Jahresrückblick mit und von Werner Finck
Fahrmarkt, Feuerwerk, Sektflasche, Revuegirls Werner Finck stellt Uhr von 5 Minuten vor 12 zurück. Karnevalsumzug Unruhen an der Sektorengrenze Berlin Adenauer und Schumacher als Redner Truman begrüßt Diplomaten - Händedruck mit Wischinski Heuss, groß, mit Victor Gollanz Heuss in Hamburg mit Brauer und Schiller Heuss mit Kolb auf Frühjahrsmesse Frankfurt Wahlkampf in England mit Attlee und Churchill Heuss bei Einweihung von Rheinbrücke bei Mainz Catcher Parade in Ostberlin, Jugendliche, Marine, Panzer Europajugend an der Grenze Europarat Henry Spaak spricht zu Europajugend Demonstrationen gegen König Leopold von Belgien Denkmal Kaiser Wilhelm wird abmontiert Lanzenstechen Parade der Kamelreiter vor Franco Seifenkistenrennen Ochsenrennen Pferderennen Ostpanzer Freiheitsglocke Berlin Truman in Ferien Großphotos von Stalin und Ostführern bei Umzug Truman winkt vor Flugzeug Aufstand in Puerto Rico Schützenfest Krieg in Indochina Mac Arthur in Korea Fliegendes Bombengeschwader Atombombenexplosion O-Ton Werner Krauss: "Zerstören, das ist des Menschen größtes Talent. Es fehlt nicht viel und er wird es erreichen, dass der ganze Globus auseinanderspringt, man braucht nur ein ganz klein wenig nachzuhelfen"! Skispringer Clownspringer von Sprungturm Schönheitswettbewerb Revuegirls Werner Finck stellt Uhr auf 12 Uhr
Jahresüberblick mit und von Werner Finck
Kamera: Stoll
Revue der interessantesten und unbedeutensten Ereignissen in aller Welt
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1950 - ein Jahresrückblick mit und von Werner Finck
Halt, meine Damen!
Schluss mit dem Paradeschritt, das werden wir noch früh genug üben müssen. Jedes Jahr dieselbe Voreiligkeit.
Dabei ist es erst 5 Minuten vor Zwölf. Bitte den Zeiger noch einmal zurückdrehen - übrigens der erste Zurückgestellte dieses Jahres.
Bei dieser Zurückstellung stossen wir gleich auf eine sehr interessante Feststellung. Das fing im vorigen Jahr genau so an, mit Karneval und allem Möglichen. Wir sind sehr normale Menschen, die sich als Verrückte ausgeben. Viele stecken den Kopf in den Sand, und sie fuhren gut dabei. Es ist leider nur ein kleines Häufchen, das sich mit solchen Verrücktheiten abgibt. Weitaus grösser ist die Zahl derer, die sich als normale Menschen ausgeben, in Wirklichkeit aber sehr überbelastet sind.
Wir erinnern daran: Berlin erlebte im vergangenen Jahre verschiedene politische Unruhen an den Sektorengrenzen.
Die bedauernwerten Politiker versuchen, zwischen beiden Gruppen zwischen den Irren und Normalen, ein Gleichgewicht herzustellen. Jeder von ihnen sucht sich zu behaupten, indem er das Gegenteil von dem behauptet, was der Gegner behauptet. Sie verstehen ihr Handwerk und wissen ihre Freunde unter Druck zu setzen.
In solchen unruhigen Zeiten, wo alles aus dem Häuschen ist, ist ein Heuss von unschätzbarem Wert. Er gehört leider zu den Zwangsverschleppten dieses Jahres, mal schleppt man ihn dahin, mal dorthin, und alles lässt er über sich ergehen, manchmal ist er restlos fertig.
Zu den wenigen Eingeweihten in dieses Schicksal gehören die Brücken. Ich glaube, der Bundespräsident hat in diesem Jahr allein ein Dutzend Brücken wieder einweihen müssen.
Wir erinnern daran: Einweihung der grossen Rheinbrücke bei Mainz.
Das geht an laufenden Band, der Durchschnitt lässt sich bei dieser Gelegenheit wieder mitfotografieren. Soviel Überfluss und über Brücken, Brücken.
Etliches ist schon viel, viel besser geworden. Du hast zwar noch den Widerstand der Opposition zu überwinden, sagts sich Attlee, aber du überwindst'n. Churchill gibt den alten Fingerzeig
Das Ringen zwischen Ost und West hat in diesem Jahr an Heftigkeit zugenommen, es ging Schlag auf Schlag. Wieder ein Aufschlag. Auf dem diplomatischen Parkett machen sich solche Händel besonders nett. Na gib's Händl, keep smiling, so ...
Wie gut, dass alles zum Wohl des Vaterlandes geschieht, sehr zum Wohl des Vaterlandes. Was zum Wohle eigenen Vaterlandes geschieht, gereicht aber den anderen Vaterländern sehr oft zum Unwohl, hier zum Grotewohl.
Wir erinnern daran: 1950 Jahr der Gespräche um die Wiederaufrüstung.
Räder müssen rollen für den Frieden. Jetzt verstehen wir die grenzenlose Begeisterung unserer Jugend für Europa. Junge Mitteleuropäer ohne Mittel, selbst die Hohenzollern sind sprachlos. Dieser Schlag bäumt sich auf. Während die europäische Jugend handelt, ergiesst sich der Redefluss der Konferenzen in ein endloses Meer, das heisst, mehr Kredite, mehr Misstrauen, mehr zu sagen, mehr Soldaten.
Herrschaften, mehrt euch bloss aus!
Der grösste europäische Konferencier dieses Jahres Henry Spaak. Was er in diesem Jahre Kluges gesagt hat, erspart mir hier.
Er schaffte sich leider viel Feinde, als der belgische König zu Stuhle kommen sollte. Dummerweise machten sich die Stühle selbständig.
Im Ostsektor Berlins wurde das Problem der Monarchie sehr primitiv gelöst. Das hätten die stolzen Hohenzollern sich auch nicht träumen lassen, dass ihr Volk sie einmal so herablassend behandeln würde.
Wir erinnern daran: Demontage in Deutschland.
Der Abriss dieses Jahres wäre nicht vollständig wenn wir nicht des alliierten Abreisskalenders auch gedächten. Aber vielleicht müsste alles eingerissen werden, um grösseren Werken der Rüstung Platz zu machen.
Da ist schon die neue Rüstung. Für unsere Landser wird manche neue Lanze eingelegt. Aber die Landser misstrauen der Sache noch sehr, vor allem den hohen Tieren, denn sie wissen nicht, wohin die eines Tages geführt werden.
Ausserdem sieht dar Verhältnis zwischen östlicher und westlicher Rüstung noch sehr komisch aus. Dies etwa entspricht der östlichen Richtung, das der weltlichen Lösung, die auf die schiefe, Ebene angewiesen ist, damit sie schneller ins Rollen kommt, man hilft noch ein bisschen nach.
Man könnte es auch mit einem Ochsenrennen vergleichen mit schweren Rindviechern, mit leichten Pferden. Im Uno-Stil würde es auch so aussehen.
Wir wissen Jedoch übrigens Jetzt, was die Glocke geschlagen hat.
Wir erinnern daran: Weihe der Friedensglocke in Berlin.
Truman war auf der Höhe dieses Jahres noch eisern optimistisch. Wahrscheinlich war er nicht so im Bilde wie Stalin und seine östlichen Hintermänner. Er fühlt sich aber immer noch als der Schirmherr der westlichen Geschicke. Er liebt die raschen Beförderungen und raschen Beförderungsmittel. Seinem Schutzengel ging es aber doch ein bisschen zu schnell, als man Truman in einer Sekunde ins Jenseits befördern wollte.
Wir erinnern daran: Attentat gegen Truman, Aufstand in Puerto Rico.
Überall Schützen, überall setzen sich schon wieder neue Schützen fest, und was für ein Fest das ist.
So fängt es wieder an, so geht es weiter. Dann kommt die Marschmusik zur Freude auf die Plätze, es wird getrommelt und gepfiffen, dann wird Tritt gefasst, dann kommt der Marschbefehl.
Wir erinnern: Krieg in Indochina, Einmarsch in Tibet, Krieg in Korea Und wir erinnern die Welt an den Frieden!
"Zerstörung ist des Menschen grösstes Talent. Es fehlt nicht viel und er wind en erreichen, bis der ganze Globus auseinanderspringt, man braucht nur ein ganz klein wenig nachzuhelfen".
Sie verstehen Jetzt vielleicht, warum ich den verrück spielenden Normalen den Vorzug gebe vor den normal spielenden Verrückten.
Mit ihnen wollen wir auch den Sprung ins Neue Jahr wagen und wünschen einen guten Rutsch! Grössere Sprünge machen können wir wohl kaum und manche werden dabei ins Wasser fallen. Aber wir wollen ruhig den nackten Tatschen ins Auge sehen!
Es kommt nicht darauf an, wie man ein Ding betrachtet, sondern wie man es anfasst.
So, meine Damen, Sie können Jetzt aufhören. Sie werden bald abgelöst von rauheren Beinen.
Jetzt ist es soweit. Wir wollen mal sehen, was das Neue Jahr Bringt.
Auf jeden Fall alles Gute in Namen dar "Neuen Deutschen Wochenschau" und natürlich auch im Namen dieses Theaters!