Sacherschließung
01. München: Terrorakt palästinensischer Guerillas
Olympiadorf. Mehrere Rettungswagen fahren an. Aufgeregt diskutierende Zuschauer, Kameramänner, Grenzschutzbeamte und Polizisten mit Gewehren. Im Hintergrund die Häuser vom Olympiadorf. Leute lesen "Bild-Zeitung" mit der großen Überschrift "Araber ermorden Israelis im Olympiadorf". Pressekonferenz, es spricht H. Klein, O-Ton: "In Ehrfurcht vor den Opfern und als Zeichen der Anteilnahme am Schicksal der noch festgehaltenen Geiseln werden die Veranstaltungen des heutigen Nachmittags abgebrochen."
02. München: Leichtathletik
Weitsprung Damen: Heide Rosendahl konzentriert sich zu einem Sprung. Sie läuft an und springt. Der Sprung in ZL. Heide Rosendahl gewinnt. Siegerehrung teilweise zu sehen. 100 m Herren: Läufer startbereit. Mann mit Startpistole. Zuschauer mit Ferngläsern. Der Lauf. Valeri Borsow/ UdSSR gewinnt. Zweite: Taylor. Borsow, halbtotal, winkt. 10.000 m Herren: Start. Zuerst führt Nr. 274 Dave Bedford/ England, dann übernimmt Lasse Virén/ Finnland die Führung. Lasse Virén gewinnt. Virén, halbtotal. Mann mit finnischer Fahne läuft hinter Virén. Virén bekommt die Goldmedaille.
03. München: Turnen
Karin Janz/ DDR turnt auf Stufenbarren, ZL. Olga Korbut/ UdSSR turnt auf Stufenbarren, ZL. Karin Janz beim Überschlag mit ganzer Schraube. Klaus Köste/ DDR, ZL, macht eine Sprung. Der Japaner Tsukahara am Reck, ZL. Abgang. Ein Doppelsalto mit ganzer Schraube.
04. Kieler Förde: Windjammer-Parade
Segelschulschiffe, Yachten und Yawls, alle mit vollen Segeln. Viele kleine Segelschiffe und Motorboote von den Zuschauern. Die Strände sind von Zuschauern vollbesetzt.
05. Leichtathletik: München
50 km Gehen: Pulk von 36 Gehern. Bernd Kannenberg führt von Start an. Als erster Geher kommt er auch allein in Stadion an. Bernd Kannenberg gehend, total. Bernd Kannenberg jubelt über seinen Sieg. 800 m Damen: 8 Damen laufen. Auf der Zielgeraden läuft Hildegard Falck los, gefolgt von Niele Sabaite/ UdSSR, aber Hildegard Falck gewinnt. Hildegard Falck, halbtotal. Speerwurf Herren: Janis Lusis aus UdSSR beim Speerwerfen, teilweise ZL. Der Speer fliegt in der Luft, total. Klaus Wolfermann beim Speerwerfen, teilweise ZL. Gewinner: Klaus Wolfermann bei den Siegerehrungen.
Herkunft / Inhaltsart
Terrorakt palästinensischer Guerillas
Herkunft: Ina-Pool
Leichtathletik:
Weitsprung, Heide Rosendahl, Gold, BRD 100 m Herren, Valeri Borsow, Gold, UdSSR 10 000 m Herren. Lasse Viren, Gold, Finnl.
Herkunft: Ina-Pool
Turnen
Herkunft: Ina-Pool
Windjammer-Parade auf der Kieler-Förde
Kamera: Jürgens, Ahsendorf
Leichtathletik:
50 km Gehen, Bernd Kannenberg, Gold, BRD 800 m Damen, Hildegard Falck, Gold, BRD Speerwurf Herren, Klaus Wolfermann, Gold, BRD
Herkunft: Ina-Pool
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei In München - Dabei In Kiel XX. Olympische Spiele
olympischer friede?
Die olympischen Spiele sind unterbrochen - eine beklemmende Nachricht für alle, die neun Tage den perfekt organisierten, friedlichen Wettkampf von mehr als 10.000 Athleten aus aller Welt miterlebten.
Eine palästinensische Guerillagruppe war in das Olympische Dorf eingedrungen und hatte das Quartier der israelischen Sportler besetzt Dabei wurde der Trainer und ein Gewichtheber der israelischen Ringermannschaft. Die Forderung der Terroristen: Freilassung von 200 in Israel festgesetzten palästinensischen Guerillas.
Die Konsequenzen des Terroraktes werden noch lange die politische Szene in der Bundesrepublik beeinflussen. Auf einer der ersten Pressekonferenzen nach dem Überfall verkündete der IOC folgenden Beschluss:
'In Ehrfurcht vor den Opfern und als Zeichen der Anteilnahme am Schicksal der noch festgehaltenen Geiseln werden die Veranstaltungen des heutigen Nachmittags abgebrochen.'
Erinnern wir noch einmal an Siege, Niederlagen und Rekorde, als die XX. Olympischen Spiele noch die heiteren Spiele waren.
Leichtathletik
Im Mittelpunkt des Interesses stand zu Beginn der Leichtahletik-Wettkämpfe im Olympia-Stadion die einzige Athletin aus der Bundesrepublik, der Experten fast übereinstimmend eine Goldmedaille zugetraut hatten: und Heide Rosendahl, weltbeste Weitspringerin enttäuschte sie nicht. 6.78 m im ersten Versuch - das war der Sieg. wenn auch nur mit einem Zentimeter Vorsprung vor der Bulgarin Diana Jorgowa.
Noch einmal hatte Heide Grund zum Lachen. Im Fünfkampf holte sie Silber - die 25-jährige Diplomsportlerin blieb Deutschlands ungekrönte Leichtathletik-Königin.
Unter den acht weltbesten Läufern über 100 m ein Ausnahmesprinter. Valeri Borsow aus Kiew wiederhelt, was 12 Jahre vor ihm Armin Hary gelang. Ein Europäer gewinnt das olympische Duell gegen die Amerikaner. Borsow, 10.1 Sekunden, Taylor 10.2.
Borsow, der Sprinter aus der Retorte - wie keiner vor ihm nach sportwissenschaftlichen Erkenntnissen au gebaut, blieb gelassen. Dem 100-m-Triumph liess er drei Tage später den 200-m-Sieg folgen.
Der eigenwillige Engländer Dave Bedford - Nr. 274 - bis zu den Spielen zweitschnellster Läufer über die 10.000-Meter-Distanz - hatte lautstark seinen Sieg angekündigt. Ein 23-jähriger Polizist aus Finnland aber degradierte ihm zum Statisten. Bis zur Hälfte der schneller als Ron Clark bei seinem Weltrekordlauf 1965. Dann übernahm Lasse Finne, der Finne, die Führung.
Seinem Spurt konnte allein Emil Puttemans aus Belgien folgen. Nach 27.38.4 Minuten, das war neuer Weltrekord, durchlief Lasse Viren das Ziel. Die Finnen feierten feierten ihren neuen Paavo Nurmi.
turnen
Höhepunkte aus 6 tollen Turnertagen - faszinierend wie nie zuvor auf olympischen Spielen.
Die Vorherrschaft der Japaner und Sowjetrussen zu durchbrechen, gelingt nur wenigen Tarnern und Turnerinnen aus der DDR. Karin Janz ist eine von ihnen. Goldmedaille für die Weltmeisterin aus Ostberlin.
Von Glück und Pech verfolgt und von Fehlurteilen getroffen: Olga Korbut, der Spatz aus Minsk. 17 Jahre jung und Liebling der 12.000 in der vollbesetzten Sporthalle.
Am Boden und am Schwebebalken holte sie sich die Goldenen - am Stufenbarren nahm ein Fehlurteil ihr den Sieg.
Karin Janz beim Überschlag mit ganzer Schraube - sicher gestanden, 9.90 und die zweite Goldene für die Turnerin aus Ostberlin. Der schönste Tag im Leben des Leipzigers Klaus Köste. - 'Auf die alten Tage' - wie der 30-fache DDR-Meister sagt, gelingt ihm der Sprung zur Goldmedaille.
Oft wurde in diesen sechs Tagen Sicherheit und Präzision höher bewertet als das Risiko einer neuen Übung. Der Japaner Tsukahara am Reck brachte die spektakulärste Darbietung nach München.
Sein Abgang, ein Doppelsalto mit ganzer Schraube, sicherte ihm die Goldmedaille - eine Kür, die im Tagebuch dieser Spiele einen bemerkenswerten Platz einnehmen wird.
Windjammer-parade
Der Auftritt der 'Old Ladies' der Seefahrt vor Kiel war ein Augenblick des Altemholens in der Hektik der olympischen Spiele, ein Kontrapunkt ohne Medaillenfieber, eine Reminiszens an Epochen, in denen bei olympischen Spielen noch nicht mit Hundertstel-Sekunden gemessen wurde.
Die Parade der Windjammer mit 70 Segelschulschiffen, Yachten und Yawls aus 18 Nationen hatte 250 tausend Menschen an die Ufer der Kieler Förde gelockt. Das Verkehrschaos mit 45.000 Kraftfahrzeugen war vergessen, als die Windjammer-Armada vorüberzog. Das eindrucksvollste Schauspiel, das die deutsche Küste je erlebte - ein Tag, der sich nicht wiederholen wird, denn die 'Königinnen der Meere' sterben aus: es ist zu teuer geworden, für etwa eine halbe Million Mark jährlich an die Seefahrerromantik vergaugener Zeiten zu erinnern.
Zurück nach münchen
Vom Start an führte Bernd Kannenberg aus der Bundesrepublik den Pulk der 36 Geher an. 50 Kilometer lagen beim Verlassen des Stadions vor ihm, dem schnellsten Geher der Welt über diese Strecke, und seinen Konkurrenten, vor allem aus der UdSSR und der DDR. Über 800 m kämpft in der Zwischenzeit Hildegard Falck, die Gymnastiklehrerin aus Wolfsburg, um olympisches Gold. Dicht eingeschlossen von den anderen Läuferinnen hielt sie sich an ihre stärkste Rivalin Gunhild Hofmeister aus der DDR Beim Einlaufen in die Zielgerade löste sich Hildegard Falck und übernahm die Spitze. Das Finish wurde zu einem spannenden Zweikampf mit der Sowjetrussin Niele Sabaiste, die sich auf wenige Zentimeter Hildegard Falck genähert hatte; doch ihre Hervorragende Sprintfähigkeit sicherte der Deutschen den Sieg.
Janis Lusis aus der UdSSR war der sicherste Goldmedaillen-Tip der Experten für die Spiele in München. Keiner warf so oft wie er über 90 m. Sein Weltrekord steht auf 93.80 m. In München aber erreichte sein weitester Wurf nur 90.46 m.
2 cm weiter warf Klaus Wolfermann, der 27-jährige Betriebslehrer aus der kleinen Gemeinde Burgkirchen. Noch nie hatte er bei vielen gemeinsamen Kämpfen den Sowjetmajor geschlagen. Der zweite 90-m-Wurf seiner Sportler-Laufbahn aber sicherte Wolfermann das olympische Gold.
Nach fast vier Stunden betrat Bernd Kannenberg als erster Geher wieder das Stadion. Bis zum Kilometer 35 konnte ihm der Sowjetrusse Soldatenko folgen. Von da marschierte Oberfeldwebel Kannenberg allein. 2 Minuten trennte die beiden auf der Zielgeraden. Kannenbergs Jubel war berechtigt. Gold in der olympischen Rekordzeit von 3 Stunden 52.45 Minuten. Der letzte Sieg des Tages bestätigte, die Bundesdeutschen mischen vorne mit.
Personen im Film
Bedford, Dave ; Borzow ; Falck, Hildegard ; Janz, Karin ; Kannenberg, Bernd ; Köste, Klaus ; Korbut, Olga ; Lusis, Janis ; Rosendahl, Heide ; Sabaite, Niele ; Taylor, Tommy ; Tsukahara ; Virén, Lasse ; Wolfermann, Klaus
Orte
München ; Kiel
Themen
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