Renault 5 - Elf- Pokal in Marseille
Kamera: Jürgens, Bennacef
Bundeskanzler Schmidt in Peking
Kamera: Luppa
Fußball: Bayer Uerdingen - Borussia Mönchengladbach
Kamera: Luppa, Rieck, Heller
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Dabei-Motor: r 5-elf Finale
Marseille - wenn man Weltbummlern glauben darf, ein Synonym für Fischsuppe, Rauschgift und scharfe Miezen. Seharfen gab es diesmal auch an der Peripherie von Marseille zu besichtigen: brave Alltagsautos, von gewieften Turnern nach vorgeschriebenen Regeln zu Pistenrennern hochgetrimmt, waren aus ganz Europa angereist, um im Finale des R 5 ELF-Pokals den Meister auszuführen.
Auf de. Paul Ricard-Kurs lieferten sich die Pistenflitzer wie gewohnt ehrgeizige Positionskämpfe und Kurvenduelle. Gefördert von Renault und der französischen Mineralölgesellschaft ELF, hat sich der einst in Frankreich gegründete Wettbewerb als neue Rennsport-Klasse auf ganz Westeuropa ausgeweitet. Auch Fahrer aus der Bundesrepublik waren beim Pokal-Finale in Marseille dabei. In der Mannschaftswertung hatten sie sich bei den 11 Meisterschaftsläufen in diesen Jahr hinter die führenden Franzosen auf Platz 2 vorgearbeitet. Gerade die deutschen Nachwuchsfahrer haben die Chance genutzt, sich in den schnellen aber billigen Serien-Autos das Rüstzeug für die höheren Formelklassen anzueignen. Einen Defekt am Hini-Renner kann der Fahrer meist selbst beheben, rennfertig kostet der Großstadtflitzer nicht einmal 13.000 Mark. Der Franzose Ilbert mit der Nummer 2 hatte beim letzten Rennen auf dem Nürburgring nur den 3. Platz erreicht. Auf seiner Hausstrecke galt er als Favorit. Kurvensicher und auf der Graden bis zu 180 Stundenkilometer schnell, die dafür notwendigen 83 PS holt sich das Serientriebwerk aus den geänderten Ventilfedern und einer schärferen Nockenwelle.
Geschafft! Hubert begiesst seinen Europameister-Titel. Sein Durchschmittstempo auf der kurvenreichen Kurs: 107 Stundenkilometer. Die deutschen Fahrer belegten diesmal nur Plätze im Mittelfeld.
Dabei-Politik: im Reich der Mitte
Fast 7.000 Kilometer lang ist sie, 7 Meter hoch und knapp 6 Meter breit. Kein westlicher Besucher von Rang ist bisher an der chinesischen Mauer vorbeikommen
In der 'Grossen Halle des Volkes',die nach Gäste-Urteil den Charme und die Eleganz einer Bahnhofsgaststätte hat, tafelten Bundeskanzler Schmidt und seine Gastgeber für eine bessere gemeinsame Zukunft.
Schmidt mühte sich redlich, dann kapitulierte der erfolggewohnte Hamburger schliesslich doch - und griff zum Löffel.
Blasmusik, Girlanden, Fahnen, Blumensträusse: wohin Kanzler und Equipe auch kamen, Chinas Jubelkinder erwiesen ihre Reverenz. Helmut Schmidt besichtigte in Peking die Volkskommune 'Roter Stern' und ihren bekanntesten Exportartikel - die Peking-Ente, die maschinell genudelt wird. Dem von Feinschmeckern geschätzten Federvieh werden 400 Gram Futter in nur 3 Sekunden in den Schlund geschossen.
Und auch dies war Bestandteil des Besuchsprogramms: patriotische Heimatabende und eine politische Agitationsoper in Peking. Der Kanzler machte gute Miene zum schlechten Spiel und dachte wohl insgeheim an Friedrich Schiller. Wo gibt es das noch: Theater als moralische Anstalt. Ein anderes Familienfoto rahmte jenen politischen Ertrag der China-Reise. Verkehrsminister Gscheidle und sein chinesischer Kollege unterzeichnete ein Luftfahrt- und Schiffahrtsabkommen. Eine gemeinsame Wirtschaftskommission soll nach Chancen für einen intensiveren Handel suchen - keine leichte Aufgabe, wie man aus den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern weiss. Des Kanzlers eindrucksvollstes Erlebnis in Peking war die Begegnung mit Mao Tse Tung. In einem abgeschirmten Teil der früheren Kaiserstadt lobt der greise Chinesenführer. Vor Schmidt waren schon die Unionspolitiker Schröder, Strauss und Kohl von Mao empfangen worden. Das Treffen mit Mao durfte nur chinesische Kameramänner filmen. Der 81-Jährige krank und gebrechlich, bestach nach dem Urteil seiner Besucher durch geistige Präsenz und souveränen Humor. Der belesene Kommunistenführer plauderte erst über deutsche Philosophen, bevor er zu seinem eigentlichen Thema kam: der eindringlichen Warnung vor dem Hegemoniestreben der Sowjetunion.
Und wieder Tänze, Tänze, Tänze. Nach 5 Tagen China zogen der Kanzler und sein Team Bilanz. Peking Bonn-freundliche Deutschlandpolitik - sollte sich nur ein Reflex der chinesischen Politik gegenüber Moskau sein - stösst bei der Bundesregierung auf höfliche Reserve. Peking ist fern, aber Moskau ist nah, Bonus langfristige Entspannungspolitik gegenüber dem Osten - so wiederholte Schmidt beim Abschied - wird fortgesetzt. Trotzdem wollen auch die fernen Nachbarn China und die Bundesrepublik ihre Beziehungen festigen.
Dabei-Sport: Favoritenschreck Uerdingen
Krefeld - eine Stadt, in der Bundesligafussball gerade erst heimisch zu werden beginnt. Krefeld - Uerdingen - eine Sportarena, in der die Rollen vor de Spiel verteilt schienen. Der Aufsteiger Bayer Uerdingen - dunkles Trikot -, ein Bundesliganeuling, von dem das Publikum noch ver kurzem nicht einmal den Namen Kannte, und Borussia Mönchengladbach, deutscher Fussballmeister und im Spiegel der Kritik dei gegenwärtig beste Vereinsmannschaft Europas.
Nur ihre Heimstärke liess den Uerdingern einen Schimmer Hoffnung. Die sechs letzten Heimspiele hatten sie ohne Niederlagen überstanden. Die Gladbacher, die auch Schüsse aus der zweiten Reihe wagten, liessen in der ersten Halbzeit nicht erkennen, dass ihnen ihr schweres Europacupspiel in Italien noch in den Knochen steckte. Berti Vogts, aufmerksam wie immer, schaltete sich früh in den gefürchteten Sturmlauf seiner Mannschaft ein.
Die besorgten Fans rufen Trick 17, und die Uerdinger proben ihn beim Strafstoss. Vergebens. Torwart Kleff war auf der Hut. In der zweiten Halbzeit wurde deutlich, dass die Borussen in Turin viel Kraft gelassen hatten. Der kleine flinke Simonsen erhielt erst in der 78. Minute seine erste Chance. Er nutzte sie. Die abgekämpften Borussen waren erleichtert. Auf den Rängen werden die Chöre leiser. Doch die Heimmannschaft spürte, dass die Kräfte des Gegners nachgelassen hatten. Jetzt kopieren die Uerdinger das schnelle Angriffsspiel der Gäste. Drei Minuten vor Schluss: fast die ganze Heimmannschaft hat sich vor dem Borussentor versammelt. 1:1 Unentschieden. In Krefeld ist die Fussballwelt wieder in Ordnung.
Enttäuschung beim abgeschafften Meister. Sein einziger Trost: Er behauptet die Tabellenspitze.