UFA-Dabei 861/1973 23.01.1973

01. Bonn/ Paris: Politischer Bericht
10-jährige deutsch französische Freundschaft, Wahl und Vereidigung des Bundeskanzlers, Kabinettsvorstellung, Wahl der Bundestagspräsidentin, Regierungserklärung.
Willi Brandt spricht im Bundeshaus O-Ton: "Unser Programm für diese Legislaturperiode leite ich mit dem Satz ein, mit dem ich am 28. Oktober 1969 schloss: Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein, im Innern und nach außen. Meine Damen und Herren, das Wort von der guten Nachbarschaft zeigt unseren Willen zur Kontinuität an, den ich heute unterstreiche. Sie ist bestimmt durch den Inhalt unserer Politik der aktiven Friedenssicherung und der gesellschaftlichen Reformen." Schwenk über die Abgeordneten Sitze. Franz Josef Strauss und von Hassel, nah. Conrad Ahlers von hinten.
Annemarie Renger bekommt Glückwünsche nach der Wahl zur Bundestagspräsidentin. Mischnick, W. Scheel und von Hassel beim Gratulieren. Auf der Zuschauertribüne Carlo Schmid u. Käthe Strobel. Rainer Barzel spricht mit Rudolf Augstein, Barzel lacht. Barzel geht dann zur Wahlurne. Scheel steckt seinen Wahlzettel in die Urne. Nach der Wahl Willy Brandt zum Bundeskanzler gratuliert Herbert Wehner ihm. Carlo Schmid umarmt Willy Brandt. Auf der Zuschauertribüne des Bundeshauses Rut Brandt, Mildred Scheel. Bundestagspräsidentin Annemarie Renger und Willy Brandt bei der Vereidigung des Kanzlers. Auf der Treppe von Villa Hammerschmidt mit Gustav Heinemann die neue Regierung: Willy Brandt, Walter Scheel, G. Leber, Ertl, Jahn, Eppler, Arendt, Katharina Focke, von Dohnany, Ehmke, Friedrichs, Lauritzen, Genscher, Joachim Vogel, Helmut Schmidt. Willy Brandt, groß, nah. Egon Bahr, groß. Helmut Schmidt, groß, nah. Willy Brandt spricht im Bundestag über Einigung Europas O-Ton und nennt als gutes Beispiel deutsch-französische Freundschaft:
"Das Werk der europäischen Einigung kann sich nur durch freundschaftliche Verbundenheit der beteiligten Völker vollziehen. Ein lebendiges Beispiel dafür ist die deutsch-französische Partnerschaft, die ich die "Entente Elémantaire" genannt habe und die vor fast genau zehn Jahren in einem Vertrag gegossen wurde." Willy Brandt und Pompidou begrüßen sich, dann stellt Pompidou Regierungsmitglieder des französischen Kabinetts vor: Schuman, Pierre Messmer. In deutscher Delegation: Ehmke, Friedrichs, Scheel, Carlo Schmid, Eppler. Nochmals Händeschütteln Brandt-Pompidou. Trafo Triumphbogen, Straßenverkehr. Ehrungen am Grabmal des Unbekannten Soldaten: Willy Brandt legt einen Kranz nieder.
(96 m)

02. Polen: Hasenjagd für Export
Hasen laufen auf der Wiese. Einige Männer spinnen Netze, zwecks Hasenfang auf. Hasen laufen gegen das Netz und werden dann eingefangen. Die gefangenen Hasen werden in Transportkisten gesteckt. Ein Hase kann sich aus dem Netz befreien und läuft weg.
(30 m)

03. München: Mathäser Filmball
Die Tänzer der "Brasiliana 73" machen eine Vorführung. Unter den Ballteilnehmern: Horst Buchholz mit Frau Miriam Brun, Uschi Glas, Cornelia Froboess. Am kalten Buffet: Raimund Harmsdorf mit Freundin Ellen Erhard. Roy Black mit Braut Silke Vogts. Hannelore Elsner. Beim Tanzen: Claudia Butemuth. Mit Weinglas Waldfried Barthel. Rex Gildo, kurz. Harald Leipnitz tanzt mit einer Tänzerin der Gruppe "Brasiliana 73". Die Tänzerin küßt Harald Leipnitz.
(40 m)

04. Nieburg: Kino Oma
Alte Archivbilder von Nienburg an der Weser im Jahre 1926. Hauptgeschäftsstraße. "Lange Straße" und Leute vor den Kinos vor fünfzig Jahren. Vor dem Kino "Film Eck" teilt Rudi Carrell eigene Photos. Feierlichkeiten im Kino. "Kino-Oma" Frau Luise Gehrcke wird hereingeleitet. Unter dem Publikum, kurz Frankenfeld. Dr. Engelbrecht spricht O-Ton und überreicht eine Urkunde an Frau Gehrcke: "Sie wie es hier ist, so soll es möglichst an anderen Orten auch sein. Liebe Kollegen, liebe Frau Gehrcke, es ist mir eine hohe Ehre, Ihnen heute die Urkunde des Verbandes aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des Filmtheaters zu überreichen." Herr Spanhake, der Nachfolger von Oma Gehrcke O-Ton: "Dieser Theaterumbau aus eins mach zwei wurde in der kurzen Zeit von nur 22 Tagen ausgeführt. Dadurch ist es uns möglich geworden, beide Häuser mit nur 3 Mann Personal zu bestücken, durch die Versetzung der Anfangszeiten um eine halbe Stunde. Durch eine Totalrenovierung wie in diesem Fall in einem meiner anderen Theater habe ich eine Umsatz- bzw. Besucherzahlsteigerung von fast 200% erreichen können." Moderne Filmvorführgeräte. Alte Archivbilder über die Stadt und deren Einwohner vor 60 Jahren.
(80 m)

Politischer Bericht:

10-jährige dt./frz. Freundschaft
Kamera: Luppa

Wahl und ereid.d. Bundeskanzlers
Kamera: Luppa

Kabinettsvorstellung
Kamera: Luppa, Rühe, Brandes, Ahsendorf

Wahl d. Bundestagspräsidentin
Kamera: Luppa

Regierungserklärung
Kamera: Luppa, Brandes

Hasenjagd in Polen für Export
Herkunft: Polkronika

Mathäser-Filmball in München
Kamera: Rau

Kino Oma in Nienburg
Kamera: Ahsendorf

(Oma Gehrcke gründete 1912 Nienburgs erstes Kino)

Anfang und Ende

Gesamtlänge

Dabei-Politik: Bonn im Aufbruch
"Unser Programm für diese Legislaturperiode leite ich mit dem Satz ein, mit dem ich am 28. Oktober 1969 schloss: Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein, im Innern und nach aussen. Meine Damen und Herren, das Wort von der guten Nachbarschaft zeigt unseren Willen zur Kontinuität an, den ich heute unterstreiche. Sie ist bestimmt durch den Inhalt unserer Politik der aktiven Friedenssicherung und der gesellschaftlichen Reformen."
Mit seiner Regierungeerklärung vor den neuen deutschen Bundestag zog Willy Brandt die programmatische Konsequenz aus einem Wahlergebnis, das die politische Landschaft der Bundesrepublik veränderte. Annemarie Renger war die erste gewesen, die vom Sieg der sozialliberalen Koalition profitierte.
Die neue Bundestagspräsidentin nutzte sogleich ihre langjährige parlamentarische Erfahrung, um das Klima zwischen Siegern und Besiegten wieder zu verbessern. Doch eine organisatorische Panne bei der Kanzlerwahl belastete ihren Start und riss kaum vernarbte politische wunden für Stunden wieder auf.
Erst eine zweite Auszählung der Stimmen befreite 18 Oppositionsabgeordnete von dem Verdacht, Willy Brandt zum Kanzler gewählt zu haben.
Der Glückwunsch alter Kampfgefährten begleitete den Wahlsieger in sein neues Amt. Nach der Vereidigung erwartete den Kanzler eine Aufgabe, von der er später meinte: sie zu bewältigen sei kräftezehrender gewesen als der ganze Wahlkampf: Die Regierungsbildung an die sich wochenlang gegensätzliche Hoffnungen und Spekulationen knüpften. Nach dem Tauziehen um Ministersessel meldeten die Nachrichtenagenturen: nur wenig neue Namen im Kabinett Brandt/Scheel Die zweite sozial-liberale Regierung will der Innen- und Gesellschaftspolitik den Vorrang geben. Finanzminister Schmidt soll die Basie dafür schaffen - durch Wiedergewinnung der Stabilität. In der Aussenpolitik bleibt die Einigung Europas das Thema Nr.1

Willy Brandt:
"Das Werk der europäischen Einigung kann sich nur durch freundschaftliche Verbundenheit der beteiligten Völker vollziehen. Ein lebendiges Beispiel dafür ist die deutsch-französische Partnerschaft, die ich die "Entente Elémentaire" genannt habe und die vor fast genau zehn Jahren in einem Vertrag gegossen wurde."
Die Fahrt nach Paris zum Jubiläumstreffen war die erste Auslandsreise des neu gewählten Kanzlers. Mit einem feierlichen Protokoll und durch Austausch hoher Orden werteten Brandt und Pompidou die routinegemässen deutsch-französischen Konsultationen zu einem Festakt auf. In den Sachgesprächen zogen Bonn und Paris politische Bilanz. Nach wie vor weichen die Auffassungen beider Staaten zur geplanten europäischen Sicherheitskonferenz und zum Verhältnis zu Amerika voneinander ab. Doch auf der zweitägigen Konferenz, die der Kanzler nur unterbrach, um am Grabmal des Unbekannten Soldaten einen Kranz niederzulegen, blieb das Thema Europa die einigende Klammer. Frankreich und die Bundesrepublik sind fest entschlossen, die politische Einheit Europas bis 1980 zu vollenden.

Dabei-In Polen: Gegen Dekandenz und Inzucht
Mehr als die Schrotflinte fürchten Polens Hasen neuerdings den Devisenmangel ihres Landes. Bedroht vom Export nach Westeuropa, suchen sie durch Hakenschlagen ihr Recht auf Heimat durchzusetzen. Polens robuster Feld- und Wiesenspringer ist in Frankreich und Italien stark gefragt - als potenter Kämpfer gegen Dekadenz und Inzucht: er soll dem westlich - matten Hoppelmann frisches Blut zuführen.
Zu tausenden werden Polens Hasen in diesen Wochen mit wechselndem Glück gejagt. Freiwillig hat bislang keiner das Angebot genutzt, an westlichen Halmen zu rupfen.

Dabei-Film: Star Treff 73
Die Tänzer der "Brasiliana 73" stimmten die Show- und Leinwand-Prominenz auf eine muntere Ballnacht ein. Auf dem Mathäser-Filmball, exclusiver Höhepunkt der Münchener Faschingsballsaison, präsentierte sich die deutsche Filmwirtschaft selbstbewusst und optimistisch. Vom erlesenen Bufett nahmen die rund tausend Gäste neben Hummer, Lachs und Kaviar auch die Gewissheitmit, dass die oft totgesagte Branche in der Kunst des Miterlebens unerreicht bleibt. UFA Dabei belauschte Stars und Sternchen für einige Augenblicke bei ihrer kalkulierten Show zwischen Ausgelassenheit und Selbstdarstellung.

Dabei-Journal: Ein Leben fürs Kino
Seit fünfzig Jahren hat sich kaum etwas verändert: Das Rathaus steht am gleichen Platz: nur ist es heute PKW-umflutet, und auf der Langen Strasse fährt man kaum noch Rad.
Zentrum des kulturellen Lebens ist nach wie vor das Kino. In diesen Tagen feierte man 60- jähriges Jubiläum mit einem angemessenen Festakt.
Selbst Rudi Carrell eilte nach Nienburg, um der Besitzerin des Filmtheaters Dank zu sagen für ihren Pioniereinsatz. Denn: Oma Gehrcke, 82, mühte sich in einem langen Leben um Filmverbreitung. Auch der Boss der Filmwirtschaft fand passende Worte für Omas Kinoleidenschaft.

Dr. Engelbrecht:
"So wie es hier ist, so soll es möglichst an anderen Orten auch sein. Liebe Kollegen, liebe Frau Gehrcke, es ist mir eine hohe Ehre, Ihnen heute die Urkunde des Verbandes aus Anlass des 60-jährigen Bestehens des Filmtheaters zu überreichen."
Tips für erfolgreiches Film-Management will Oma zukünftig nur noch geben: im übrigen lässt sie junge Leute ran. Ihre letzte Idee: aus dem Balkon des alten Kinos machte sie ein zweites. Der Nachfolger zieht Bilanz.

Herr Spanhake:
"Dieser Theaterumbau aus eins mach' zwei, wurde in der kurzen Zeit von nur 22 Tagen ausgeführt. Dadurch ist es uns möglich geworden, beide Häuser mit nur 3 Mann Personal zu bestücken, durch die Versetzung der Anfangszeiten um eine halbe Stunde. Durch eine Total-Renovierung wie in diesem Fall in eines meiner anderen Theater, habe ich eine Umsatz- bzw. Besucherzahlsteigerung von fast 200% erreichen können."
Vorbildliche Rationalisierung auch im Projektorraum. Das neue Gerät kann ein Dreistundenprogramm von einer einzigen Rolle spielen. Seine Bewährungsprobe bestand es mit dem Festprogramm.

Veröffentlichungsdatum:

23.01.1973

Produktionsjahr:

1973

Kameraführung:

Brandes, Klaus; Luppa; Rau, Kurt; Rühe, Bernd Michael; Ahsendorf

Rechteinhaber:

Bundesrepublik Deutschland

Produzent:

Deutsche Wochenschau GmbH

Herkunft Fremdmaterial:

Polkronika

Filmformat:

35 mm

Farbe:

s/w

Ton:

Ton

Sprachen:

deutsch