Sacherschließung
01. BRD: Rückblick Bundespräsident Gustav Heinemann
Frau Hilda Heinemann wird von Walter Scheel zu der Trauerfeier im Plenarsaal des Bundestages begleitet. Walter Scheel spricht, O-Ton: "Nach dem Verständnis unseres Grundgesetzes ist es die vornehmste Aufgabe des Staatsoberhauptes, zu integrieren, im Parteienstaat Gemeinsamkeiten sichtbar werden zu lassen, Vertrauen und Zutrauen zu wecken und zu fördern. Gustav Heinemann hat das auf seine ganz eigene Weise unternommen und geleistet." Zuhörer in der Trauerfeier: Frau Dr. Mildred Scheel, Helmut Schmidt, Loki Schmidt, Genscher, Helmut Kohl, Maihöfer, Wehner, Kühn, Carstens Barzel, von Hassel, Willy Brandt, Rut Brandt, E. Gerstenmaier. Archivaufnahmen.
02. Holland: Auto-Sicherheitstests
Autobahn. VW-Transporter fährt auf die Leitplanke, stürzt um und dreht auf das Dach. Großer Bus fährt gegen die Leitplanke. Diverse Autos fahren über die Rampe ins Wasser. Autos schwimmen eine zeitlang. Unterwasseraufnahmen wie drei Insassen eines gesunkenen Pkws sich retten. Testpuppe Dummy in Testversuchen: Autos schleudern gegen Laternenmasten. Autobahnverkehr.
03. New York: Operation Sail 76. 200 Jahrfeier der USA
4. Juli Parade auf der New Yorker Straße. Luftaufnahme über Manhattan. Windjammerparade vor der Stadt New York. Freiheitsstatue. Diverse segeltüchtige Windjammer. Präsident G. Ford auf einem Flugzeugträger nimmt die Windjammerparade ab. USA-Fahne. Ford läutet mit großer Glocke das Dritte Jahrhundert Amerikas ein. H. Kissinger mit Frau. Flugzeugträger mit Raketen. Andere Marineschiffe mit Marinesoldaten. Diverse Windjammer auf dem Hudson u.a. Coast Cuard Ship und andere Segelboote und Motorboote. Gorch Fock vor der Freiheitsstatue.
Herkunft / Inhaltsart
Rückblick Bundespräsident Heinemann
Herkunft: Archivmaterial
Auto-Sicherheits-Tests in Holland
Herkunft: Polygoon
Operation Sail '76
Kamera: Pahl
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-in Deutschland: der Bürgerpräsident
Hilde Heinemann auf der Trauerfeier zu Ehren ihres verstorbenen Mannes in Bonn. Mit einem Staatsakt im Plenarsaal des Bundestages nahm die Bundesrepublik offiziell Abschied von Alt-Bundespräsident Heinemann. Sein Nachfolger im Amt Walter Scheel würdigte Gustav Heinemann als eine Persönlichkeit, der es darauf ankam, die Welt menschlicher, gerechter und vernünftiger zu machen:
Bundespräsident Walter Scheel:
"Nach dem Verständnis unseres Grundgesetzes ist es die vornehmste Aufgabe des Staatsoberhauptes, zu integrieren, im Parteienstaat Gemeinsamkeiten sichtbar werden zu lassen, Vertrauen und Zutrauen zu wecken und zu fördern. Gustav Heinemann hat das auf seine ganz eigene Weise unternommen und geleistet."
1969 war Gustav Heinemann zum dritten Präsidenten der Bundesrepublik gewählt worden. In den 20 Jahren bundesrepublikanischer Nachkriegsgeschichte übernahm damit zum ersten Mal ein Sozialdemokrat dieses Amt. Gustav Heinemann hat viel angestoßen und in Gang gesetzt. Seine Wahl war ein Signal für den Wechsel auf der politischen Bühne. Im Herbst desselben Jahres übernahm die erste sozialliberale Koalition unter Führung der Sozialdemokraten die Regierung. Als Bürgermeister von Essen, seiner Heimatstadt, begann Heinemanns Nachkriegskarriere. Sein politischer Weg war für Freund und Gegner von eindrucksvoller Geradlinigkeit. Richtschnur für sein Handeln war stets sein christliches Gewissen. Er sagte einmal: "Nicht der Krieg, der Frieden ist der Ernstfall, in dem wir uns zu bewähren haben." Von äußere Formen und Zeichen seines Amtes hielt Heinemann wenig.
Alt-Bundespräsident Gustav Heinemann:
"Auch die repräsentativen Pflichten des Bundespräsidenten sind ein Stück politischer Aufgabe. Er soll eben gerade auch dadurch, daß er die Bundesrepublik darstellt, sei es im Inland oder Ausland, dazu beitragen, daß die Bürger der Bundesrepublik sich als Teile einer großen Gemeinschaft verstehen und empfinden."
Im November 1969 empfing Königin Juliana Gustav Heinemann zu einem Staatsbesuch in den Niederlanden - es war der erste Staatsbesuch des Präsidenten nach seiner Amtseinführung und der erste Besuch eines deutschen Staatsoberhauptes in den Niederlanden nach dem Krieg. Der Besuch des jüdischen Denkmals in der alten holländischen Schauburg sollte Heinemanns Mahnung deutlich machen: "Nur wenn wir selbst nicht vergessen, werden wir anderen helfen können, zu vergessen." Auch auf seinen Auslandsreisen suchte Heinemann immer wieder das Gespräch mit der Bevölkerung. Im Gespräch Verständnis für die Probleme des anderen zu finden um Gegensätze zu überbrücken, darin sah der Präsident eine seiner vordringlichsten Aufgaben.
Ein wenig genoss auch der Bürgerpräsident Gustav Heinemann das strenge Zeremoniell alter Tradition, mit dem Großbritannien den Bundespräsidenten auf seinem Besuch 1972 umgab. Gustav Heinemann beeindruckte die Briten. "Ich liebe nicht den Staat, sondern meine Frau", war ein Heinemann-Zitat, daß sich kaum eine Zeitung in ihrer Berichterstattung über den Besuch entgehen ließ. Das Silberne Lorbeerblatt für Helmut Schön, Franz Beckenbauer und andere Mitglieder der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft - angenehme Pflichten eines Präsidenten, in dessen Amtsseit die Olympischen Spiele in München und die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 fielen.
Verständnis für eine "unruhige Jugend", Sorge um Rangruppen. Parteinahme für Minderheiten, auch das kennzeichnete Gustav Heinemann.
Die Aufmerksamkeit aller für die Sorgen weniger zu schärfen, darum ging es ihm. Als Bundes-Justizminister der großen Koalition wollte er, daß das Recht nicht länger an den Entwicklungstendenzen der Zeit vorbeilebte. Der rechtspolitische Auftrag unserer Zeit heist Reform, nicht Restauration, schrieb er damals und hielt sich auch daran. In seiner Abschiedsrede als Präsident vor dem Bundestag am 1. Juli 1974 zog er Bilanz:
"Man hat mich manchmal Bürgerpräsident genannt. Damit ist wohl meine Bemühung gemeint, den Abstand, der mit dem höchsten Staatsamt zu den Bürgern gegeben ist, soweit wie möglich zu verringern. Ich wollte nicht abgetrennt sein von den täglichen Sorgen und Hoffnungen meiner Mitbürger. Ich wollte helfen. Untertanengesinnung und Unterwürfigkeit in staatsbürgerliche Mitverantwortung zu verwandeln."
Dabei-in Holland: mehr Sicherheit im Verkehr
Sicherer fahren - eine Forderung, mit der sich in allen europäischen Ländern verschiedene Institutionen auseinandersetzen. In den Niederlanden zum Beispiel arbeitet die Stiftung für die wissenschaftliche Erforschung der Verkehrssicherheit an Methoden und Techniken, mit denen das Risiko eines Unfalles vermieden, zumindest aber vermindert wird. Die Holländer entwickelten eine doppelte Leitplanke, die so "biegsam" konstruiert wurde, daß auch doppelte Fahrzeuge bei einem Aufprall nicht auf die Fahrbahn zurückgeschleudert werden. Dieses Sicherheitssystem wurde inzwischen von den meisten europäischen Staaten übernommen. Das besondere Interesse der Niederländer gilt verständlicherweise dem Kampf gegen den Tod im Wasser. In mehreren Großversuchen prüften sie, wie sich Auto-Insassen verhalten müssen, um mit eigener Kraft einen ins Wasser gestürzten Wagen zu verlassen. In den meisten Fällen schwimmt der Wagen eine zeitlang. Sicherheitsgurte mindern das Risiko einer Verletzung oder einer Lähmung des Bewußtseins: Autofahrer, die in Panik reagieren, sind meistens schon verloren. Schwimmt der Wagen, kann man sich möglicherweise durch ein Schiebedach retten. Sinkt der Wagen, muß man ihn fluten. Sobald innen und außen der gleiche Wasserdruck herrscht, haben Fahrer und Beifahrer die Chance, "auszusteigen". Wenig Chancen räumte man dem "Testpiloten" bei einer anderen Versuchsreihe ein. Die Testpuppe Dummy wurde an ihre Stelle gesetzt. Laternenmasten sind immer wieder eine Gefahrenquelle. Die Stiftung für die wissenschaftliche Erforschung der Verkehrssicherheit zog aus ihren Versuchen die Erkenntnis, daß Laternenpfähle anders gebaut und im Boden verankert werden müssen. Wenn sie bei einer bestimmten Aufprallstärke kurz über der Straßenoberfläche brechen, ist das Verletzungsrisiko für die Autofahrer am geringsten. Sicherer fahren: knapp 3.000 Verkehrstote 1975 in den Niederlanden - in der Bundesrepublik Deutschland waren es rund 15.000 - zwingen Verkehrsteilnehmer, Autoindustrie und Verkehrssicherheitsbehörden, die Anforderungen an die Sicherheit immer höher zu schrauben.
Dabei-in Amerika: Operation Sail "76
Herzlichen Glückwunsch Amerika! 4. Juli in New York. Die Vereinigten Staaten feiern den 200sten Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung. Auch schon vorher, fast ein Jahr lang, war das vornehmlich weiße Amerika für's Bicentennial marschiert. Die Farbigen Amerikas hielten sich zurück.
So gab es für die Indianer keinen Grund, die 200 Jahre zu feiern, in denen sie ihr Land und ihre Kultur verloren hatten.
Das schönste Geburtstagsgeschenk hatte sich der amerikanische Schriftsteller Frank Braynard ausgedacht: vier Jahre hatte er gebraucht, um die letzten seetüchtigen Windjammer der Welt auf Kurs zu bringen.
Auch US-Präsident Ford nutzte Harmonie und Schönheit der maritimen Stunde, sein Land zu Frieden und Einigkeit aufzurufen. Das dritte Jahrhundert Amerikas läutete er auf dem Flugzeugträger Forrestal ein und verpflichtete seine Mitbürger, sich auf das zu besinnen, was die Gründungsväter 1776 geschrieben hatten: alle Menschen sind gleich, zu ihren Rechten gehören Leben, Freiheit und das Streben nach Glück.
Geburtstagsparade auf dem Hudson mit 16 Windjammern, zweihundert Schonern und 20.000 Segelyachten.
Auch die Gorch Fock, die kurz zuvor die Operation Sail '76, die Regatta von den Bermudas nach New Port gewonnen hatte, salutierte vor dem Symbol Amerikas. Denn trotz aller Ungereimtheiten und Gegensätze gilt Amerika immer noch als das freieste Land der Welt. Eine optimistische und zukunftsfrohe Ansicht, die am 4. Juli 1976 nicht nur die sieben Millionen der Hudson-Geburtstagsparade teilten. Am Tag der Freiheit genoß die ganze Welt die Segler-Schau mit ihren maritimen Leckerbissen.
Personen im Film
Barzel, Rainer Candidus ; Brandt, Rut ; Brandt, Willy ; Carstens, Karl ; Ford, G. ; Genscher, Hans-Dietrich ; Gerstenmaier, Eugen ; Hassel von, Kai Uwe ; Heinemann, Gustav ; Heinemann, Hilda ; Kissinger, Henry ; Kohl, Hannelore ; Kühn, Heinz ; Maihofer, Werner ; Scheel, Mildred ; Scheel, Walter ; Schmidt, Helmut ; Schmidt, Hannelore ; Wehner, Herbert
Orte
New York ; Holland ; BRD ; Bonn
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Rückblicke ; Schiffahrt ; Städtebilder: Nordamerika ; Tests ; Todesfälle, Beisetzungen ; Kraftfahrwesen, Kraftfahrzeugwesen ; Gedenktage, Jubiläen, Geburtstage ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau