Sacherschließung
01. Hamburg: Hallenhandball Frauen: Union 03 - Radnicki Belgrad
Eine Frau beim Ballwerfen, der Ball wird von ihrer Hand weggeschlagen und die Frau fällt auf den Fußboden. Eine Frau beim Sieben-Meter-Wurf. Tor. Eine Jugoslawin wirft aus dem Stand ein Tor. Andere Sieben-Meter-Würfe. Diverse Aufnahmen von dem Spiel. Die Jugoslawinnen sind überlegen. ZL-Aufnahmen. 10:15 für die jugoslawische Frauenmannschaft.
02. London: Mary Quant-Frühjahrsmoden
Mary Quant, Kopf, nah. Alte Modestile neu vorgeführt. Die Frau als Verwandlungskünstlerin im Stil Backfisch, Greta Garbo-Look oder Pin-up-Girl der 50er Jahre. Schuhe mit dicken Plateau-Sohlen.
03. BRD: Bundestagswahlen
Herbert Wehner umringt von Reportern, spricht O-Ton: "Das ist die entscheidende Frage, dass die Deutschen nicht so denken wie die Annoncen-Fabrikanten sie gemeint haben, einschätzen müssen. Sie haben sich nicht für dumm verkaufen lassen." Walter Scheel, groß, O-Ton: "Natürlich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und bin offen genug zu sagen, das ich bis vor wenigen Stunden dieses Ergebnis noch nicht erwartet habe." Franz-Josef Strauß, Kopf, nah spricht O-Ton: "Das vorliegende Wahlergebnis ist für uns sicherlich nicht befriedigend, aber es gibt uns Anlaß, mit aller Entschiedenheit und aller Energie nunmehr als eine Opposition von großer Kampfkraft und beachtlicher Qualität weiterzumachen." Wahlstudio, total, mit vielen Fernsehkameras und Monitoren. Leute im Parteibüro stehen vor einem Fernsehgerät. Willy Brandt und Frau Rut an der Wahlurne. Willy Brandt steckt seinen Wahlzettel in die Urne. Barzel kommt aus der Wahlkabine heraus, lacht. Draußen vor dem Wahllokal begrüßt er die Leute und steigt dann ins Auto, dann steckt der die Hand aus dem offenen Schiebedach heraus und macht Siegeszeichen. Edward Kennedy mit Frau steht neben H. Ehmke, dazu kommt Günter Grass und begrüßt Kennedy's. ZDF-Wahlstudio. Wehner, Mischnick und Katzer sitzen am Tisch. Wehner hat eine Pfeife im Mund. Walter Scheel umringt von Reportern. Juso Roth umringt von Reportern. Helmut Kohl versucht den Weg durch die Menschenmenge zu bahnen. Plakate an der Wand mit Bildern von: Weizsäcker, Ludwig Erhard, Kurt Georg Kiesinger, Franz-Josef Röder, Dr. Konrad Kraske, Katzer. Kaltes Buffet mit zwei Köchen. Gläser auf dem Tisch. Weitere Wahlplakate mit den Bildern von: Dr. Alfred Dregger, Wilfried Hasselmann, Walther Leisler Kiep, Filbinger, Helga Wex. Die CDU-Parteizentrale: Großes Gewühl um Rainier Barzel, der Stellung zur Wahlniederlage nimmt, O-Ton: "Es war eine Kampagne aller gegen uns, und die anderen haben auch schonungslos den Regierungsapparat eingesetzt. Ich will darüber aber nicht lamentieren. Das Ergebnis ist klar: die anderen haben ihr Ziel erreicht, wir haben das unsere nicht erreicht. Wir werden weiter kämpfen, um Unheil abzuwehren und wir werden eben weiter in der Opposition bleiben." Friedrich Nowotny auch unter den Journalisten. Genscher lacht. Ehmke, groß. Flach, kurz. Günter Grass, Wibke Bruhns, kurz. Ehmke im Gespräch mit von Dohnany. Rut Brandt kommt lachend mit Sohn Matthias. Willy Brandt kommt mit Ehmke.
Brandt nimmt Stellung zum Wahlsieg O-Ton: "Das ist für mich kein Augenblick des Triumphes, wohl aber ist es ein bewegender Augenblick der Genugtuung und des Stolzes, und zugleich der Bescheidung, denn wir fühlen uns durch diesen Sieg unserer Sache in die Pflicht genommen. Diese Wahl hat die neue politische Mitte gestärkt. Ich werde das Notwendige tun, damit sie sich in den kommenden vier Jahren als die große, die bindende Kraft unseres Volkes bestätigen wird. Nun gehen wir gelassen, doch mit Freude an die Arbeit für unsere Bundesrepublik Deutschland, für den Frieden, - dem Wort verpflichtet, mit dem wir und im Herbst 1969 auf den Weg machten: wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein, im Inneren und nach außen." Walter Scheel steht neben ihm. Horst Ehmke im Hintergrund. Scheel und Brandt schütteln sich die Hände nach der Rede Brandts. Menschen versammelt vor Palais Schaumburg. Sie rufen "Willy, Willy!". Brandt steht auf der Terrasse und macht "Siegeszeichen", Günter Grass und Walter Scheel dabei. Leute haben Fackeln.
Herkunft / Inhaltsart
Union 03/Radnicki Belgrad Hallenhandball Frauen
Kamera: Brandes, Rühe
Mary Quant Frühjahrskleider
Herkunft: COI
Bundestagswahlen
Kamera: Luppa, Pahl, Ahsendorf, Tietge
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Sport: Handballzauber
Sieben-Meter-Würfe entschieden ein Europaoup-Spiel der Hallenhandballdamen. Die Gäste aus Jugeslawien nutzten die Chance zum Torschuss aus dem Stand am besten: Von acht Strafstössen setzten sie sieben ins Netz. Die beiden Schiedsrichter aus Norwegen verhängten Sieben-Meter-Würfe gleich serienweise, um weibliche Aggressivität zu zügeln. In Hamburg wollton die Damen des deutschen Meisters Union 03 sportlich überleben - im Vorrundenspiel gegen die favorisierten Mädchen von Klub Radnicki Belgrad. Die spärlich gefüllte Halle machte deutlich: noch gelten die Handballmädchen weit weniger als die Männer, die das schnelle artistische Spiel zu einem Publikumssport entwickelten. Doch der Abstand scheint sich zu verringern: Die Jugoslawinnen zeigten in Hamburg ein Spiel, das profihafte Züge trug. In Kondition und Spielanlage unterschieden sie sich kaum von ihrer männlichen Konkurrenz. Den deutschen Mädchen, die reine Amateure sind, zeigten sie sich drückend überlegen - wie fast alle Teams aus Osteuropa, die wie Profis zu trainieren pflegen.
Obwohl das Team aus Belgrad ersatzgeschwächt nach Hamburg kam, gelang es den deutschen Mädchen nur selten, zum Wurfkreis vorzustossen. Mit 10:15 verloren sie ihr Heimspiel und schieden damit praktisch schon in der ersten Europacup-Runde aus. Um den Pokal- so scheint es-werden sich auch in diesem Jahr nur Mannschaften aus Ost-Europa streiten.
Dabei-Mode: Mary's sex
Mary Quant kann es nicht lassen: Die Erfinderin des Mini-Rocks. der ihr Millionen und en britischen Empire-Orden einbrachte, will auch die nächste Frühjahrsmode per Schocktherapie beleben. Sie griff ungeniert in den Fundus abgelegter Mode-Stile und präsentierte die Frau als neckische Verwandlungskünstlerin.
Vielleicht sehen wir sie bald auf unseren Strassen - als verschämten Backfisch, im Greta-Garbo-Look oder im Stil der Pin-up-Girls der 50-er Jahre.
Dabei-Politik: Mit Willy und Walter
Herbert Wehner: 'Das ist die entscheidende Frage, dass die Deutschen nicht so denken wie die Annoncen-Fabrikanten sie gemeint haben, einschätzen zu müssen. Sie haben sich nicht für dumm verkaufen lassen.'
Walter Scheel: 'Natürlich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden und bin offen genug zu sagen, dass ich bis vor wenigen Stunden dieses Ergebnis noch nicht erwartet habe.'
F. J. Strauß: 'Das vorliegende Wahlergebnis ist für uns sicherlich nicht befriedigend, aber es gibt uns Anlass, mi aller Entschiedenhiet und aller Energie nunmehr als eine Opposition von grosser Kampfkraft und beachtlicher Qualität weiterzumachen.'
In die Freude mischte sich Skepsis, in die Enttäuschung Unglauben : die erst Reaktion der Parteiprominenz am Bonner Wahlabend war geprägt von der Verblüffung über eines der sensationellsten Wahlergebnissse in der Gesehichte der Bundesrepublik. Der Wahl-Aufruf der Parteien, klare Mehreitsverhältnisse zu schaffen, brachte der Koalition mehr als 54 Prozent aller Stimmen und machte die SPD zum ersten Mal seit 1949 zur stärksten Partei. Bundeskanzler Brandt nannte es den grössten Wahlerfolg in der hundertzehnjährigen Geschicte seiner Partei.
Für die Christdemokraten zahlte sich ihr Appell an die Angst nich aus. Sie verloren 18 Mandate. Das aber konnte Oppositionsführer Barzel bei seiner Stimmabgabe noch nicht ahnen. Demoskopen hatten die CDU bis zum Wahlsonntag stets vorn gesehen.
Presse, Politiker, Prominenz aus Wirtschafte, Kultur und Sport hatten schon vor 18.00 Uhr die Parteibüros und Wahlsonderstudios in Bonn besetzt. Die ersten Ergebnisse aus einigen Stimmbezirken schienen die Wahlprognose zu bestätigen, die das Allensbacher Institut unmittelbar nach Schliessung der Wahllokale veröffentlicht hatte. Für Edward Kennedy und andere Beobachter stand es nach den ersten Trendhinweisen fest: Ausser den beiden Koalitionsparteien gab es einen dritten Sieger - die deutsche Demoskopie. Sie hatten - so wies das amtlich Endergebnis aus - mit geringen Abweichungen das Wahlergebnis richtigvorausberechnet. Computer und Wissenschaftler der Institute waren an diesem Abend in Bonn gefragt. Denn sie lieferten Siegern und Verlierern zusätzliche Daten über das Wahlverhalten der Bundesbürger, Daten die das opulent zubereitete Siegesmahl der CDU zur lustlosen Pflichtübung degradierten. In der CDU-Parteizentrale präsentierte sich am späten Abend enttäuscht aber gefasst Rainer Barzel der Verlierer.
"Es war eine Kampagne aller gegen uns, und die anderen haben auch schonungslos den Regierungsapparat eingesetzt. Ich will darüber aber nicht lamentieren. Das Ergebnis ist klar: die anderen haben ihr Ziel erreicht, wir haben das unsere nicht erreicht. Wir werden weiter kämpfen, um Unheil abzuwehren und wir werden eben weiter in der Opposition bleiben.'.
Den spektakulären Sieg der sozial-liberalen Koalition hatten nach Meinung der Umfrage-Institute vor allem drei Wählergruppen bewirkt: die Arbeiter, bei denen die SPD ihren Anteil von 60 auf 69 Prozent erhöhen konnte, die Jungwähler, die sich mit zwei Drittel Mehrheit für die Koalition antschieden und die weiblichen Wähler, die in ihrer Mehrheit für SPD und FDP gestimmt hatten.
Bundeskanzler Brandt nahm Stellung:
'Das ist für mich kein Augenblick des Triumphes, wohl aber ist es ein bewegender Augenblick der Genugtuung und des Stolzes, und Zugleich der Bescheidung, dann wir fühlen uns durch diesen Sieg unserer Sache in die Pflicht genommen. Diese Wahl hat die neue politische Mitte gestärkt. Ich werde das Notwendig tun, damit sie sich in den kommenden vier Jahren als die grosse, die bindende Kraft unseres Volkes bestätigen wird. Nun gehen wir gelassen, doch mit Freude an die Arbeit für unsere Bundesrepublik Deutschland, für den Frieden, -dem Wort verpflichtet, mit dem wir uns im Horbst 1969 auf den Weg machten: Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein, im Inneren und nach aussen.'
Die Basis ist gross geworden, auf die sich Willy Brandt jetzt stützen kann. Der Kanzler der Reformen kann wieder an die Arbeit gehen.
Personen im Film
Barzel, Rainer Candidus ; Brandt, Rut ; Brandt, Willy ; Bruhns, Wibke ; Dohnany von ; Dregger, Alfred ; Ehmke, Horst ; Erhard, Ludwig ; Filbinger ; Flach, Karl-Hermann ; Genscher, Hans-Dietrich ; Grass, Günter ; Hasselmann, Wilfried ; Katzer, Hans ; Kennedy, Edward ; Kiep, Walter Leissler ; Kiesinger, Kurt ; Kohl, Hannelore ; Kraske, Konrad ; Mischnik, Wolfgang ; Nowotny, Friedrich ; Quant, Mary ; Röder, Franz-Josef ; Roth, Wolfgang ; Scheel, Walter ; Wehner, Herbert ; Weizsäcker von, Richard ; Wex, Helga
Orte
BRD ; London ; Hamburg ; Bonn ; Peking ; Bayern
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Handball ; Hände ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Interviews ; Fernsehen ; Funk ; Plakate, Schriften, Transparente ; Wahlen ; Mode ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
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