30 Jahre nach Kriegsende:
Rolle I
Herkunft: Polkronika
Rolle II
Herkunft: Polygoon
Rolle III
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Dabei-Politik: '30 jahre Kriegsende'
Soldatenfriedhöfe in ganz Europa markieren den Weg in eine Zukunft, in der Krieg eine verblassende Metapher für Gewalt und Leiden sein wird. Vielleicht. Hoffnungen sind erlaubt. Europa hat seit dreissig Jahren Frieden, instabil un gefährdet zwar und in der östlichen Hälfte des Kontinents von Druck und Unfreiheit begleitet. Aber der grosse Krieg als konkrete Gefahr scheint gebannt. Zuviel steht auf dem Spiel für die Europäer im Westen und im Osten. Der grosse Krieg, sein Anfang und sein Ende, sind unvergessen. 30 Jahre danach ziehen Presse, Rundfunk und Fernsehen, aber auch die Wochenschau der europäischen Staaten historische Bilanz. Wir wählten zwei Wochenschauen as - die polnische und die niederländische. Zwei Nachbarn und Opfer der Deutschen blicken zurück. Den Original-Kommentar haben wir wörtlich übersetzt.
'1939, als uns die Nazis überrannten, hatten wir ihnen nichts entgegenzusetzen als den Mut der Verzweiflung. Wir mussten allein kämpfen, schlecht bewaffnet und verlassen von unseren Verbündeten. Der 'preussische Drang nach Osten' überschlug sich im deutschen Faschismus. Lange bevor die Welt begriff, dass in Polen Massenmord verübt wurde, waren wir Augenzeugen von Massenmördern. Dem polnischen Volk wurden die Menschenrecht entzogen. Der Nazibefehl lautete: diese Lebewesen sind keine Menschen. Menschen sind nur dir Deutschen des 'Führers' Adolf Hitler.
Der Führer des Dritten Reiches auf einer Parade in Warschau.
Während die Nazitruppen in Brüssel und Paris, in Belgrad und Athen einmarschierten, begann in den Lagern von Auschwitz und Majdanek die Ausrottung der polnischen Nation.
Polen hörte niemals auf zu kämpfen. Im besetzten Land unterbrachen polnische Kämpfer die feindlichen Verbindungslinien und störten den Nachschub für die deutsche Ostfront. Polnische Soldaten kämpften in Norwegen, Frankreich und England für die Freiheit.
Stalingrad. Diese Stadt wurde zu einem Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Der grosse Kampf an der Wolga änderte den Kriegsverlauf. Er brachte allen Nationen im besetzten Europa Mut und Hoffnung zurück. Zum ersten Mal musste Hitlers Armee eine Niederlage hinnehmen - ein schwerer Schlag für das Dritte Reich.
Die ersten Einheiten der polnischen Volksarmee wurden am Oka-Fluss in der UdSSR zusammengestellt. Die Waffen erhielten sie von den sowjetischen Verbündeten. Die Bruderschaft zwischen polnischen und sowjetischen Soldaten wurde nicht auf dem Papiker sondern in schweren Kämpfen geboren.'
'Holland: 1940. Seiss-Inquart, der soeben ernannte deutsche Gouverneur für die besetzten holländischen Gebiete, übernimmt sein Amt in Den Haag.
Kurz zuvor war Rotterdam unter Feuer genommen worden. Das Herz dieser wehrlosen Stadt wurde vollständig zerstört.
Die deutschen Truppen besetzen unser Land. Die Einwohner beobachten den Einmarsch der Deutschen mit Furcht und Schweigen.
Die nationalsozialistische Bewegung in Holland, die sich zur Nazi-Ideologie bekannte und mit den Deutschen zusammenarbeitete, wurde dafür von der Bevölkerung gehasst.
Die Deutschen regierten Holland fünf Jahre lang. Sie führten einen obligatorischen Arbeitsdienst ein, vor dem sich allerdings viele Jugendliche drückten. Die Holländer wurden aufgerufen, in den Polizeikasernen deutsch zu lernen.
Hohe deutsche Politiker, wie der SS-Führer Himmler, besuchten die Niederlande regelmässig. Himmler wurde im Hauptquartier der holländischen Nazis wie ein König empfangen.
Himmler war neben Hitler der eigentliche Verantwortliche für die Verfolgung der Juden.
In Amsterdam wurden die Juden zusammengezogen. Jeder von ihnen musste einen Davidstern tragen. Die Deutschen verschleppten etwa 100.000 holländische Juden. Sie wurden in Eisenbahn-Waggons nach Polen transportiert und dort in Gaskammern ermordet.
Im besetzten Holland war den Autofahrern nur die Benutzung von Heissluft- und Holzgasgeneratoren erlaubt. Benzin gab es nur für die Deutschen.
Die ersten illegalen Zeitungen in Holland erschienen 1940. Sie riefenzum Widerstand gegen die Deutschen auf. Sabotage-Akte waren die Folge. Hunderte von Widerstandskämpfern wurden standrechtlich erschossen.
Aus Furcht von einer britisch-amerkanischen Invasion bauten die Deutschen den Atlantikwall. Vorher wurden alle Bewohner der Küstengebiete evakuiert. Aber auch dieser Befestigungswall konnte die Invasion nicht verhindern. Am 6. Juni landeten die Alliierten in der Normandie. Auch West- und Nordfrankreich bezahlten einen hohen Preis für ihre Freiheit. Maastricht war die erste holländische Stadt, die befreit wurde.
Am 17. September 1944 landeten britische, amerikanische und polnische Fallschirmspringer in der Nähe von Arnheim.
Prinz Bernhard und der deutsche Kommandant von West-Holland unterzeichneten die Kapitualtionsurkunde: Nazi-Deutschland hatte den Krieg verloren.
Fünf Jahre der Besetzung, der Deportationen und Exekutionen, des Terrors, der Angst und des Hungers waren vorbei.
Die verhassten Symbole wurden zerstört, die deutsche Missetäter und ihre holländischen Handlanger festgenommen.
Die Niederlande waren frei. Die militärischen Führer der Alliierten, die Generäle Eisenhower und Montgomery wurden stürmisch begrüsst.
30 Jahre sind inzwischen vergangen, und die Frage ist: wir steht es jetzt um unser Land, im Jahre 1975?
Die demokratischen Freiheiten sind wiederhergestellt.
Wir können sagen, was wir wollen, und wir können wählen, wen wir wollen.
Wir können lesen, was wir wollen, wir haben das Grundrecht auf freie Information. Die Niederlande sind ein wichtiger Industriestaat geworden. Wir haben eine gesunde Währung und sind Teil des freien Westens. Und dazu gehört, dass auch wir ein Teil der Konsumgesellschaft geworden sind, in der jeder von einem Status-Symbol zum andern jagt.
Am 30. Jahrestag des Kriegsendes erinnern wir uns deshalb an das Jahr 1945.