01. Frankfurt: Frankfurter Buchmesse
Bundesminister Egon Bahr spricht, O-Ton: "In diesem steht zum ersten Mal ein Kontinent der Dritten Welt im Mittelpunkt der Frankfurter Buchmesse. Wir hoffen, dass Lateinamerika mit seiner Literatur, mit seiner Musik, mit seinen Entscheidungen über die eigenen Wege uns in Europa, in der industrialisierten Welt, in der Bundesrepublik Deutschland etwas zu sagen hat. Vielleicht werden wir dann etwas hören, was uns helfen kann, unsere Probleme, die durch Übertechnisierung, Überorganisation entstanden sind, besser zu sehen und zu überwinden. Wir erwarten den Beitrag Lateinamerikas zu der einen Welt, zu der wir alle gehören, und wir haben die Hoffnung, dass dies die Stimme der Menschlichkeit sein wird, der Würde des einzelnen, seiner Verbindungen zur Umwelt." Bücher aus Brasilien. Fotos, Gemälde und Kunstgegenstände aus Lateinamerika. Minister Bahr macht einen Rundgang mit Pen-Club-Präsidenten Llosa. Folklore-Darstellungen. Interessierte blättern in den Büchern. Stand: Argentinien. Bilderbuch-Bänder. Marilyn Monroe-Foto. Kinderbücher. Verkaufsgespräche.
02. BRD: Bundesbahn- Gleisschnellumbauzug
Ein Mann bläst in ein Horn. Züge sausen bei der Arbeitsgruppe vorbei "Schnellumbauzug" in Fahraufnahmen. Alte Schienen werden hydraulisch abgehoben, dann sammelt ein Fahrgerät die alten Schwellen auf. Der automatische Schwellenkran legt sie auf Paletten ab. Portalkräne transportieren sie auf Spezialwagen, wo sie versandfertig verladen werden. Vorbeifahrender Personenzug. Schnellumbauzug bei der Arbeit. Gleisabbauzug ist der vordere Teil und Gleisverlegezug der hintere Teil. Nachregulieren und Anziehen der Befestigungsschrauben. Nachtaufnahmen mit dem Umbauzug. Schienen groß, nah.
03. BRD: Wohnungsmodernisierungsgesetz
Neubau, Altbau. Luftaufnahmen von Neubaugebieten. Diverse Neubauten. Altbau-Stadtteil. Wochenmarkt. Renovierungsbedürftige Hauswand. Altbauten mit Schäden. Bundestag, total. Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Karl Ravens spricht über das neue Gesetz, O-Ton: "Das neue Gesetz wird für die künftige Wohnungs- und Städtebaupolitik von richtungweisender Bedeutung sein. Es soll dazu beitragen, die Bevölkerung mit gutem und preiswertem Wohnraum zu versorgen und die Qualität von älteren Wohnquartieren erheblich verbessern. Das Modernisierungsgesetz, das Städtebauförderungsgesetz und das neue Bundesbaugesetz schaffen bessere Voraussetzungen dafür, dass sich die Bürger in unseren Städten und Gemeinden weiter - und dort, wo es nötig ist, wieder wohlfühlen können." Renovierte Altbauten. Altbau mit Baugerüst. Altbauten werden modernisiert. Bad vorher, Bad nachher. Küche vorher, Küche nachher. Kinderspielplatz. Ein Paar betrachtet Schaufenster. Läden.
Frankfurter Buchmesse
Kamera: Jürgens, Rieck, Zimpel
Bundesbahn-Gleisschnellumbauzug
Kamera: Jürgens
Wohnungsmodernisierungs-Gesetz
Kamera: Luppa, Heller
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Dabei-Kultur: Premiere eines Kontinents Bundesminister Egon Bahr:
"In diesem Jahr steht zum ersten Mal ein Kontinent der Dritten Welt im Mittelpunkt der Frankfurter Buchmesse. Wir hoffen, daß Lateinamerika mit seiner Literatur, mit seiner Musik, mit seinen Entscheidungen über die eigenen Wege uns in Europa, in der industrialisierten Welt, in der Bundesrepublik Deutschland,etwas zu sagen hat, Vielleicht werden wir dann etwas hören, was uns helfen kann, unsere Probleme, die durch Übertechnisierung, Überorganisation entstanden sind, besser zu sehen und zu überwinden. Wir erwarten den Beitrag Lateinamerikas zu der einen Welt, zu der wir alle gehören, und wir haben die Hoffnung, daß dies die Stimme der Menschlichkeit sein wird, der Würde des einzelnen, seiner Verbindungen zur Umwelt."
Auf einem Rundgang mit dem peruanischen Schriftsteller Llosa, dem neuen Präsidenten des internationalen PEN-Clubs, setzte Minister Bahr seine Entwicklungshilfe fort Nicht für Lateinamerika, sondern für die Bundesrepublik, deren lesender Teil ganz offensichtlich werbender Nachhilfe bedarf, um sich dem geistigen Lateinamerika zu öffnen Argentinien und 15 andere Staaten des südamerikanischen Kontinents bestimmten das Gesicht der Weltmesse des Buches. Die literarische Begegnung mit dem spanisch-portugiesischen Sprachraum auf der anderen Seite der Erde war das Leitthema der Frankfurter Buchmesse, Rund 6.000 Buchtitel fügten sich zu einem Riesenmosaik der vielfältigen Wirklichkeit Lateinamerikas Die Literatur Südamerikas hatte und hat es schwer in Deutschland Das scheinbar chaotische Nebeneinander von Mythos und Magie, von sozialrevolutionären Pathos und wuchernder Sinnlichkeit läßt deutsche Leser nur zögernd nach den Werken lateinamerikanischer Autoren greifen Hoffnungen weckt das wachsende Titelangebot der großen deutschen Verlage.
Dabei-Technik: Gleise am Fließband
Schotter und Schiene im Viervierteltakt. Fast 1000 Meter lang: ist dieser neue "Schnellumbauzug". Im Fließbandverfahren - bei Tag und Nachteinsatz - erneuert er die Streckengleise der Bundesbahn. Ein imposantes Monstrum - Kaufpreis 8,5 Millionen Mark dessen faszinierende Technologie dem Reisenden verschlossen bleibt, wenn es an seinen Abteilfenster vorüberfliegt. Wir beobachteten eines der drei rollenden Montagewerke, als es auf einer Hauptstrecke in Süddeutschland den Oberbau erneuerte Nachdem die Alt-Schienen hydraulisch abgehoben sind, sammelt ein Fahrgerät die alten Schwellen auf. Der automatische Schwellenkran legt sie auf Paletten ab Portalkräne transportieren sie auf Spezialwagen, wo sie versandfertig verladen werden. Zur Gleiserneuerung nach Fließbandart - entschloß sich die Bundesbahn Ende der sechziger Jahre, als erkennbar Wurde, daß die immer dichtere Zugfolge auf den Hauptstrecken durch den Gleisbau alten Stils empfindlich gestört wurde, Mit der rascheren Zugfolge wuchs außerdem der Verschleiß des Oberbaus und damit die Häufigkeit von Reparaturen. Die neuentwickelten Schnellumbauzüge revolutionierten den Gleisumbau.
Um drei Kilometer abgefahrene Schienen und Altschwellen auszuwechseln mußten früher 200 Gleisarbeiter fünf Wochen arbeiten.
Heute schaff t die teils auf Raupen teils auf Schienen fahrende Supermaschine die gleiche Strecke in nur elf Stunden. Statt der 200 Arbeiter sind nur noch 50 nöti - ein Rationalisierungseffekt, mit dem der Staatsbetrieb Bundesbahn sogar Zeichen für die Privatwirtschaft setzte: die Zahl der Gleisarbeiter wurde um mehr als zwei Drittel reduziert.
Der Zug besteht aus zwei Montageeinheiten - dem Gleisabbauzug und dem Gleisverlegezug. Der erste Zugteil fährt auf dem alten Gleis, das er hinter sich abträgt und verlädt. Der zweite Zugteil verlegt das neue Gleis, auf dem er selbst dann fährt Nachregulieren und Anziehen der Befestigungsschrauben einige der wenigen Arbeitsgänge, die noch nicht vollautomatisiert sind Verlegegeschwindigkeit: 10 cm pro Sekunde.
Schichtwechsel. Die Nacht-Crew schafft fast das gleiche Arbeitstempo wie die Tagesschicht: rund 400Meter in der Stunde. Auch die Schotterplanierfräse die dem neuen Gleis das Bett richtet, hält sich an das Arbeitsmotto "saubere Baustelle". Altes Baumaterial sammelt der Zug. Sind die Wagen voll, werden sie abtransportiert.
Das Schienennetz der Deutschen Bundesbahn ist 60.000 Kilometer lang 1.800 Kilometer werden jedes Jahr erneuert, eine technische Maßnahme die nicht nur der Sicherheit, sondern auch der Pflege eines Vermögens dient: denn die Gleisanlagen der Bundesbahn haben einen Sachwert von 7 Milliarden Mark.
Dabei-Wirtschaft: neues vom Altbau
Seit zwei Jahren ist der Wohnungsfehlbedarf rein rechnerisch gedeckt: 1974 gab es genausoviel Wohnungen wie Haushaltungen in der Bundesrepublik - das Ergebnis eines beispiellosen fast eine Generation währenden Wiederaufbaus Gleichzeitig mit der Deckung des Wohnraumdefizits sind die wirtschaftlichen Wachstumsgrenzen auch im Wohnungsbau sichtbar geworden. Die Zahl der jährlich errichteten Wohneinheiten ging rapide zurück Großsiedlungen auf der grünen Wiese verloren zunehmend ihre Attraktivität, Schon gebaute Riesensiedlungen ließen die Gefahr sozialer Fahlentwicklung erkennen.
Inswischen hat man den gewachsenen Lebensbereich von Wohnung, Haus und Umgebung neu entdeckt. Die alten städtischen Wohn- und Lebensstrukturen sind wieder begehrenswert geworden. Doch eine Untersuchung des alten Wohnbestandes ergab: von den rund 22 Millionen Wohnungen entspricht die Hälfte nicht mehr dem heutigen Wohnstandard Nur 9 Millionen Wohnungen verfügen über Bad, WC und Sammelheizung. Die Wohnungsmodernisierung wurde zum Programm erhoben. Viele Mister und Eigentümer sind finanziell nicht in der Lage, die Modernisierungskosten allein zu tragen Deshalb sprangen Bund und Länder ein 1974 mit einem gemeinsamen Modernisierungs-Programm, dem mehrere Sonderprogramme folgten Am 1. Januar kommenden Jahres tritt das neue Wohnungsmodernisierungs-Gesetz in Kraft, das die Ansprüche auf staatliche Förderung im Einzelnen festlegt.
Bundesminister Karl Ravens
"Das neue Gesetz wird für die künftige Wohnungs- und Städtebaupolitik von richtungsweisender Bedeutung sein. Es soll dazu beitragen, die Bevölkerung mit gutem und preiswertem Wohnraum zu versorgen und die Qualität von älteren Wohnquartieren erheblich verbessern. Das Modernisierungsgesetz, das Städtebauförderungsgesetz und das neue Bundesbaugesetz schaffen bessere Voraussetzungen dafür, daß sich die Bürger in unseren Städten und Gemeinden weiter - und dort, wo es nötig ist, wieder wohlfühlen können."
Die Modernisierungs-Beihilfen von Bund und Ländern haben eine starke Resonanz gefunden. Von danl.8 Milliarden Mark, die in Form von Aufwendungszuschüssen und Darlehen in den vergangenen drei Jahren bereitgestellt worden sind, ist keine Mark im Staatssäckel zurückgeblieben. Immer mehr Hauseigentümer nutzen die staatliche Hilfe, um - wie es das Modernisierungsgesetz bindend vorschreibt - "den Gebrauchswert von Wohnungen nachhaltig zu erhöhen oder die allgemeinen Wohnverhältnisse auf Dauer zu verbessern". Modernisieren heißt zum Beispiel:
Verbesserung der Heizungsanlagen - etwa durch den Einbau einer Sammelheizung neue sanitäre Binrichtungen bessere Energie- und Wasserversorgung neue wärmedämmende Fenster oder Verbesserung der Funktionsabläufe in einer Wohnung durch einen neuen Zuschnitt der Räume.
Modernisierungszuschüsse werden auf Investitionskosten bis zu 20.000 DM Pro Wohnung gewährt - ein Betrag der in der Regel ausreicht, um zwischen alten Wänden modernen Wohnstandard zu installieren. Das Bild unserer alten Wohnviertel beginnt sich zu wandeln. Den Gewinn haben alle - Eigentümer, Mieter und die Bevölkerung im ganzen. Der Eigentümer sichert durch Modernisierung die Vermietbarkeit seiner Wohnung und verlängert ihre Nutzungsdauer. Der Mieter kommt in den Genuß eines gehobenen Wohnstandards, ohne dafür unangemessen zahlen zu müssen. Denn bei einer Mieterhöhung nach Modernisierung maß der Hauseigentümer die öffentlichen Zuschüsse gegenrechnen. Und die Bevölkerung entdeckt die fast vergessenen Vorzüge einer gewachsenen Stadtlandschaft wieder - ihr vielfältiges Angebot sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Kontakte, über die der Einzelne wieder frei und unbeschränkt verfügen kann.