Sacherschließung
01. Dortmund: SPD-Parteitag in der Westfalenhalle
Karikatur: Brandt und Scheel gemeinsam auf einem Motorrad. Strauß klein im Hintergrund, böse schauend und mit einer Flinte unter dem Arm. Unten auf dem Plakat steht der Text "Reiten für Deutschland". Willy Brandt kommt mit Frau Rut Brandt in die Dortmunder Westfalenhalle, O-Ton: "Noch deutlicher: die CDU soll nicht so tun, als sei sie gerade dabei, sich vom Trauma Bismarkscher Katholikenverfolgung zu lösen, um endlich auch einmal die Regierungsverantwortung tragen zu dürfen. Wir sind schließlich auch mit dem Sozialisten-Gesetz fertig geworden. Nur Mut, Kollege Barzel. Und an die Arbeit, die man ja auch in der Opposition leisten kann. Wir sprechen da aus Erfahrung." An der Wand der Text: "Den Erfolg fortsetzen, Willy Brandt muß Kanzler bleiben". Georg Leber und Helmut Schmidt, nah, unterhalten sich miteinander. Willy Brandt mit Brille. Willy Brandt zündet sich Zigarre an und raucht, nah. Tomi Ungerer Karikaturen: Ein Mann mit der Taschenlampe, etwas suchend und unter dem Bild der Text: "Krise, wo bist Du?" Zweite Karikatur: Ein Mann im Bett mit der Nachtmütze, die über die Augen und Ohren gezogen ist. Der Text lautet: "So nicht, jetzt nicht". Dritte Karikatur: Ein Mann mit dem Staubsauger, aber er läßt Dreck auf dem Fußboden liegen. Der Text: "Liegenlassen". Willy Brandt spricht über das Wahlprogramm seiner Partei, O-Ton: "Alle sollen wissen, dass man sich in den für eine moderne freiheitliche Gesellschaft entscheidenden Fragen auf die Sozialdemokraten verlassen kann - und Vertrauen ist ein politisches Kapital, das eine Partei nicht auf's Spiel setzen darf. Wir Sozialdemokraten sammeln dieses Vertrauen mühsam in der täglichen Arbeit an Problemen, die dem Bürger hautnah sind. Wir wollen nicht umstürzen, was sich bewährt hat. Sondern wir wollen erneuern, was der Erneuerung bedarf. Das ist sozialdemokratische Politik. Wehner, Schmidt, Vogel und Möller, alle nah.
02. Köln: Internationale Kindermesse
Kölner Dom im Hintergrund, vorne Hohenzollernbrücke. Zwischenschnitte: kleiner hüpfender Teddy. Kinderwagen mit Sichtfenster vorne, auch leichte Klappwagen. Zwillingskarre und sonstige Kinderkarren. Trudi: Stofftiere, deren Gesichtsausdruck der kindlichen Erlebniswelt entsprechen. Kindergesichter, groß. Kindermoden. Eine neue superleichte Steppdecke, die in der Waschmaschine gereinigt werden kann. Möbel für Kleinkinder und Teenager.
03. Berlin: Johnny Cash
Johnny Cash und Frau, beide nah. Cash spricht über die Country- und Westernmusik O-Ton: "I just have always felt like country music as a real kind of a music that had little more to offer with the simlesty and honesty in lyrics. - Wenn sich auch jede Musik von einer andere etwas leiht, so gibt die Countrymusic mir doch mehr, als jede anderer mit der Schlichtheit und Ehrlichkeit ihrer Texte." Zwischenschnitt aus einem Westernfilm. Johnny Cash schüttelt Hände der begeisterten Fans. Johnny Cash im Konzert.
04. Berlin: Havel-Motorbootrennen
"6 Stunden von Berlin". Motorbootfahrer aus 11 Ländern mit ihren Außenbordmotoren. Boote werden ins Wasser gehoben. Boote in voller Fahrt auf der Havel. Zuschauerboote. Auftanken an den Boxen. Ein umgefallenes Boot wird geschleppt. Nr. 252 Dieter Schwarz gewinnt den Havelpokal. Das lädierte Gesicht von Dieter Schwarz.
Herkunft / Inhaltsart
SPD-Parteitag in Dortmund
Kamera: Luppa, Tietge
Messe für das Kind in Köln
Kamera: Labudda
Johnny Cash in Berlin
Kamera: Pahl
Havel-Motorbootrennen in Berlin
Kamera: Pahl, Brandes
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Politik: "Den Erfolg fortsetzen"
Mit dem Selbstbewußtsein, daß sich auch vor Selbstironie nicht scheut in den Wahlkampf: Willy Brandt auf dem Parteitag der SPD in der Dortmunder Westfalen-Halle.
UFA Dabei setzt die Berichterstattung über den Wahlkampf fort. Vor den Delegierten von 900.000 Mitgliedern der Sozial-Demokratischen Partei und ihren prominenten Sprechern formuliert Willy Brandt das Wahlprogramm seiner Partei. Es zielt vor allem auf eine bessere Qualität des Lebens im Rahmen der Entwicklung zum "demokratischen Sozialismus: - und er attackiert den politischen Gegner CDU/CSU in ähnlich spöttischer Weise wie ihn der Sozialkritiker mit dem Zeichenstift. Tomi Ungerer, für die Freunde der SPD karikierte.
Krise, wo bist du? Fortschritt auf konservativ: so nicht, jetzt nicht, liegenlassen!
Politik ohne Programm - arme CDU !
"Noch deutlicher: die CDU soll nicht so tun, als sei sie gerade dabei, sich vom Trauma Bismarckscher Katholikenverfolgung zu lösen, um endlich auch einmal die Regierungsverantwortung tragen zu dürfen. Wir sind schließlich auch mit dem Sozialisten-Gesetz fertig geworden. Nur Mut, Kollege Barzel. Und an die Arbeit, die man ja auch in der Opposition leisten kann. Wir sprechen da aus Erfahrung."
Von der Konfrontation mit dem politischen Gegner zum Sinn, sozialdemokratischer Politik.
"Alle sollen wissen, daß man sich in den für eine modern freiheitliche Gesellschaft entscheidenden Fragen auf die Sozialdemokraten verlassen kann - und Vertrauen ist ein politisches Kapital, das eine Partei nicht auf's Spiel setzen darf. Wir Sozialdemokraten sammeln dieses Vertrauen mühsam in der täglichen Arbeit an Problemen, die dem Bürger hautnah sind. Wir wollen nicht umstürzen, was sich bewährt hat. Sondern wir wollen erneuern, was der Erneuerung bedarf. Das ist sozialdemokratische Politik."
Dabei-Messe: Was Kinder mögen
Umsatzrekorde - sozial motiviert. Die rückläufige Geburtenzahl hat sich bislang nicht mit roter Tinte in die Bilanz der Branche eingeschrieben - im Gegenteil: trotz des Pillenknicks wächst das Geschäft mit dem Kind. Optimistische Soziologen schließen daraus, daß die bundesdeutsche Gesellschaft kinderfreundlicher geworden ist. Leichte Klappwagen mit Feststell-Bremse aus Italien, zerlegbar in Sekunden: gesehen in Köln, wo Firmen aus 14 Ländern auf der "Internationalen Messe für das Kind" den expansiven Trend des deutschen Marktes nutzten.
Neu auf der Messe: Trudi, Stofftiere, deren Gesichsausdruck der kindlichen Erlebniswelt entsprechen.
Das Baby- und Kinderbekleidungssortiment ist vielfältig und größer geworden. Ein deutscher Hersteller verpflichtete eine Stilistin aus Paris - in der Hoffnung, den kommenden Mode-Trend vorzuprogrammieren. Das Material: Trevira mit Baumwolle, Karomuster, Nadelstreifen und sogenannte Naiv-Stickerei wecken modische Ambitionen bei Kindern zwischen 2 und 12. Eine neue, superleichte Steppdecke gefüllt mit Baumwelle und Polyester, verscheucht die Ur-Angst aller Eltern - den Erstickungstod im Kinderbett. Die Decke ist luftdurchlässig und kann in der Waschmaschine gereinigt werden.
Möbel für Babies und Teenager: Durch Anbauprogramme wachsen moderne Kinderzimmer mit ihren Bewohnern. Praktisch, weil raumsparend: Das zusammenklappbare Wandbett. Regal- und Schranksysteme - das zeigte die Kölner Messe - bestimmen die Zukunft im deutschen Kinderzimmer.
Dabei-Musik: Singt für "Country fans"
Seine Frau an der Seite, den Colt im Gürtel, die Bibel unterm Arm, die Guitarre in der Hand: Johnny Cash "der amerikanischste aller Sänger" - wie es heißt, gilt als der größte Country- und Western-Musik Interpret. 400 Songs hat er geschrieben, über 20 Millionen Platten verkauft. Warum er diese Musik liebt, erzählt er gern:
"I just have always felt like country music as a real kind of a music that had a little more to offer with the simplesty and honesty in lyrics.
"Wenn sich auch jede Musik von einer anderen etwas leiht, so gibt die Country-Musik mir doch mehr, als jede andere mit der Schlichtheit und Ehrlichkeit ihrer Texte."
Johnny Cash singt - und die Parkplätze werden zu Wiesen, und die Autostrassen werden zu Wanderwegen und all wir stress-geplagten Großstadt-Menschen werden zu Country-Leuten - verheissen seine Manager. Und der Erfolg von Johnny Cash auf seiner Deutschland-Tournee, scheint ihnen recht zu geben.
Mit 12 Jahren hat der Enkel eines Indianers vom Stamme der Cherokesen angefangen zu singen. Mit 22 startete er seine Karriere, mit 26 Jahren wurde der inzwischen 40-jährige berühmt.
Und er wird es wohl noch eine Weile bleiben.
Dabei-Sport: Auf der Havel kurven
Motorboot-Asse und ihre Fans trafen sich am Wochenende in Berlin. Zum Ausklang der nassen Renn-Saison waren Fahrer aus 11 Ländern mit ihren Booten nach Berlin gereist - Amateure, die Transport, Benzin und das Startgeld von 100 Mark Aus eigener Tasche zahlen mussten. Auf der Havel war ein 12 km langer Rennkurs abgesteckt: für die "6 Stunden von Berlin" - nach Paris und Rouen die größte Langstreckenregatta Europas.
In der 1.500 -bis 2.000 ccm - Klasse für Aussenbord-Motore zählte der Deutsche Dieter Schwarz zu den Favoriten. Wieviel Pferdestärken das 2 Liter-Triebwerk leistet, behielt Dieter Schwarz für sich. Auf der Geraden legten er und die Cracks von Übersee ein Tempo von 180 Stundenkilometern vor.
Auftanken an den Boxen. Die in der Mehrzahl neu-entwickelten Motore zeigten sich gemäßigt umweltfreundlich: sie verloren weder Benzin noch Öl und überraschten lärmtrainierte Rennbesucher durch reduziertes Laufgeräusch. Immerhin maß man am Ufer noch 75 Phon.
Vier Ärzte, 20 Taucher und mehrere Feuerlösch-Kanonen sicherten die Strecke. Jeder Fahrer trug einen wasserdicht verschlossenen Gesundheitspaß bei sich, um nach einem Unfall seine ärztliche Behandlung zu erleichtern.
Nur die Zahl der zurückgelegten Kilometer entschied in den 6 Stunden von Berlin über Sieg und Platz. Mit 600 Kilometern holte sich Dieter Schwarz den Havel-Pokal. Sein lädiertes Gesicht überzeugte auch den Laien: die Langstreckenregatta auf der Havel ist mehr als eine sonntägliche Kaffee-Fahrt.
Personen im Film
Brandt, Rut ; Brandt, Willy ; Cash, Johnny ; Leber, Georg ; Möller, Alex ; Scheel, Walter ; Schmidt, Helmut ; Scwarz, Dieter ; Strauß, Franz Josef ; Ungerer, Tomi ; Vogel, Joachim ; Wehner, Herbert
Orte
Köln ; Berlin ; Dortmund ; Bonn
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Karikaturen ; Kinder ; Motorbootrennen ; Musikalische Veranstaltungen ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Ausstellungen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau