Sacherschließung
01. BRD: Wahlkampf der Parteien mit Helmut Kohl und Franz-Josef Strauss
Requisiten im Wahlkampf: Plakate mit deutschen Fahnenfarben. Anoraks mit Deutschlandfarben, Bild von Helmut Schmidt, FDP-Luftballons, FDP-Kleber am Auto. Bild von Genscher, Bild mit Autoreifen und Text SPD/FDP die Luft ist raus, Plakat mit Text: "Frauen für die CDU". Plakat mit Helmut Kohl. Rheinschifffahrt mit Helmut Kohl und mit den neuen CDU-Mitgliedern. Blaskapelle mit CDU-Klebern. CDU-Wahlveranstaltung auf einem Marktplatz. Helmut Kohl spricht, O-Ton: "Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der Christlich Demokratischen Union. Ich hoffe, ich darf auch sagen: Verehrte politische Gegner, denn zu unserem Stil politischer Auseinandersetzung gehört es, dass wir vernünftig miteinander umgehen und den anderen, der anders denkt, nicht beschimpfen und diffamieren. Es geht an diesem 3. Oktober um einen ganz normalen Vorgang. Es geht darum, dass der oberste Souverän unseres Landes, das ist das Volk, das ist der Bürger, darüber bestimmt, wer von 1976 - 1980 die Regierung in unserem Lande führt. Das ist kein Machtwechsel, wie die Sozialdemokraten sagen, das ist ein Regierungswechsel, und in der Demokratie, meine Damen und Herren, ist es die normalste Sache von der Welt, dass der Bürger eine Regierung ins Amt wählt. Und dabei ist ganz deutlich, dass wir diesmal nicht nur eine große Chance haben, sondern dass wir siegen werden, dass der Zeitpunkt der Wende zum Besseren in der deutschen Politik gekommen ist." Zuhörer. CSU-Wahlveranstaltung: Franz-Josef Strauss, Stücklen beide groß. Franz-Josef Strauss redet, O-Ton: "Seitdem es diesen Vertrag gibt, sind weniger Deutsche herausgekommen als vorher, Jahr für Jahr unter größeren Schwierigkeiten, unter zum Teil unerträglichen Schikanen. Wir haben ein lückenloses Bild, wie viel Anträge gestellt sind, das ist nur ein verschwindender Bruchteil derer, die ausreisen wollen, z.B. weil die Leute Angst haben, da wird nachts geklopft, da kommt der Politbeamte vom politischen Kommissariat und sagt, er möchte sich einmal unterhalten, was denn der Genosse an dem Leben in der Volksrepublik Polen so unerträglich findet, dass er Ausreiseanträge gestellt hat." Hans Friderichs - Plakat. Hans Friderichs spricht in der Wahlkundgebung, O-Ton: "Wir haben dadurch eine Reihe von Problemen die von außen kommen. Energiekrise, Rohstoffkrise, Weltwährungskrise besser überstanden als viele befürchtet haben - besser überstanden als unsere Nachbarn. Das alles war aber nur möglich, weil gleichzeitig die von der Bundesregierung betriebene Außen- und Außenwirtschaftspolitik durch eine Eingliederung unserer Beziehungen zum Osten, die Voraussetzung verbessert hat. Und wir stellen uns daher am 3. Oktober, und auch jetzt schon in der Vorwahlphase, den Wählern mit dieser Leistungsbilanz und vertreten unsere Auffassung und sagen auch klar, was wir in den nächsten vier Jahren wollen, worum es geht, nämlich: diese Entwicklung fortzusetzen über 76 hinaus, dafür zu sorgen, dass die Aufwärtsentwicklung in 77 weitergeht und damit dauerhaft auch wieder einen höheren Beschäftigungsstand, d.h. die Vollbeschäftigung zu erreichen." Weiterarbeiten am Modell Deutschland Sozialdemokraten. Willy Brandt kommt zur Wahlveranstaltung spricht, O-Ton: "Eine Wahl wird entschieden in den Köpfen und in den Herzen der Menschen und sie wird weithin entschieden im viertausendfachen Gespräch der Frauen und der Männer unseres Volkes. Und da haben wir unsere Rolle und da soll man sich bitte auch nicht irre machen lassen, wenn dann in der Schlussrunde eine große Welle von Annoncen und Drucksachen kommt, eine Welle, mit der wir vielleicht nicht ganz Schritt halten können. Ich sage euch voraus, wenn wir uns richtig zusammennehmen, dann wird das kleine Geld der vielen erneut das große Geld der wenigen besiegen." Klatschende Zuhörer. Willy Brandt trinkt aus übergroßen Weinglas.
Außerordentlicher Parteitag der SPD 18./19. Juni 1976. Zum Parteitag kommen Willy Brandt, Herbert Wehner, Helmut Schmidt, H. Koschnick, H. Börner. Helmut Schmidt spricht, O-Ton: "Seinen hohen Rang verdankt unser Land zu allererst der Leistung und dem Gestaltungswillen seiner Bürger, aber es verdankt sie eben auch unserer erfolgreichen Verständigungspolitik, unserer außerordentlich hohen Leistungsfähigkeit, unserem dicht geknüpften Netz sozialer Sicherheit, unserer Politik stetiger Reformen." Helmut Schmidt während der Rede auf großem Monitor. H. Koschnick groß, nah. Marie Schlei groß, nah. Herbert Wehner. Klatschende Delegierte.
02. Buenos Aires: Porträt Rennfahrer Juan Manuel Fangio
Juan Manuel Fangio bekommt das Große Verdienstkreuz vom deutschen Botschafter überreicht. Kameraleute. Archivaufnahmen von diversen Autorennen mit Fangio u.a. Nürburgring 1954. NDW 393, NDW 236.
Herkunft / Inhaltsart
Wahlkampf der Parteien (I) mit Kohl und Strauß
Kamera: Luppa
Wahlkampf der Parteien (II) mit Friderichs, Brandt, Schmidt
Kamera: Luppa
Juan Manuel Fangio/Rennfahrer
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Sprechertext
Dabei-Politik: aufgalopp der Kandidaten
Die deutschen Parteien rüsten die große Wahlschlacht im September. Bis zum 3. Oktober - dem Wahlsonntag - darf sich der Bundesbürger wieder in der Rolle des umworbenen Volkssouveräns gefallen. Die CDU hat die Zeit nach dem Verlust der Macht am Rhein genutzt, um den Weg vom Wählerverein zur Mitglieder-Partei zügig zu vollenden. Als Helmut Kohl das 600.000 Parteimitglied begrüßte. hatte die Union fast ebenso viele Mitglieder wie die SPD.
In den letzten Wochen haben wir die drei Bundestagsparteien bei ihren Startvorbereitungen beobachtet. Helmut Kohl, dessen Integrationskraft die Partei nicht nur den Mitgliederzuwachs verdankt, bereiste Städte und Dörfer. Er rechnet sich als Kanzlerkandidat der Union gute Chancen aus.
Der CDU-Vorsitzende Helmut Kohl:
"Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der Christlich Demokratischen Union. Ich hoffe, ich darf auch sagen: Verehrte politische Gegner, denn zu unserem Stil politischer Auseinandersetzung gehört es, dass wir vernünftig miteinander umgehen und den anderen, der anders denkt, nicht beschimpfen und diffamieren.
Es geht an diesem 3. Oktober um einen ganz normalen Vorgang. Es geht darum, daß der oberste Souverän unseres Landes, das ist das Volk, das ist der Bürger, darüber bestimmt. wer von 1976 - 1980 die Regierung in unserem Lande führt. Das ist kein Machtwechsel, wie die Sozialdemokraten sagen, das ist ein Regierungswechsel, und in der Demokratie, meine Damen und Herren, ist es die normalste Sache von der Welt, daß der Bürger eine Regierung ins Amt wählt. Und dabei ist ganz deutlich, daß wir diesmal nicht nur eine große Chance haben, sondern daß wir siegen werden, daß der Zeitpunkt der Wende zum Besseren in der deutschen Politik gekommen ist."
Eine schärfere Klinge schlägt die bayerische Schwester-Partei. Sie sucht die Konfrontation mit der SPD - in der Innen- und Außenpolitik. im Verhältnis zum Osten plädiert die CSU nach wie vor für Härte. Auch in der letzten großen Streitfrage - den Polenverträgen - blieb Franz-Josef Strauß unversöhnlich.
Der CSU-Vorsitzende Franz-Josef Strauß:
"Seitdem es diesen Vertrag gibt, sind weniger Deutsche herausgekommen als vorher. Jahr für Jahr unter größeren Schwierigkeiten, unter zum Teil unerträglichen Schikanen. Wir haben ein lückenloses Bild, wieviel Anträge gestellt sind, das ist nur ein verschwindender Bruchteil derer, die ausreisen wollen, z.B. weil die Leute Angst haben, da wird nachts geklopft, da kommt der Politbeamte vom politischen Kommissariat und sagt, er möchte sich einmal unterhalten, was denn der Genosse an dem Leben in der Volksrepublik Polen so unerträglich findet, daß er Ausreiseanträge gestellt hat."
Auch die FDP und ihre Spitzenkandidaten suchen das Gespräch mit dem Bürger. Während die CDU die Ansprüche des Staates beschneiden und den Freiheitsraum des einzelnem erweitern will, empfehlen sich die Freien Demokraten als liberal-pragmatische Verwalter von Wirtschaft. Recht und Ordnung. Wirtschaftsminister Friderichs lockt mit dem Versprechen, die FDP werde auch in Zukunft verhindern, daß die Bäume der Linken in den Himmel wachsen. Das sieben Jahre währende Bündnis mit der SPD hat sich mach seiner Meinung für den Bürger ausgezahlt.
Bundeswirtschaftsminister Dr. Hans Friderichs:
"Wir haben dadurch eine Reihe von Problemen die von außen kamen, Energie-Krise, Rohstoff-Krise, Weltwährungs-Krise besser überstanden, als viele befürchtet haben - besser überstanden als unsere Nachbarn. Das alles war aber nur möglich, weil gleichzeitig die von der Bundesregierung betriebene Außen-und Außenwirtschafts-Politik durch eine Eingliederung in den Westen und gleichzeitig durch eine Normalisierung unserer Beziehungen zum Osten, die Voraussetzung verbessert hat. Und wir stellen uns daher am 3. Oktober, und auch jetzt schon in der Vorwahl-Phase, den Wählern mit dieser Leistungsbilanz und vertreten unsere Auffassung und sagen auch klar was wir in den nächsten vier Jahren wollen, worum es geht, nämlich: diese Entwicklung fortzusetzen über 76 hinaus, dafür zu sorgen, daß die Aufwärtsentwicklung in 77 weitergeht und damit dauerhaft auch wieder einen höheren Beschäftigungsstand, d.h. die Vollbeschäftigung zu erreichen."
Ein Modell Deutschland wollen die Sozialdemokraten schaffen - irgendwo zwischen "schrankenlosen Kapitalismus und diktatorischem Kommunismus". Die SPD setzt dabei auf zwei Männer: auf Bundeskanzler Schmidt und auf dessen Vorgänger Willy Brandt, der seinen Platz vor zwei Jahren räumen mußte. Als Vorsitzender der SPD sieht Willy Brandt seine Aufgabe vor allem darin, die sogenannte Basis der Partei zu mobilisieren.
Der SPD-Vorsitzende Willy Brandt:
"Eine Wahl wird entschieden in den Köpfen und in den Herzen der Menschen und sie wird mithin entschieden im vieltausendfachen Gespräch der Frauen und der Männer unseres Volkes. Und da haben wir unsere Rolle und da soll man sich bitte auch nicht irre machen lassen, wenn dann in der Schlußrunde eine große Welle von Annoncen und Drucksachen kommt, eine Welle, mit der wir vielleicht nicht ganz Schritt halten können. Ich sage auch voraus, wenn wir uns richtig zusammennahmen, dann wird des kleine Geld dervielen erneut das große Geld der wenigen besiegen."
Als Meister des emotionalen Appells wird Willy Brandt - so wollen es die Wahlkampfstrategen der Partei - jene Wahlbürger bei der Stange halten, die milieugeprägt oder aus Gesinnung mehr dem Sozialismus westeuropäischer Prägung zuneigen. Mehr noch aber setzt die SPD auf Helmut Schmidt, der in den klassischen Arbeiterrevieren an Rhein und Ruhr die Entscheidung suchen will. Der Kanzler der sozialliberalen Koalition will das Mandat der Wähler, um weiterzumachen wie bisher. Vor dem Wahlkampf zog er selbstbewußt eine Leistungsbilanz.
Bundeskanzler Helmut Schmidt:
"Seinen hohen Rang verdankt unser Land zuallererst der Leistung und dem Gestaltungswillen seiner Bürger, aber en verdankt sie eben auch unserer erfolgreichen Verständigungspolitik, unserer außerordentlich hohen Leistungsfähigkeit, unserem dichtgeknüpften Netz sozialer Sicherheit, unserer Politik stetiger Reformen."
Dabei-Sport: Ehrung eines abgetretenen
Erfolge von gestern - darum ging es auch in Argentinien. In der Deutschen Botschaft in Buenos Aires wurde ein Mann ausgezeichnet, dessen Name mit den Glanzzeiten des deutschen Autorennsports der Nachkriegszeit verbunden ist: Juan Manuel Fangio, fünffacher Automobilweltmeister, erhielt das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Der heutige Präsident der argentinische Mercedes-Werke hatte seine größten Triumph mit der deutschen Nobelmarke gefeiert-in den 50er Jahren, als Mercedes noch "heiße Öfen' produzierte.
Nürburgring 1954. Fangio hetzt seinen Landsmann Gonzales auf Ferrari. Mercedes-Rennleiter Neubauer wiegelt ab. Er ist siegessicher und möchte verhindern, daß der Argentinier zuviel riskiert. Neubauer behält recht: auf dem Nachfolger des legendären Silberpfeils wird Fangio Automobilweltmeister 1954. Bundespräsident Heuß gratuliert.
Jahre später. Fangio ist auf Ferrari umgestiegen. Auch mit der italienischen Marke beweist der Argentinier, daß er der weltbeste Fahrer ist. Die italienische Boxen-Crew macht Fangios Wagen fast ebenso schnell wieder fit wie früher seine fünf Mercedes-Mechaniker, die übrigens 21 Jahre später in Buenos Aires Wiedersehen mit Fangio feierten.
Die Nummer 1 macht sich auf die Verfolgungsjagd. Fangio braucht nur wenige Runden, dann führt er das Spitzenfeld wieder an. Fangio gilt in seiner Zunft auch deshalb als der Größte, weil er in seiner langen Rennfahrerlaufbahn nie einen Wagen zu Bruch und außerdem so kontrolliert fuhr, daß er im entscheidenden Augenblick noch über Reserven verfügte. Seine Erfolge sind bis heute unerreicht: 5 Weltmeister-Titel, 24 Grand-Prix-Siege.
Personen im Film
Börner, Holger ; Brandt, Willy ; Friderichs, Hans ; Genscher, Hans-Dietrich ; Kohl, Hannelore ; Koschnik, Hans ; Schlei, Marie ; Schmidt, Helmut ; Stücklen, Richard ; Wehner, Herbert ; Fangio, Juan Manuel
Orte
Buenos Aires ; BRD
Themen
Sachindex Wochenschauen ; Ehrungen ; Innenpolitische Veranstaltungen ; Wahlen ; 17 Findbuch Ufa Wochenschau Ufa dabei
Gattung
Wochenschau (G)
Genre
Wochenschau