen ; Hände ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Interviews ; Freizeit, Freizeitgestaltung ; Olympiade 1972 ; Pakte ; Polizei ; Staatliche Besuche (innen) ; Gesellschaftliche Veranstaltungen ; Verträge ; Attentate ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
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