Sacherschließung
01. Bonn/ Hamburg: Staatsbesuch von Tito in der BRD
Tito und Frau Jovanka an der Flugzeugtür. Fahnen beider Länder. Unten an der Flugzeugtreppe: Begrüßung des Bundespräsidenten Gustav Heinemann und Frau Hilda Heinemann, beide mit dem Rücken zu Kamera. Ehrenformationen. Palais Schaumburg. Im Garten des Palais Schaumburg Tito und Helmut Schmidt, Tito und Schmidt, beide halbtotal stellen sich vor die Kamera. Sie sitzen und unterhalten sich. Tito raucht Zigarre. Kinder in der jugoslawischen Landestracht mit einem naiven Gemälde. Tito und Frau Jovanka empfangen jugoslawischen Gastarbeiter und die jugoslawische Fußballnationalmannschaft im Park von Schloß Gymnich. Tito zusammen mit Weyer und H. Kühn. Hafenrundfahrt in Hamburg unter Polizeischutz. Blohm & Voss Werft zu sehen. Elbufer.
02. Berlin: Internationale Filmfestspiele
Filmtheatertreffen mit Herrn Soepanik. Filmtechnische Betriebe. Verleihung der Filmpreise 1974. Gedächtniskirche. Zoo-Palast. Minister Maihofer jeweils mit Dieter Borsche, Camilla Horn mit großem Hut, Gustav Knuth und Maximilian Schell bei der Preisverteilung. Festliche Garderobe. Tanzen. Ein Schild mit dem Text: "1949 VTFF 1974". Kameramänner. Bürgermeister Schütz mit Herrn Soepanik. Studio Hamburg von oben. Aufnahmen im Filmstudio, filmtechnische Geräte. Tonstudio. Tonaufnahmen mit einem Orchester. Eine Cutterin bei der Arbeit. Kameramänner machen Aufnahmen in City-Nord und in Hamburg City vom fahrenden Auto. Hotel Loews Plaza.
03. Gelsenkirchen: Fußball WM Holland - DDR
Beide Mannschaften und Schiedsrichter stehen nebeneinander. Die holländischen Spieler werfen Blumen an die Zuschauer vor dem Spielbeginn. Hollands Angriffsfußball. Johann Cruyff, Nr. 14. Kopfball mit einem Nachschuß ins Tor. Zuschauer in Regenmänteln und mit Regenschirmen. Schmutzige Spielertrikots. Sparwasser rutscht ins Tor herein. Ein Tor. In der Wiederholung deutlich die holländische Tortaktik zu sehen.
04. Frankreich: Ski-Akrobaten
Diverse Aufnahmen in ZL von Skiakrobaten mit Sprüngen und Stürzen.
Herkunft / Inhaltsart
Staatsbesuch Tito in der BRD
Kamera: Luppa, Jürgens, Rühe
Int. Filmfestspiele. Berlin:
Filmtheatertreffen m. Herrn Scepanik
Herkunft: Blick
Filmtechnische Betriebe
Herkunft: Studio Hamburg
Verleihung Filmpreis '74
Kamera: Jürgens
Fußball-WM:
Holland-DDR/Gelsenkirchen
Kamera: Brandes, Zimpel, Petersen
Ski-Akrobaten
Herkunft: Gaumont
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Politik: Tito in Bonn
Er wolle das befreundete Deutschland sehen. Der Besuch sei die Krönung der Beziehungen zwischen Bonn und Belgrad. Diese Worte von Jugoslawiens Staatschef Tito schon bei der Ankunft in der Bundesrepublik gesprochen, machten deutlich, dass politisch Neues Nicht von der Staatsvisite zu erwarten war. Ein Freundschaftsbesuch also von König Fussball aus den Schlagzeilen verdrängt und nur verschönt von der Bonner Protokoll-Regie.
Die Probleme waren vorher ausgeräumnt. Nur kurz nach dem Machtwechsel im Kanzleramt hatte Brand-Freund Tito befürchtet, zum neuen Mann in Bonn keinen guten Kontakt zu finden. Doch Helmut Schmidt fand ein probates Mittel, die Sympathie des Gastes zu erwerben. Er beendete das Gerangel um einen 700 Millionen Mark Kredit und liess die Summe überweisen. So blieben für das erste Téte-á-téte im Kanzleramt nur Komplimente übrig und die Feststellung: die Normalisierung sei erfolgreich abgeschlossen. Eine Abordnung jugoslawischer Gastarbeiter im Park von Titos Residenz-Schloss Gymnich zeigte jedoch, wo die Zukunft für politische Arbeit liegt: Die Vertragsbedingungen von 700.000 Jugoslawen in der Bundesrepublik müssen verbessert werden oder, was nach Titos Meinung richtiger wäre, Kapital und Arbeitsplätze kämen auf den Balkan.
Nicht nur frisch gekämmt und aufgereiht, sondern in Aktion wollte der Gast aus Jugoslawien eigentlich seine Fussballer sehen. Doch Verfassungsschutz und Polizei erlaubten nur ein kurzes Händeschütteln. Aus Furcht vor Bombenlegern und Exilkroaten, die im Nachkriegsdeutschland Unterschlupf gefunden hatten und hier den Kampf gegen Belgrad weiterführten, war über Tito Sicherheitsstufe 1 verhängt. Kein Kontakt also mit der Bevölkerung.
Der letzte Besuchstag in Hamburg geriet deswagen nur zur Hafenrundfahrt mit Polizeibegleitung. Von den Bundesdeutschen, die millionenfach sein Land bereisen, bekam Tito kaum einen zu sehen.
Dabei-Kino: Filmstadt Berlin
Am liebsten versteckt hätte man die Hinweisschilder in den vergangenen Jahren, dass wieder einmal Berlinale sei. In diesem Jahr zeigt man sie wieder, selbstbewusst.
Dieter Borsche, Camilla Horn und Gustav Knuth, Perlen des deutschen Films, waren nach Berlin gereist, um diesen Optimismus abzustützen. Ausserdem Filmbänder in Gold und Silber in Empfang zu nehmen.
Die Krise ist vorbei. Formulierte Maximilian Schnell, stellvertretend für die anderen. Zum ersten Mal seit Bernhard Wickis Brücke wurde ein Regisseur mit der goldenen Schale ausgezeichnet.
Ein weiteres Detail, das neues Selbstvertrauen gefunden hat: auf Parties und Empfängen gab es wie in guten alten UFA-Zeiten den gehobenen Kleiderzwang.
Parallel zu Wettbewerb und jungem Forum des Films nutzten in diesem Jahr die filmtechnischen Betriebe die Berlinale zur Selbstdarstellung. Der Anlass: 25 Jahre ist es her, dass in Berlin fünf Filmemacher aus den Trümmern der grossdeutschen Filmindustrie einen Neubeginn machten. Heute gehören dem Interessenverband die wichtigsten deutschen Atelierbetriebe. Synchronstudios und Kopierwerke an.
Die neuen Zentren: Berlin, München, Hamburg. In einem Vierteljahrhundert produzierten deutsche filmtechnische Betriebe 11.000 Spielfilme und 500 abendfüllende Dokumentarstreifen. Ähnlich imposant die Zahl der Kurzfilme und synchronisierten Auslandsprodukte, jeweils rund 8.000.
Nicht gezählt für die stolze Vierteljahrhundert-Bilanz wurden die zahlreichen Musikproduktionen.
Erfolg lässt sich auch anders beschreiben: bearbeitet, d.h. belichtet und geschnitten wurden 2 Milliarden Meter Film, 50-facher Umfang unserer Erde.
Um jedoch die Leistung, die Tatkraft und den Ideenreichtum des Filmhandwerks lebensfähig zu erhalten, bedarf es besserer Einsichten und Massnahmen als der vom Bundesinnenminister. Auf der Berlinale stellte Maihofer fest: nicht nur der Bund, auch die Länder müssten etwas für den Film tun.
Dabei-Fussball: das Cruyff-Team
Duell des erfolgreichen Aussenseiters und des Favoriten. Die Begegnung Holland - DDR.
Blumen für die Nachgereisten aus den Niederlanden. Gut die Hälfte der 70.000 Zuschauer vermitteln im Parkstadion der holländischen Nationalmannschaft das Gefühl zu Hause zu spielen. Es überraschte niemanden, dass die Holländer mit ihrem bewährten Angriffs-Fussball das Spiel beherrschten. Der Versuch der DDR, gleich zu Beginn diese Taktik umzudrehen, misslang. Auch ihr Versuch Johann Cruyff, die Nummer 14, auszuschalten, konnte nur Minuten durchgehalten werden. Seine zwei Beschatter hängt Cruyff in Handumdrehen ab.
In der 8. Minute stahl sich Cruyff nach einem Eckball davon. Seinen Kopfball konnte Pommerenke noch auf der Linie abwehren, aber Neeskens Nachschuss sass. Damit schien der Marsch ins Endspiel unaufhaltbar.
Denn mehr als einen Konterzug hatte die Mannschaft von DDR-Trainer Buschner in der 1. Halbzeit nicht zu bieten. Obwohl gerade Hollands Torwart Jongblood auf dem seifigen Boden unsicher war. In der 38. Minute kann er einen Schuss von Sparwasser nicht halten, kommt dem zweiten Zugriff von Löwe nur knapp zuvor.
Für zahlreiche Gelsenkirchener ist die Begegnung jetzt schon ausgespielt. Sie verlassen enttäuscht das Stadion.
Die zweite Halbzeit ist für Hollands Stars nur noch Gelegenheit zum Training. Sie üben ihre Taktik, mit der sie kommende Gegner umspielen wollen.
Sie produzieren sich als perfekte Ball-Artisten, doch die verbliebenen Zuschauer wollen Kämpfe sehen.
Für die DDR moralischer Auftrieb, kurzfristig das Spiel zu übernehmen. Doch das Ergebnis bestätigt die Vermutung, die Ostelf sei vor allem zum WM-Turnier gereist, um gegen die Westdeutschen zu gewinnen.
In der 60. Minute verraten die Holländer ihr Torrezept: souveränes Pass-Spiel, mit dem man sich den Weg unter die letzten Vier ebnet.
Die Wiederholung: Cruyff schlägt 35 Meter vor dem DDR-Tor einen Pass auf Neeskens. Der lässt zu Hanegen laufen.
Flanke in die Mitte und Resenbrink hat freie Bahn.
Dabei-Sport: Tänze auf Schnee
Kontrast-Programm! In der heissen Jahreszeit, abseits von Toren und Elfmetern, machen die Ski-Kaskadeure in den französischen Alpen Abschluss-Billianz.
Die Disziplin ist neu und verdrängte in der letzten Ski-Saison Abfahrtslauf und Slalom. Zum ersten Mal gab es eine Meisterschaft der französischen Skiakrobaten.
Was bislang als Fehler galt und wertvolle Sekunden kostete, wird jetzt zur Bedingung für den Sieg. Bewertet werden zunächst fantastischen Varianten des Freistils und erst dann Geschwindigkeit.
Beim Ritt über die Bodenwelle werden Zweitklassige ausgeschieden. Eine Handvoll Meisterläufer bleiben übrig.
Überleben kann nur, wer aus der Ungeschicklichkeit des Anfängers den kalkulierten Sturz des Spezialisten macht
Personen im Film
Borsche, Dieter ; Heinemann, Gustav ; Heinemann, Hilda ; Horn, Camilla ; Tito, Jovanka ; Knuth, Gustav ; Kühn, Heinz ; Maihofer, Werner ; Scepanik ; Schmidt, Helmut ; Schütz, Klaus ; Tito, Josip ; Weyer, Willi ; Cruyff, Johann ; Neeskens, John ; Pommerenke ; Sparwasser, Jürgen
Orte
Frankreich ; Bonn ; Hamburg ; Berlin ; Gelsenkirchen ; BRD
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Bauwerke in Deutschland ; Brauchtum ; Filmschaffen ; Fußball ; Ski, Skilauf, Skispringen ; Sportpublikum, Sport-Zuschauer ; Staatliche Besuche (innen) ; Städtebilder: Deutschland ; Tanz ; Trachten ; Kopfbedeckungen ; Kunst ; Berufe ; Architektur ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
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Genre
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