01. Ungarn: Kinetische Kunst
Hand (nah), dreht Tresoröffner. Fußluftpumpe wird betätigt. Mann setzt diverse kinetische Kunstwerke in Bewegung. Kinetische Kunstwerke aus Technik und Kunst, aus Tönen und Bewegung. Diverse Kunstwerke.
02. Niederlande: Blindenschrift
Finger tasten über die Punktschrift (nah). Kind (nah). "Optacon"-Lesegerät für die Blinden, dabei wird der Zeigefinger der linken Hand auf die so genannte "Fühlschranke" gelegt. Einer an das Gerät angeschlossener Lesestift tastet die Zeilen und Buchstaben ab und signalisiert sie in Form von Nadelstichen an den Fingern. Die von der Kamera erfassten Buchstaben erscheinen auf einem Monitor (Kontrolle für den Lehrer). Ein blindes Kind übt lesen.
03. Bundesrepublik Deutschland: "Vor 30 Jahren"
Nobelpreisträgertreffen 1947 in Göttingen (WIF 85). Nach der Verleihung des Nobelpreises an Otto Hahn in Stockholm, wird er von Prof. Windaus, Prof. von Laue, Prof. Heisenberg und Geheimrat Prof. Max Planck empfangen.
04. Niederlande: Zinnschmiede
Das alte Stadttor vor Amersfoort. Innenhof. Gewölbe. Van der Val ein Zinnschmied. Werkstatt wie im Mittelalter. Gefäß aus Zinn. Gießen der Zinngefäße. Fräsen und Schleifen. Zum Schluss werden die Kleinteile wie z.B. Kannengriff, Stempel an den Boden der Kaffeekanne, angebracht.
05. Bremen: 6-Tage-Rennen
Annegret Richter lässt sich erklären, wie eine Startschusspistole funktioniert. Fotografen. Annegret Richter gibt den Startschuss. Das Rennen beginnt. Werbung u.a. Becks-Bier, Karstadt, Frau mit Bierhumpen und Zigarette (nah). Glocke (nah). Mann mit Uniform und Pickelhaube. Ein Fahrer beim Masseur. Zweier-Team Bugdahl/Sercu mit Nr. 7. Ein verletzter Fahrer wird auf der Bahre weggetragen. Letzte Runde wird angezeigt. Im Schlussspurt setzt sich Wilfried Pfeffgen vor Bugdahl. Das Gewinnerpaar: Wilfried Pfeffgen und Albert Futz. Siegerehrung.
Kinetische Kunst
Herkunft: Hungaro
Blindenschrift
Herkunft: Polygoon
Titel: "Vor 30 Jahren" Nobelpreisträger-Treffen 1947 in Göttingen
Zinnschmiede
Herkunft: Polygoon
6 - Tage- Rennen in Bremen
Kamera: Rieck
Anfang und Ende
Gesamtlänge
Dabei-Kultur: kinetische Kunst
Wenn man Kunst mit Füßen tritt, kann ihr diese Behandlung durchaus gut bekommen. Jedenfalls nach Meinung der Kinetiker, die auch in Osteuropa ihr Spiel von Kunst und Technik treiben. Tatort Budapest. Der Täter: Istvan Haraszti, der mit seinen Objekten Partei und Umwelt provoziert. Bisher folgenlos.
Monster als Maschine. Ein Sinnbild für die Wirksamkeit sozialistischer Planungsbürokratie. Der Kinetismus will die umfassende Synthese aus Technik und Kunst, aus Farben, Tönen und Bewegung. Im Westen als unterhaltsame Variante moderner Kunst längst anerkannt, fristet der Kinetismus im Osten ein unwillig geduldetes Dasein. Die Grenzen der offiziellen Kulturpolitik im Spiel zu testen, mag für manchen der munteren Macher ein zusätzlicher Anreiz sein.
Dabei-Technik: Hilfe für Blinde
Wenn Kunst von Können käme, dann wäre auch jene Fertigkeit Kunst, durch Betasten von Punkten Kontakt mit der Welt des Geistes aufzunehmen. 150 Jahre alt ist die Erfindung der Punktschrift, die blinden Menschen das Lesen ermöglicht. Bücher für Blinde brauchen viel Platz. Und sie sind teuer. Eine neue Erfindung aus den USA - das Optacon - soll hier Abhilfe schaffen, und so wird es benutzt: der Zeigefinger der linken Hand wird auf den Punktraster des Gerätes gelegt. Die Rechte tastet mittels der angeschlossenen Mini-Fernsehkamera die Zeilen auf der Seite eines konventionellen Buches ab. Elektronik verwandelt die Schriftzeichen in Impulse, die auf dem Raster, dem Empfangsgerät, als Punktsprache wiederkehren. Die starre Punktschrift hat gewissermaßen das Laufen gelernt.
Die von der Kamera erfaßten Buchstaben erscheinen auf einem Monitor: eine Kontrolle für den Lehrer, der - wie hier in Holland - die Blinden mit dem neuen Gerät vertraut macht.
Zwar ist das Optacon noch ziemlich teuer. Aber mit seiner Hilfe können Blinde künftig das gesamte Schrifttum lesen.
Dabei-Report: neues von gestern
Erinnerungen an Januar 1947: Originalton: Professor Otto Hahn kehrte nach der Verleihung des Nobelpreises in Stockholm nach Göttingen zurück, wo ihn vier frühere deutsche Nobelpreisträger beglückwünschen: Professor Windaus, Professor von Laue, Professor Heisenberg und Geheimrat Professor Max Planck, der Nestor der deutschen Wissenschaftler. Diese Gelehrten von Weltruf arbeiten jetzt in Göttingen. Professor Hahn wurde der Nobelpreis bereits im Jahre 1944 für seine grundlegenden Forschungen auf dem Gebiete der Uranspaltung, einem Teilgebiet der Atomwissenschaft, zugesprochen. Der 88-jährige Geheimrat Planck sagte: "Wir sind stolz auf Sie und ich gebe mich der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß die Folgen Ihrer großen Entdeckung künftig nur friedlichen Zwecken zugute kommen werden." Professor Otto Hahn: "Haben sie vielen herzlichen Dank, Herr Geheimrat, für Ihre so liebenswürdigen Worte. Auch ich bin der Meinung, daß man die Nutzung der Atomenergie wirklich nur humanitären Zwecken zugänglich machen sollte. Das wollen wir doch alle hoffen, und derselben Meinung sind, davon habe ich mich in Schweden, wo ich ja gerade herkomme, überzeugt, auch die Gelehrten, praktisch der ganzen Welt."
Dabei-Gewerbe: Spiele aus Sinn
Amersfoort, eine alte niederländische Stadt südlich von Utrecht. Das alte Stadttor wurde 1259 erbaut. Im Innenhof wird ein Gewerbe ausgeübt, das noch alter ist.
Van der Val: ein Zinnschmied wie aus dem Mittelalter. Im Turm des Stadttores fertigt er Zinngefäße nach Art der Alten: geschmolzenes Zinn, dazu eine Prise Kupfer und eine Beigabe Blei. Oft kennt er schon vor dem Gießen den Käufer. Gefäße aus Zinn sind längst wieder begehrt, kommen sie gar aus Meisterhand, werden hohe Preise bezahlt.
Die fertigt Mischung, auf 320 Grad erhitzt, wird mit Löffeln in die Form gegessen - durch zwei Gußöffnungen, damit die Luftblasen entweichen können.
Die form wird gebrochen, der Körper herausgelöst. Eine Kaffeekanne hat zwei Gußkörper: das Halsstück und den Boden. Beide werden miteinander verlötet.
Fräsen und Schleifen: die Kosmetik für den Rohling. Schimmernder Glanz verkauft sich besser. Zum Schluß die kleinteile - wie hier der Kannengriff. Handwerk muß sich kenntlich machen. Der Zinnstempel gibt Auskunft über die Werkstatt und über den Zinngehalt.
Eine kostbare Form für einen kostbaren Inhalt. Seitdem der Preis für Kaffee in niegekannte Höhen schnellte, sollte man Kaffee entsprechend genießen.
Dabei-Sport: Bremer Blut
Rollenwechsel in Bremen. Annegret Richter, die schnellste Frau der Welt, schickte diesmal andere auf die Strecke. Start zu dem heißen Sixdays von Bremen, dem Schluß- und Höhepunkt der Sechstage-Saison in Deutschland.
Bremen hat Berlin als Hochburg der Sechstagerennen abgelöst. Die besten Radprofis Europas hetzen sich hier über die Lattenbahn. Denn nirgendwo sonst werden so hohe Startgelder und Prämien gezahlt. 3.000 Mark pro Nacht sind für gute Fahrer die Regel, Spitzenprofis verlangen und erhalten das Doppelte.250.000 Gläser Bier, 36 gebraten Ochsen: so hielten sich Bremens Radsport-Fans 6 Nächte aufrecht. Die Mixtur aus Show und Sport, in der Vergangenheit mehrfach totgesagt ist in den letzten Jahren ein Publikumsrenner geworden.
118.000 Menschen kamen zum Radsportfest nach Bremen. Stehplatzkarten wurden auf dem schwarzen Markt für 60 Mark gehandelt.
Zwar fahren die Profis nicht mehr 24 Stunden am Tag Doch die Strapazen sind geblieben, ebenso die Kasernierung. Während der 6 Tage dürfen die Fahrer die Halle nicht verlassen.
Das Zweier-Team Bugdahl/Serou mit der Nummer 7 gehört zu den erfolgreichsten Gespannen. Der schon 42-jährige Klaus Bugdahl hat bisher rund 430,000 Kilometer im Sattel zurückgelegt und ist immer noch einer der Besten
Der Schlußtag lichtete das Teilnehmerfeld. Mißglückte Manöver, bei Tempo 60 geplatzte Reifen. 4 Fahrer mußten nach schweren Stürzen von der Bahn. Gehirnerschütterungen, Rippen- und Schlüsselbeinbrüche: das Berufsrisiko von Radrennprofis.
Letzte Runde. Nach führen Bugdahl/Sereu. Doch im Schlußspurt setzt sich Wilfried Peffgen aus Köln knapp vor Bugdahl. Die Sechstagesieger von Bremen 77 heißen Wilfried Peffgen und Albert Fritz.